den Kanton Thurgau,
an der Strasse St. Gallen-Konstanz und 4,6 km sö. der Station Amriswil der Linie Zürich-Winterthur-Romanshorn.
Postablage,
Telephon;
Postwagen Amriswil-Lömmiswil.
Gemeinde, mit Blasenberg, Finkensteig, Holzbifang, Hub, Katzensteig, Oberegg, Ratzenwil
und Unteregg: 157 Häuser, 1015 Ew. (wovon 201 Reformierte);
Dorf: 25 Häuser, 166 Ew. Die Katholiken gehören zu den
vier Pfarreien Muolen, Häggenswil, Sitterdorf und Hagenwil, die Reformierten zu den drei Thurgauer Kirchgemeinden Amriswil, Neukirch-Egnach
und Sitterdorf.
Muolen wurde 1803 als eigene Pfarrei von Hagenwil abgetrennt. 4 Schulhäuser.
Neue Strasse Muolen-Oberegg.
Hauswasserversorgung.
Spar- und Leihkasse. Das Dorf hat sich in den letzten Jahren bedeutend verschönert.
Ackerbau, Viehzucht
und Milchwirtschaft;
5 Käsereien. Maschinenstickerei als Hausindustrie stark verbreitet.
Die projektierte
Bahn Bodensee-Toggenburg berührt die Gemeinde im O. und sieht eine Station Muolen vor. 1155: Muola.
und Muot Sureint (Kt. Graubünden,
Bez. Albula).
2363 und 2675 m. Ende des vom Piz Uertsch (über dem Scheitel des Albulapasses) nach W.
abzweigenden wilden Kalkkammes, der sowohl gegen Val Tisch als gegen Val Zavretta steilwandig abfällt.
Romanisch muot, muotta, muottas und italienisch muotta = Berghang oder Bergrücken.
und Muotathal (Kt. und Bez. Schwyz). Die Muota ist der einzige grössere rechtsseitige Zufluss des Vierwaldstättersees
und damit auch der grösste rechtsseitige Zufluss der Reuss. Ihre Länge beträgt etwa 30 km, ihr Flussgebiet 315,9 km2,
wovon 0,551 km2 auf Eisfelder und 60,743 km2 auf Wald entfallen. Ihre Quellen finden sich hinten
im Bisithal am Gebirgszug von der Schächenthaler Windgälle bis zum Glatten am Klausenpass. Als Ilauptquelle gilt der vom Alplerthor
nw. der Windgälle kommende Bach, der ö. bis unter die Ruosalp fliesst und unterwegs mehrere hübsche Wasserfälle (namentlich
bei dem durch eine Steilstufe gebildeten Uebergang von Alplen nach der Ruosalp bildet).
Von unterhalb dieser Alp an durchzieht die Muota in einem nach NW. gerichteten Bogen das Bisithal bis zur Aufnahme des vom
Pragelpass kommenden Starzlenbaches, dann wendet sie sich nach WNW. und tritt unterhalb der sog. Suwarowbrücke in der Enge
zwischen den Fels- und Waldhöhen des Stoss und des Giebel aus dem Muotathal aus, um in die offene Landschaft
von Schwyz
zu gelangen, hier in zuerst nw., dann w. und endlich sw. Richtung ihr eigenes Delta zu durchfliessen und endlich bei
Brunnen in den See zu münden.
Das Elektrizitätswerk Schwyz
beutet mit 730 HP so ziemlich die ganze Wasserkraft des Flusses aus. Die drei
Thalabschnitte Bisithal, Muotathal und Delta entsprechen dem Oberlauf, Mittellauf und Unterlauf der Muota und zeigen in typischer
Weise die drei Hauptentwicklungsstadien der Thalbildung, nämlich Einschneiden (Tiefenerosion) im Bisithal, Verbreitern (Seitenerosion)
im eigentlichen Muotathal und Aufschüttung (Akkumulation) im Delta. Der Uebergang von einer Thalstufe
zur folgenden wird je durch eine schluchtartige Thalenge bezeichnet.
Einst
war aber das Mündungsstück anders geartet als jetzt. Die Reuss floss damals in einem höhern Niveau von Brunnen über
die Gegenden des jetzigen Lowerzer- und Zugersees hinweg und nahm auch die Muota mit sich. Erst durch das
Einsinken des Alpenkörpers am Ende der ersten Interglazialzeit wurde der Vierwaldstättersee gebildet und die Reuss in neue
Bahnen geleitet. Seither mündet auch die Muota in den neu entstandenen See und erhält sogar einen Zufluss aus dem alten
Stammthal der Reuss, nämlich die Seeweren, den Abfluss des Lowerzersees. Damit sind auch sämtliche Zuflüsse
dieses
Sees, darunter die am Hochstuckli entspringende und über Biberegg und Sattel fliessende Steiner Aa, der Muota tributär geworden.
Ihr Gebiet hat sich dadurch um 81 km2 vergrössert, und ihre Gebietsgrenze (Wasserscheide) verläuft nun ausserhalb des
Muotathals über Rothenfluh, Mythen, Haggenegg, Neusellstock, Biberegg, Morgarten, Rossberg, Goldau, Rigi Scheidegg,
Hochfluh zum Vierwaldstättersee w. von Brunnen. Es gehört also zum Gebiet der Muota (aber nicht zum Muotathal) das ganze prächtige
Becken von Schwyz,
eines der schönsten Gelände der Schweiz.
Andererseits will einem das Riemenstaldenthal als eine Seitenkammer des Muotathales erscheinen, denn auf den ersten Blick
fasst man die Kette der Schächenthaler Windgälle vom Rophaien bis zum Glatten als S.-Wand des Muotathals
auf. Erst bei näherer Untersuchung sieht man hier die Wasserscheide vom Rossstock nö. über den Kaiserstock zum Blümberg
ziehen und dann nw. über den Pass des Katzenzagel (1490 m) und endlich w. vom Dreiangel über den Klingenstock
und Frohnalpstock von der Hauptkette abspringen, so dass das Riemenstaldenthal vom Gebiet der Muota abgetrennt wird. Im O.
geht die Wasserscheide im Bogen vom Glatten und Firnerloch über die Mährenberge und Jägernstöcke zum Ortstock, dann über
Pfannenstock und Silberen zum Pragelpass, so dass auch die zum Teil abflusslosen Gebiete der Glattenalp,
Karrenalp und von Silbern-Bödmern dem Muotathal zugeteilt werden.
Allerdings fliesst aus diesem weiten Gebiet, dem grössten Karrengebiet der Schweiz, nur der Bach aus dem Rätschthal oberirdisch
der Muota zu. Doch werden auch die versickernden und unterirdisch abfliessenden Gewässer ihren Weg meist nach der Muota
finden, wie z. B. das Wasser des Höll-Loches zeigt, das etwa 2 km ö. von der Kirche Muotathal in den Starzlenbach
mündet. Auch aus der O.-Wand des Bisithales kommen manche Quellen zum Vorschein, die aus dem darüberliegenden Karrengebiet
stammen müssen.
Auf der N.-Seite des Muotathales endlich zieht die Wasserscheide zunächst über den scharfen Kreide-Felskamm des Miesern,
Drusberg und Heuberg, dann über die sanften, vielfach sumpfigen Flyschhöhen des Spirstockes (Neuhütte-Hessisbohler Kapelle),
Sternenegg, Klein Schienberg (Tithonklippe auf Flysch), Ibergeregg, Brünnelistock, Müsliegg und Holzegg am Grossen Mythen. Die
ganze Länge des Muotagebietes vom Rossberg bis zum Ortstock beträgt 35 km, die Breite von der Rigi Hochfluh bis zum Neusellstock
und auch vom Kinzig Kulm bis zum Pragel 14 km, bei Schwyz
aber blos noch 4 km. Die Zuflüsse können darum nur klein sein. Ausser
dem Starzlenbach und der Steiner Aa-Seeweren sind von rechts nur etwa der Mettelbach, der Bettbach
mehr
und der Klingentobelbach zu nennen, die mit hübschen Wasserfällen über das langgezogene Fluhband der rechten Thalwand stürzen
oder dasselbe in Schluchten durchbrechen. Der bedeutendste linksseitige Zufluss ist der beim Dorf Muotathal mündende Hüribach
vom Kinzig Kulm. Weiter draussen kommen noch der Bürgelibach vom Katzenzagel, der Rambach, der Troligbach und
der Stossbach von der Kette des Klingenstockes, zum Teil ebenfalls hübsche Wasserfälle bildend.
Ein Blick auf die geologische Karte zeigt, das im Muotathal zwei Thalzüge sich schneiden, nämlich das eigentliche Muotathal
und die Thalfurche, die von Sissikon über Riemenstalden, Katzenzagel, Dorf Muotathal und Pragel nach dem Klönthal zieht. Diese
letztere ist eine Mulde, deren Grund von einem langen schmalen Eocänband gebildet wird, während rechts
und links Kreideschichten anstehen. Wir haben hier ein tektonisches Thal, das schon bei der Gebirgsfaltung als Längsthal
parallel dem Streichen der Falten entstanden ist, aber dann durch die Erosion weiter und ungleichmässig ausgearbeitet wurde.
Es zerlegte das Kreidegebirge in zwei parallele Ketten: 1. die n. Kette Frohnalpstock-Drusberg-Muttriberg-Wiggis
und 2. die s. Kette Rophaien-Schächenthaler Windgälle-Ortstock-Glärnisch.
Beide Ketten bilden je ein System aneinanderliegender, vorherrschend südlich überschobener Falten, so dass die N.-Hänge
die relativ sanft abfallenden Schichtflächen, die S.-Hänge dagegen die steil abgebrochenen Schichtköpfe zeigen und das
Riemenstalden-Pragelthal ein isoklinales Längsthal ist. Diese ursprüngliche einfache Gestaltung
wurde gestört und kompliziert durch die Bildung des Muota-Bisithals als einer grossen Erosionsfurche, die beide Ketten schräg
durchschnitten und damit auch jenes Längsthal zerstückelt hat.
Das Muota-Bisithal ist also ein Querthal, das aber manche Charakterzüge eines Längsthales an sich trägt. Darauf beruht
seine landschaftliche Vielgestaltigkeit. Der Querthalnatur verdankt es seine langgestreckten Steilwände
zu beiden Seiten mit ihren Runsen und Wasserfällen und seine Thalengen bei der Suwarowbrücke und am Ausgang des Bisithals,
der isoklinalen Längsthalnatur seine steil abgebrochenen Felswände und Stufen auf der rechten Seite vom Pragel (Mieseren,
Drusberg, Forstberg, Heuberg, Rothfluh etc.) bis zur Fallenfluh und zum Giebel und die als Schichtflächen
sanft ansteigenden Halden der linken Thalseite.
Eine weitere Reihe von Eigentümlichkeiten verdankt das Thal seinen Kreidegebirgen. Dahin gehören schon die da und dort
hervorbrechenden starken Quellen, dann aber besonders die ausgedehnten Karrengebiete, vor allem ö. vom Bisithal (von der
Glattenalp bis zur Silberen), in geringerer Ausdehnung auch links desselben und des Muotathales (z. B.
am Wasserberg, am Achselberg und anderwärts), endlich zahlreiche, meist weit in den Fels eindringende, vielgestaltige und
mannigfach verzweigte Höhlen, so das Lauiloch und die Ueberhöhle, beide im Ried in der vordern Hälfte des Muotathals, eine
kleinere Höhle oberhalb Lipplisbühl am Weg zum Kinzig Kulm, eine Höhle am Drusberg und vor allem das in den
letzten Jahren genauer erforschte Hœllloch (s. diesen Art.) bei Stalden am Weg zum Pragelpass.
Aber auch abgesehen von derartigen Besonderheiten ist das Muotathal ein hochinteressantes und schönes Thal. Prächtige Felsformen,
grüne Wiesenflächen, dunkle Waldhänge und die überall sprudelnden und schäumenden Wasser folgen sich
in fortwährendem Wechsel. Eine hübsche Strasse führt von Schwyzw. und s.^[Berichtigung: s. und ö.] um den Giebel herum durch
die tiefe Mündungsschlucht in das Thal. Noch in der Schlucht zweigt ein anderes Strässchen ab, das hinunter führt an die
Muota, über die gedeckte hölzerne Suwarowbrücke und von da wieder über den Weiler Ober Schönenbuch zurück ins Becken
von Schwyz.
In dieser Gegend fanden Ende September 1799 die verzweifelten Kämpfe zwischen den Russen unter Suwarow und den Franzosen
unter Masséna statt.
Nach furchtbarem Ringen wurden die Franzosen über die Brücke zurück gedrängt, die unter der Last zusammenbrach
und Hunderte mit sich in der grausigen Schlucht begrub. Die jetzige Suwarowbrücke ist aber nicht die historische. Von dieser
letztern sind nur noch Reste der Steinlager etwas oberhalb der jetzigen Brücke vorhanden. Hinter dieser düstern Gegend weitet
sich das Thal, ein ebener Thalboden zieht sich vom Klingentobet bis hinter das Dorf Muotathal, das sich
anmutig und weil zerstreut über den Thalgrund und die beidseitigen Berghalden breitet.
Der Fremdenverkehr ist noch schwach entwickelt, obwohl das Thal von Brunnen und Schwyz
aus ziemlich viel besucht wird. Der Verkehr
wird sicher zunehmen, sobald einmal die Pragelstrasse gebaut sein wird. Der Uebergang von Muotathal auf
dem jetzigen rauhen, teils steinigen teils sumpfigen Bergpfad nach Richisau im Klönthal, wo man wieder eine Fahrstrasse erreicht,
erfordert etwa 5½ Stunden (4 Stunden bis zur Passhöhe 1541 m), von Schwyz
bis Glarus
etwa 10 Stunden. Andere, von Touristen nicht selten
begangene Pässe sind der Katzenzagel, der Kinzig Kulm und der Ruosalper Kulm.
Der Katzenzagel (1490 m) führt in etwa 4½-5 Stunden von Muotathal nach Sissikon am Vierwaldstattersee, der Kinzig Kulm (2076
m) in etwa 8 Stunden nach Altorf (4 Stunden bis zur Passhöhe) und der Ruosalper Kulm (2172 m) in etwa 6 Stunden
durch das Bisithal auf die Klausenstrasse. Von Muotathal führt noch ein weiterer Pass durch das Bisithal, die Alp Gwalpeten
und das Firnerloch (2242 m) direkt nach dem Urnerboden (etwa 6 Stunden). Verschiedene geologisch interessante, aber sehr beschwerliche
Bergpfade gehen endlich vom Bisithal über die grossen Karrengebiete direkt nach Linthal, so von Schwarzenbach
(Wirtschaft, 2½ Stunden hinter
mehr
Muotathal) über Blindseeli, Glattenalp, Furkel und Euloch, resp. Bärentritt, oder über Melchberg, Karrenalp, Erixmatt und
Bützi, beidemal nach den Braunwaldbergen und Linthal (8-9 Stunden von Muotathal). Doch kann man diese Uebergänge nicht als
Pässe im gewöhnlichen Sinn bezeichnen. Leichtere, aber von Touristen wenig benutzte Uebergänge führen von Illgau über
die Ibergeregg (1406 m) oder über Hessisbohlalp (Neuhütte 1668 m) nach Unter Iberg und Einsiedeln. Die
im Kanton Schwyz
vorkommenden Ortsnamen Muota und Muotetsch sind vom althochdeutschen muot = wild und a, aa = Wasser herzuleiten. Muota
also = wilder Bergbach.