rotes Verrucano-Konglomerat eingesenkt, das an manchen
Stellen schöne Rundhöcker und Gletscherschliffe zeigt. In den Einsenkungen
zwischen den Rundhöckern liegen kleine Torfmoore, und der obere Teil des
Thales ist von mehreren Moränenwällen durchzogen.
Der Verrucano enthält, namentlich auf der
S.-Seite der Mürtschenalp (am
N.-Hang des
Silberspitz), kleine
Lager und
Gänge von
silberhaltigen Kupfererzen. Verlassene
Stollen beweisen, dass diese Erze in alter, unbekannter Zeit ausgebeutet worden sind. 1849 wurde
der Bergbau von zwei
Bürgern von
Obstalden wieder aufgenommen und seit 1853 durch eine von Dr. Heinrich Simon gegründete
Gesellschaft mit einem Aktienkapital von 700000 Fr. betrieben. Da jedoch der Erzreichtum im Innern des
Berges stark abnahm, sah sich die Gesellschaft Ende 1861 gezwungen, den Bergbau einzustellen.
Von den drei
Stollen, welche im Betriebe waren, liegen zwei s. von Mürtschenalp Unterstafel am Hang unter der kleinen Alp
Tschermannen, der dritte im Kaltthal am N.-Fuss der
Kaltthalköpfe. Bei der Sennhütte auf Mürtschenalp Unterstafel (1624
m) sieht man noch die Ruine des Knappenhauses (Wohnhaus der Bergwerksarbeiter). Die Mürtschenalp ist die einzige Gegend
des Kantons Glarus,
wo die
Arve noch in grosser Zahl gedeiht. Vergl. Stöhr, Emil. Die Kupfererze an der Mürtschenalp und der auf ihnengeführte Bergbau. (Neue Denkschriften derSchweiz. naturforsch. Gesellschaft. Band 21, 1865).
Ihr zackiger
Kamm ist in drei Hauptgipfel, den
BuchenMürtschen (2442 m), denFaulenMürtschen (2415 m)
und den
Stock oder
BösenMürtschen (2392 m) zerlegt. Nordwärts sinkt der
Grat, an
Höhe und Wildheit rasch abnehmend, über
die
Hochmatt (1865 m) auf die Terrassen des
Kerenzerberges hinunter. An den Fuss der Felswände lehnen sich, namentlich auf
der
W.-Seite über dem
Spanneggsee und auf der
O.-Seite über der
Meerenalp, mächtige Schutthalden
an. Der
N.-Grat des
Stock ist von einem grossen Felsenfenster, dem «Stockloch», durchbrochen.
Die Hauptmasse des Mürtschenstocks besteht aus oberem
Jura (Malm),
der in Schiltkalk, Hochgebirgskalk, Balfriesschiefer und
Troskalk gegliedert ist. Die Balfriesschiefer bilden ein sehr auffälliges, um den
Stock und den
Faulen herumlaufendes
Band, die sog. «schwarze
Schnur», die für die Gemsjagd und die Besteigung des Gipfels von Bedeutung ist. Unter dem Malm treten
auf der O.- und der
S.-Seite Dogger, Quartenschiefer, Rötidolomit mit Rauhwacke und Verrucano zu Tage. Diese Schichten bilden
zwei grosse, nach N. geneigte Falten, deren Bau an den nach W. und O. abfallenden
Wänden prachtvoll aufgeschlossen
ist. Der Mürtschenstock gehört wie die benachbarten Gipfel
Fronalpstock,
Neuenkamm und
Alpfirzstock einer Ueberschiebungsmasse
an, die
von S. her über das Schichtensystem des
Schild und der
Berge des
Murgthals hinübergeschoben worden ist. Die drei Mürtschengipfel
werden ziemlich oft bestiegen, sind jedoch nur für geübte Kletterer erreichbar.
(Fuorcla)(Kt. Graubünden,
Bez. Maloja).
2908 m. Vergletscherter Passübergang; führt von
Scanfs im Unter
Engadin durch das
Val Müschauns
nach
Livigno. 1,1 km s. davon steht der abgelegene, hohe
Piz Fier auf der Grenze gegen Italien. Unterhalb des vom
Pass absteigenden
Gletschers liegt auf Schweizerseite ein winziger
See. Die Fuorcla Müschauns führt über Hauptdolomit,
der nahe dabei von Kössener Schichten des Rät überlagert wird. Nur selten begangen.
(Val)(Kt. Graubünden,
Bez. Maloja).
Grösstes ö. (rechtsseitiges) Nebenthal des
Val Trupchum, einer der obern Verzweigungen des
Thales der
Ova Varusch, das zwischen
Scanfs und
Capella von rechts aufs Unter
Engadin ausmündet. N. vom Val Müschauns
ragt die gewaltige Kalk- und Dolomitkette
Pizd'Esen-PizQuater Vals (3130 und 3157 m) auf, der
Hintergrund ist
Schutt- und Gletschergebiet,
und im S. trennt das Thal eine vom
GrenzgipfelPiz Fier (3060 m) auszweigende, kürzere und niedrigere Kette vom kleinen
Val Mela. Val Müschauns ist bogenförmig nach N. gekrümmt und wendet sich unten nach SW. Vor der Ausmündung liegt
die
Scanfser Alp Purchèr. Es steigt von der die Grenze gegen Italien überschreitenden
Fuorcla Müschauns und ihrem kleinen
Gletscherfeld in drei Stufen ab. Deren oberste hat ein Bachgefälle von 480 m oder 342‰ und
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fällt mit hohen, durchschluchteten Felsterrassen zur mittlern Stufe ab, die in 2100-2280 m liegt und viel flachem Boden
hat. Die mittlere und unterste Stufe (Val Müschauns im engern Sinn) sind zusammen 2,7 km lang und weisen ein Gefälle von 440 m
oder 162‰ auf. Das Thälchen ist bis über 2000 m hinauf spärlich bewaldet. Seine Alpweiden gehören
der Gemeinde Scanfs. Die untere und mittlere Thalstufe liegen in Liasschiefern und -mergeln (Allgäuschiefern), die in den
Nachbarthälern Val Trupchurn und Val Casana zahlreiche Versteinerungen (besonders Ammoniten) enthalten; die oberste Stufe
weist neben diesen Schiefern noch Rauhwacke, Raiblerschichten und Hauptdolomit auf. In der Kette Pizd'Esen-PizQuater Vals liegen über dem Hauptdolomit die Kössenerschichten (mit Korallen und Megalodonten), Liaskalke und -mergel
und endlich als Schluss der Jurabildungen rote, grüngefleckte Schiefer mit roten Hornsteinen.
Diese letztern gehören der tithonischen Stufe an und enthalten Fossilien (Aptychen und in den Hornsteinen zahlreiche Radiolarien).
Auf der Alp Purchèr am Thalausgang ragt ein Rücken von krystallinen Schiefern, Verrucano, sowie ältern
und mittlern Triasgliedern hervor. Vergl. Gümbel, W. v. Geolog. Mitteilungen über dieMineralquellenvonSt. Moritzund ihreNachbarschaft (in den Sitzungsberichten der math.-phys. Klasse der k. b. Akad. der Wiss). München 1893.