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ra, Callianthemum rutaefolium, Thalictrum alpinum, Papaver rhaeticum, Draba Thomasii, Thlaspi Salisii, Erysimum rhaeticum, Geranium divaricatum, Alsine biflora, Sempervivum Wulfeni, Potentilla pseudoargentea, Plantago serpentina, Chenopodium botrys, Armeria alpina, Veronica prostrata, Lathyrus Lusseri, Astragalus leontinus;
Oxytropis Halleri var. intricans, O. lapponica und O. Halleri;
Horminium pyrenaicum;
Primula glutinosa, P. oenensis und P. longiflora;
Cortusa Matthioli, Pleurogyne carinthiaca;
Gentiana obtusifolia und G. tenella, Valeriana supina, Pulmonaria azurea, Camp
anula spicata;
Achillea atrata und A. moschata;
Senecio nebrodensis, S. abrotanifolius, S. incanus und S. cacaliaster;
Centaurea Mureti, C. pseudophrygia und C. pratensis;
Daphne cneorum, Tofieldia borealis, Poa minor, Sesleria disticha, Juncus arcticus;
Carex microglochin, C. mucronata und C. bicolor.
Dieser Liste fügen wir noch bei: Viola pinnata, Aethionema saxatilis, Sempervivum montanuni var. pallidum, Saxifraga patens, Aronicum Clusii, Carex baldensis (im Val Nüglia und am Munt della Bes cha, einzige Standorte in der Schweiz) und Festuca valesiaca.
Wie die Flora schliesst sich auch die Fauna vielfach derjenigen der italienischen Thäler Graubündens und des Etschthales an. Das Münsterthal beherbergt z. B. die schwarze Varietät der Hausmaus (Mus poschiavinus) und die Redi'sche Viper (Vipera aspis) von S.-Graubünden und weist an Schmetterlingen und Käfern Formen auf, die durchaus auf den S. und SO. der Alpenkette hindeuten. Die Abgeschiedenheit des Ofenbergrevieres lässt auch noch Tiergestalten wie den braunen Bären und den Steinadler bestehen, ja im Grenzgebiet gegen Tirol kommt vielleicht heute noch der Luchs vor. Zu erwähnen ist ferner der Edelhirsch (Cervus elaphus), der dem Dorf Cierfs seinen Namen gegeben hat; die riesigen Wälder zwischen Zernez und dem Münsterthal sind gute Zufluchtsstätten für dieses edle Tier, das sich im letzten Jahrzehnt fast im ganzen Kanton bedeutend ausgebreitet hat.
Das Münsterthal hat folgende Dörfer: das aus mehreren zerstreuten Häusergruppen bestehende Cierfs (1664 m);
die zwei Gruppen von Fuldera (F. daint und F. dora; 1641 m);
Lü (1918 m) am Uebergang ins Scarlthal, selten schön gelegen und mit prachtvoller Aussicht;
Valcava (1410 m; gutes Gasthaus);
Santa Maria (1388 m; gute Gasthäuser), die Zentrale des Thales mit 384 Ew., Ausgangspunkt der Umbrailstrasse;
endlich unterhalb dem Weiler Sielva der Bezirkshauptort Münster (Müstair; 1248 m) selbst, das grösste Dorf des Thales mit 599 Ew. Eine schöne Lage am N.-Hang des Thales haben die Höfe Valpaschun, Craistas und Terza.
Hauptbeschäftigung der Bewohner sind Viehzucht, Wiesen- und Getreidebau, sowie die Fremdenindustrie. Im untern Thal wird rentable Bienenzucht betrieben, die einen geschätzten Honig liefert. Landesart, Sitten und Charakter haben vielfache Aehnlichkeit mit denen des Unter Engadin. Wie dessen Bewohner wandern auch die Leute des Münsterthales viel in die Fremde aus, wo sie gleiche Beschäftigungen wählen. Durch diese besonders in neuerer Zeit starke Auswanderung hat die Volkszahl des Münsterthales denn auch etwas abgenommen.
Während das Thal nämlich 1838 (nach Röder und Tscharner) 1675 Ew. zählte, sind es heute deren blos noch 1505. Die Sprache ist das Romanisch-Ladinische; doch ist sie etwas verschieden vom Idiom des Unter Engadin. Daneben wird auch deutsch und italienisch gesprochen, und gegen die Landesgrenze hin wird das Deutsche dem Romanischen allmählig ebenbürtig. Alle Gemeinden sind mit Ausnahme von Münster reformiert. Zu Sererhard's Zeit (1742) mussten die Reformierten von Santa Maria aus Rücksicht auf einige Katholiken noch Altar und Messe bestehen lassen, hatten dafür aber das Vorrecht, in einer Kapelle in Münster an einem bestimmten Jahrestag einen reformierten Gottesdienst halten zu dürfen, obwohl hier keine Reformierten wohnten.
Heute befindet sich auch in Valcava eine katholische Kirche, die den zahlreichen im Thal ansässigen Tirolern dient. Das Münsterthal ist die Heimat einer Reihe von berühmten Männern, von denen zu nennen sind Simon Lemnius († 1549), der Dichter der Rhaeteïs; der Reformator Philipp Gallicius (1504-1566) und der Philanthrop P. Theodosius Florentini. Der Geburtsort des auch durch den Streithandel mit Luther und seine Ehrenrettung durch den jungen Lessing bekannt gewordenen Lemnius ist der Hof Guad über der Felsschlucht mit dem Pischafall s. Münster.
Nachdem in Münster schon frühzeitig ein Kloster entstanden war, gewann hier seit den Zeiten der Könige Arnulf (888) und Otto I. (967) das Bistum Chur Land und Leute, während die Landeshoheit den Grafen von Tirol verblieb. In Zivil- und Polizeisachen bestand auch später ein Gotteshausstab, der Blutbann dagegen gehörte dem Herzog von Oesterreich als Grafen von Tirol. Diese Verhältnisse wie auch die Kastvogtei des Klosters Münster gaben zu vielen Streitigkeiten zwischen Oesterreich und dem Bistum Anlass.
Die Gotteshausleute waren damals in die Gerichte Ob der Calva und Unter der Calva (Sur Chia la Vaina und Suot Chia la Vaina) eingeteilt; zu ersterem gehörte auch noch das Quartal Taufers, während das andere die im Vintschgau (Vinstgau) zerstreuten Gemeinden und Leute umfasste. Allmählig kamen dann die im Vintschgau bestehenden Rechte des Bischofes von Chur in den Besitz der Grafen von Tirol. So wurde namentlich 1618 Unter Calva annektiert, welches Los nachher auch Taufers traf, wo noch lange Zeit nachher romanisch gesprochen wurde.
Seit 1645 gehörte dieses ganze Gebiet nicht mehr dem Bistum an. Das dem Bischof verbleibende Gericht Ob Calva zerfiel in drei sog. Terzalen: Cierfs, Lü, Fuldera, Valpesona oder Valpaschun, Lüssai und Valcava;
Santa Maria mit Sielva, Camps, Pütschai, Craischtas und Terza;
Münster mit Ruinatscha und Guad (d. h. Wald).
1728 versuchte Bischof Ulrich VII. Federspiel, die damaligen Wirren des Freistaates benutzend, auch alle übrigen Rechte und Lehen des Bistums im eigentlichen Münsterthal an Oesterreich zu verkaufen, und 1733 kam zwischen Bischof Joseph Benedikt von Rost und Oesterreich ein richtiger Verkaufsvertrag zustande. Doch kam der Verkauf nicht zur Ausführung, da das im polnischen Successionskriege Frankreich als Feind gegenüberstehende Oesterreich den mächtig wachsenden Einfluss der französischen Partei mit Besorgnis und Unruhe sah und deshalb nicht abgeneigt war, mit den drei Bünden wegen des Münsterthales in Unterhandlungen zu treten.
Die Bünde machten nun das Zugsrecht geltend und lösten 1733 das Thal ein. Aber erst 1748 verständigte man sich auch über die anderweitigen Bedingungen der Abtretung. Seither gehört alles Gebiet von der Gemeinde Taufers an abwärts zur Grafschaft Tirol. Der das bündnerische Münsterthal betreffende Loskaufbrief wurde erst 1762 unter Maria Theresia der rätischen Regierung zugestellt. Den Höhepunkt aller kriegerischen Ereignisse im Münsterthal bildet die glorreiche Schlacht an der Calven (in der Thalenge zwischen Taufers und Latsch) vom wo die Bündner nach Umgehung des Lagers der Tiroler über den Schlinig her zusammen mit den Eidgenossen einen heldenhaften Sieg errangen und Benedikt Fontana den Opfertod fürs Vaterland starb. 4000 Tiroler blieben auf dem Schlachtfeld tot; andere wurden in die Etsch gesprengt und zwar in solcher Menge, dass das Wasser des Flusses an der Brücke von Latsch durch die Leichen gestaut ward.
Bibliographie
(allgemeine Werke über Graubünden ausgeschlossen): Theobald, G. Geolog. Beschreibung der nördl. Gebirge von Graubünden. (Beiträge zur geolog. Karte der Schweiz. 2). Bern 1863; Gümbel, W. v. Geologisches aus dem Engadin (im Jahresbericht der naturforsch. Gesellsch. Graubündens 1888); Tarnuzzer, Chr. Geolog. Gutachten über die Anlage einer normalspurigen Bahn Chur-Albula-Ofenberg-Münster. Zürich 1896; Böse, E. Beiträge zur Schichtenfolge im Engadin (in der Zeitschr. der deutschen geolog. Gesellsch. 1896); Münsterthal, das bündnerische, mit Ofenberg und Umbrail-Route. Samaden 1903; Bott, J. Losreissung des Gerichtes Untercalven und der Gemeinde Taufers vom Freistaat der drei Bünde. Chur 1860; Foffa, P. Das bündner. Münsterthal, eine histor. Skizze. Chur 1864;
Plattner, W. Die Verhältnisse des Unterengadins und des Münsterthals zur Grafschaft Tirol... (im Jahresbericht der histor.-antiquar. Gesellsch. Graubündens. 1893);
Jecklin, C. und F. Festschrift zur Calvenfeier. ¶
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Chur 1899; Thaler, P. A. Grammatica ladina della Vall Müstair. 1900.
[Dr. Chr. Tarnuzzer.]