von Konstanz; doch stellten sich die Nonnen zu dieser wilden Zeit des Faustrechtes bald unter den
Schutz der Freiherren von
Altenklingen, die dann bei
Schönenbaumgarten eine kleine Veste erbauten. Schon im 14. Jahrhundert lebten hier 60 Nonnen. In
diesem Kloster fand 1418 die Zusammenkunft zwischen Kaiser Sigismund und dem geächteten Herzog Friedrich
von Oesterreich (Friedrich mit der leeren
Tasche) statt, in der dieser seine Auflehnung gegen das Konstanzer Konzil und seine
Parteinahme für den abgesetzten Papst Johann XXIII. abbat und dafür seine konfiszierten Ländereien (Aargau,
Thurgau,
Rheinthal etc.) wieder
zurückerhielt.
Zur Zeit der Reformation trat die Mehrzahl der Nonnen dem neuen Glauben bei. Die sieben alten Kantone,
deren Untertanenland der Thurgau
war, stellten aber 1549 das Kloster wieder her und gaben es den Benediktinerinnen von
Engelberg.
Im Kloster hausten während der Belagerung von Konstanz 1633 eine zeitlang die Schweden. Da es zu feucht war, wurde es
von den Nonnen um 1709 verlassen, die dann ein wenig davon entferntes neues
Haus (das des jetzigen
Spitales)
bezogen, dessen Bau 10 Jahre gedauert hatte.
Als das Kloster 1798-1803 häufig den durchziehenden Truppen Unterkunft geben musste, kam es in Schulden, die sich 1836 bis
auf 68000
Gulden (bei 215000
Gulden Aktiven) gesteigert hatten. Es kam nun unter die Aufsicht des Staates,
der die Zahl der Insassen auf 20 beschränkte. Unterdessen hatte sich schon längst das Bedürfnis nach einem
Spital fühlbar
gemacht, zu welchem Zweck ein besonderer
Fonds gestiftet worden war, der 1826 über 61000
Gulden und 1836 über 171000 verfügte.
Da beschloss der Grosse
Rat, den
Spital im Kloster Münsterlingen unterzubringen, das gross genug dazu
war, ohne dass man die Nonnen zu belästigen brauchte.
Das alte Kloster
am See wurde zur Aufnahme der Geisteskranken und das neue Kloster als
Spital bestimmt und beide Anstalten 1840 eröffnet.
Seit der Aufhebung der
Klöster 1849 dient das neue
Haus ausschliesslich dem Kantonsspital. Um dem stets
zunehmenden Platzmangel abzuhelfen, genehmigte das Volk 1895 einen Kredit von 550000 Fr., welche Summe zum Bau der jetzigen
Irrenheilanstalt verwendet wurde. Der
Spital hat bis heute 18900, die Irrenanstalt 4800 Kranke verpflegt. Das Wappen des
Klosters
zeigte ein goldenes Malteserkreuz in silbernem
Feld. (Thurg. Neujahrsblatt. 1854, 56).
romanisch
Val Müstair (Kt. Graubünden,
Bez. Münsterthal). Westl. Seitenthal zum Vintschgau; vom
Rombach durchflossen,
der oberhalb des Tiroler Dorfes Glurns in die Etsch mündet und diese um die Hälfte verstärkt. Das Thal ist auf Schweizerboden
gegen 5 Stunden oder 18 km und auf österreichischem Gebiet noch weitere 7 km lang. Das schweizerische
Münsterthal bildet den Bezirk und Kreis gleichen Namens, umfasst als solcher 193,3 km2 und zählt 1505 Ew. (7,8 auf einen
km2).
Zum Bezirk gehören auch noch das Thal der
Münsteralpen und der schweizerische Teil des
Val Mora (s. diesen Art.) s. vom
Hauptthal. Grenzen: im N. die Gruppe des
Piz Pisoc (westl. vom
Scarl- und Avignathal), die mit der Sesvennagruppe zusammenhängt,
und im S. und SO. die Umbrailgruppe, die Graubünden
von Italien und Tirol trennt. Oestl. vom
Munt da Buffalora (2629 m) liegt zwischen
dem Hauptthal und dem Thal der
Münsteralpen-ValMora die Kette
Piz Daint (2971
m)-PizDora (2951
m)-PizTurettas
(2958 m), die gegenüber den höchsten Gipfeln der s. Grenzkette der
Münsteralpen um rund 200 m zurückbleibt. Im W. reicht
die Grenze über die niedrige Wasserscheide
Giufplan (zwischen dem Thal der
Münsteralpen und dem
Kessel der zur Gemeinde
Zernez gehörenden Alp
Buffalora) nach dem
Munt da Buffalora hinüber; dann geht sie beim
Wegerhaus quer über
die Ofenbergstrasse ins
Val Nüglia hinein, steigt zum
Piz Nair hinauf und zieht über dessen
Kamm und die Gipfel
Piz Foraz,
Piz Tavrü und
Piz Vallatscha nach
Fontauna da S-charl, um von hier in ö. Richtung durch das
Scarlthal und
Val Costainas am
Stock des
Piz Starlex die österreichische Grenze zu erreichen. Die Grenze gegen das Tirol zweigt vom
Piz Chavalatsch
nach NW. ab, schneidet in durchaus künstlicher Weise 1 km von
Münster entfernt den
Rombach und dann ebenso (1,5 km nw. vom
Rombach) den Vallatschabach des Avignathales und geht in w. Richtung zum Stock des
Piz Terza weiter, um
endlich gegen N. über den
Piz Cotschen wiederum an den
Stock des
Piz Starlex anzuschliessen.
Mit den Nachbarthälern steht das Münsterthal über eine Reihe von Pässen in Verbindung. Solche sind: der
Ofenpass (Sü
Som 2155 m) mit Poststrasse von
Zernez (im Unter
Engadin) nach
Münster und Mals (Tirol);
Der zweite
Pass mit Poststrasse ist das
Wormserjoch (oder
Umbrailpass, auch
Giogo di Santa Maria; 2505 m),
das von
Santa Maria nach S. durch das
Val Muranza führt und bei der vierten
Cantoniera (4½ Stunden über Bormio) in die Strasse
des Stilfserjoches (Stelvio) einmündet. Diese 1901 eröffnete Umbrailstrasse hat dem Münsterthaler Verkehr neuen Impuls
verliehen. Ueber den
Umbrail haben die Bewohner unseres
Thales Jahrhunderte lang
Käse und Salz gegen
Reis,
Mehl und Wein aus Bormio eingetauscht. Die Erstellung einer Strassenverbindung von
Lü über das Joch von
Scarl nach
Schuls
hinaus harrt noch der Ausführung.
Der das Münsterthal durchfliessende
Rombach entspringt in mächtiger Quelle unter denFelsenRuinas (hinter
Aint a som Cierfs) aus Triaskalken und durcheilt zuerst in raschem
Lauf ein mit weiten und frischgrünen
Matten, dunkeln
Wäldern
und rauschenden
Wasserfällen geschmücktes Gelände. In den
Palüs dels
Lais bei
Fuldera, einer vollkommen ebenen Sumpffläche,
die den Rest eines alten Seebeckens bildet, ist der Thalboden gegen 600 m breit, und von
Valcava an abwärts
wird das Thal zu einem weiten und freundlichen Landschaftsbild.
Der
Rombach hat von
Cierfs bis
Münster ein Gefälle von etwa 430 m; seine mittlere Wasserführung wird hier auf 9,46 m3,
die gesamte Bruttowasserkraft auf 1570 PS und die produktive Wasserkraft auf 126 PS geschätzt. Das Münsterthal
senkt sich vom
Ofenpass in vier Stufen ab, die sich bei
Cierfs,
Fuldera,
Valcava und
Sielva befinden. Die schon vorher mit Gletschergeschiebe
bedeckte Thalsohle ist seither aus den von beiden Gehängen herunterreichenden vielen Seitentöbeln und wilden
Schluchten
heraus mit mächtigen Schuttmassen und breiten Schuttkegeln überführt worden.
Daneben finden sich auch zahlreiche Lawinenzüge. In Bezug auf Verbauung von Rutschungen, Lawinenzügen
und
Rüfen der Wildwasser ist in dieser Gegend schon Vieles getan worden; bedeutende Thalsperren und andere Verbauungen existieren
z. B. im
ValRuina bei
Fuldera, im
Val dell' Archa gronda oberhalb
Valcava, im
Val Muranza bei
Santa Maria. Die
vielen rauhen und wilden Ausgänge der Seitenthäler und -töbel trüben vielfach die Schönheit der einzelnen Thalbilder.
Alles Störende im landschaftlichen Rahmen verbirgt sich aber z. B. beim Niederblick von der
Höhe des
Ofenpasses ins Münsterthal,
und wir schauen von da auf ein freundliches, geschlossenes Wiesengelände voll freudigen
Grüns, von dunkelm Tannenwald
umsäumt und eingefasst von malerischen Bergreihen. Uebrigens sind die grossen alten Schuttkegel heute bereits von der Vegetation
erobert, getrocknet und zur Ruhe gekommen, da sich ihre Wasserrinne vielfach tief in sie eingeschnitten hat.
Auf ihnen stehen denn auch die meisten Thaldörfer, so u. a.
Santa Maria und ein Teil vonMünster. Das
Hauptthal biegt vor
Santa Maria aus der bisherigen SO.-Richtung nach NO. um und öffnet sich «gleich
einer Trompeten gegen dem schönen und fruchtbaren Etschland und formiert eine angenehme Gegend» (Sererhard). Seine
längsten Seitenthäler sind
Val Muranza und
Val Vau. Jenes steigt vom
Umbrailpass nach N. herab und mündet bei
Santa Maria aus, während dieses gegen NO. zieht, sein
Wasser zwischen
Valcava und
Santa Maria in den
Rombach sendet und sich
nach oben verzweigt, wo es von dem landschaftlich grossartigen Gebirgsgebiet
Rims abgeschlossen wird und den schönen, forellenreichen
Lai da Rims oder Rimsersee (2392 m) enthält. Der nur
¶
mehr
2240 m hohe Rücken von Dössradond bildet die Wasserscheide zwischen dem Val Vau und dem Thalwasser der Münsteralpen, das mit
dem Ober- und Mittellauf des Rombaches parallel, aber in entgegengesetzter Richtung abfliesst, dann das Val Mora durchzieht
und auf italienischem Boden in den Wildbach des ValBruna-Val del Gallo (Seitenarm des Spöl) mündet.
Die schuttbedeckte Sohle des Münsterthales und die nächsten Gehänge weisen als Hauptgestein schiefrigen, grünen oder rötlichen
Verrucano auf, der nach unten in Casannaschiefer und Gneis übergeht. Er ist stark gewunden und gefältelt und enthält vielfach
Einlagerungen von Quarz in bis zu 30 cm dicken Nestern und Bänken. Nach oben reicht er am Gehänge hoch
hinauf, wird konglomeratisch und geht in rote und gelbliche Sandsteine (alpiner Buntsandstein) über.
Verrucano und krystalline Schiefer liefern ausgezeichnete Bausteine. Auf den Verrucano und Buntsandstein folgen zu beiden
Thalseiten alpiner Muschelkalk (Virgloriakalk), Partnachschiefer, Arlbergdolomit, obere Rauhwacke oder Raiblerschichten und
endlich der Hauptdolomit. Bis jetzt sind in unserem Gebiet jüngere Bildungen nicht nachgewiesen, doch
scheinen die Kössenerschichten (Rät-Lias) da und dort vorhanden zu sein. Oberhalb Cierfs in der Nähe des Punktes 2051 m
am Ofenberg enthalten die mit dem Muschelkalk auftretenden Kalkschiefer und Mergel (Partnachschichten) mancherlei Fossilien,
wie Gervillia, Mytilus, Megalodon und Pentacrinus, der Muschelkalk selbst (auch in der Nähe von Cierfs)
massenhaft Gyroporella pauciforata. An drei Stellen zeigen die Rauhwacken und Kalke der Trias Gipsstöcke aufgeschlossen,
nämlich in der Ofenpartie oberhalb Cierfs, am N.-Hang des Piz Lad über Valcava und im Val Schais bei Santa Maria. An den beiden
erstgenannten Stellen ist dieser Gips den Rauhwacken und Kalken der obern Trias eingelagert, während
er im Val Schais der untern Rauhwacke angehört.
Das Gipslager von Cierfs beginnt hinter denSchluchten und den von Tobeln durchrissenen Halden von Ruinas oberhalb der beiden scharfen
Kehren der Ofenstrasse (nach der Abzweigung des Weges nach ValPlaun) und zieht sich bis fast nach Aint a som Cierfs
hinunter. Diese Bildung reicht im NW. bis über ValPlaun hinauf und umfasst auch ein ganzes Gebiet mit Erdfällen, Erdhügeln
und Einsturztrichtern. Gegen Aint a som Cierfs hin sieht man den Gips in den Schuttrunsen noch zweimal in weissen Zacken und
Stöcken zwischen die zerrissenen Kalk- und Dolomitwände hinaufgreifen.
Das wilde Trümmerfeld der Umgebung entstand durch die Auswaschung der Gipslager, die den Zusammenbruch der auf ihnen ruhenden
nächsten Kalkmassen veranlasst hat. Das von tiefen Spalten durchsetzte Gipslager im Val Schais gleicht von ferne, wie Theobald
bemerkt, beinahe einem Gletscher. Oberhalb des Punktes 2051 m finden sich bei Praivé nahe der Ofenstrasse
auf den dolomitischen Kalken viele Rundhöcker und grossartige Gletscherschliffe. Auf der Höhe des Ofenpasses sind neben lokalen
Einsenkungen auch tektonische Störungen (Verwerfungen) vorhanden. Am Piz Lad und am N.-Hang des Münsterthales über Valcava-Valpaschun
ragen aus den Sedimenten verschiedene Rücken von Gneis und Casannaschiefer auf, die in der Tiefe wurzeln
und daher nicht
überschoben zu sein scheinen; sie sind von den Triaskalken und dem Verrucano mantelartig umhüllt und erscheinen
als isolierte Ausläufer der krystallinen Stöcke der Umbrail- und Sesvennagruppe. Zwischen ihnen liegen die Sedimente als
breitgespannte Mulde. Der Ausgang des bündnerischen Münsterthales gehört schon vorwiegend dem Gebiet
der krystallinen Schiefer an, die in der Gegend der Malserheide (Reschen Scheideck) eine grosse Mulde bilden.
Im waldigen Gebirgsrevier vom Ofenberg bis zum Scarlthal kennt man vielfache Spuren von altem Bergbau, wie ja auch der Name
Ofenberg (Fuorn) von den einst in dieser Gegend befindlichen Schmelzöfen herstammt. Auf der nicht mehr
zu unserem Gebiet gehörenden Alp Buffalora bestanden alte Bergwerke auf Eisen und Blei (angeblich auch auf Silber), mit denen
z. B. 1356 Ulrich von Planta vom Markgrafen Ludwig von Brandenburg belehnt worden war. Zwischen dem Scheitel des Ofenpasses
und Cierfs grub man im ValPlaun an der Halde über den Felsköpfen der obern Rauhwacke silberhaltigen Bleiglanz
ab. Zwischen Piz Schumbraida und Munt Pravedèr im obersten Abschnitt des Thales der Münsteralpen enthält die gleiche Rauhwacke
Eisenglanz und Brauneisenerz eingeschlossen.
Das Klima des Münsterthales ist infolge von dessen geographischer Lage recht günstig und für diese
Höhen (Fuldera 1641 m, Santa Maria 1388 m, Münster 1248 m) mild. Die meteorologische Station Santa Maria verzeichnet leichte
S.- und W.-Winde als weit vorherrschend; gegen den N.-Wind ist das Thal durch die vorgelagerte Bergkette und die beiden im
O. und W. von S. nach N. ziehenden Luftkanäle des Vintschgaues und des Innthales geschützt. Mittlere
Jahrestemperatur in Santa Maria 1902-03: 5,4° C., Maximum 26,9° und Minimum -17,6° C.;
Niederschlagshöhe 683,9 mm. In
beiden Beziehungen schliesst sich der Ort somit an das trockene und verhältnismässig warme Schuls im Engadin an.
Diese Gunst
der geographischen Lage und des Klimas kommt auch in der Flora und Fauna des Thales zum Ausdruck. Der
Wald reicht durchschnittlich bis 2300 m hinauf und geht an einzelnen Stellen bis 2400 m, welche Verhältnisse für die Ostalpen
gegenüber den andern Alpengliedern in gleicher Breitenlage charakteristisch sind. Am höchsten reicht die Arve(Pinus Cembra);im Thal sind besonders die Lärchen (Larix europaea) neben Fichten(Picea excelsa) und Erlen verbreitet,
und für die Bergregion sind dazu noch die Waldföhre (Pinus silvestris), Bergföhre (Pinus montana) und Legföhre oder Krummholz(Pinus pumilio) zu erwähnen.
Bei Cierfs gedeihen noch Roggen und Gerste, und Gerste und Kartoffeln reifen sogar auf der sonnigen Terrasse von
Lü in 1918 m. Bis Fuldera hinunter überwiegt der Wiesenbau, während der eigentliche Getreidebau bei Valcava beginnt. Der
Obstbau beschränkt sich meist auf den Kirschbaum, geht aber bis 1300 m hinauf. Berühmt sind auch die Nelken des Münsterthales
und Engadin, die dank der starken Sonnenstrahlung durch Farbenintensität, Fülle und Grösse sich auszeichnen.
Als charakteristische Alpenpflanzen nennt Brügger (Manuskripte im botanischen Museum der Universität Zürich,
ausgezogen von Dr.
Stephan Brunies) folgende Arten: Ranunculus tho-¶