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die helvetische Regierung seine Existenz. 1806 schloss Luzern mit dem Bischof von Konstanz ein Konkordat, durch welches das Stift zum Ruhesitz für die Geistlichen des Kantons Luzern umgewandelt wurde. Nach dem Sonderbundskrieg belegte die Eidgenossenschaft das Stift 1807 mit einer Kriegssteuer von vollen 571000 Fr. und stellte zugleich sein Vermögen unter die Verwaltung des Staates Luzern. Sein jeweilen vom Grossen Rat normierter Beitrag an die kantonale Kirchenkasse betrug in gewissen Jahren bis zu 32000 Fr. 1895 erlangte es wieder eine grössere Selbständigkeit und darf nun seine Verwaltung unter Aufsicht des Staates selbst besorgen.
Heute zählt es 18 Chorherren und 10 Kapläne. Es unterstehen ihm die Pfarreien Grosswangen, Grossdietwil, Hochdorf, Neudorf, Richenthal, Rickenbach, Pfeffikon und Schongau, sowie die Kaplanei Gormund, es wählt den Pfarrer von Schwarzenbach und führt die Pfarrer von Sarnen und Inwil in ihr Amt ein. Als hervorragende Angehörige des Stiftes können genannt werden: Propst Ulrich II., Graf von Kiburg, der 1233 Bischof von Chur wurde;
der Dichter Rudolf von Liebegg;
der Schriftsteller und Historiograph am päpstlichen Hof Dietrich Sartor;
Heinrich Truchsess von Diessenhofen († 1376);
der Magister Artium Elias Heliae von Laufen († 1475), der erste bekannte Buchdrucker der Schweiz, dessen bemerkenswertes Wohnhaus (das «Schloss» genannt) heute noch steht;
Meister Heinrich Gundelfingen († 1490), Freund von Niklaus von der Flüe und dessen erster Biograph;
Propst Jost von Silinen († 1497), später Bischof von Sitten, vertrauter Ratgeber von König Ludwig XI. von Frankreich und erklärter Gegner Karls des Kühnen;
Propst Ludwig Bircher († 1639), der über die Geschichte seines Stiftes, sowie über die Rechte und Pflichten der Chorherren verschiedene grosse Werke veröffentlicht hat;
Kaplan Wilhelm Dörflinger († 1799), bekannt als Historiker, Heraldiker und geschickter Miniaturmaler;
der fleissige Schriftsteller Propst Fr. Bernhard Göldlin von Tiefenau († 1819), Administrator des schweizerischen Teiles der Diözese Konstanz;
Joseph Stalder († 1833), Verfasser des Schweizerischen Idiotikon und anderer gelehrter Werke.
Die zu Ende des 10. Jahrhunderts erbaute Stiftskirche war eine dreischiffige romanische Säulenbasilika. Da sie viermal den Flammen überliefert wurde, sind von diesem ersten Bau nur noch die Aussenmauern und die den Chor gegen die Seitenschiffe abschliessenden zwei Säulenreihen erhalten geblieben. Beim Neubau von 1386 brachte man gotische Fensteröffnungen an, und 1601-1608 restaurierte man den ganzen Bau im Renaissancestil. Die geschnitzten Chorstühle stammen aus 1608 und sind bemerkenswerte Kunstarbeiten der Brüder Fischer aus Laufenburg. 1774 und 1775 wurde das Innere der Kirche vollständig im Rococostil umgewandelt und reich mit Stukkaturen geschmückt.
Die Restauration von 1900 und 1901 hat daran nichts geändert. Der Kirchenschatz ist trotz der Plünderung von 1798 noch ein reicher. Die Stiftsbibliothek enthält alte Urkunden und Inkunabeln. Von bemerkenswerten Gebäuden in Münster sind ferner zu nennen die aus dem Ende des 18. Jahrhunderts stammende Propstei, das vom Buchdrucker Elias Heliae bewohnte «Schloss» und der 1581 erbaute Gasthof zum Hirschen. Hervorragende Bürger von Münster sind: Pfarrer Bernhard Häfliger (1750-1837), bekannt als Verfasser von Dichtungen in Mundart;
der Arzt und Philosoph Dr. Paul Ignaz Vital Troxler (1780-1866);
der Philolog Chorherr Renward Brandstetter (1782-1831);
der Philolog und Historiker Prof. Eutych Kopp (1793-1866);
Ulrich Gering von Münster (1472), der erste Buchdrucker von Paris.
Bibliographie:
Segesser, Ant. Phil. v. Rechtsgeschichte der Stadt und Republik Luzern. Band 1 und 4. Luzern 1851 und 1858; Riedweg, Matth. Geschichte des Kollegialstiftes Beromünster. Luzern 1881; Estermann, Melch. Geschichte der Stiftsschule in Beromünster. Luzern 1876; Estermann, Melch. Merkwürdigkeiten von Beromünster. Luzern 1876; Estermann, Melch. Heimatskunde von Neudorf, von Rickenbach und von Beromünster. Luzern 1875, 1878 und 1882; Urkunden des Stiftes Beromünster (im Geschichtsfreund 58 ff.; 1903 ff.); Kopp, K. A. Die Stiftsbibliothek von Beromünster. Luzern 1902, 1903; Mülinen, E. F. von. Helvetia sacra... 2 Bände. Bern 1858, 1861.
[Chorherr Kustos Arnet].