Wurde 1872 an
Stelle von
Tobel Hauptort des Bezirkes und zählte noch 1880 blos 160 Ew. Heute hat das Dorf dank seiner industriellen Entwicklung 68
Häuser
und 345 Ew. Ortsgemeinde, mit Metzikon,
Murgthal, Weierhof, Sigensee und
Neuhaus: 98
Häuser, 558 Ew. (wovon 181 Katholiken).
Schifflistickfabriken, je eine Handmaschinenstickerei, Buntweberei, mechanische Schreinerei und Nägelfabrik;
Gärtnereien. Eine von der Eidgenossenschaft subventionierte Fischzuchtanstalt;
1899-1900 betrug die Zahl der Fischeier 600000
und die Zahl der ausgesetzten jungen Fische (Flussforellen) 55165. Reges geselliges Leben: Schiess-,
Turn-, Gesang- und Musikvereine.
Krankenkasse. Im Mittelalter wird ein aus dem
Toggenburg stammendes Edelgeschlecht von
Münchwil genannt.
Fund eines Bronzebeiles. 1306:
Münchwile. Zu dieser Zeit stand hier eine Burg.
Die Helvetier
zogen hier quer über den schmalen
Kamm Wälle und Gräben und schufen sich so eine natürliche Festung, die ziemlich bedeutend
war und manche Aehnlichkeit mit dem keltischen Refugium auf dem
Uetliberg bei Zürich
hat.
Den Mittelpunkt der Anlage bildet ein 26 m
langer und 10 m breiter Erdwall, auf dessen
Höhe eine kleine Senke noch auf das einstige Vorhandensein
eines Sodbrunnens hinweist.
Hier spielt die romantische Erzählung Die dreiBrüder von
Jeremias Gotthelf (vom Verein für
Verbreitung guter Schriften, Sektion Bern,
als Nr. 43 seiner Schriften neu herausgegeben).
(Kt. Bern,
Amtsbez. Konolfingen).
547 m. Gem. und grosses Pfarrdorf, am rechten Ufer der
Aare und an der Strasse
Bern-Thun. Station der Linie
Bern-Thun. Postbureau, Telegraph, Telephon. Gemeinde, mit zerstreut gelegenen
Höfen: 203
Häuser, 2306 reform.
Ew.; Dorf 163
Häuser, 1990 Ew. Kirchgemeinde, von der sich seit einigen Jahren eine neue Pfarrei
Stalden abgetrennt hat. Bedeutende
landwirtschaftliche Tätigkeit mit intensivem Betrieb. Acker- und Obstbau, Futterwiesen. Gasthöfe. 2
Mühlen.
Je eine mechanische Wollweberei und eine Tuchfabrik. Münsingen ist ein beliebtes Ausflugsziel der Bewohner der Bundesstadt.
Grosse Staatsdomäne mit schönem
Schloss aus dem 16. Jahrhundert. Mitten in einem Park stehen hier die Bauten der 1895 eröffneten
kantonalen Irrenheilanstalt, deren Erstellung 3,5 Mill. Fr. gekostet hat. Sie ist prachtvoll eingerichtet
und hat Zentralheizung, elektrisches Licht und Druckwasser. Sie zählt 158 Angestellte und kann 550 Kranke aufnehmen; im
Jahr 1903 beherbergte sie im Ganzen 853 Patienten (406 Männer und 447 Frauen).
Vier Aerzte. Die Anstalt bewirtschaftet das eben genannte
Schlossgut, das vom Staat Bern
1877 um den Preis von 432000
Fr. angekauft worden ist und 78 ha umfasst. Diese Domäne baut Getreide, Kartoffeln, Gemüse und
Wiesen und unterhält 115 Stück
Rindvieh und 80 Schweine. Die Anstalt wird erhalten aus einem Gründungskapital, einer Staatssubvention, den von den Kranken
bezahlten Pensionsgeldern, dem Ertrag des landwirtschaftlichen Betriebes und den Subsidien der Hilfsgesellschaft
für die Geisteskranken.
Neben Münsingen hat Bern
noch kantonale Irrenheilanstalten in der
Waldau (bei Bern)
und in
Bellelay (im
Berner Jura). Die aus 1709 stammende
Pfarrkirche von Münsingen ist in den letzten Jahren geschmackvoll restauriert und mit einem Kuppelturm geschmückt worden.
Im Chor befinden sich Kirchenstühle alter adliger Geschlechter und 13 Glasmalereien, darunter zwei prachtvolle
des Schultheissen Hans von
Steiger und der Barbara Willading aus 1562. 1798 brach in Münsingen eine grosse Feuersbrunst aus.
Ruinen der Sitze des Geschlechtes Senn, deren einer unter dem Dorf gegen die
Aare zu stand und deren über dem Dorf befindlicher
anderer von den Bernern in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts zerstört worden ist. Das wahrscheinlich 1572 von
Hans von
Steiger, dem Schwiegersohn von Hans Franz Nägeli, erbaute
Schloss ist seit 1877 Staatseigentum. In Münsingen fanden
einst zwei grosse Volksversammlungen statt, von denen die vom eine neue (am31. Juli des nämlichen
Jahres vom Volk angenommene) Verfassung forderte. Am handelte es sich um den Kampf um die Vorherrschaft zwischen den
Konservativen und Radikalen, die hier getrennt tagten und zwar jene auf der
Löwenmatte und diese auf der Bärenmatte. Ein
Grabhügel; im Muriholz eine Römersiedelung. 1000, 1009:
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Munisingin; 1218: Munisenges: 1224: Muonsingin. Vom Personennamen Munizo herzuleiten. Vergl. Mülinen, Nikl. Friedr. v. HistorischerVersuch über dieHerrschaftMünsingen.Bern
1872; Wurstemberger, L. DieGrafenvonBucheggund die Sennen von Münsingen (im Schweizer.Geschichtsfreund. 11).