Reges Vereinsleben: Kranken- und Sterbekassen, Verein für Krankenpflege, landwirtschaftliche Genossenschaft, Gesang-, Musik-
und Turnvereine. Müllheim war einst Eigentum der
Herren von
Klingenberg und des
Klosters auf der
Reichenau. 1876 traten die
Thur, der
Tobelbach und andere Wasserläufe über ihre Ufer, verwandelten die
Ebene in einen trüben
See und überführten
Wiesen und Felder mit Schlamm und
Schutt; die Hauptstrasse des Dorfes lag 1 m tief
unter Wasser, und
Stege und Brücken wurden
fortgerissen. Gräber aus der Bronzezeit. 1261: Muelheim.
(Kt. Aargau,
Bez. Brugg).
366 m. Gem. und Dorf, am linken Ufer der
Reuss und 2,5 km nnö. der Station
Birrfeld
der Linie
Brugg-Wohlen-Bremgarten. Postbureau, Telegraph, Telephon. 54
Häuser, 374 reform. Ew. Kirchgemeinde
Windisch. Acker-
und Weinbau, Viehzucht und Milchwirtschaft. Alemannengräber. Ehemaliges
Schloss Mülistein, von dem noch bis ins 19. Jahrhundert
Reste zu sehen waren. Mergel- und Gipsgruben, deren Material als vorzügliches Düngemittel verwendet wird.
(Kt. Solothurn,
Amtei Balsthal, Gem.
Mümliswil-Ramiswil). 586 m. Pfarrdorf, an der Mündung des
Limmernbaches in den
Ramiswilbach
und 4,3 km n. der Station
Balsthal der Oensingen-Balsthalbahn. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen
nach
Balsthal. 175
Häuser, 1468 zur Mehrzahl kathol. Ew. Kirchgemeinde
Mümliswil-Ramiswil. Blühender Ackerbau, Viehzucht.
Von den benachbarten Höhen aus schöne Aussicht auf die
Alpen. Mümliswil ist eine der bedeutendsten Ortschaften des Kantons.
Krankenkasse und Sparkasse. Die Kammfabrikation beschäftigt 300, die Seidenindustrie 150 Arbeiter. Die wichtige Strasse
über den
Passwang verbindet das
Gäu und
Balsthal über Mümliswil mit
Beinwilim Thal der
Lützel und der
Amtei Dorneck-Thierstein
(dem sog.
Schwarzbubenland). Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts bestand der
Ort nur aus wenigen
Hütten, entwickelte sich dann
aber dank der Rührigkeit der Bewohner zu einem der blühendstenDörfer des Kantons.
Heimat des als Historiker und Schriftsteller bekannten Pfarrers J. Probst in
Dornach. 1193: Mumliswile; 1226: Mümeliswile.
In geologischer Beziehung ist besonders die die
Kette des Farisberges durchschneidende enge Mümliswilerklus von Interesse.
Hier ist der s. Gewölbeschenkel derart über den nördlichen aufgeschoben worden, dass das Bathonien des erstern mit
dem Malmkalk des andern in direktem Kontakt steht. Da beide Gesteinsarten sich äusserlich sehr ähnlich sind, ist diese
bemerkenswerte Dislokation lange Zeit übersehen worden. Das Dorf Mümliswil selbst steht in einer Molassemulde, die an manchen
Stellen mit Sturzschutt überführt ist.
Elektrisches Licht. Private Irrenheilanstalt. Von grosser Bedeutung sind Ackerbau, Viehzucht und Milchwirtschaft.
Obstbau. Käsereien. Das Gebäude der 1180 gestifteten und zur Zeit der Reformation aufgehobenen Komthurei der Malteser Ritter
(Johanniter) beherbergt heute die kantonale Taubstummenanstalt, nachdem es 1832-1884 als Lehrerseminar gedient hatte. Die
ziemlich alte und sehr schön restaurierte Pfarrkirche hat ein harmonisches Geläute, eine neue
Orgel,
schöne Grabstellen im Chor und 28 Glasgemälde aus der alten Johanniterkomthurei. Hier wirkten die Seminardirektoren Langhans,
Rickli,
Boll, Grunholzer, Morf und Rüegg, sowie der Arzt Dr. Uhlmann (1820-1886), der sich besonders als Erforscher der Pfahlbauten
im
Seedorfsee einen Namen gemacht hat. Wohnort des
Malers Karl Gehri. Im Winter wird auf dem nahen
Seedorfsee
Schlittschuh gefahren. Fund von gallischen Goldmünzen. Im 12. und 13. Jahrhundert: Buxie, Buese, Buhse, Buxhe. Vom mittellatein.
buxium = Gebüsch.
Zementfabriken, Spiegelglasfabrik,
Fabrik chemischer Produkte, Kalkbrennerei. Elektrizitätswerk, das u. a. die Birsthalbahn mit Kraft versorgt. Am brach
die unterhalb des Dorfes über die Birs setzende eiserne Brücke der Linie Basel-Delsberg unter einem von
Basel
kommenden Zug
zusammen, wodurch 73 Personen getötet und 131 verwundet wurden.
Münchenstein verdankt seinen Namen der baslerischen Familie Münch, die viele Jahrhunderte hindurch zu den bedeutendsten
der Stadt zählte. Als erster Träger dieses Namens gilt Hugo, der um 1185 nach dem Sturz der Grafen von
AltHomburg die Stelle eines Reichsvogts der Basler Kirche erhielt. Später unterschied man die Linien Münchenstein, Landskron,
Stettenberg (bei Altkirch), Münchsberg und Löwenburg (w. Kleinlützel). Schloss und Dorf Münchenstein, das früher Geckingen
geheissen, müssen sie gegen die Mitte des 13. Jahrhunderts erworben haben.
Tatsache ist, dass sich Hugo IV. 1298 ausdrücklich Münch von Münchenstein nannte. Das Eigentumsrecht stand ursprünglich
den Grafen von Pfirt zu, ging aber durch die Heirat der Gräfin Johanna von Pfirt mit Herzog Albrecht II. dem Weisen (†
1358) 1324 an das Haus Oesterreich über. Zum LehenMünchenstein gehörten auch die Wartenberge und das
Dorf Muttenz; doch war es infolge der beständigen Teilungen und Verpfändungen selten beieinander. Das war nur der Fall unter
Hartmann I. Hape (1303-1334), Konrad V. (1324 bis 1388), der von seiner Gemahlin Katharina die Löwenburg erbte, und Konrad
VIII.
Doch sah sich dieser letztere infolge seiner wachsenden ökonomischen Bedrängnis genötigt, 1470 für 12 Jahre
und 1479 völlig Münchenstein, Wartenberg und Muttenz der Stadt Basel zu verpfänden. Darauf blieb er noch bis 1482 Landvogt,
um dann seine Ansprüche an Solothurn
abzutreten. Dieses suchte sich 1487 in den Besitz des Schlosses zu setzen.
Endlich wurde der ärgerliche Streit im gleichen Jahre durch einen eidgenössischen Schiedsspruch zu Gunsten Basels entschieden.
Diesem trat 1517 Kaiser Maximilian auch noch das Lehensrecht ab. Das Amt Münchenstein, über welches der Landvogt von Münchenstein
regierte, bestand aus den DörfernMünchenstein, Muttenz, Pratteln, Binningen, Bottmingen, Biel und Benken. 1668 erhielt es
ein eigenes Gericht zu Münchenstein, dessen Protokollführer der jeweilige Ratssubstitut in Basel
wurde. Unter den spätern Landvögten
waren besonders bekannt Hieronymus Christ (1757-1865) durch seine landwirtschaftlichen Versuche und Jakob Christoph Rosenburger
(1797-1798), unter dem im Januar 1798 das Schloss abgebrochen wurde.
Dieses stand auf einem niedrigen, aber isolierten Felsen,
neben dem sich zwei tiefe Gräben gegen das
Dorf hinabzogen. Es war ein langes Gebäude, an das zur Befestigung zwei runde Türme angebaut waren. Gegen Basel
zu lag ein grosser
Hofraum mit Mauer, der Greiner (oder Weiner) genannt, und auf der andern Seite befanden sich 2 Zwinger (Vormauern), über welche
ein Vorgebäude errichtet war. Vom Dorf führte eine lange Treppe hinauf. Die Seitenmauern waren gezahnt. Die Mauern des
Hauptgebäudes waren so dick, dass die Kreuzstöcke kleine Zimmer bildeten. Trotz aller Einfachheit war der Sitz wegen der
Nähe von Basel
und der herrlichen Aussicht sehr gesucht. Vergl. ausser den gewöhnlichen Geschichtswerken:
Die Münch vonBasel
(Manuskript auf der Universitätsbibliothek in Basel);
ferner Lenggenhager, J. G. DieSchlösserund Burgen inBaselland. 2. Aufl.
Ormalingen 1875.