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die Fortsetzung des
Moron auf dem rechten Ufer der
Birs und n. über dem
Chaluet; die
Montagne de Moutier (1128 m) mit ihrer
ö. Fortsetzung im
Raimeux (1306 m) n. von
Grandval; endlich die Kette des
Vellerat (1033 m), die das Thal der
Sorne von
Glovelier
bis Delsberg
im S. begleitet und ihre Ausläufer s. von
Courrendlin auf das rechte Ufer der
Birs hinübersendet.
Im SO. und
O. des Bezirkes
finden sich
Hasenmatte,
Passwang und
Hohe Winde.
Thäler: das Thal von
Tavannes, in welches bei
Reconvilier
von links das Thälchen von
Saicourt (oder der
Trame) und bei
Court von rechts die Thalfurche des
Chaluet
münden;
hinter der
Schlucht von
Court öffnet sich das geräumige Thal von Moutier
, mit dem sich von W. das Thälchen von
Perrefitte und von O. das
Grandval oder Thal des
Cornet vereinigen.
Von Moutier
bis
Courrendlin (im Delsbergerthal) fliesst die
Birs durch grossartige
Schluchten. Im NW. des Bezirkes
liegen das
Plateau von
Bellelay und das Petitval mit
den
Schluchten von Le
Pichoux, die an die Viamala erinnern. Fliessende Gewässer: die
Birs, die von links die
Trame und die
Chalière,
von rechts die
Rauss und die
Scheulte mit der
Gabiare aufnimmt;
die Sorne mit ihrem rechtsseitigen Zufluss Ruisseau des Fontaines;
die Rouge Eau, die aus den torfigen Teichen w. Bellelay kommt und s. der Sümpfe von La Sagne im Boden verschwindet.
Zahlreiche Steinbrüche, aus denen man einen guten Bruchstein gewinnt; Eisenerz wurde früher bei Malleray ausgebeutet; die Umgebung von Münster liefert ausgezeichnete Töpfererde und Lehm, der in mehreren Ziegelhütten verarbeitet wird. In den Steinbrüchen von Fuet und Saicourt (Thal der Trame) gewinnt man (wie übrigens am ganzen Moron) massenhaft den weissen Quarzsand, der zur Glasfabrikation weithin exportiert wird. Die Wälder sind wildreich und enthalten auch noch das Reh. Die Flüsse nähren ungeachtet der an ihren Ufern erbauten Fabriken viele Forellen von vorzüglicher Qualität.
Die Bodenfläche verteilt sich wie folgt:
ha | |
---|---|
Felder und Gärten | 3944 |
Wiesen und Baumgärten | 6203 |
Weiden | 5321 |
Wälder | 10122 |
Unproduktiver Boden | 2750 |
Die 3944 ha Felder und Gärten verteilen sich auf
ha | |
---|---|
Getreide | 1485 |
Hackfrüchte | 633 |
Futterpflanzen | 1741 |
Andere Kulturen | 85 |
Auf einem Areal von 9782 ha stehen 68469 Obstbäume worunter 22063 Apfel-, 9426 Birn-, 11861 Kirsch-, 22009 Pflaumen-, 794 Nuss- und 22 Quittenbäume, sowie 2294 Spaliere und Zwergobstbäume.
Obwohl der Bezirk
sehr industriell ist, liefern doch Ackerbau und Viehzucht die Haupteinnahmen.
Ergebnisse der Viehzählungen:
1886 | 1896 | 1901 | |
---|---|---|---|
Rindvieh | 8009 | 8380 | 8326 |
Pferde | 1350 | 1190 | 1310 |
Schweine | 2829 | 3733 | 3541 |
Schafe | 1277 | 788 | 583 |
Ziegen | 1603 | 1507 | 933 |
Bienenstöcke | 1200 | 1634 | 1546 |
In der
Prévôté herrscht die Uhrenmacherei vor.
Reconvilier hat eine Messinggiesserei; Moutier
hat
Ziegelhütten, Fabriken
feuerfester Steine, eine Töpferei; eine
Glashütte, die Fensterglas herstellt, eine Korbwarenfabrik. In
Choindez
stehen der einzige Hochofen der
Schweiz und die nach
Gerlafingen wichtigste Eisengiesserei unseres Landes. Sehr wichtig ist
auch der Holzhandel; viele
Mühlen und
Sägen. Das
Plateau von
Bellelay liefert ausgezeichneten
Käse (têtes de moine genannt).
Die Erzeugung von elektrischer Kraft durch Turbinen nimmt zu, genügt aber noch lange nicht, um eine
so tätige Bevölkerung mit Licht und Triebkraft zu versehen; den Ausfall decken die Werke von
Undervelier,
Hagneck und dasjenige
an der
Sorne. Viele
Dörfer besitzen Hochdruckwasserversorgung mit Hydrantennetz. Die Ortschaften mit blühender Industrie
entwickeln sich rasch; so
Tavannes,
Reconvilier,
Malleray, Moutier
,
Choindez und
Courrendlin. In Moutier
ein Bezirk
sspital, in
Châtelat ein Waisenhaus
(la Ruche), in
Loveresse ein Altersasil (die zwei letztgenannten Anstalten speziell für das Thal von
Tavannes), in
Bellelay die Versorgungsanstalt für unheilbare Geisteskranke des
Berner Jura.
Tavannes,
Reconvilier und Moutier
haben Sekundarschulen,
Tavannes,
Reconvilier und
Malleray Gewerbeschulen. Die Vieh- (besonders Pferde-)märkte von
Chindon nw.
Reconvilier werden selbst vom Ausland her besucht.
Tavannes hat ein
Zeughaus für den
Jura, Moutier
eine
Volksbank und eine Sparkassa,
Tavannes ebenfalls eine Sparkasse. Der Amtsstatthalter und das Amtsgericht haben ihren Sitz
in
Münster.
Wichtige Verkehrswege: die Eisenbahn Delsberg-Moutier-Tavannes-Sonceboz-Biel mit der schmalspurigen Zweiglinie Tavannes-Tramelan, ferner die 1904 im Bau ¶
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begonneue und bis 1907 zu vollendende Eisenbahn Moutier
-Grandval-Weissenstein-Solothurn; die kantonalen Strassen Delsberg-Moutier-Pierre
Pertuis-Biel und Moutier
-Grandval-Gänsbrunnen (Saint Joseph)-Weissenstein; die Strassen Tavannes-Tramelan-Saignelégier, Tavannes-Bellelay-Le
Pichoux-Glovelier und endlich Moutier-Perrefitte-Les Écorcheresses-Souboz-Le Pichoux.
Bis Ende 1797 bildete die Prévôté einen Teil der Ländereien des Fürstbischofs von Basel und gehörte infolge dessen zum deutschen Kaiserreich. Im 15. Jahrhundert schloss das Ländchen ein Burgrecht mit Bern; zudem besass es einen vom Fürstbischof bestätigten Freiheitsbrief, kraft dessen die Prévôtois sich als frei betrachten konnten. Ihre Interessen wurden durch den «Bandelier», der zugleich ihr Richter und ihr militärischer Führer war, vertreten. Die Reformation, die hier durch Farel 1530 gepredigt wurde, entzweite das bis dahin so ruhige Völklein; die Chorherren von Moutier mussten 1534 ihr Heim verlassen und zogen sich nach Delsberg zurück. Um dem Lande den Frieden wieder zu geben, wurde 1711 im Vertrag von Aarberg bestimmt, dass die reformierten Prévôtois sich in dem «Sur les Roches» genannten Teil (d. h. oberhalb der Felsen, welche n. von Choindez den Eingang zur Schlucht von Moutier bilden) ansiedeln und dass die Katholiken unterhalb dieser Felsen bleiben sollten.
Darum sind heute noch die Kirchgemeinden Courrendlin, Courchapoix, Corban und Mervelier katholisch. Die katholischen Pfarreien
Les Genevez und Lajoux (bis 1793 die Courtine de Bellelay genannt) kamen erst 1815 zum Bezirk
Moutier. 1797 wurde
die Prévôté von den Franzosen erobert und zu Frankreich geschlagen, das nun hier Truppen für seine Feldzüge aushob.
Der Wienerkongress sprach 1815 dieses Ländchen wie überhaupt den grössten Teil der Besitzungen des Fürstbischofs dem Kanton Bern
zu. Industrie und Eisenbahnverkehr haben hier einen ungewöhnlichen und stets noch wachsenden Wohlstand
geschaffen.