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Kanton, bemerkenswert. Ferner das neue Stadthaus, ein im 19. Jahrhundert erstelltes schönes Gebäude. In der obern Stadt stehen die zwei Schlösser Carouge und Rochefort und im Quartier Mauborget am Ausgang der Stadt das Schloss Estavayer oder Billens. Am Abhang zwischen der oberen und der untern Stadt erhebt sich ein alter Turm, der durch die Grösse seine Standfläche bemerkenswert ist. Er soll durch Pipin den Kurzen erbaut worden und dann zu unbekannter Zeit zerstört worden sein; nachher durch Konrad von Zähringen (1150) und seinen Nachkommen Berthold V. (1190) wieder hergestellt.
Neben diesem Turm stand die ehemalige Pfarrkirche oder Kapelle zu Notre Dame, von der sich bis heute noch ein Turm erhalten hat. In dem nahe dabei befindlichen Haus mit dem savoyischen Kreuz sollen sich ehemals die Stände der Waadt versammelt haben. Zwischen Stadt und Vorstadt führt über die Broye der Pont de Saint Éloi, ehemals durch sein massives und malerisches Mauerwerk bemerkenswert, das seit dem Ende des 19. Jahrhunderts durch eine eiserne Brücke ersetzt worden ist.
Wenig thalabwärts die neue Brücke der Joratbahn, dann die Brücke der Broyebahn und endlich eine letzte Brücke am untern Ende der Promenade. Moudon hat eine Sekundarschule, ein Collège, eine höhere Töchterschule, sowie eine nicht unbedeutende Bibliothek. Ferner eine Taubstummenanstalt seit 1869, eine Besserungsanstalt für verwahrloste Mädchen, die kantonale Molkereischule, ein Zeughaus, eine Kaserne, ein Bezirksspital. Die Industrie ist durch mehrere Betriebe vertreten, die in oder nahe der Stadt sich befinden.
Bierbrauerei und Fabrik kohlensaurer Wasser, Branntweinbrennerei, Tabak- und Zigarrenfabrik, grosse Wollspinnerei und Tuchfabrik, Edelsteinschleiferei. Eine Säge, Mühlen, eine Vogelzuchtanstalt. Einen grossen Teil der Bevölkerung beschäftigt aber immer noch die Landwirtschaft. Nahe der Stadt einige Rebberge. Märkte und Messen von ziemlicher Wichtigkeit, die der umliegenden Landschaft als Absatzort für ihre Produkte dienen. Das Gebiet der Gemeinde liegt hauptsächlich auf dem linken Ufer der Broye, wo es sich bis zu den Höhen des n. Jorat hinaufzieht. Hier oben das Signal de Moudon mit ausgedehnter Fernsicht über das Broyethal und auf die Alpen, und ferner eine torfige Ebene mit einigen Meierhöfen. Am Fuss dieser Höhe das malerische Thälchen der Mérine.
Funde von keltischen Münzen. In der Tat bestand Moudon schon zur Zeit der Gallier, wie dies der keltische Name Minodunum beweist (keltisch dunem = fester Platz). Diese alte gallisch-römische Veste, von der heute noch gut erhaltene Mauerreste sichtbar sind, wurde wahrscheinlich beim Einfall der Alemannen oder vielleicht auch durch die Sarazenen zerstört. Im 11. Jahrhundert gehörte der Ort kraft einer vom Burgunderkönig Rudolf III. dem Bischof Heinrich 1011 gemachten Schenkung den Bischöfen von Lausanne.
Vom 12. Jahrhundert an hatten die Grafen von Genevois, die den Bischof oft hart bedrängten, von ihm dieses Städtchen zu Lehen. Die Herzoge von Zähringen erbauten oder restaurierten das Schloss, bei welchem die mittelalterliche Stadt (wahrscheinlich der jetzige Bourg) stand; sie befestigten auch die an Bedeutung rasch zunehmende Stadt. Die untere Stadt wurde wahrscheinlich von Berthold V. gegründet. Indessen ging Moudon mit seinem Gebiet um 1197 als Reichslehen an den Grafen Thomas von Savoyen über.
Dies war der Ursprung der Rechte des Hauses Savoyen über Moudon und in der Folge über das ganze Waadtland, dessen Hauptstadt Moudon nun wurde. Als Sitz der Behörden und der Ständeversammlung der Waadt kam der Ort zu einer ungeahnten Bedeutung. Die Bürger erfreuten sich ausgedehnter Freiheiten, die ihnen 1288 und 1359 (diesmal durch Amadeus VI., den sog. Comte Vert) bestätigt wurden. Moudon war zudem eine der vier «bonnes villes» des Waadtlandes und blieb bis zur Eroberung des Landes durch die Berner (1536) ein blühender Ort. Nach der Schlacht bei Murten war es 1476 durch die Eidgenossen geplündert worden und hatte Mühe, sich von diesem Unglück zu erholen.
Zur Zeit der Eroberung (1536) sandte die Stadt der bernischen Armee Abgeordnete entgegen, um mit der Bitte zu huldigen, dass man ihr Freiheiten und Gebräuche belasse, was auch bewilligt wurde. Das streng katholische Städtchen widerstand dann aber der Reformation, die Bern im Waadtlande kurz nachher einführte. Das Erscheinen eines Pfarrers der neuen Lehre verursachte grossen Aufruhr; er wurde misshandelt und vertrieben, was der Stadt die Ungnade der neuen Landesherren und damit den Verlust von verschiedenen Freiheiten und Vorrechten zuzog. Wie vorauszusehen war, verlor sie ihre führende Stellung bald, ihr Wohlstand verminderte sich und Adelige wie Bürgerliche zogen weg. Immer aber protestierte sie gegen die bernische Oberhoheit und den Entzug der Freiheiten und Rechte des Landes. 1520, 1530 und ¶
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1573 wurde das Städtchen von der Pest heimgesucht. Es besass im Mittelalter einen Spital für Aussätzige und im 15. Jahrhundert 3 Krankenhäuser.
^[Ergänzung: Der Kreis Moudon umfasst die Gemeinden Moudon, Bussy, Chavannes, Hermenches, Rossenges, Syens und Vucherens mit zusammen 4181 Ew.]
Nahe der Brücke von Saint Éloi sind zwei römische Inschriften entdeckt worden; die 1732 gefundene erste ist vom Historiker Ruchat als wichtig angesprochen worden und befindet sich jetzt unter den Arkaden des Stadthauses; von der 1845 aufgefundenen andern ist nur ein Teil noch lesbar. Beide sind in schweizerischen Inschriftensammlungen, (z. B. die von Levade und Mommsen) aufgenommen worden. Zu verschiedenen Malen hat man auch in der Stadt und Umgebung römische Münzen aus der Zeit der Konsuln und Kaiser gefunden; ferner 3 arabische Münzen, die von den Sarazenen herstammen müssen. Ein Teil dieser Funde ist heute im Museum zu Lausanne aufbewahrt.
Moudon ist die Heimat des Theologen Jean Philippe Dutoit-Membrini (1723-1793), eines talentvollen Schriftstellers und Kanzelredners;
von Jean François Louis Saloz (1774-1851), des Verfassers von Werken über Militärmedizin;
des Dekans Philippe Bridel (1757-1815), der als Pfarrer in Basel, Château d'Œx und Montreux gewirkt und sich als Herausgeber des Conservateur Suisse bekannt gemacht hat;
des Ingenieurs Gustave Bridel (1827-1884), der an der Juragewässerkorrektion und der Trockenlegung des Seelandes, sowie am Bau der Jurabahnen und der Gotthardbahn mitgearbeitet hat;
des Staatsrates Joly († 1901).
Am Ufer der Broye steht fossilführende marine Molasse an. Vergl. den Dictionnaire histor., géograph. et statist. du Canton de Vaud von D. Martignier und A. de Crousaz. (Lausanne 1867); ferner Savary, E., A travers le Jorat. Lausanne 1903; Carrard, H. Une commune vaudoise du 13. siècle. Turin 1886.