Lavey-Morcles). 1165 m. Dorf, im obern Abschnitt des Thälchens des
Avançon de Morcles, am NW.-Fuss der
Dent de Morcles und 3 km
ö. der Station
Saint Maurice der Simplonbahn. 13
Häuser, 98 reform. Ew. Kirchgemeinde
Bex. Bildete bis 1852 eine eigene Gemeinde
(68 Ew.), die am 9. Juni dieses Jahres mit
Lavey vereinigt wurde. War bis 1891 eine abseits vom grossen Fremdenstrom
liegende, bescheidene Sommerfrische mit zwei kleinen Pensionen und einigen ausgemieteten Holzhütten, erhielt aber von dieser
Zeit an durch den Bau des
Fort Dailly eine ganz neue Bedeutung.
Dieses steht 10 Minuten vom Dorf beim ehemaligen
Signal de Morcles auf dem
Plateau von
Dailly, das als reizende
Gebirgsstation lange Zeit einer treuen Kundschaft sich erfreute. Heute sind das
Plateau und die einst als beliebtes Ausflugsziel
geltende
Crête de l'Aiguille dem Publikum nicht mehr zugänglich. Postbureau, Telegraph. Gasthof mit Pension. Ausgezeichnetes
Trinkwasser. Viehzucht, Waldwirtschaft und Holzhandel. Von der StationSaint Maurice führt über
Lavey les Bains
ein um 1830 erstellter Fahrweg nach Morcles, der von
Es Lex an bis
zum Dorf hinauf 32
Kehren beschreibt; ein Fussweg führt
über das Fort
Savatan direkt nach dem Dorf
Lavey und nach
Bex hinunter.
BadLavey nach Morcles über den Fussweg 2 Stunden, über die Fahrstrasse 3 Stunden. Morcles war zuerst
Eigentum der bischöflichen Tafel zu
Sitten; 1043 gab es
Bischof Aymon dem Chorherrn Varnerius zu
Lehen, und 1272 schloss der
Burgherr
Jean d'Arbignon mit den Leuten von Morcles ein die Benutzung der Alpweiden von
Arbignon betreffendes Abkommen. 1565 kaufte
die
Berner Regierung den
Ort an und setzte ihm einen Meier vor. Im 18. Jahrhundert gehörte das
Lehen der
Familie Quartéry aus
Saint Maurice, die es 1615 von Anton von Maccognin erworben hatte. 1840 hat man in Morcles Bronzemünzen
aus der Zeit von Augustus, Hadrian u. anderen römischen Kaisern aufgefunden, die sich jetzt im kantonalen
Museum zu
Lausanne befinden. Triasische Rauhwacke, dem Karbon und metamorphen Schiefern angelehnt.
Die Petite Dent de Morcles (2939 m) bildet den nw.
Vorberg der
GrandeDent; sie erscheint von
Bex aus wie
ein frei stehender und vom Hauptkörper des
Stockes losgelöster Felsturm. Sie wird wegen der Schwierigkeiten, die sie bietet,
nur ziemlich selten bestiegen; man geht bequemer auf die
GrandeDent, die ihr auch in Bezug auf Aussicht
überlegen ist. Anstieg von
Les Plans aus in 7 oder von Morcles aus in 6 Stunden ungefähr auf dem gleichen Weg wie zur
GrandeDent. Am N.-Fuss der
Dent de Morcles liegt hinten über der
Vallée de
Nant der kleine
Glacier des Martinets. In der
Höhe von
etwa 2600 m hat ein
Wechsel von schiefrigem und massigem Gestein die Bildung eines geneigten Gesimses oder Bandes veranlasst,
das auf der W.- und
S.-Seite des
Berges vom
Col des Martinets bis zum Col du
GrandCoor geht; das Band trägt den Namen
Grand' Vire
und bildet den gewöhnlichen Weg der Touristen, die von
Les Plans aus die beiden Gipfel besteigen wollen.
Indessen wird der letzte, schwindligste, Teil der
Grand' Vire gewöhnlich verlassen, weil das Couloir des
Nant Rouge, das einige 100 m
vor ihrem Ende beginnt, direkter und bequemer zum Gipfel führt. Die
Grand' Vire ist den Botanikern wohl
bekannt, die hier den Ranunculus parnassifolius, die Saussurea depressa, Gentiana tenella, verschiedene Saxifragen etc. finden.
Weiter unten findet sich eine andere Reihe von Vorsprüngen, die in ihrer regelmässigen Aufeinanderfolge ein neues Band
bilden: die den Edelweisssuchern bekannte
Bella Crêta.
Der Gipfel der
GrandeDent kann von
Les Plans de Frenières über den
Col des Martinets, die
Grand' Vire und
den
Nant Rouge in 7½, von Morcles aus über den
Haut de Morcles (Nachtquartier), die Militärbaraken von
La Riondaz (ebenfalls
Nachtquartier), die
Salle à Manger und die
Grand' Vire in 6½ Stunden erreicht werden. Mit Bezug auf das Panorama dieses Gipfels
sagt Eugen
Rambert
(Bexet ses environs) folgendes: «Un avantage qui, décidément, n'appartient
qu'aux
Alpes de
Bex, est leur position centrale par rapport à la chaîne pennine.
La Dent de Morcles est tout justement à
égale distance du
¶
mehr
Weisshorn et du Mont Blanc. On peut donc dire sans exagération aucune que c'est là et non pas ailleurs qu'il faut chercher
le véritable point de vue pour la chaîne pennine, celui qui réunit le plus d'avantages. Les Alpes de Bex sont loin d'avoir
la réputation d'une foule d'autres montagnes de même hauteur ou plus basses; il n'en est pas moins vrai
que la Dent de Morcles, par exemple, est au premier rang des plus grandes vues alpestres et qu'il n'y en a qu'un bien petit
nombre qui puissent soutenir la comparaison...
Les perspectives du Sud contrastent avec celles du Nord. De ce côté, on ne voit pas l'infini (comme
de l'autre), on voit quelque chose, et ce quelque chose est la plus puissante, la plus belle des chaînes de montagnes de
l'Europe. Il n'y a pas à disputer là-dessus, rien ne vaut comme effet d'ensemble, comme richesse, comme
majesté, la chaîne des Alpes pennines, du Simplonau MontBlanc. L'immense Weisshorn, la plus haute et la plus hardie de nos
pyramides de glace, se détache en avant, comme un capitaine sur le front de sa compagnie. A l'occident, des masses trop
imposantes pour ne pas avoir besoin d'espace autour d'elles, le Combin, puis le Velan, enfin le MontBlanc,
monarque souverain." Vergl. auch Renevier, E. Orographie der HohenKalkalpenzwischenRhoneund Rawil. (Itinerarium des S.A. C. für 1880-1881).Lausanne 1880.
[De La Harpe.]
In geologischer Hinsicht gehört die Dent de Morcles der gleichen Zone an wie die Dents du Midi. Diese
zwei einander völlig entsprechenden Gruppen sind nur durch das hier über 1800 m tief eingeschnittene Rhonethal voneinander
getrennt. Die gleiche liegende Falte findet sich an beiden Bergen; an der Dent de Morcles ist sie aber ihres obern Schenkels
und des jurassischen Gewölbekernes beraubt. Die Unterlage dieser übergelegten Falte liegt hier höher
als an den Dents du Midi.
Sie ist dem nach SO. in die Tiefe gehenden krystallinen Zentralmassiv der AiguillesRouges
quer aufgelagert, während die Falte
der Dents du Midi auf die nördl. Flanke des Massives hinübergeschoben worden zu sein scheint. Die oberste Partie
der Dents de Morcles besteht aus dem liegenden Gewölbeschenkel, den an der GrandeDent schiefriges mittleres Neocom, an der
Petite Dent das Urgon bildet. Unter dem obersten Gipfel der Petite Dent bilden die Schichten eine sekundäre Falte in der Form
eines >, die in ihrem Kern mittlere Kreide (Albien) und Nummulitenkalk enthält.
Man sieht diese Falte sehr gut auf beiden Seiten des Berges, sei es vom Rhonethal her, von wo aus sie erscheint wie im Profil
(von Arbignon aus) angegeben ist, oder von der NO.-Seite, wo sie über dem Glacier des Martinets liegt. Die mehr oder weniger
steile Böschung, über der die Wand der Dents de Morcles sich erhebt, besteht aus Flysch. Dieser ist von
Nummulitenkalk überlagert, auf dessen Bänken der oben erwähnte Weg der Grand' Vire ausgewittert ist. Unter dem Flysch treten
die Jurakalke zu Tage, die die Rochers de Bellacrêta bilden. Das beigegebene, von Prof. Renevier aufgenommene
Profil ist in der alpinen Geologie klassisch geworden, sowohl durch die für jedermann ersichtlichen tektonischen Formen,
als auch durch die sehr sicher erkannten stratigraphischen Horizonte. Das Fehlen der Kreide unter den Rochers de Bellacrêta
ist vielleicht eher auf Erosion in der eocänen Epoche als auf tektonische Vorgänge zurückzuführen.