beträchtlichster als
Lago Moesola bekannt ist, fliesst rasch nach S., durcheilt eine Reihe von
Schluchten und stürzt sich
mit schönen
Wasserfällen über jede der einzelnen Thalstufen. Deren erster findet sich schon wenig unter dem
Lago Moesola
nahe den ersten
Kehren der Passstrasse, weitere folgen oberhalb des Dorfes
San Bernardino, über
San Giacomo
und unterhalb
Mesocco. Der obere Thalabschnitt bis
Soazza ist meist eng und hat bei
San Bernardino,
San Giacomo und
Mesocco nur
kleine Thalböden, so dass der Fluss in schmaler Rinne dahinfliesst und kein Geschiebe aufschütten kann.
Von
Soazza an thalauswärts bis zu ihrer bei
Arbedo erfolgenden Mündung in den Tessin
hat die Moesa ein nur noch
schwaches Gefälle, weshalb sie zahlreiche Schlingen bildet und sich oft in mehrere Arme teilt, zwischen denen dann
Kies-
und Sandbänke liegen bleiben. Sie nimmt von beiden
Seiten her zahlreiche Nebenadern auf, die alle durch enge
Schluchten ins
Hauptthal einmünden und viele meist in Fels und
Wald versteckte
Wasserfälle bilden. Sehr bemerkenswert
sind u. a. an der rechten Thalseite die Fälle von
Buffalora unterhalb
Soazza und von Nelle
Montana bei
Cabbiolo.
Nennenswerter Zufluss ist einzig die von den Gletschern an der S.-Flanke der
Adulagruppe gespiesene
Calancasca, der
Wildbach
des Calancathales, die bei
Grono von rechts in die Moesa mündet. (Vergl. den Art.
Calanca,
Val). Alle andern
Nebenadern sind nur klein und liegen im Sommer und Herbst oft beinahe trocken, können aber bei starken Regengüssen zu gefährlichen
Wildwassern anschwellen. Sie haben alle vor ihren Mündungsschluchten mehr oder weniger grosse Schuttkegel aufgebaut.
Die rechtsseitigen Verzweigungen des Hauptthales sind im allgemeinen blosse
Tobel, von denen sich nur
wenige im obern Abschnitt etwas erweitern, um hier einer Alpweide Raum zu gewähren. Auf der linken
Seite finden wir dagegen
längere
Bäche und grössere Thälchen mit ziemlich ausgedehnten
Wäldern und Alpweiden, die aber nur mit Umgehung der Mündungsschluchten
zugänglich sind. Die bedeutendsten dieser linksseitigen Nebenthäler sind, von N. nach S. gezählt:
Val Vignone,
Val Forcola,
ValMontogno mit
ValGamba und
Val Darbora,
Val Cama,
Val Grono und
Val Traversagna.
Die Moesa hat eine Länge von 45 km und ein Einzugsgebiet von etwa 475 km2. Die
Wasserfälle häufen sich im
Ganzen an drei
Stellen, nämlich bei den
Monti Viganaia, bei
Mesocco und bei
Soazza-Buffalora, von denen die beiden letztern
wohl bald von der Industrie in Anspruch genommen werden dürften. Ein schöner und ebenfalls leicht zu benutzender Fall ist
auch der der
Calancasca zwischen
Castaneda und
Grono. Unterhalb der Mündung der
Calancasca führt die Moesa
im Minimum per Sekunde 2 bis 2,2 m3Wasser.
Bezirkshauptort ist
Roveredo. Wird im O. durch eine lange Bergkette vom italienischen
San Giacomothal und im S. ebenfalls
durch hohe
Berge von Italien getrennt, öffnet sich im SW. auf das Tessinthal, grenzt im W. wiederum mit
einer Bergkette an den Kanton Tessin
und im N. ebenso an den Kreis
Rheinwald. Am
St. Bernhardin, der Wasserscheide zwischen dem
Rheinwald
und dem Misoxerthal, entspringt die Moesa, die den Bezirk von N. nach S. durchfliesst und ihn sowie den Kanton Graubünden
bei
Monticello verlässt.
Sie nimmt von beiden
Seiten her zahlreiche Zuflüsse auf, deren bedeutendster die am
S.-Hang des
Zapporthorns entspringende,
das Calancathal nach S. durchfliessende und bei
Grono mündende
Calancasca ist. Von
Splügen führt eine Poststrasse über den
St. Bernhardin und durch die ganze
Mesolcina bis nachBellinzona;
es ist die 1818-1823 erbaute erste bündnerische
Alpenstrasse. Bei
Grono zweigt davon die Strasse des Calancathales ab, die alle
Dörfer desselben miteinander verbindet.
Man plant die Anlage eines Elektrizitätswerkes in
Mesocco und daran anschliessend den Bau einer elektrischen Bahn
Mesocco-Bellinzona.
Im Kreis
Mesocco, den obern Gemeinden des Kreises
Roveredo und im Calancathal bilden Wiesenbau, Viehzucht
und Alpwirtschaft die Hauptbeschäftigung der Bewohner, während im s. Abschnitt des Bezirkes Ackerbau vorherrscht und Kastanien,
Feigen und Wein gedeihen. Im schön gelegenen
San Bernardino eine
Mineralquelle und Fremdenindustrie.
Auf Boden der Gemeinde
Mesocco finden sich grosse Gipslager, die nach dem Bau der Bahnlinie wohl bald
zur Ausbeute kommen werden. Eine grosse Zahl der männlichen Bewohner wandert als
Glaser,
Maler, Kaminkehrer etc. periodisch
ins Ausland aus. Seit 1850 ist die Zahl der Bewohner im Bezirk nahezu stationär geblieben oder eher zurückgegangen. Man
zählte 1850: 6165, 1860: 6429, 1870: 6664, 1880: 6125, 1888: 6028 und 1900: 6027 Ew. 1429
Häuser, 1589 Haushaltungen;
6011 Katholiken
und 15 Reformierte;
5949 Ew. italienischer und 54 Ew. deutscher Zunge.
Die Viehstatistik ergibt folgende Resultate:
1886
1896
1900
Rindvieh
4339
3562
3673
Pferde
98
118
125
Schweine
759
841
987
Schafe
1334
1408
1952
Ziegen
7903
8369
7924
Bienenstöcke
295
546
562
¶
mehr
Bemerkenswert ist die grosse Zahl der Ziegen. Die Rindviehzucht im Bezirk Moesa galt bis vor kurzer Zeit als stark zurückgeblieben,
was aber in neuester Zeit sorgfältig und mit vieler Mühe nachzuholen gesucht wird.