Kirchgemeinde
Ober Winterthur. Die Mörsburg ist noch heute ein stolzes
Schloss und steht an einem sanft geböschten Höhenrücken
zwischen
Thur und
Töss. Sie überwachte zusammen mit der
Kiburg und der Burg
Wülflingen den Zugang zum
Tössthal und die vom
Rhein und
Bodensee nach Zürich
ziehenden
Strassen. Sie wird urkundlich schon 1094 genannt und ist aus Findlingsblöcken
und rohen Bruchsteinen erbaut. Der gewaltige Wohnturm misst 16,33 m ins Geviert und ist bis zum Dachgesims 19 m hoch.
Die Mauerdicke im Erdgeschoss beträgt 4-4,6 m. Sehr bemerkenswert und gut erhalten ist die auf der
NO.-Seite errichtete Burgkapelle,
die schon 1259 erwähnt wird. Sie ist mit zwei quadratischen, überhöhten, spitzbogigen Kreuzgewölben
bedeckt und mit zwei Rundbogenfenstern versehen; die Kapitäle haben Stukkaturen, so z. B. eine Teufelsfratze, einen Engelskopf,
Vögel und Blattwerk, auf den Schlusssteinen der Gewölbe ein
LammGottes und ein Blattmuster. Die verschiedenen Sehenswürdigkeiten
der Burg (wie zahlreiche Wappenscheiben, schöne Oefen und alte Haushaltungsgegenstände) sind heute
verschwunden.
Die geschichtsforschende Gesellschaft von
Winterthur hat eine würdige Restauration dieser
alten Burg in Angriff genommen:
an den Mauern des Rittersaales hat man zwei Rüstungen und verschiedene Wappenschilder angebracht und den
Saal zugleich mit
Tischen,
Stühlen,
Schemeln, Schränken, Zinngeräten, Gemälden und einer Reihe von gemalten Wappenscheiben ausgestattet.
Die Mörsburg war höchst wahrscheinlich Stammsitz der
Grafen von
Winterthur, die in der Hauptlinie 1065 erloschen und von
den
Grafen von Dillingen
(-Kiburg) beerbt wurden. Im 13. Jahrhundert war sie kiburgische Besitzung; hier verweilte
Graf Hartmann
der Aeltere von
Kiburg in den letzten Jahren seines Lebens mit Vorliebe und starb er auch höchst wahrscheinlich
(1264). Nach dem Tod der Gräfin (1275) fiel die Burg an König Rudolf von
Habsburg, worauf sie an die Meyer von Neuenburg
(oder Mörsburg)
verliehen wurde und 1363 in die Hände derer von
Goldenberg kam.
Der Gatte der letzten
Goldenberg, Max Blaarer von
Kempten, verkaufte sie nebst den mit ihr verbundenen
Rechten 1598 an die Stadt
Winterthur, die den alten Bau heute noch besitzt. Obwohl ohne Wälle oder Gräben hat die Burg doch
bis heute allen kriegerischen Unternehmungen und allen Unbilden der Witterung siegreich getrotzt. Sie wird ihrer reizenden
und abwechslungsreichen Aussicht wegen von zahlreichen Ausflüglern besucht. 1111: Morisperc; 1127: Morsberc;
1214: Mersperc.
Kirchgemeinde; die Reformierten gehören zu den Pfarreien St. Gallen
und
Rorschach. Ackerbau und Viehzucht. Bis 1833 umfasste Mörswil
auch noch die jetzige Gemeinde
Goldach und zählte im Ganzen 20
Weiler und Häusergruppen. 3 Gasthöfe. Käsereien. Mechanische
Stickerei als Hausindustrie. Schöne und von weither sichtbare Kirche. Schönes Schulhaus. Wasserversorgung in den
Häusern.
Mehrere religiöse und gemeinnützige Vereine. Der Bau der Linie
Rorschach-St.
Gallen hatte im wildromantischen
Tobel derSteinach
mit grossen Schwierigkeiten zu kämpfen; der Höhenunterschied zwischen dem
Bodensee und St. Gallen
beträgt bei einer horizontalen Distanz
von 17 km mehr als 250 m. In Mörswil das von
Dr.
Hahn gegründete und wohlbekannte Lungensanatorium auf der
UnterenWaid, sowie
ein kürzlich vergrössertes Sanatorium auf der
OberenWaid. Vergl. den Art.
Waid. Im nö. Abschnitt der
Gemeinde finden sich Schieferkohlenflöze. Im
Riedernholz eine
Letzi, die 1292 gute Dienste leistete. 811: Maurinivilare; 824:
Morinvilare; 831: Moriniswilare.
oder
Sulzberg(Kt. St. Gallen,
Bez. Rorschach,
Gem.
Untereggen). 562 m. Altes
Schloss mit Vorwerken; auf einer
mit
Wald und Obstbäumen bestandenen Terrasse am
N.-Hang des Höhenzuges, der im NO. mit dem
Rossbühl oder
Rorschacherberg abschliesst. 1 km
n. der Station
Goldach der Linie St. Gallen-Rorschach. Die frühere Bezeichnung
Sulzberg, nach einigen nö. vom
Schloss befindlichen
Bauernhöfen, wird auch heute noch oft gebraucht. Wahrscheinlich Wiege der
Herren von
Sulzberg, die als
Dienstleute der Abtei St. Gallen
die Gerichtshoheit über
Goldach hatten und im
Lauf des 15. Jahrhunderts erloschen. 1474 und 1478 ward
die Burg Eigentum der aus Ravensburg stammenden Familie von
Rappenstein, genannt Mötteli, die das Bürgerrecht von St. Gallen
erwarb
und deren Reichtum im Land sprichwörtlich geworden ist.
Die Mötteli traten dann in verwandtschaftliche Beziehungen zu den
Herren von
Sax, von denen sie als
Pfand für geliehenes Geld
verschiedene Ländereien erhielten, und hatten nachher auch mit den Appenzellern verschiedene Streitigkeiten auszufechten.
Sie erloschen 1549. Die Burg kam nun der Reihe nach an die Familien
Studen aus
Winkelbach, Hädener aus
Untereggen und
Salis-Soglio aus Graubünden
und gehört heute dem Dr. Billwiller aus St. Gallen.
An den noch stehenden alten Burgturm lehnt sich jetzt
ein modernes Herrenhaus an. Prachtvolle Aussicht auf den
Bodensee. Vergl. den Art.
Goldach.
beträchtlichster als Lago Moesola bekannt ist, fliesst rasch nach S., durcheilt eine Reihe von Schluchten und stürzt sich
mit schönen Wasserfällen über jede der einzelnen Thalstufen. Deren erster findet sich schon wenig unter dem Lago Moesola
nahe den ersten Kehren der Passstrasse, weitere folgen oberhalb des Dorfes San Bernardino, über San Giacomo
und unterhalb Mesocco. Der obere Thalabschnitt bis Soazza ist meist eng und hat bei San Bernardino, San Giacomo und Mesocco nur
kleine Thalböden, so dass der Fluss in schmaler Rinne dahinfliesst und kein Geschiebe aufschütten kann.
Von Soazza an thalauswärts bis zu ihrer bei Arbedo erfolgenden Mündung in den Tessin
hat die Moesa ein nur noch
schwaches Gefälle, weshalb sie zahlreiche Schlingen bildet und sich oft in mehrere Arme teilt, zwischen denen dann Kies-
und Sandbänke liegen bleiben. Sie nimmt von beiden Seiten her zahlreiche Nebenadern auf, die alle durch enge Schluchten ins
Hauptthal einmünden und viele meist in Fels und Wald versteckte Wasserfälle bilden. Sehr bemerkenswert
sind u. a. an der rechten Thalseite die Fälle von Buffalora unterhalb Soazza und von Nelle Montana bei Cabbiolo.
Nennenswerter Zufluss ist einzig die von den Gletschern an der S.-Flanke der Adulagruppe gespiesene Calancasca, der Wildbach
des Calancathales, die bei Grono von rechts in die Moesa mündet. (Vergl. den Art. Calanca, Val). Alle andern
Nebenadern sind nur klein und liegen im Sommer und Herbst oft beinahe trocken, können aber bei starken Regengüssen zu gefährlichen
Wildwassern anschwellen. Sie haben alle vor ihren Mündungsschluchten mehr oder weniger grosse Schuttkegel aufgebaut.
Die rechtsseitigen Verzweigungen des Hauptthales sind im allgemeinen blosse Tobel, von denen sich nur
wenige im obern Abschnitt etwas erweitern, um hier einer Alpweide Raum zu gewähren. Auf der linken Seite finden wir dagegen
längere Bäche und grössere Thälchen mit ziemlich ausgedehnten Wäldern und Alpweiden, die aber nur mit Umgehung der Mündungsschluchten
zugänglich sind. Die bedeutendsten dieser linksseitigen Nebenthäler sind, von N. nach S. gezählt:
Val Vignone, Val Forcola, ValMontogno mit ValGamba und Val Darbora, Val Cama, Val Grono und Val Traversagna.
Die Moesa hat eine Länge von 45 km und ein Einzugsgebiet von etwa 475 km2. Die Wasserfälle häufen sich im
Ganzen an drei Stellen, nämlich bei den Monti Viganaia, bei Mesocco und bei Soazza-Buffalora, von denen die beiden letztern
wohl bald von der Industrie in Anspruch genommen werden dürften. Ein schöner und ebenfalls leicht zu benutzender Fall ist
auch der der Calancasca zwischen Castaneda und Grono. Unterhalb der Mündung der Calancasca führt die Moesa
im Minimum per Sekunde 2 bis 2,2 m3Wasser.
Bezirkshauptort ist Roveredo. Wird im O. durch eine lange Bergkette vom italienischen San Giacomothal und im S. ebenfalls
durch hohe Berge von Italien getrennt, öffnet sich im SW. auf das Tessinthal, grenzt im W. wiederum mit
einer Bergkette an den Kanton Tessin
und im N. ebenso an den Kreis Rheinwald. Am St. Bernhardin, der Wasserscheide zwischen dem Rheinwald
und dem Misoxerthal, entspringt die Moesa, die den Bezirk von N. nach S. durchfliesst und ihn sowie den Kanton Graubünden
bei Monticello verlässt.
Sie nimmt von beiden Seiten her zahlreiche Zuflüsse auf, deren bedeutendster die am S.-Hang des Zapporthorns entspringende,
das Calancathal nach S. durchfliessende und bei Grono mündende Calancasca ist. Von Splügen führt eine Poststrasse über den
St. Bernhardin und durch die ganze Mesolcina bis nach Bellinzona;
es ist die 1818-1823 erbaute erste bündnerische
Alpenstrasse. Bei Grono zweigt davon die Strasse des Calancathales ab, die alle Dörfer desselben miteinander verbindet.
Man plant die Anlage eines Elektrizitätswerkes in Mesocco und daran anschliessend den Bau einer elektrischen Bahn Mesocco-Bellinzona.
Im Kreis Mesocco, den obern Gemeinden des Kreises Roveredo und im Calancathal bilden Wiesenbau, Viehzucht
und Alpwirtschaft die Hauptbeschäftigung der Bewohner, während im s. Abschnitt des Bezirkes Ackerbau vorherrscht und Kastanien,
Feigen und Wein gedeihen. Im schön gelegenen San Bernardino eine Mineralquelle und Fremdenindustrie.
Auf Boden der Gemeinde Mesocco finden sich grosse Gipslager, die nach dem Bau der Bahnlinie wohl bald
zur Ausbeute kommen werden. Eine grosse Zahl der männlichen Bewohner wandert als Glaser, Maler, Kaminkehrer etc. periodisch
ins Ausland aus. Seit 1850 ist die Zahl der Bewohner im Bezirk nahezu stationär geblieben oder eher zurückgegangen. Man
zählte 1850: 6165, 1860: 6429, 1870: 6664, 1880: 6125, 1888: 6028 und 1900: 6027 Ew. 1429 Häuser, 1589 Haushaltungen;
6011 Katholiken
und 15 Reformierte;
5949 Ew. italienischer und 54 Ew. deutscher Zunge.