Albulapasshöhe und von
Samaden aus. Wird begrenzt im S. vom
Val Chamuera, im W. und N. vom
Inn und einem bei
Zuoz ins Unter
Engadin einmündenden Seitenthal, das von der Alp
Arpiglia herabkommt. Gegen O. steht der Bergstock über den
Piz Sutèr und
PizCorn mit dem Casannagebirge im engeren Sinn in Verbindung. Kann von
Zuoz aus in 5 Stunden bestiegen
werden und bietet eine herrliche Aussicht auf das ganze
Ober Engadin. Der geologische Aufbau des Piz Mezaun ist höchst lehrreich
und kompliziert.
Wenn man durch
Val Pschaidas gegenüber
Madulein aufsteigt, findet man von unten nach oben folgende Schichtgruppen:
krystalline Gesteine (Glimmer- und Casannaschiefer), rote quarzitische Konglomerate und Sandstein des Verrucano (Buntsandstein),
Muschelkalk, Partnachschichten, Arlbergdolomit,
Obere Rauhwacke oder Raiblerschichten und Hauptdolomit, der mächtiger als
die übrigen Schichtenglieder entwickelt ist. Theobald glaubte seiner Zeit, dass dieser Hauptdolomit bis zu oberst reiche;
in Wirklichkeit folgen aber auf ihn lange vorher die Kössenerschichten des Rät mit Terebratula gregaria
und Krinoidenstielen.
Den
Schluss endlich bilden graue bis schwarze Schiefer, die als Allgäuschiefer (Lias) gelten dürften.
Vor der Spitze des
Mezaun erscheinen auf dem Grat gegen den
PizCorn (2957 m) nach O., diskordant auf den Allgäuschiefern ruhend, heller Dolomit
und darauf glimmerige, sandige Schiefer des Buntsandsteines, die der ganzen Schichtenreihe in völlig
verkehrter Lagerung aufsitzen. Der eben genannte Dolomit ist wahrscheinlich paläozoischen
Alters und zieht sich schräg zum
Val Chamuera herab. Das Ganze bildet nach E. Böse eine grossartige Ueberschiebung, deren Fläche nach O. einfällt und
die mit einer ebensolchen des
Val Trupchum im N. parallel läuft. Vergl. Böse, E. Zur Kenntnis der SchichtenfolgeimEngadin (in der Zeitschrift der deutschen geolog. Gesellsch. 48, 1896).
(Piz)(Kt. Graubünden,
Bez.
Inn). 2924 m. Gipfel der Zernezerberge, in der
Ofenpassgruppe; s. über
Lavin und 800 m n. vom
Piz d'Arpiglia
(3031 m). Kann von
Lavin aus in 5 Stunden bestiegen werden; oberste Partie mühsam und etwas schwierig.
Prächtiger Ueberblick über den Felsenzirkus
Macun und interessante Aussicht, die jedoch durch den
Piz d'Arpiglia und
Piz Nuna
nach S. hin gehemmt wird. Nw. unter dem Gipfel ruht in engem Felsenkar der schmale
Lai d'Arpiglia, der etwa
von der Grösse der kleineren Macunseen ist.
Der Piz Mezdi besteht in der
Höhe aus dickbankigem, z. T. granitischem Gneis, der nach SW. einfällt und auf Hornblende-
und Glimmerschiefer ruht oder in der
Tiefe mit ihnen wechsellagert. Geologisch interessant ist der Bau des Gebirgsfusses im
NW., wo den krystallinen Schiefern ein ansehnliches
Lager von schneeweissem Calcitmarmor eingelagert ist
(Abhang von Sauaidas). Der Glimmerschiefer weiter
abwärts enthält viel Schwefelkies, auf den eine Zeit lang ein abenteuerlicher
Bergbau betrieben worden ist.
Sw. davon die felsige und mit mächtigen Trümmern übersäte Baldironsschlucht
(Foura Baldirun). Dieser verlassene alte Thalweg
des
Inn liegt in einer mittleren
Höhe von 1550 m und ist die Fortsetzung des alten
Innlaufeshinter den
Hügeln
Fortezza und Chaschlins (Felssporn bei
Süs); er liegt in schlierigem Gneisglimmerschiefer, der von grossen Linsen
und Adern von Quarz durchzogen ist. In der nur eine halbe Stunde von
Lavin entfernten
Foura Baldirun findet man eine
grössere Anzahl von bis über 1 m weiten Erosionskesseln und daneben weithin gewaschene und geglättete
Wände. Einen prachtvollen
Ueberblick über die alten Schluchtenreihen zwischen
Lavin und
Süs kann man z. B. vom Abhang des
Chapisun von
Guarda aus gewinnen.
Piz Mezdi = Mittagsspitze.
(Piz)(Kt. Graubünden,
Bez. Inn).
2543 m. Gipfel in der Ofenpasskette, zwischen dem obersten
Val d'Uina und dem
Griankopf des aus Gneis bestehenden Rassassergrates. Er kann von
HinterUina
(Uina dadaint, 1782 m) aus entweder über den Stüraweg
oder auf dem am
Piz da Gliasen heraufführenden
Pfad erstiegen werden. Ueber den nahen
Munt Schlingia hin führt
der Weg nach der Pforzheimerhütte des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins. Die Stufenreihe der Gesteine ist am
Piz Mezdi folgende: oberhalb
HinterUina ragt aus dem alpinen Muschelkalk ein kleines Riff von Gneis und Verrucano auf, dann
erscheinen Muschelkalk (Virgloriakalk) und Arlbergdolomit,
Obere Rauhwacke (Raiblerschichten) mit dunkeln kieseligen
Bänken,
weiter der Hauptdolomit und Steinsbergerkalk (Rät-Lias), dieser letztere grau, gelblich, grauviolett
und rot, brecciös und konglomeratisch, mit Pentakriniten; darüber liegen graue bis dunkle Liasschiefer und -mergel, die
aber nur Einfaltungen im Steinsbergerkalk sind.
Damit beginnt die völlige Umkehr der bisherigen Schichtenreihe und zwar in der Folge Liasschiefer und -mergel, Steinsbergerkalk,
ganze Triasserie vom Hauptdolomit bis zum alpinen Muschelkalk. Die Sedimente sind in Form einer Mulde
gelagert, die schief in das Gebirge hineingreift; den Kern dieser Mulde bildet der Steinsbergerkalk mit den Liasschiefern,
auf die dann die Hauptglieder der Trias in verkehrter Reihe nochmals folgen. Die einfache Mächtigkeit des Steinsbergerkalkes
samt den Liasschiefern mag etwa 100 m betragen. Das letzte unter den Schuttmassen der
Höhe aufgeschlossene
Glied ist der alpine Muschelkalk, während der in seiner Nähe zu vermutende Verrucano verdeckt ist oder fehlt. Das Ganze
endlich erscheint vom krystallinen Grundgebirge des Rassassergrates
(Griankopf) überfaltet und überschoben. Schöner Ueberblick
über den wilden
Hintergrund von
Val d'Uina und das Gebiet von
Munt Schlingia.
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Der Piz Mezdi
besteht aus Gneis, Casannaschiefer, Verrucano (stark gewunden und gefältelt, mit vielen Nestern und Bänken von Quarz, auch
konglomeratisch ausgebildet), Muschelkalk, Partnachmergeln, Arlbergkalk, Oberer Rauhwacke und Hauptdolomit.
Die Obere Rauhwacke
enthält am N.-Fuss des Bergstockes Gips eingeschlossen.