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Weilern zusammengesetzt, wovon Cremeo der bedeutendste ist. Hier sind wir schon in der Region des Ackerbaues und der Obstbäume. Auf einem Felshügel liegt die Ruine der Burg Misox, eine der schönsten der Schweiz, mit vier Türmen und einer noch ziemlich gut erhaltenen Kapelle. Sie war der Stammsitz der Freiherren Sax von Monsax, die einst ein grosses Gebiet im südl. Rätien beherrschten und deren einer den Bund zu Truns, ein anderer den zu Vazerol schliessen half. Als das Geschlecht verarmte, kam die Burg samt der Herrschaft Misox und Calanca an die mailändische Familie Trivulzio (1480), wurde dann aber im Müsserkrieg von den Bündnern gebrochen (1526). Bald darauf kauften sich die Misoxer von den Trivulzi frei, die jedoch erst 1580 vollständig und für alle Zeiten auf ihre Herrschaftsrechte in diesen Thälern verzichteten.
Thalabwärts folgen Soazza und Lostallo, die noch zum Kreis Mesocco gehören, dann dichter geschart Cama, Leggio und in der Höhe Verdabbio, nachher Grono auf dem Schuttkegel am Ausgang des Val Calanca, endlich Roveredo und San Vittore. Hier unten, wo der Thalboden bis unter 300 m sinkt und gesteigerte Wärme in Verbindung mit reichlichen Niederschlägen eine üppige Fruchtbarkeit erzeugt, drängt sich die Bevölkerung am dichtesten zusammen. Grono hat 484, Roveredo 1136 und San Vittore 517, zusammen 2137 Ew. Es kommt also auf die untersten 5-6 km des gegen 40 km langen Thales fast die Hälfte von dessen Bevölkerung.
Die untere Mesolcina
bildet mit dem Calancathal eine von 16 Kapuzinern bediente apostolische Präfektur mit 6 Kirchgemeinden
(Cama,
Castaneda,
Grono,
Rossa,
Santa Maria und
Soazza), 22 Kirchen und
Kapellen, 9
Schulen und 3112 kathol.
Ew. Malerisch nehmen sich die vielen Burgruinen dieser Gegend aus, darunter die der
Trivulzi, der letzten Thalherren, und
eine andere hoch oben
im Wald über der Mündungsschlucht des
Val Traversagna. Eine
Perle in dieser echt italienischen Landschaft
ist auch die Wallfahrtskapelle
St. Anna unten am Ausgang der eben genannten
Schlucht, die man von
Roveredo
über eine kühne Bogenbrücke und durch die Rebenlauben von
Piazzetta und Giulio erreicht.
Von der Höhe am Ausgang des Val Calanca aber grüssen die Bergdörfchen Castaneda und Santa Maria mit ihren weithin glänzenden Kirchen und der Ruine des Kastells Calanca, alles zusammen ein ungemein reizendes, formenreiches und farbenprächtiges Landschaftsbild, wie es nur der Süden zu bieten vermag. Weingärten und Maisfelder nehmen einen grossen Teil des Bodens ein; dazu kommen eine Menge Maulbeerbäume, Feigenbäume, Nussbäume und andere. Hier spielt darum auch der Landbau eine bedeutende Rolle, während sonst überall im Misox die Viehzucht vorherrscht.
Die durchgehende schöne Bernhardinstrasse erleichtert und mehrt natürlich auch den Verkehr. Früher war der Transit durch das Misox ein sehr bedeutender, da der St. Bernhardin (2063 m) der leichteste und im Winter gefahrloseste Pass nach Italien ist. Die Gotthardbahn hat diesen Transit lahm gelegt. Die Ausbeutung der reichen Wasserkräfte wird aber gewiss neue Hilfsmittel schaffen. Die vielen kleinen Seitenthäler, ausgenommen das grössere Val Calanca, sind alle unbewohnt, werden aber doch im Sommer von den Aelplern mit ihren Herden bezogen.
Durch deren mehrere führen in die Nachbarthäler hinüber Pässe, die aber nur wenig benutzt werden. Von solchen mögen genannt werden: über die Ostkette der Passo Vignone (2381 m) und die Bocca di Curciusa (2429 m) von San Bernardino ins Areuethal und nach Nufenen im Rheinwald, der Passo die Balniscio (2358 m) von San Giacomo bei Mesocco nach Isola an der Splügenstrasse, der Passo di Barna (etwa 2500 m) von Mesocco nach Campodolcino in der Valle San Giacomo (Splügenstrasse), der Passo della Forcola (2217 m) von Soazza nach Chiavenna, die Bocchetta di Val Cama (2097 m) von Cama nach Chiavenna, der Passo di Camedo (etwa 1920 m) von Roveredo nach Gravedona am Comersee, dazu noch einige weitere Uebergänge aus dem Val Traversagna nach dem Comersee, die man als Parallelpässe des von Bellinzona-Arbedo ausgehenden Passo di San Jorio auffassen kann.
Ueber die Westkette führen ins
Val Calanca der
Passetti (2075 m) von
San Bernardino aus, der
Passo di Tresculmine (2153 m) von
Mesocco aus und der
Passo di Buffalora (2265 m) von
Soazza aus. Die Gebirgsketten, über welche alle diese
Pässe führen und die die Mesolcina
einschliessen, erscheinen bei der Steilheit ihres Aufbaues und der
Tiefe der Thalsohlen
viel höher als man nach ihren absoluten Höhen meinen sollte. In der östl. Kette erreichen zwar noch
mehrere Gipfel 3000 m, so der
Piz
Corbet (3025 m) und die
Cima di Pian Guarnei (3014 m), aber die meisten bleiben hinter dieser
Höhe zurück. In der S.-Hälfte der Kette sinken sie rasch auf 2500, ja auf 2200 m. Dennoch ist die relative
Höhe meist 2000-2200
m, also ebenso viel wie z. B. im
Ober Engadin.
Die Vergletscherung ist eine nur ganz geringe. Dafür herrschen stolze und oft wild zerrissene Felsbauten vor, die durch ihre gewaltigen Wände und ausgezackten Zinnen imponieren, besonders wenn sie, wie dies öfter der Fall ist, aus der Hauptkette gegen das Thal vorspringen, wie der Sasso di Castello (2525 m), der Sasso della Paglia (2595 m) und die Cima dei Laghetti (2298 und 2305 m). Andere erheben sich wie Türme in die Luft, so z. B. der Pizzo Pombi. Noch weniger hoch, aber ebenso schroff aufgebaut ist die W.-Kette, deren Gipfel sich meist in der Höhe von 2600-2800 m halten. Eigentümlich ist hier das zickzackförmige Hin- und Herspringen des höchsten Felskammes und das spornförmige Ausgreifen von kurzen ¶
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Seitenkämmen, die oft ausserordentlich geschaltet sind und nicht selten die höchsten Gipfel enthalten. Die Namen «Cima»
und «Fil» bezeichnen da, oft nicht einzelne Gipfel, sondern ganze, w.-ö. streichende Kämme, so die Cima di Tresculmine (2633
m), Cima di Bodaletta (2627 m), Cima di Gangella (2764 m), der Fil di Ciaro (2780 m), Fil di Dragiva (2770
m) etc. Doch gibt es auch regelmässigere Pyramiden, in welchen mehrere Kämme zusammenlaufen, z. B. beim Fil Nomnone (2634
m) und Piz di Groveno (2693 m). So wild und unnahbar diese Felsbauten auch aussehen, so sind doch die meisten ohne allzu grosse
Schwierigkeiten ersteigbar, werden indessen wegen ihrer Entlegenheit selten besucht, ausgenommen einige
Höhen am Pass und beim Dorf San Bernardino, wo im Sommer sich jeweilen eine grössere Zahl von Gästen einfindet. Geologisch
sind diese Gebirge ziemlich einförmig. Sie bestehen durchweg aus Gneis und krystallinen Schiefern, deren Schichten im allgemeinen
nach O. einfallen. Doch streicht vom Rheinwald eine schmale Schiefermulde nach S. bis über Mesocco hinaus.
Das ganze Gebiet rechnet man noch zum Adulamassiv, trennt jedoch etwa die Kette östl. der Mesolcina
unter dem Namen Liromassiv
als einen besondern, etwas anders gearteten Lappen vom Adulamassiv ab.