mehr
Hôtel Mont Collon (Val d'Arolla), in der Cabane de Bertol oder in Prarayé (Valpelline), in der Cabane de Chanrion und in der Cabane de Saleinaz, resp. auch irgendwo im Val d'Entremont.
Die Kette der Mischabelhörner zweigt am Schwarzberg-Weissthor von der Haupt- und Grenzkette ab und streicht als gewaltige Scheidewand zwischen Nikolai- und Saasthal genau nach N. Der Höhe ihrer Gipfel nach ist sie der bedeutendste Seitenzweig der Walliseralpen, und von manchen Punkten aus scheint sie selbst den Monte Rosastock überragen zu wollen. Ihr gehört der höchste rein schweizerische Gipfel, der herrliche Dom mit 4554 m an. Nur wenig mehr als 1 km s. davon erhebt sich das fast ebenbürtige Täschhorn (4498 m). An dieses mächtige Zwillings- und Herrscherpaar reihen sich nach S. der Alphubel (4207 m), das Allalinhorn (4034 m), das Rimpfischhorn (4203 m) und das Strahlhorn (4191 m), im N. die Süd-Lenzspitze oder besser und einfacher die Lenzspitze (4300 m), das Nadelhorn (4334 m), das Ulrichshorn (3929 m) und der Balfrin (3802 m) an. Die Seitenzweige dieses mächtigen und auffallend geschlossenen Gebirgskammes sind nur ganz kurz: vom Rimpfischhorn zieht der Zweig des Ober Rothorns (3418 m) nach W., vom Nadelhorn der Nadelgrat mit dem Hohberghorn (4226 m), Dürrenhorn (4035 m) und Galenhorn (3360 m) nach NW. Gewaltig ist natürlich auch die Vergletscherung dieses Gebietes.
Ins Saasthal senken sich der Schwarzberg-, Allalin- und Feegletscher nebst verschiedenen kleineren, ins Nikolaithal der Findelen- und Gassenriedgletscher und viele kleinere vom Rimpfischhorn bis zum Nadelhorn. Die Pässe sind ebenfalls lauter Eisjoche, die weniger als Uebergänge von Thal zu Thal, mehr dagegen bei Anlass von Gipfeltouren betreten werden, so der Adlerpass (3798 m), der Allalinpass (3570 m), das Alphubeljoch (3802 m), das Mischabeljoch (3856 m), das Domjoch (4286 m), das Lenzjoch (über 4200 m), das Windjoch (über 3800 m), der Riedpass (etwa 3550 m), der Galenpass (3240 m) und andere mehr.
Die Kette der Fletschhörner beginnt am Zwischbergenpass, streicht von da zunächst über Weissmies (4031 m), Laquinhorn (4005 m) und Fletschhorn (4001 m) nach N. zum Rossbodenpass und teilt sich dann in zwei kurze Aeste, die das Nanzthal einschliessen und mit dem Glishorn (2478 m) und Gebüdem (2328 m) das Rhonethal erreichen. Die Vergletscherung ist um die drei Haupthörner noch eine sehr beträchtliche. Ins Saasthal senken sich der Trift-, Gruben- und Mattwaldgletscher, gegen Simpeln der Laquin-, Fletschhorn-, Bodmer- und Rossbodengletscher. Die Pässe sind durchweg hoch, beschwerlich und wenig begangen, so das Laquinjoch (3497 m) und das Fletschjoch (3673 m) etc.
Die Verzweigungen auf der S.-Seite der Walliseralpen sind alle viel kürzer und viel weniger hoch als die der N.-Seite; da sie alle ausserhalb der Schweiz liegen fallen sie hier nicht in Betracht.
Der Anblick, den die Matterhorngruppe (oder Walliseralpen) von einem günstigen Punkt der Berneralpen, z. B. vom Gemmi Pass oder vom Torrenthorn aus gewährt, ist ein überaus grossartiger sowohl durch die Menge und Vielgestaltigkeit ihrer Riesengipfel, als durch die Pracht, den Reichtum und die gewaltige Ausdehnung ihrer Gletscher. Etwa drei Dutzend Gipfel übersteigen die Höhe von 4000 m, und die Hälfte davon ist höher als das Finsteraarhorn (die Berneralpen haben nur acht, die Bündner Alpen nur einen Viertausender).
Gletscher zählt man in den Walliser Alpen etwa 190, davon 41 mit mehr als je 4 km2 Fläche. Für alle zusammen beträgt die Fläche etwa 720 km2, wovon nur ein sehr kleiner Teil auf die italienische Seite des Gebirges fällt. Die Monte-Rosagruppe im engern Sinn zählt allein 15 grosse Thalgletscher und etwa 120 Hängegletscher. Der grösste von allen und nach dem Aletschgletscher der grösste der Schweiz überhaupt ist der Gornergletscher, mit dem sich 7 Seitengletscher und die Abflüsse von noch zwei weitern Gletschern vereinigen.
Seine Länge bis zur Signalkuppe beträgt 15 km, seine gesamte Firn- und Eisfläche etwa 70 km2. Sein unteres Ende reicht unter dem Namen Bodengletscher bis auf 1840 m hinab. Die nächstgrössten Gletscher sind der Glacier de Corbassière mit fast 12 km, der Glacier d'Otemma und der Findelengletscher mit je 10 km, der Ferpècle- und der Zmuttgletscher mit je 9 km, dann der Arolla-, Mont Miné-, Breney-, Moiry-, Durand-, Turtman-, Schwarzenberg-, Allalin-, Fee- und Gassenriedgletscher mit immer noch 5-8 km Länge und bedeutender Flächenentwicklung.
Ein weiterer Charakterzug der Walliseralpen besteht in einer gewissen Symmetrie des äussern Aufbaues, wie sie sich namentlich in der Anordnung der n. Seitenketten zeigt. In der Mitte finden wir da den vielgliedrigen Gebirgsfächer der Dent Blanche-Weisshorngruppe, während sich östl. und westl. je zwei einfacher gegliederte Gruppen anschliessen: dort die Mischabel- und Fletschhorngruppe, hier die Mont Blanc de Seilon- und Combingruppe. Die in diese Gebirgsmassen eindringenden Thäler haben fast durchweg die Eigentümlichkeit, sich nach oben gabelförmig zu teilen. Am auffallendsten zeigt sich dies beim Visp- und Dransethal.
Das Vispthal teilt sich bei Stalden in das Saas- und Nikolaithal, das Dransethal zunächst bei Sembrancher in das Val de Bagnes und Val d'Entremont; dann zweigt sich von letzterem bei Orsières wieder das Val de Ferret ab. Doppelte Gabelung finden wir auch beim Val d'Hérens mit der Abzweigung des Val d'Hérémence und der Teilung in Val d'Arolla und Val de Ferpècle. Auch das Eifischthal (Val d'Anniviers) teilt sich in die beiden Aeste des Moiry- und Zinalthals. Ungeteilt sind nur die kleinern Thäler, so z. B. das Turtmanthal, das vom Rhonethal auch nur halbwegs bis zur Hauptkette vordringt.
Alle diese Thäler bieten treffliche Ausgangspunkte für die Bereisung der Walliser Alpen. Obenan stehen da als Touristenzentren Zermatt, Saas, Zinal und Evolena. Ausserdem erleichtern eine Reihe hochgelegener Gasthäuser und Unterkunftshütten des S. A. C. und des C. A. I. (Club alpino italiano) die Besteigung auch der höchsten und schwierigsten Gipfel. Die Hütten des S. A. C. in diesem Gebiet sind: die Cabane de Valsorey (3100 m) am SW.-Fuss des Grand Combin, die Cabane de Panossière (2713 m) am Glacier de Corbassière, die Chanrion Hütte (2460 m) nahe am Otemmagletscher, die Cabane de Bertol (3424 m) auf dem Col de Bertol, die Cabane Constantia oder Mountet Hütte (2894 m) am Durandgletscher (Zinal), die Bétempshütte (2900 m) auf dem Plattje am Monte Rosa, die Matterhornhütte (3298 m) oberhalb des Hörnli, die Weisshornhütte (2950 m) am Hohlicht sö. vom Weisshorn, die Domhütte (2936 m) am Festi oberhalb Randa.
Dazu kommt die vom A. A. C. Z. (Akademischen Alpen-Club Zürich) erbaute Mischabelhütte (3360 m) am O.-Grat der Lenzspitze oberhalb Saas Fee. Zwei ältere Matterhornhütten (3890 und 4134 m) und die Stockjehütte (2759 m) oberhalb des Zmuttgletschers sind leider zerfallen. Privathütten und Gasthäuser, die als Fusspunke für grössere Besteigungen dienen, sind: die Cabane Grande Penna (2780 m) unter dem Col des Maisons Blanches, die Untere Theodulhütte (3050 m) am Weg zum Matterjoch, die Theodulhütte (3322 m) auf dem Matterjoch selber, das Restaurant Bellevue (etwa 2500 m) unter dem Trift- und Gabelhorngletscher, das Hôtel Riffel (2569 m) am Weg zum Gornergrat und das Gasthaus auf diesem Grat selber (Endstation der Gornergratbahn; 3136 m), das Hôtel Schwarzsee (2589 m) am Hörnli, das Hôtel du Mont Collon (1962 m) im Val d'Arolla und andere mehr.
Auf der italienischen Seite finden sich die Capanna Quintino Sella (3630 m) am Felikjoch, die Capanna Linty (3140 m) am Lysgletscher, die Capanna Gnifetti (3140 m) am Garsteletgletscher, alle drei oberhalb Gressoney, die Capanna Marinelli (4400 m) auf einer Felsinsel des Macugnagagletschers, die Capanna Eugenio Sella (etwa 3200 m) am Rofelgletscher s. unter dem Schwarzberg-Weissthor und die Capanna Regina Margherita auf der Signalkuppe (4561 m). Auf dem Monte Rosa will der italienische Alpenklub ein Observatorium errichten ähnlich demjenigen auf dem Mont Blanc.
Dank diesen guten Unterkunftsverhältnissen hat sich die Bereisung der Walliseralpen mächtig entwickelt. Zu den am häufigsten besuchten Hochgipfeln gehören der Grand Combin, die Dent Blanche, der Grand Cornier, das Matterhorn, der Monte Rosa (Dufourspitze), das Zinal-Rothorn, das Weisshorn, der Besso, die Diablons, der Dom, das Nadelhorn, der Weissmies u. a., von denen manche bedeutende Schwierigkeiten bieten und erfahrene Bergsteiger erfordern. Leicht und darum auch von Ungeübtern ¶
mehr
zu wagen sind dagegen z. B. das Breithorn, die Cima die Jazzi, die Corne de Sorebois, der Pigne d'Arolla, die Rosa Blanche, der Mont Avril etc. Die besuchtesten Schaugerüste sind aber der Gornergrat mit einer grossartig angelegten Bergbahn, das Hörnli und das Mettelhorn, alle drei bei Zermatt, dann die oben schon als solche genannten nördlich vorgeschobenen Punkte, wie Schwarzhorn, Bella Tola, Becs de Bosson, Sasseneire, Pic d'Arzinol und andere.
Die Pioniere in der Erforschung dieser grossen und herrlichen Bergwelt waren H. B. de Saussure, Parrot, Engelhardt, Zumstein, die Gebrüder Vincent, die Gebrüder Schlagintweit, Tyndall, Whymper, Ulrich, Studer, Weilenmann, Javelle etc. Von grösstem Wert für die systematische Erforschung u. Bekanntmachung sind aber auch hier wie in allen Teilen der Schweizer Alpen die Arbeiten und Publikationen des Eidgenössischen Topographischen Bureaus (Dufourkarte und Siegfriedkarte), des Schweizer Alpenclub (Jahrbücher, Itinerare, Exkursionskarten, Hüttenbauten), des englischen Alpenclub (Alpine Journal), dann für die S. Seite diejenigen des Club Alpinn Italiano (Rivista mensile, Bolletino, Hüttenbauten), endlich für die geologische Erforschung die Arbeiten der Geologischen Kommission der Schweizer. naturforschenden Gesellschaft (Geologische Karte der Schweiz in 1:100000 und die dazu gehörigen «Beiträge»).
Die Matterhorngruppe setzt sich zum grössten Teil aus krystallinen Gesteinen zusammen, vor allem aus Gneis, dann auch aus Glimmerschiefer, Serizitgneis und Serizitschiefer, Chlorit- und Talkschiefer, sog. Casannaschiefer, Serpentin, da und dort auch Gabbro (z. B. am Matterhorn und am Mont Collon). Die Sedimente beschränken sich auf Karbon- und Triasbildungen. Alle jüngern Gesteine fehlen. Die Karbonbildungen erscheinen als Konglomerate, Quarzitschiefer, dunkle Tonschiefer und Anthrazitschiefer.
Letztere sind wenig mächtig, unregelmässig gelagert und oft unterbrochen. Sie ziehen sich in einem schmalen Streifen von Chippis nach Nendaz, dann, etwas breiter werdend, südwärts nach Le Châble und über den Pic de Drônaz nach Morgex im Thal von Aosta. Abbauwürdige Kohlen sind jedoch nur wenige vorhanden. Der durch einen primitiven Raubbau gewonnene Ertrag beläuft sich jährlich nur auf etwa 60-80000 Zentner. Verbreiteter sind die Triasbildungen. Sie bestehen aus Quarzfiten, bunten Schiefern, Dolomiten und Zellendolomiten, Gips, verschiedenen Kalkschichten und Glanzschiefern (Zone des Briançonnais). Die Trias erreicht längs der Rhone eine Breite bis auf 12 km und zieht in einzelnen Streifen weit ins Gebirge, ja bis in den Hauptkamm hinein. Die nordwestlichsten Gipfel, wie Bella Tola, Becs de Bosson, Pierre à Voir u. a. bestehen ganz daraus. An manchen Stellen sind die Kalke durch den Gebirgsdruck in Marmor oder Zipollin umgewandelt.
Gerlach teilt die Matterhorngruppe nach ihrer geologischen Beschaffenheit in drei grössere Zonen: die des Grossen St. Bernhard, die der Dent Blanche und die des Monte Rosa. Die Zone des Grossen St. Bernhard reicht vom Aostathal über Mont Vélan, Mont Combin, Mont Fort bis in die Thäler von Hérémence, Hérens und Anniviers. Die ältesten Schichten bestehen hier aus Casannaschiefern, die den Zentralkamm und die höchsten Teile des Gebirges zusammensetzen und steil aufgerichtet, ja selbst übergelegt sind.
Sie werden im W. und N. von den Anthrazitschichten begrenzt. Die Zone der Dent Blanche reicht in Form eines langen Ovals (über 50 km lang und bis 18 km breit) von Aosta über Mont Gelé, Mont Collon und Dent Blanche bis zum Weisshorn und umfasst auch das Matterhorn. Sie bildet einen vornehmlich aus talkigen und glimmerigen Gneisen bestehenden mächtigen Fächer und enthält auch beträchtliche Stöcke von Gabbro, so am Matterhorn und am Arollagletscher. Von etwas abweichendem Charakter ist das Valpelline, wo schieferige Gneise, Glimmerschiefer und Hornblendeschiefer vorherrschen.
Den Gneisen folgen im N. Chlorit-, Talk- und Casannaschiefer, dann gegen die Rhone die Triasbildungen. Die Zone des Monte Rosa reicht etwa vom Matterjoch bis zum Simplon. Sie besteht in der mittleren und höchsten Partie aus Gneis, im S. aus jüngern krystallinen Schiefern (Serizit-, Chlorit-, Talkschiefer) und Serpentin, im N. aus Triaskalken. Diese letztern und die Glanzschiefer begleiten im N. alle drei Zonen. Uebrigens ist die geologische Erforschung des Wallis noch lange nicht abgeschlossen. Stratigraphie und Tektonik bedürfen noch in vielen Punkten der Aufklärung. Bekanntlich ist das Wallis der erdbebenreichste Teil der Schweiz, ein Herd seismischer Bewegungen. Am schlimmsten waren die Erdbeben von Brig 1755 und Visp 1855.
Die Verschiedenheit des Bodens, der Höhe und des Klimas äussert sich natürlich auch im Pflanzenkleid, das ein sehr reiches und eigenartiges ist. Doch ist hier nicht der Ort, darauf einzugehen. Das bleibt besser dem Artikel "Wallis" vorbehalten.