(Klein) (Kt. Wallis,
Bez. Visp).
3750-2550 m.
Gletscher; steigt von der Mulde zwischen dem
Breithorn und
Klein Matterhorn
ab und mündet in den Untern
Theodulgletscher ein, der sich seinerseits mit dem mächtigen
Gornergletscher vereinigt. Im obern
Abschnitt ausserordentlich stark zerklüftet und nur selten von Touristen begangen.
(Kt. Wallis
und Italien). Diese mächtigste Gebirgsmasse der Schweizeralpen, für welche auch die NamenMonte
Rosagruppe, Walliseralpen und
Penninische Alpen im Gebrauch sind, wird begrenzt im N. durch das
Rhonethal von
Brig bis
Martigny,
im W. durch das
Val d'Entremont und den Grossen St. Bernhardspass (Martigny-Aosta), im S. durch das Thal
der
Dora Baltea von Aosta bis
Châtillon, im SO., O. und NO. durch eine Reihe von Pässen und kurzen Thalstrecken, die sich
von
Châtillon über Gressoney, Macugnaga und Domo d'Ossola nach
Brig ziehen.
Die dabei benutzten Pässe sind der Col de Jou, Col de Vallelia, Col d'Ollen, Col del Turlo und endlich
nach längerer Thalstrecke
(Val d'Anzasca,
Val del Toce und
Val di Vedro) der
Simplon. Das so umschlossene Gebiet hat vom Grossen
St. Bernhard bis Domo d'Ossola eine Länge von 90 km (vom Grossen
St. Bernhard bis zum
Simplon 80 km) und von
Châtillon bis
Leuk eine grösste Breite von 60 km (von Aosta bis
Martigny 45 km und von Domo d'Ossola 30 km). Der Flächeninhalt
beträgt 4330 km2, wovon 1600 km2 oder 37% auf Italien fallen.
Die Matterhorngruppe zeigt eine hübsche fiederförmige Gliederung, indem von einer mächtigen Zentral- oder Hauptkette zahlreiche
Seitenketten abzweigen. Die Hauptkette verläuft fast durchweg auf der schweizerisch-italienischen Grenze
und bildet amMonte Rosa, resp. amMonte Moro einen stumpfen
Winkel, von dem der eine Schenkel im ganzen westlich bis zum Grossen
St. Bernhard, der andere nördlich zum
Simplon verläuft. Der erstere misst längs dem wasserscheidenden
Kamm etwa 84 km, der
letztere etwa 36 km, zusammen also 120 km (davon kommen 72 km auf die Strecke
Grosser St.
Bernhard-MonteRosa und 12 km auf die Strecke
MonteRosa-MonteMoro).
Dieser ganze Hauptkamm bildet auch die Wasserscheide zwischen den Gebieten der
Rhone und des Po, die indessen beide zum Mittelländischen
Meer fliessen (Golf du
Lion und Adriatisches Meer). Die Gewässer der
N.-Seite sammeln sich alle in der
Rhone, während diejenigen der S.- und
O.-Seite durch drei Flüsse, die
Dora Baltea, Sesia und Tosa (Zufluss des Tessin),
dem Po zugeführt
werden. Im Gebiet der Tosa fällt die Landesgrenze ein Stück weit nicht mit der Wasserscheide zusammen, indem
jene in östl. Ausbiegung vom
Portjengrat quer durch das Thal der
Diveria zum
Monte Leone überspringt, so dass die südl. Abdachung
der Simplonstrasse auf eine Länge von etwa 20 km (bis unterhalb
Gondo) noch zur
Schweiz gehört.
Man erhält hier übrigens ganz den Eindruck, als wäre der Hauptkamm ursprünglich vom
Portjengrat über
Balmhorn und
Kessihorn direkt zum
Monte Leone gezogen, nicht wie jetzt auf dem Umweg über die
Fletschhörner und den
Simplon.
Die immer tiefer sich einschneidende
Gondoschlucht
hat diesen Hauptkamm vollständig durchschnitten und die Wasserscheide
rückwärts an ihre jetzige Stelle verlegt. So aufgefasst erscheint die Kette der
Fletschhörner vom
Weissmies
an nordwärts nicht als Teil des Hauptkamms, sondern als ein nach NNW. streichender Seitenzweig, der aus dem ursprünglich
einheitlichen und ungegliederten Gebirgskörper, wie alle andern Seitenzweige durch die Erosion herauspräpariert worden
ist.
Das imposanteste Stück der Hauptkette und damit der Schweizeralpen überhaupt erstreckt sich vom
Matterhorn bis zumMonte Rosa
mit einer Kammlänge von 25 km. Seine Gipfel übersteigen durchweg 4000 m. Der gewaltige, eisgepanzerte
Monte Rosa enthält
unter seinen 10 Gipfeln in der
Dufourspitze (4638 m) den höchsten Punkt der Schweizer
Alpen. Im Gegensatz zu diesem breiten,
silberblinkenden Gebirgsstock erscheint das
Matterhorn (4482 m) durch die unvergleichliche Kühnheit seines
Aufschwungs, seine stolze Isoliertheit und die Wucht seines gewaltigen Felsgestells als einer der eigenartigsten
Berge der
Welt, der von allen
Seiten unter hunderten seiner Genossen sofort in die
Augen springt.
Nach diesen zwei
Riesen wird darum die ganze grosse Masse der Walliseralpen mit Vorliebe benannt. Zwischen ihnen erheben sich
als würdige Begleiter der eisstarrende
Lyskamm (4538 und 4478 m), die zierlichen
Zwillinge
(Castor 4230 m und
Pollux 4094 m)
und das vielbesuchte
Breithorn (4171 und 4148 m). Die tiefste Einsattelung in diesem Zentralstück des Hauptkammes ist das
Matterjoch oder der
Theodulpass (3322 m), trotz seiner
Höhe und Vereisung ein relativ leicht zu überschreitender
Pass mit einer bewirtschafteten Unterkunftshütte auf seiner
Höhe und darum im Sommer von ganzen Touristenkarawanen begangen
(Uebergang von
Zermatt nach Breuil). Die übrigen Pässe sind alle sehr schwierig und nur von geübten Touristen zu begehen.
Es sind das
Furggjoch (etwa 3350 m), das
Schwarzthor (3741 m), der Verra- oder Zwillingspass (3861 m),
das
Felikjoch (4068 m), der Lyspass (4277 m), das
Sesiajoch (etwa 4110 m), der
Grenzsattel (etwa 4500 m) und der
Silbersattel
(4490 m), letztere zwei im S. und N. der
Dufourspitze.
Westl. vom
Matterhorn überschreitet im Hauptkamm nur noch die
Dent d'Hérens oder der
Mont Tabor (4180
m) die 4000 m. Dann folgen mit im allgemeinen von O. nach W. abnehmender
Höhe die
Tête Blanche (3750 m), die
Dents des Bouquetins
(3783, 3848, 3801, 3600 m etc.) und der
Mont Brûlé (3621 m), dann nach einem vielfach zerrissenen und gescharteten
Kamm mit
nur wenig bekannten und wenig hervorragenden Gipfelpunkten
(La Sengla 3702 und 3662 m,
Bec d'Épicoun 3527 m
etc.) der
Mont Gelé (3517 m), der
Mont Avril (3341 m), die
AiguillesVertes mit dem
Amianthe (3600 m) und endlich der
Mont Vélan
(3765 m). Die Pässe auch dieser Region sind meist vergletschert und nur von geübten Touristen zu passieren.
Ausnahmen davon bilden der stark frequentierte Grosse
St. Bernhard mit grossem
Hospiz (2472 m) aus dem
Val d'Entremont nach
Aosta und der
Col de Fenêtre (2786 m) aus dem
Val de Bagnes nach
Valpelline und Aosta mit
¶
Der italienische Absturz gegen das Val d'Anzasca ist dagegen durchweg ausserordentlich steil und von mächtigen Felsstufen
aufgebaut, zwischen welchen nur kleinere Gletscherlappen hängen. Bekannter als die nur unbedeutenden Gipfelpunkte des Kammes
sind einige Eisjoche, die als Uebergänge von Zermatt nach Macugnaga und Saas in der Touristik eine Rolle
spielen. Die wichtigsten davon sind das AlteWeissthor (3576 m) nördl. vom Fillarhorn, das Neue Weissthor (etwa 3660 m) nördl.
von der Cima di Jazzi und das Schwarzberg-Weissthor (3612 m) noch weiter nördl. an der Umbiegung des Grates, den man aller
dieser Thore wegen als Weissthorkette bezeichnet (vom Jägerhorn bis zum Monte Moro).
Der Monte Moropass (2862 m) war vor Eröffnung der Simplonstrasse ein wichtiger Verkehrsweg zwischen Saasthal und Val d'Anzasca
und hat sich auch seither als oft begangener Touristenpfad behauptet. Weniger wichtig, aber doch seit Alters benutzt sind
der Mondellipass (2841 m) ebenfalls ins Val d'Anzasca und der Antronapass (2844 m) ins Val d'Antrona. Die
Verzweigungen dieses Gebirgsteiles sind schweizerischerseits, abgesehen von den Fletsch hörnern, nur unbedeutend. Erwähnt
seien gleich hier die kurzen Zweige, die das Furggalpthal einschliessen: links der des Stellihorns und Mittelgrates, rechts
der des Almagellhorns. Länger sind die Verästelungen nach der italienischen Seite, besonders die die
Thäler von Antrona und Zwischbergen einschliessenden. Doch kommen diese hier nicht weiter in Betracht.
Von der Hauptkette der Walliseralpen zweigen zahlreiche längere und kürzere und oft selber wieder verzweigte Seitenketten
ab, die durch tief einschneidende Querthäler voneinander getrennt werden und in fünf grössere Gruppen
zusammengefasst werden können. Es sind: 1. die Combingruppe zwischen Val d'Entremont und Val de Bagnes, 2. die Gruppe der
Ruinette oder des Mont Blanc de Seilon zwischen Val de Bagnes und Val d'Hérens, 3. die fächerförmig ausgebreitete Gruppe der
Dent Blanche zwischen Val d'Hérens und Nikolaithal, 4. die Mischabelgruppe zwischen Nikolai- und Saasthal
und endlich 5. die Fletschhorngruppe zwischen Saasthal und Simplon.
Die Combingruppe zweigt sich von der Hauptkette am Amianthe (3600 m) ab und wird von ihr getrennt durch eine Firnmulde, aus
der der Glacier de Sonadon nach W., der Glacier du Mont Durand nach O. fliesst. Sie streicht nach NNW. längs
dem Val d'Entremont, dem sie ihre steilere und geschlossenere Seite zukehrt, während die Seite gegen das Val de Bagnes durch
das Thal des mächtigen Glacier de Corbassière mehr
gegliedert ist. Um das weite Firnbecken dieses prächtigen Gletschers
reihen sich die Hauptgipfel der Gruppe auf, vor allem der gewaltige, eisgepanzerte Stock des Grand Combin
(4317 m), der als höchster Gipfel des westl. Wallis
wie ein Riese aus seiner Umgebung herausragt und umsomehr auffällt, als sonst
westl. von der Dent d'Hérens (4180 m) und Dent Blanche (4364 m) bis zur Montblancgruppe kein Gipfel mehr 4000 m erreicht.
Die Gruppe der Ruinette oder des Mont Blanc de Seilon, nach ihren höchsten Gipfeln benannt, knüpft sich beim Col de Collon
an die Hauptkette der Walliseralpen und beginnt dort mit dem schönen Trio des Évêque (3738 m), Mont Collon (3644 m) und
Petit Collon (3545 m), die rings von den Eismassen des Glacier d'Otemma, Glacier de Vuibez und Glacier d'Arolla
eingeschlossen sind und selber den Glacier de Collon umschliessen. Der Glacier d'Otemma senkt sich südwestl. ins Val de Bagnes,
der Glacier d'Arolla nordwestl. ins Val d'Arolla; beide sind verbunden durch das Eisjoch des Col de Chermontane (3084
m). Jenseits dieses Passes folgt das Gebiet des Mont Blanc de Seilon (3871 m), eines mächtigen Gebirgsstockes inmitten weitgedehnter
Firn- und Eisfelder und umgeben von stolzen Vasallen, unter welchen der Pigno d'Arolla (3801 m), die Serpentine (3691 m),
die Ruinette (3879 m) und der Mont Pleureur (3706 m) durch ihre Höhe wie durch ihre bald mehr kühnen,
bald mehr massigen Gestalten hervorragen.
Richtung fort über Pointe de Rosa Blanche (3348 m), Mont Fort (3330 m) und Mont Gelé (3028 m), um dann
über die aussichtsreiche Pierre à Voir nach W. umzubiegen und endlich bei Martigny auszukeilen. Nach NW. hin nimmt mit der
Höhe auch die Vergletscherung allmählig ab, ist aber an der Rosa Blanche und am Mont Fort noch sehr ansehnlich.
An die konvexe Seite dieses Hauptkammes schliessen sich drei genau nach N. streichende Seitenzweige, die das Val d'Hérémence
und das Val de Nendaz einschliessen. Die östlichste dieser Seitenketten ist die längste. Ihr entragen die AiguillesRouges
(3650 m), die Pointe de Vouasson (3496 m), beide noch mit beträchtlichen Gletschern, und der als herrlicher
Aussichtspunkt viel besuchte Pic d'Arzinol (3002 m).
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