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französisch Mont Cervin, italienisch Monte Cervino und ehemals Monte Silvio oder Mons Silvius (vom lateinischen silvanus, mundartlich serva). Die Höhe wird etwas verschieden angegeben: der Schweizergipfel des W.-O. streichenden und gezahnten obersten Grates hat nach der Siegfriedkarte 4482 m, nach neueren Messungen 4486 m;
der italienische Gipfel soll etwas höher sein, doch sind die 4505 m der Siegfriedkarte zu viel.
Die italienische Karte gibt ihm ebenfalls 4482 m. In Form eines
ungeheuren Felsobelisken mit gewaltigen Steilwänden, scharfen Kanten und keck geneigter
Spitze erhebt sich das Matterhorn
als merkwürdigster und kühnster Gipfel der
Alpen im
Hintergrund der
Thäler von
Zermatt und
Tournanche und
überragt den schweizerisch-italienischen Grenzkamm, dem es angehört, um mindestens 1000 m. Bis in den lieblichen grünen
Thalgrund von
Zermatt beträgt der Absturz 2860 m, bis in denjenigen von Breuil 2480 m. Die vier
Seiten dieser Pyramide sind
so steil und glatt, dass im spätern Sommer nur ein leichter Eisanflug an ihnen haften bleibt und der
nackte Fels zu Tage tritt. Im Winter aber und bei Neuschnee auch im Sommer erscheinen sie in reinem, glänzendem Weiss. Am
steilsten, zum Teil überhängend, ist die N.-Seite, an deren Fuss der
Matterhorngletscher klebt.
Auch die O.- und die
W.-Seite tauchen sich unten in grössere
Gletscher, jene in den
Furggengletscher, diese
in den Tiefmattengletscher, einen Arm des
Zmuttgletschers, der in mächtigem
Strom n. unter dem Matterhorn
vorbeifliesst. Nur
klein ist dagegen der Ghiacciajo della Forca am Fuss der S.-Seite. Die vier Kanten senken sich mit grosser Steilheit und
in kühn geschwungenen Linien nach NO., NW., SW. und SO. Davon sind die NO.- und die SW.-Kante für die
Besteigung die wichtigsten, und es haben einzelne Punkte
derselben als Etappen der Anstiegsrouten besondere Namen erhalten.
Zum NO.-Grat steigt man von Zermatt über das Hörnli (2893 m), den vielbesuchten Aussichtspunkt beim Schwarzsee (Hotel 2585 m); dann folgt die Klubhütte des S. A. C. (3298 m) am Fuss der eigentlichen Pyramide (4-5 Stunden von Zermatt), von wo es noch 5-7 Stunden bis zum Gipfel sind. Eine ältere Klubhütte weiter oben (3843 m) ist nicht mehr brauchbar. Am SW.-Grat, über den man von Breuil aufsteigt, sind einige der Hauptpunkte: die Tête du Lion (3723 m) und der Col du Lion (3577 m), die Cheminée, die Cabane auf La Tente (3800 m; 5-6 Stunden von Breuil und noch weitere 5 Stunden bis zum Gipfel), La Tour (mit einer alten Hütte, 3890 m), Le Linceul (ein steiles Schneefeld), der «Hahnenkamm» (La Crête du Coq),
die «Cravate» (ein Schneeband an der S.-Seite der Épaule; mit alter Hütte, 4122 m),
der Pic Tyndall (4245 m),
L'Épaule (die Schulter, 4260 m) und der Col Félicité. Noch 1863 bezeichnete John Ball in seinem berühmten «Alpine
Guide» das Matterhorn
für unersteiglich, und es blieb auch bis 1865 urverstiegen, trotz der vielen
Versuche, die seit 1857 von Einheimischen und Fremden, sowohl von Breuil wie von
Zermatt aus, gemacht wurden. 1837 gelangten
Aimé Gorret,
Jean Antoine Carrel und
Jean Jacques Carrel bis auf die
Tête du Lion, 1859 J. A. Carrel über den
Col du Lion
hinaus in das «Kamin» (la Cheminée),
1860 die Engländer Tyndall und Hawkins mit J. J. Bennen und J. J. Carrel bis zum «grossen Turm» (la Tour), 1861 Carrel auf diesen Turm, 1862 die beiden Carrel auf den Pic Tyndall. Inzwischen waren 1860 und 1861 Alfred, Charles und Sandbach Parker aus Liverpool von Zermatt her bis etwa 3600 m hoch gestiegen. 1861 begann Whymper seine Versuche, die er unablässig wiederholte, bis sie endlich am ¶
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zum Sieg, aber auch zu einer schweren Katastrophe führten. Unter grossen Anstrengungen und Gefahren hatten Whymper, Ch. Hudson, Lord Fr. Douglas und Mr. Hadow mit den Führern Michel Croz von Chamonix und Peter Taugwalder von Zermatt und des letztern Sohn als Träger die Spitze erreicht. Aber gleich nach Beginn des Abstieges glitt Hadow aus und riss Hudson, Douglas und Croz mit sich in die furchtbare Tiefe, wo man drei der Leichen in grässlich zerschmettertem Zustand auf dem Matterhorngletscher auffand und in Zermatt beisetzte, während die vierte Leiche (Lord Douglas) erst später gefunden werden konnte.
Whymper und die beiden Taugwalder, die die letzten im Zug
waren, blieben dadurch gerettet, dass das Seil
zwischen ihnen und den vier Verunglückten riss. Nur drei Tage später wurde das Matterhorn
auch von Breuil aus erreicht
durch zwei Führer Aimé Gorrets, während dieser selber mit einem dritten Führer etwas unter der Spitze
zurückgeblieben war. Die dritte Besteigung gelang Craufurd Grove mit drei Führern am von Breuil aus, die vierte
Mr. Elliott mit zwei Führern am von Zermatt aus.
Die erste Traversierung von Breuil nach Zermatt erfolgte durch Prof. Tyndall mit 2 Führern im Juli 1868 und von
Zermatt nach Breuil durch F. Thioly und O. Hoiler mit 3 Führern im August desselben Jahres. Die erste Winterbesteigung
unternahm Vittorio Sella am von Breuil. Die ersten führerlosen Besteiger waren die Herren Cust, Colgrove und Cawood
am und die ersten Damen auf dem Matterhorn
waren Miss Lucy Walker am und Miss Brevoort
am Seitdem der früher so gefürchtete Berg mit Klubhütten, Ketten, Drahtseilen und Markierungen versehen ist,
ist seine Besteigung (besonders von Zermatt aus) zur Modesache geworden.
Oft zählt man an ihm 5 oder 6 Karawanen und auf dem Gipfel 20 und mehr Personen an einem Tag. Für geübte
Steiger gehört der Berg nicht mehr zu den schwierigsten, doch ist die Sache, besonders bei schlechtem Wetter, durchaus
nicht leicht zu nehmen, wie verschiedene Unglücksfälle beweisen. 1879 fiel der Amerikaner Moseley über die
O.-Wand auf
den Furggengletscher, ebenso 1890 E. Göhrs mit 2 Führern; im gleichen Jahr kam F. C. Borckhardt in
einem Schneesturm um, und J. A. Carrel starb nach einem ähnlichen Sturm infolge von Erschöpfung. Endlich haben auch Andreas
Seiler 1893 und Miss Bell und Dr. Black 1901 ihr Leben am «Löwen von Zermatt» gelassen. - Geologisch erforscht
wurde das Matterhorn
durch den Italiener Giordano. Nach ihm bestehen die tiefern Schichten aus Gabbro, Serpentin, Gneis, Glimmer-,
Hornblende-, Chlorit- und Talkschiefer mit eingelagerten Kalk- und Dolomitgesteinen. In der Gipfelregion herrschen talkige
Gneise untermischt mit Talkschiefer, Serpentin, Gabbro und Quarzit vor.