Thalabschnitt von
Madra an und ferner das
Val Combra und
Val Madra. Hauptsächlichste Waldbäume sind
Buchen und Lärchen; die
Kastanie stellt sich erst am Thalausgang ein. Das Thal ist nur im Sommer bewohnt, dann aber von ganzen Familien, die sich
in den zahlreich vorhandenen Sommerdörfchen ansiedeln, deren grösste
Madra (1097 m) und
Dandrio (1212
m) sind.
Madra,
Dandrio etc. liegen in der Thalsohle, während andere solcher Dörfchen (wie z. B.
Ciavasco,
Ascona, Anzona)
auf den Terrassen des rechtsseitigen Gehänges stehen.
Eine Reihe von Alpweiden liegt über 2000 m, so
Guarnajo (2039 m; am Fuss des
Rheinwaldhorns),
Giumello (2064 m) undPiotta
(2056 m; beide am Fuss der ö. Grenzkette und gegen den
Zapportpass hin),
Rotondo (2260 m; im
Val Madra) und
Caldoggio (2040
m; im
Val Cambra). Der von Malvaglia ausgehende, sehr steile und holperige Thalweg steigt bis
Pontei um volle 400 m an, um
dann langsamer thalaufwärts zu führen. Alle
Alpwege sind im allgemeinen nur schlecht unterhalten. Das
Thal wird von Fremden selten besucht und nur hie und da von solchen Touristen durchzogen, die über das
Vogeljoch (2938 m)
oder den
Zapportpass (3090 m) kommen und gegen den Tessin
absteigen.
Hier stand im 12. Jahrhundert ein
Schloss, das die
Herren von Malval oder Marval vom
Bischof von Genf
zu
Lehen hatten. 1303 wurde es von Amadeus
dem Grossen neu aufgebaut und mit einer Besatzung von 40 Wallisern belegt, aber schon drei Jahre später durch die
Herren
des
Pays de Gex zerstört.
Mit Unrecht hat man vermutet, dass in Malval auch ein Priorat bestanden habe.
1285: Marval und Malval;
1304: Malvauz und Marvauz.
Die Kirche von Malval liegt
im Thal der
London in 399 m, während ihr Glockenturm 1 km
davon entfernt im
OrtMalval selbst steht. Im
Bett des
Roulavaz, eines kleinen Nebenflusses der
London, steht petrolführender
tertiärer Sandstein an.
Der Philanthrop Russ-Suchard aus
Serrières hat hier 1899 ein Sanatorium für Lungenkranke erstellen lassen.
In der Nähe befindet sich auch die Ferienkolonie der
Schulen von
La Chaux de Fonds.
(Kt. Thurgau,
Bez. und Gem. Steckborn).
401-436 m. Ortsgemeinde und Dorf, am linken Ufer des
Untersees, zu einem
Teil auf einer 400 m weit in den
See vorragenden Landzunge und zum andern Teil am N.-Fuss des
Seerückens und am Eingang zum
Liebenfelstobel erbaut; halbwegs zwischen
Steckborn und
Steinam Rhein. Station der Linie
Konstanz-Etzwilen-Schaffhausen; Dampfschiffstation.
Post- und Zollbureau, Telegraph, Telephon. 70
Häuser, 398 kathol.^[Ergänzung: und reform.] Ew. Je eine
kleine reformierte und katholische Kirche. Wasserheilanstalt, Gasthöfe und Pensionen. Eine Möbel- und Möbelfournitürenfabrik,
eine Ziegelei. Landwirtschaft und etwas Fischerei. Lesegesellschaft, Schiessverein; eine Viehzuchtgenossenschaft. Reizend
gelegene Sommerfrische mit weiter und abwechslungsreicher Aussicht auf die mit Siedelungen überstreute Hügellandschaft
Schwabens im N., auf die BurgHohenklingen und das Kloster Oehningen im NW. und auf die Burgruine
Neuburg
im O. Im Mittelalter war Mammern der Sitz der Edeln von Manbüron, die um die Mitte des 13. Jahrhunderts ausstarben.
Ihre
Erben waren das Kloster St. Gallen
und die
Herren von
Hohenklingen.
Ulrich von
Hohenklingen erbaute über demOrt die
Burg Neuenburg
oder
Neuburg, von der aus die
Herrschaft verwaltet wurde. 1413 gab das Kloster St. GallenSchloss und
Herrschaft dem Konstanzer Patrizier
Hans von Ulm zu
Lehen. Seither hat jenes seine Besitzer oft gewechselt. Bis 1620 gehörte es den Hohenlandenberg und Thumb;
dann verkaufte Friedrich von Thumb, Marschall von Württemberg, die
HerrschaftNeuburg mit Mammern um die
Summe von 35000
Gulden an die
BrüderRoll aus Uri,
die die schwierig zugängliche Burg dem Verfall überliessen und sich am Seeufer
ein neues
Schloss erbauten. Heute sind von jener nur noch die Grundmauern des grossen viereckigen
Turmes vorhanden. 1668-1686
gehörte die
Herrschaft Mammern dem Rudolf Reding von
Biberegg in Schwyz,
dann ging sie teils durch Kauf und teils
durch Schenkung an das Kloster auf derReichenau^[Berichtigung:Rheinau] über, das hier ein bis 1840 bestehendes Chorherrenstift
einrichtete. 1865 wandelte der Arzt Dr. Freuler das
Schloss zu einer Wasserheilanstalt um, die seither
vergrössert und mit schönen Parkanlagen geschmückt worden ist und im Durchschnitt über hundert Pensionäre zählt. Neben
Bädern aller Art kommen hier jetzt auch Massage und Elektrotherapie zur Anwendung. Die Anstalt dient hauptsächlich Nerven-
und Gichtkranken und an Diabetes, Fettleibigkeit etc. Leidenden. Unter der
Neuburg hat man einen Pfahlbau aus
der Steinzeit entdeckt. Beim Langhorn Einzelfunde aus der
Stein- und Bronzezeit. Nahe der Daubenmühle eine Römersiedelung.
903: Manburon; 909: Manburron, d. h.
Haus oder
Hütte des
Manno. Vergl. die Ansicht von Mammern beim Art.
Bodensee (dieses Lexikon
Band I, S. 287).
(Kt. Thurgau,
Bez.
Arbon, Gem.
Roggwil). 478 m. Gruppe von 3
Häusern, an der Strasse
Roggwil-Freidorf-St.
Gallen, 500 m s.
Roggwil und 4 km nw. der Station
Arbon der Linie
Rorschach-Romanshorn-Konstanz. 6 reform. Ew. Kirchgemeinde
Roggwil. Acker-, Obst- und etwas Weinbau.
Gut erhaltenes
Schloss, dessen
Turm mit demjenigen des
Schlosses zu
Frauenfeld grosse
Aehnlichkeit zeigt. Er besteht wie dieser aus mächtigen, unbehauenen Steinblöcken, bildet ein Quadrat
von 13 m Seitenlänge, hat 3 m dicke Mauern, ist 20 m hoch und besitzt oben eine hölzerne Gallerie, von der aus man eine
schöne Aussicht geniesst.
Schloss und
Turm stammen wahrscheinlich aus der Zeit der Hunneneinfälle und gehören zu den bemerkenswertesten Baudenkmälern
aus vergangenen Zeiten. Erste bekannte Schlossherren waren die Ritter von Mammertshofen, Unter-Marschälle der Abtei St. Gallen.
1370 kam
das
Schloss an die Schenken von
Kastel, die es bis 1645 besassen. Burkhart Schenk von
Kastel, ein Parteigänger des Abtes Kuno
von St. Gallen,
wurde hier 1405 von den Appenzellern belagert und zur Unterwerfung gezwungen. Später gehörte das
Schloss der Reihe nach den
Stauden von
Winkelbach, den Schultheissen von Konstanz, den
Herren von
Bernhausen und den
Herren von
Baldegg. Jetzt ist es seit etwa hundert Jahren im Besitz der Bündner Familie Orlandi. 1244: Maynbretzhofen =
Weiler oder
Hof
des Maginbrecht.
Das Thal steht mit dem Vallon des Sciernes Piccats
über die Frète des Rayes (1670 m), mit dem Thal des Rio du Gros Mont über den Pertet à Bovet (1900 m) und mit dem Vallon des
Fenils über den Col d'En Forclaz (1664 m) in Verbindung. Es verdankt seinen tiefgründigen Boden dem leicht verwitterbaren
mergeligschiefrigen Flysch, in dem es ausgewaschen ist, und einer oberflächlichen Ueberführung mit dem Moränenschutt eines
hier einst vorhandenen lokalen Gletschers.