worden sind. Man kann heute vom Maloja aus auf beinahe ebenem Weg ins Murettothal gelangen und an dessen zum
Piz della
Margna
aufsteigendem Gehänge die alten Terrassen regelmässig gegen das
Ober Engadin zu fallen sehen. Ferner wird die
Orlegna bei
ihrem Austritt aus dem Murettothal nur durch einen niedrigen Moränenwall vom
Silsersee getrennt; sie
muss, um zur
Maira zu gelangen, an dieser Stelle in einem scharfen Knie umbiegen und ein tief eingeschnittenes
Tobel durcheilen.
Als eine interessante Folgeerscheinung der tief gelegenen Wasserscheide am Maloja ist noch der sog. Malojawind zu erwähnen.
Während im Sommer bei schönem und warmem Wetter der
Wind in allen grossen Thälern regelmässig tagsüber
thalaufwärts (Thalwind) und des Nachts thalauswärts (Bergwind) weht, fliesst die aufsteigende warme Luft des
Bergell über
die
Schwelle des Maloja hinüber und weht als Bergwind von 9-10 Uhr Morgens bis gegen Sonnenuntergang das
Engadin abwärts.
Die gleiche Erscheinung beobachtet man übrigens auch in
Davos, wo die warme Luft des
Prätigaus den niedrigen
Wolfgangpass überschreitet und damit den das Thal des
Landwassers tagsüber von oben nach unten durchziehenden Luftstrom
erzeugt. Es ist somit die Hochfläche des Maloja in mancherlei Hinsicht eine der interessantesten Landschaften der
Schweiz.
Alle die erwähnten Eigentümlichkeiten der Lage, der geogenetischen Vorgänge, der klimatischen Verhältnisse
etc. finden sich anderswo kaum wieder auf einer so kleinen Fläche beisammen vor.
Ist nach dem Bezirk Inn
der flächengrösste Bezirk der
Schweiz. Er grenzt im O. an den Bezirk Inn,
an Italien und den Bezirk
Bernina,
im
S. an Italien und den Bezirk Bernina,
im W. an Italien, im NW. an die Bezirke
Hinterrhein und Albula
und im N. an den
Bezirk Ober
Landquart. Gliedert sich geographisch und politisch in zwei deutlich voneinander verschiedene Landschaften. Immerhin
hält sich die politische Grenze nicht überall genau an die geographische Trennungslinie, indem der Kreis
Bergell politisch
bis zur Mitte des
Silsersees übergreift, während das
Engadin geographisch bis zum Scheitel des Maloja
hinaufreicht.
Der Fluss des
Ober Engadin ist der Inn,
der nach seinem Austritt aus dem
Silsersee der Reihe nach den Silvaplaner-,
Campfèrer- und
St. Moritzersee bildet und von rechts den
Fexer-, Flaz- und Chamuerabach, von links den
Beverin und Sulsannabach aufnimmt.
Engadin und
Bergell werden zu beiden
Seiten ihrer ganzen Länge nach von hohen Bergketten begleitet. Während das
schroff vom Maloja absteigende
Bergell der Hauptsache nach eine gegen SW. gerichtete, tiefe und steilgeböschte
Schlucht darstellt,
bildet das
Ober Engadin eine nur schwach geneigte, breite Hochfläche.
Das vom Maloja bis
Castasegna 16,6 km lange
Bergell weist auf
dieser Strecke einen Höhenunterschied von 1129 m
auf, das 45 km lange
Ober Engadin dagegen nur einen solchen von 200 m. Die Seitenthäler des
Bergell sind kurz und steil, diejenigen
des
Engadin dagegen (besonders auf der rechten
Seite) lang und sanft ansteigend (rechts: Fexthal 10 km, Thal
von
Pontresina 20 km,
Val Chamuera 12 km lang; links:
ValBeyer und
Val Sulsanna 10-15 km lang). Die prachtvolle Hochgebirgswelt
dieses Bezirkes, die im
Berninamassiv sich am schönsten entwickelt, zieht zahlreiche Fremde zu längerem oder vorübergehendem
Aufenthalt an. Dank der besonders im
Ober Engadin ausserordentlich wichtigen Hotel- und Fremdenindustrie
hat die Zahl der Bewohner stark zugenommen. 1850: 4453;
1860: 4707;
1870: 5252;
1880: 5296;
1888: 5931;
1900: 7183 Ew. Während
der Feldbau im
Ober Engadin nur wenig bedeutend ist, finden wir im untern
Bergell Getreide- und Obstbau, sowie zahlreiche Kastanienwälder.
Nach dem Hotel MalojaKulm
sind 1880-84 der monumentale Bau des Kursaales Maloja und nachher noch eine Reihe von andern Gasthöfen,
Restaurationen,
Villen etc. erstellt worden.
Das ganze Jahr hindurch bewohnt.
Vor kurzem hat man hier auch eine Schule eingerichtet.
Heimat und Sommeraufenthalt des
Malers Giovanni Segantini († 1899), der die Alpenwelt des
Engadin mit Meisterhand auf die
Leinwand zu zaubern verstand und dem hier jetzt auch ein Denkmal errichtet worden ist.