einschnitt, fiel er dem aus dem
Val Marozzo kommenden Quelllauf des
Inn in die
Seite, und da er ein stärkeres Gefälle hatte
als diese Innquelle, so lenkte er sie über
Casaccia in seine eigene Stromrinne ab. Vorher schon war durch die Maira des untern
Bergell die
Albigna angegriffen und abgelenkt worden. Dann schufen die vereinigten
Wasser in gleichsinniger
Arbeit den Riesenkessel des obern
Bergell, den die unaufhörlich sich folgenden Nachbrüche der Felshänge weiter vertieften,
und lenkten zuletzt auch die gegen
Maloja fliessende
Orlegna ab. Damit war das obere
Engadin zu einem Thal ohne eigentlichen
Quelllauf, zu einem Thaltorso geworden.
Neue grosse Veränderungen in den Thalsystemen des
Bergell und obern
Engadin fanden noch in postglazialer Zeit statt. Die
Orlegna
hat sich damals in die erratischen Geschiebemassen tiefer eingeschnitten, die unter dem Alluvialschutt der Bergflanken liegen,
d. h. in Ablagerungen, die früher in einem gegen N. konvexen
Bogen bis hinunter auf die
Schwelle von
Maloja
reichten. Hier lässt sich die einstige Vergletscherung aus den Felsglättungen, den erratischen Blöcken und Gletschermühlen
deutlich erkennen.
Ueber die Thalstufen und Terrassen im eigentlichen
Bergell s. den Art.
Bregaglia (Val). Auch im Mündungsgebiet der Maira haben
grosse Veränderungen stattgefunden, die aber jüngeren Datums sind und sich zur Hauptsache historisch
nachweisen lassen. Der Comersee, von dem der
Lago di Mezzola abgeschnürt wurde, reichte früher hinauf bis Samolaco, dem
Summolacum («Seeshaupt») der
Römer, und noch 1500 konnte man mit
Schiffen bis hieher gelangen. Ja,
der See muss einst sogar
über Gordona bis gegen Chiavenna hinauf sich erstreckt haben.
Nach und nach wich er vor den zugeführten Geschiebemassen der Maira und ihrer Seitenbäche zurück und
überliess den Boden dem
Sumpf,
Schutt und Geröll und der darauf sich ansiedelnden Vegetation. Im Jahr 1500 ereignete sich
eine gewaltige Flussverlegung an der Adda, welcher Fluss damals mitten in den
Piano di Spagna ausbrach
und im Laufe der Zeit soviel Schuttmaterial in den
See vorschob, dass dessen oberer Golf, der heutige
Lago di Mezzola, gänzlich
von ihm abgetrennt worden ist. Schon während eines einzigen Menschenalters sind hier sichtliche Aenderungen an den Ufern
aufgetreten.
Bibliographie.
Heim,
Alb. DieSeendesOberengadin (im Jahrbuchdes S. A. C. 15, 1880);
Bodmer, A. Terrassen und ThalstufenderSchweiz. Zürich
1880;
Rolle, Fr. Uebersicht der geolog. Verhältnisse der Landschaft Chiavenna. Wiesbaden 1878; Tarnuzzer, Chr.
Die Gletschermühlen aufMaloja (im Jahresbericht der naturforsch. Gesellsch.Graubündens. 39, 1896); Geiger, Ernst. DasBergell;
forstbotan. Monographie (im
Jahresbericht der naturforsch.Gesellsch.Graubündens. 45, 1902); Andrea,
Silvia. DasBergell; Wanderungen in der Landschaft und ihrer Geschichte.Frauenfeld 1901; Lechner Ernst. Das Thal der Maira
(Bergell); Wanderbild vonMalojabis Chiavenna.Samaden 1903; Lauterburg, Rob. Uebersicht der schweizer. Wasserkräfte 1890 und
Die schweizerischen Wasserkräfte, eingeteilt in grössere und kleinere Stromsektionen (in derZeitschriftfür schweizer. Statistik. 1891).
(Kt. Tessin,
Bez. Leventina).
923 m. Gem. und kleines Pfarrdorf, mitten in üppigen
Wiesen und
Weiden; am S.-Fuss des
Pizzo d'Era und
1,7 km nw. der Station
Faido der Gotthardbahn. Gemeinde, mit
Polmengo und
Tortengo: 31
Häuser, 198 kathol. Ew.;
Dorf: 19
Häuser, 108 Ew. Viehzucht.
Alte Pfarrkirche zu
San Siro. Die Bevölkerung hat in letzter Zeit an Zahl beträchtlich
abgenommen, da viele der Männer als Kellner, Kaffeewirte,
Glaser,
Maler etc. nach
London, Frankreich und Amerika auswandern.
Maiensæss. So nennt man in den Kantonen Graubünden,
Bern
etc. die tiefst gelegenen Alpweiden, die nur im Frühjahr
auf der Alpfahrt und im Herbst bei der Thalfahrt mit dem gesömmerten Vieh bezogen werden.
Auch «Vorsäss» oder «Berg»
genannt.
Entspricht dem namentlich im Wallis
überall gebräuchlichen Ausdruck mayens und dem tessinischen maggenghi oder auch monti.
Vielleicht vom latein. mensa, rätoroman.
maisa =Tisch herzuleiten.
Firnfeld im Maximum 900 m, die Zunge an ihrem Beginn 400 m breit.
Die östl. alte Seitenmoräne reicht hinunter bis Las Maisas
(2147 m), wo sich der Gletscher früher mit dem häufiger genannten und viel weniger stark zerklüfteten Vadret Tiatscha vereinigte.
Durch Val Maisas führt die leichteste Anstiegsroute auf den Muttler. Das Thal hat im untern Abschnitt Alpweiden und etwas
Wald. Die Quellarme des Thalbaches vereinigen sich auf dem Rossboden und erhalten auch bei der Alpe Maisas
(2088 m) weiteren Zuzug. Die Basis der Berge besteht aus fossilleeren grauen Schiefern, darüber folgen kalkige und sandige
Allgäuerschichten (Lias) und grüne Schiefer. Maisas roman. = «Tische» oder hier soviel als «Steinplatten».