strategischen Punkt der
O.-Schweiz - keinerlei Festungsanlagen vorhanden oder geplant sind. Der
Pass wird heute durch eine
vom Hang des
Fläscherberges bis zum Hang des
Rätikon quer durch die Senke reichende krenelierte
Mauer mit
Graben gesperrt.
Auf dem äussersten rechten Flügel steht der
Guschaturm (oder
Malakoff), in der Mitte befindet sich die
eigentliche Festung mit Kasematten,
Kasernen etc., links schliessen sich daran die sog. Batterie Herzog und der teilweise
gedeckte Fläscherbergweg an, und auf dem
Fläscherberg selbst bestehen endlich als äusserster linker Flügel der ganzen
Stellung verschiedene Blockhäuser und das sog. Fläscherschänzli.
Auch der schmale
Durchgang zwischen dem W.-Fuss des
Fläscherberges und dem
Rhein ist durch eine krenelierte
Mauer gesperrt. Die St. Luzisteig dient als eidgenössischer Waffenplatz. Hier ist schon eine Reihe von blutigen Kämpfen
geliefert worden, so z. B. im Schwabenkrieg 1499 zwischen Kaiserlichen und Bündnern, dann wieder im 30jährigen Krieg (1618-1648)
und endlich auch während der Kriegsjahre 1798-1800 zwischen Oesterreichern und Franzosen. Benannt ist
der
Pass nach dem h. Luzius oder Luzi, der auf diesem
Wege nach Graubünden
gekommen sein und hier das Christentum gepredigt haben soll.
(Es ist somit die viel verbreitete und auch auf der Dufourkarte adoptierte Schreibart «Luziensteig»
eine irrtümliche). Nw. von den Festungsanlagen steht am
O.-Hang des
Fläscherbergsim Wald versteckt die
alte Burgruine Mordenberg. Auf der Luzisteig hat man ein Steinbeil, eine Bronzenadel und römische. Münzen gefunden. Vergl.
Becker, J. Skizzen zur Geschichte und Würdigung der St. Luzisteig.Chur 1893. - Meyer von
Knonau, Gerold. Aus der Geschichteder Landschaften des Klubgebietes (imJahrbuch des S. A. C. 1889/1890).
(Val)(Kt. Tessin,
Bez.
Blenio). 2500-1215 m. Linksseitiges Nebenthal des
Val Blenio; steigt vom
Piz Terri gegen SW. ab und
mündet 3 km oberhalb
Olivone zwischen
Campo und
Ghirone aus. Bildet eine in schwarzen Bündnerschiefern ausgewaschene wilde
Schlucht mit hohen Steilwänden, über die zahlreiche
Wasserfälle herunter rauschen. Dem schön bewaldeten
untern Thalabschnitt folgt ein guter Fussweg bis zu der von
Felsen umschlossenen
Alpeal Sasso (1482 m), von der aus das Thal
als immer enger und düsterer werdendes
Tobel gegen NO. sich fortsetzt.
Mit dem Val Luzzone vereinigen sich bei dieser Alpweide von NW. her das vom
Piz Coroi herabkommende
Val Cavallasca
und von SO. her das in der Eiswelt um den
Piz Sorda,
Piz Cassimoi,
Piz Casinell,
Torrone di Nava und
Plattenberg beginnende
Val Scaradra.
Alle diese drei oberen Thalarme werden von schlecht unterhaltenen, holprigen Fusspfaden durchzogen. Der durch den Hauptarm
führende Weg vermeidet die Thalsohle und zieht über schmale
Wiesen- oder Felsterrassen bis zur
Alpe Refuggio
(1690 m), wo von NW. her das
Val Sciudedio, von O. her ein an den
Vernokhörnern und am
Piz Alpettas beginnendes unbenanntes
Thälchen und von NO. her eine ebenfalls namenlose, vom
Piz Terri herabsteigende Furche sich miteinander
vereinigen. Gegen N. gelangt man von der
Alpe Refuggio über die Alpweide von Motterascio (oder
Monterascio; 2200 m) auf das
Hochplateau der
Greina. Vergl. die Art.
Val Carasina,
Val Cavallasca und
Val Scaradra.
Die Bezeichnung
Lys und EnLys ist von einem nahe bei den
Hütten von En Lys gelegenen kleinen
See (mundartlich li =
See)
herzuleiten, der von einer in ihrer Wasserführung stark schwankenden Quelle gespiesen wird, im Sommer daher oft beinahe
trocken liegt und unterirdisch abfliesst.
2706 m. Interessanter aber wenig benutzter Passübergang nw.
der
Pointe du
Zennepi (2891 m) und zwischen dieser und dem die
Pointes de Proz Zon tragenden und mit der
Pointe Ronde endigenden
Kamm.
1000-1100 m. Gemeindeabteilung, am linken Ufer der
Vièze zwischen dem Dorf
Illiez und dem
WildbachChavalet, der die Grenze gegen die Gemeinde
Champéry bildet. 2 km sw.
Illiez und 11 km
sw. der Station
Monthey der Linie
Saint Maurice-Le
Bouveret.
oder Lyspass, auch wohl
Silberpass genannt (Kt. Wallis,
Bez. Visp).
4277 m. Passübergang, zwischen demLyskamm
und der
Parrotspitze
(Monte Rosa Massiv) einerseits und dem italienischen Lysgletscher und dem schweizerischen
Grenzgletscher
andererseits. Ist einer der höchsten Pässe der
Schweiz und verbindet
Zermatt mit Gressonay (Italien). Der sehr interessante
aber lange Uebergang kann dadurch bedeutend erleichtert werden, dass man auf schweizerischer
Seite entweder in der
Bétempshütte des S. A. C. oder in der Margaritahütte (auf dem Gipfel der
Pointe Gnifetti) und auf italienischer
¶
mehr
Seite in der am Rand des Lysgletschers stehenden Gnifettihütte (3647 m) übernachtet. Zermatt-Bétempshütte 5, von da bis
auf die Passhöhe (je nach den Schneeverhältnissen etwa) 5, Passhöhe-Gnifettihütte 1 und von da nach dem Hotel auf dem
Colle d'Ollen (3 Stunden über Alagna) oder nach Gressonay la Trinité 3½ Stunden. Aus der tiefsten
Stelle der Einsattelung zwischen Lyskamm und Parrotspitze erhebt sich westl. vom Lysjoch der Entdeckungsfelsen (4366 m), der
schon 1778, 1779 und 1780 von sieben Männern aus Gressonay erreicht worden ist.
Diese 7 Gressonayer - Valentin und Joseph Beck, Sebastian Linty, Stephan Lisge, Joseph Zumstein, Nikolaus Vincent und Franz
Castel - brachen Mitte August 1778 von der Laveyhütte (am Weg über den Colle d'Ollen) auf und erreichten nach einem 8 Stunden
dauernden Marsch den genannten Felsen, wo sich ihnen der Blick auf das schon lange gesuchte, sagenhafte «Verlorene
Thal», d. h. die oberste Stufe des ZermatterThales und das Sammelbecken des Gornergletschers, öffnete. 1779 und 1780 wiederholten
dann die gleichen Männer diese Reise noch zweimal.
Zum erstenmal wurde das Lysjoch 1820 von Joseph Zumstein mit einigen Gefährten in der Richtung vom Lysgletscher zum Grenzgletscher
überschritten. Der erste vollständige Uebergang von Thal zu Thal in umgekehrter Richtung wurde aber erst 1859 von
W. und G. S. Mathews mit den Führern J. B. Croz und M. Charlet ausgeführt. Heute ist das Lysjoch zu einem der begangensten
Gletscherpässe geworden. Die erste Wintertour über den Pass machten 1886 die BrüderSella mit J. J. Maquignaz und 3 anderen
Führern bei Anlass der ersten Winterbesteigung der Signalkuppe. Grossartige Aussicht auf die piemontesische
Ebene, den ligurischen Apennin, die Seealpen und die Cottischen Alpen mit der schönen Pyramide des Monte Viso - das ganze prachtvoll
eingerahmt durch die Ausläufer des Lyskammes und die Hänge der Vincentpyramide. Vergl. Studer, Gottlieb. UeberEisundSchnee. 2. Aufl.
Bd II. Bern
1898.