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eingehen, keine Herrschaft kaufen, keine neue Steuer ausschreiben.
Kulturell nicht unwichtig ist, dass Luzern die schon 1290 erwähnte Hofschule, die älteste Lehranstalt der Urschweiz besass. Das Benediktinerstift St. Leodegar wurde übrigens am in ein weltliches (heute noch bestehendes) Chorherrenstift umgewandelt. (Eine Schule besassen auch das 1240 gestiftete Kloster der Minoriten in Luzern, das Stift Beromünster und die Abtei St. Urban). Das gleiche 15. Jahrhundert sah auch die lebhafte Beteiligung Luzerns am geistlichen Drama, besonders der «Osterspiele», die im 16. Jahrhundert unter der Regie des Stadtschreibers Renward Cysat ihren Höhepunkt erreichten und oft bei 30000 Zuschauer auf dem Weinmarkt vereinigten.
Von profanen Aufführungen ist der den fröhlichen Sinn der Luzerner kennzeichnende «Fritschi-Umzug» zu nennen, ein Fastnachtszug, dessen Anfänge ebenfalls in das 15. Jahrhundert hinaufreichen und der heute noch besteht. Für diese Zeit muss als Dichter Halbsuter (Murtnerlied) und als hervorragender Geschichtschreiber Diebold Schilling erwähnt werden, dessen Chronik (wesentlich der Burgunderkriege) mit ihren Architekturdarstellungen noch heute das Kleinod der Bürgerbibliothek bildet.
Die Periode der Reformation liess Luzern 1524 zum Vorort der katholischen Stände werden. Nachdem im 2. Kappelerkriege 1531 sich die Katholiken die Unantastbarkeit ihres Gebietes, wie ihres Glaubens erkämpft hatten, war es namentlich Ludwig Pfyffer, wegen seines hohen Ansehens der «Schweizerkönig» genannt, der nicht nur seiner Vaterstadt vorstand (15704594), sondern die Geschicke der Schweiz, zumal des katholischen Teils derselben, auf dem Felde der Politik bestimmte.
Allein auch auf dem Gebiete der Schule und des kirchlichen Lebens griff er kräftig ein. Durch seine Mitwirkung errichteten die Jesuiten 1574 ein Kollegium in Luzern, das auch nach der Aufhebung des Ordens (1774) durch Männer wie Fr. Regis, Krauer, Jos. Anton Zimmermann etc. den Ruf als erste höhere Lehranstalt der katholischen Schweiz bewahrte. Die Kapuziner kamen 1583 nach Luzern und siedelten sich mit Unterstützung der Stadt auf dem Wesemlin an. Seit 1601 war Luzern auch (bis 1873) der ständige Sitz der päpstlichen Nuntien für die Schweiz, Rätien und Oberdeutschland.
Diese Machtstellung Luzerns in der katholischen Eidgenossenschaft, die sich auch in einem grossen Aufschwung der Baukunst (Ritterscher Palast, Rathaus etc.) kundgab, wurde nach Ueberwindung des für die Stadt nicht ungefährlichen Bauernkrieges (1653) im sogenannten ersten Villmergerkrieg nochmals behauptet. Allein der zweite Villmergerkrieg (1712) brachte einen Umschwung der Dinge. Zunächst brachen wiederholte Streitigkeiten mit der Geistlichkeit aus, unter denen der Adligenschwilerhandel (1725-1729) hervorragt. Dann waren auch die Streitigkeiten einzelner Geschlechter, wie der Meyer und Schumacher, nicht dazu angetan, die Oligarchie des Patriziates beliebt zu machen. So fand die Helvetik 1798 einen wohl vorbereiteten Boden. Wenn auch die Stadt Luzern die Ehre hatte, zeitweilig die Residenz der helvetischen Regierung zu sein, so war doch die Zeit, wo die Stadt zugleich den Staat (d. h. in diesem Falle den Kanton) bedeutete, für sie auf immer dahin.
Freilich blieb ihr als Kantonshauptstadt sowohl in der Mediations- als namentlich auch in der Restaurationszeit (mit der Wiederbelebung des Patriziats) ein überwiegendes Ansehen, das durch die geistigen Leiter der Politik, Casimir und Eduard Pfyffer, auch in den kirchenpolitischen Dingen zutage trat. 1815-1848 war Luzern abwechselnd mit Bern und Zürich Sitz der Tagsatzung. Das Jahr 1830 beseitigte die letzten Vorrechte. Allein der Gegensatz zwischen Stadt- und Bauernpartei verschärfte sich seit 1841 zusehends.
Als unter dem Widerspruch der Freisinnigen 1844 die Jesuiten nach Luzern berufen und das Kloster der Ursulinerinnen wiederhergestellt ward, befand sich auch die Mehrheit der Stadtbürger unter den Rufern der Protestbewegung. In dieser Gesinnung ist sie auch verblieben, als der 7 Mai 1871 die von Phil. Anton Segesser geleitete konservative Opposition im Kanton zur Herrschaft brachte und der Volksentscheid der Abstimmung vom sie hierin bestätigte. Doch fanden beide Parteien Gelegenheit, auf dem Gebiete der Schule und Humanität einander die Hand zu reichen, wie z. B. 1893 durch die Errichtung des jetzigen Kantonsschulgebäudes und 1902 durch den Bau eines neuen Kantonsspitals.
Bibliographie.
Ausser den im Art. Kanton Luzern und in diesem Artikel schon angeführten Werken ist noch zu vergleichen: Liebenau, Theod. v. Das alte Luzern, Luzern 1881.
[Dr. Jos. Hürbin.]