oder Grosslützel, französisch
Lucelle oder
GrandLucelle (Kt. Bern,
Amtsbez. Delsberg,
Gem.
Pleigne). 607 m. Häusergruppen, an
der Grenze gegen den Elsass, in dem hier engen und tiefen Waldthal der
Lützel und 10 km ö. der Station
Alle der Linie
Pruntrut-Bonfol. Postablage. Telephon. Die grössere der beiden Siedelungsgruppen befindet sich am linken Flussufer
auf deutschem Boden. Hier stand einst die weitberühmte Zisterzienserabtei
Lützel, die unter der Mitwirkung des h. Bernhard
von Hugues, Amédée und
Richard de
Montfaucon 1123 gestiftet worden ist und zahlreiche bekannte Gottesmänner
beherbergt hat.
Ihr Abt Konrad
Holzacker war einer der 32 geistlichen Würdenträger, die in Basel
am den Papst Felix V. erwählten.
Die Abtei war souverän und hatte einen ziemlich ausgedehnten Grundbesitz, dessen wichtigster Teil die
HerrschaftLöwenburg war. Als Inhaber dieser
Herrschaft hatte sie das Recht, an die Ständeversammlung des Bistums Basel
einen eigenen
Abgeordneten zu senden, sowie den Adelstitel und das Bürgerrecht zu erteilen. Sie gründete mehr als 60 Tochterklöster,
so u. a. die von
Frienisberg und
St. Urban. Zur Zeit der Reformation wurde die Abtei geplündert und in
Asche gelegt, wobei auch ihre in ganz Europa berühmte Bibliothek zu Grunde ging.
Nachdem sie wieder aufgebaut worden war, standen ihr bis 1790 60 Aebte vor, von denen sich die meisten als Gelehrte auszeichneten.
Die französische Revolution brachte dann diesen
Herd der Gelehrsamkeit zum Verschwinden; die Gebäude wurden zum
Teil zerstört und der Grundbesitz verkauft. In der Nähe befindet sich ein von der
Lützel durchflossener, durch ein Wehr
künstlich gestauter
Weier von 350 m Länge, 150 m Breite und 3-4 m
Tiefe, der ganz auf Schweizerboden liegt und zahlreiche
Forellen und
Karpfen beherbergt. Er trägt viel zur Verschönerung der ohnehin schon reizenden Waldlandschaft
bei.
Die
Lützel verlässt ihn mit einem Fall, der den verschiedenen industriellen Betrieben, die sich in den verlassenen Gebäuden
zeitweise angesiedelt hatten, als Kraftquelle diente.
Zunächst entstand hier eine grosse Eisenhütte mit
Hammer-, Streck-
und Walzwerk, die aber infolge der Konkurrenz des ausländischen Eisens 1882 ihren Betrieb einstellen
musste. Dann wurden grosse
Sägen mit Parketteriegeschäften eingerichtet, denen hier
Holz in
Fülle zur Verfügung stand.
Aber auch diese Betriebe gingen ein, da die Transportkosten nach den weit entfernten Eisenbahnstationen
(Pruntrut 14 km,
Laufen 20 km)
zu teuer zu stehen kamen. Heute arbeitet hier nur noch eine kleine
Säge. Von all' der Pracht des
KlostersLützel sind nur noch ein mitten in einem schönen
Garten stehendes und ziemlich gut erhaltenes Landhaus, eine baufällige
Gastwirtschaft, ein grossartiges Portal aus Quadersteinen und zwei lange, öde und verwitterte Gebäulichkeiten erhalten
geblieben. Im einen befindet sich jetzt ein deutscher Zollwächterposten und im andern eine Spezereihandlung
mit einem Stall. Schweizerisch
Lützel besteht aus einem Bauernhof, einem Zollamt und einem hart an der Grenze stehenden modernen
Gasthof. 1125: Lucicella (=
Zelle des Lichtes); 1136: Lucella; im 16. Jahrhundert: Lucellain.
Eine der Nonnen, Beata, die Tochter des reichen Rachinbert, vermachte ihr Erbteil dem Kloster
St. Gallen
unter der Bedingung, dass Abt Othmar mit 70 Goldschillingen und 4 Reit- und Lastpferden eine Wallfahrt nach
Rom unternehmen
müsse.
2,5 km sö.
Weggis und 2,5 km nw. der Bahn- und Dampfschiffstation
Vitznau.
Telephon. 2
Häuser, 14 kathol. Ew. Stark besuchter klimatischer
Kurort.
Früher stand hier ein ebenfalls gut bekanntes Heilbad, das urkundlich 1481 zum erstenmal erscheint und 1659 durch
einen vom
Rigi niedergebrochenen
Bergsturz zerstört worden ist.
Vergl. darüber Cysat, Johann Leop. Beschreibungdes berühmten Lucerner- oder 4 Waldstätten-Sees.