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Le Locle besteht somit innerhalb der beiden jurassischen Bergflanken des Pouillerel und Sommartel aus zwei voneinander verschiedenen Abschnitten:
1) den tertiären Hängen, die aus Kalken und Mergeln der Oeningerstufe aufgebaut sind und gegen SO. ein ganzes Plateau, den sog. Communal oder Argilat bilden («Argilat» genannt, weil hier der Boden aus den lehmigen Verwitterungsrückständen der tertiären Mergel besteht) und 2) aus dem Thal im engeren Sinn und seinen Verzweigungen (Combe des Enfers, Combe Robert, Combe Girard, La Jaluse), reinen Erosionsfurchen, deren Wasser sich alle zum Bied du Locle vereinigen.
Der grösste Quellbach des Bied kommt aus der Combe d'entre Deux Monts herab und durchfliesst die Combe Girard. Der untere Abschnitt des Thales zeigt von der Einmündung der Combe Girard an eine vertorfte flache Sohle, die sich bis zum Col des Roches, wo der Bied unterirdisch abfliesst, ständig verbreitert und zugleich senkt. Der flache Thalboden ist nirgends 500 m breit. Verschiedene Bohrungen haben gezeigt, dass unter dem 2-6 m mächtigen und stark erdigen Torf zunächst eine mehr als 10 m dicke Schicht von Seeschlamm (Lehm) mit Schalen von Süsswasserschnecken und dann die viele kleine jurassische Gerölle einschliessende, lehmige Grundmoräne folgen.
Dieser Teil des Thales bildete demnach einst einen See, der durch die Alluvionen allmählig aufgefüllt wurde und sich später in ein Torfmoor umwandelte. Dieser See hat sich auch in unseren Zeiten vorübergehend wieder gebildet, wenn bei Hochwasser des Bied der Abflusstrichter am Col des Roches nicht alles herbeigeführte Wasser zu verschlucken vermochte. Auf diese Erscheinung ist auch ohne Zweifel der Name Le Locle (le loclat = kleiner See) zurückzuführen. Um diesen verderblichen Rückstau des Wassers zu verhindern, hat man 1805 den schon genannten Stollen gegraben.
Aus den eben geschilderten Verhältnissen folgt, dass vor der Zeit der Entstehung des heute aufgefüllten Sees, d. h. vor der Glazialzeit die schmale Furche der Combe des Enfers bis zu einem Abflusstrichter gereicht hat, dessen Oeffnung wahrscheinlich 30-40 m unter dem heutigen Niveau der Sumpfebene am Col des Roches gelegen haben muss. Auf andere Art lässt sich die Auswaschung des heute wieder kolmatierten Thales nicht erklären. Als dann die diluvialen Gletscher hier wie auch anderswo im Jura den tiefen Abflusstrichter mit Moräne verstopft hatten, musste an der Stelle, wo heute die Industriestadt Le Locle liegt, der genannte See entstehen.
Der sumpfige Boden erfordert beim Bau von Häusern ganz besondere Vorsichtsmassregeln, weshalb heute fast alle modernen Gebäude auf einem Pfahlrost stehen. Einzig die Pfarrkirche ist auf einem vorstechenden Sporn von Süsswasserkalk fundiert. Aber auch die tertiären Thalgehänge sind wenig fest und daher zu Rutschungen geneigt, was besonders dann der Fall ist, wenn sie noch mit einer dicken Lage von z. T. aus Moränen herstammendem, lehmigem Detritus bedeckt sind.
Die aufgefüllte Sohle des Thales von Le Locle hat ein nur schwaches Gefälle, nämlich blos 10 m auf eine Strecke von 3,3 km Länge (zwischen der Einmündung der Combe Girard und dem Col des Roches). Aus diesem Grund ist auch die Stadt bei Hochwasser des Bied schon oft unter Wasser gesetzt worden. Man hat daher am Bied grosse Verbauungsarbeiten unternommen, die auf seiner Laufstrecke durch die Combe Girard und durch die Stadt bereits vollendet sind und hier aus einem vollständig ausgemauerten und gedeckten Kanal bestehen, der weit genug ist, um auch die grössten aus der Combe Girard hervorbrechenden Wassermassen anstandslos passieren zu lassen. In der Combe Girard selbst hat man den Bach durch Thalsperren und Dämme unschädlich zu machen gesucht. Es bleibt heute noch die Regulierung und Verbauung des etwa 2 km langen untersten Bachlaufes zwischen der Stadt und dem Col des Roches zu vollenden.
Die Tieferlegung des Kopfes des Abzugsstollens am Col des Roches um 4-5 m wird zugleich auch gestatten, das umliegende Land durch Tiefendrainage trocken zu legen und so für die immer weiter ausgreifende Stadt einen guten Baugrund zu gewinnen. Man plant bereits, auf diesem Boden den neuen Güterbahnhof zu erstellen. Neben den schon genannten Spuren hat die Eiszeit auch noch andere Reste in Gestalt von erratischen Blöcken alpiner Herkunft hinterlassen. Ihr grösster, ein Protoginblock von einem halben Kubikmeter ¶
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Inhalt, steht im öffentlichen Garten zu Locle. Quellen sind zahlreich. Da sie aber an beiden Thalrändern nur wenig über der Sohle zu Tage treten, muss man ihr zur Versorgung der Stadt gefasstes Wasser durch ein besonders Pumpwerk zuerst in ein höher gelegenes Reservoir hinauf schaffen. Keine Ortschaft im Jura besitzt so viele laufende Brunnen wie Le Locle. Als Wassersammler dient der von einer Menge von Spalten durchzogene Oeningerkalk, der auf der schon genannten Mulde von undurchlässigen roten Mergeln aufruht.
Diese Wasser treten in den Seitenthälern (Les Abattes, Combe Girard) als Quellen zu Tage, bilden aber unter dem Plateau des Communal auch ein grosses unterirdisches Wassernetz, das einst, durch die Alluvionen am Thalrand und mitten im Thal von unten nach oben drückend, eine Reihe von Quellen, die sog. Bugnons, speiste. Dank der tektonischen Lagerung der Schichten kann dieses unterirdische Reservoir durch die sumpfigen Wasser der Thalsohle nicht verunreinigt werden.
Für seine beständige Erhaltung und für die Reinheit seines Wassers sorgen ferner die grossen Koniferenwaldungen, die auf dem Plateau des Communal und an seinen Hängen angepflanzt worden sind und noch werden. Heute verfügt Le Locle im Notfall über eine Menge von 3000 Minutenliter Wasser. Der bedeutenden Höhenlage des Thales entsprechend beschränkt sich die Landwirtschaft auf den Anbau und die Pflege von Wiesen und Wald. Getreide lohnt seinen Anbau kaum. Besser gedeihen dagegen Gemüse und Kartoffeln. Auch einige Obstbäume, besonders solche, die aus Russland stammen, reifen noch ihre Früchte. Von wildwachsenden Pflanzen sind nennenswert die Fritillaria meleagris (Torfmoore am Col des Roches), die Androsace lactea und das Thlaspi montanum (in den Felsen am Col des Roches). Vergl. die Art. Bied, Col des Roches, Combe Girard, Pouillerel, Sommartel.