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Le
Locle-Besançon und der schmalspurigen Bahn Le
Locle-Les
Brenets. Postbureau, Telegraph, Telephon Postwagen nach
Les Ponts de Martel
und
La Brévine. Le Locle ist mit den übrigen
Dörfern des Bezirkes, mit den Nachbarbezirken und mit Frankreich durch gute
Strassen verbunden. Die Stadt steht in der
Sohle und an den Gehängen eines Längsthales des Hochjura.
S. darüber den Art. Locle
(Vallée du). Da die alten Gebäude durch zahlreiche Feuersbrünste zur Mehrzahl zerstört worden
sind, hat die Stadt einen durchaus modernen Anstrich. In der Thalsohle
ziehen breite und saubere
Strassen der Längsrichtung
des
Thales parallel, und seit einigen Jahren bekleiden sich auch die beiderseitigen Gehänge mit schönen
Landhäusern und
Villen.
Die Stadt wird ihrer ganzen Länge nach vom Bied (s. diesen Art.) durchflossen. Das Klima ist zwar im Winter kalt, aber doch weniger rauh und unwirtlich als in den benachbarten Thalschaften (exkl. das Thal des Doubs). Die Nebel des schweizerischen Mittellandes steigen nicht bis hierher auf. Die Luft ist daher gesund, kräftigend und anregend, und Le Locle ist eine der schweizerischen Städte mit der geringsten Sterblichkeitsziffer. Im Sommer steigt die Temperatur bis zu 30 °C und höher, in klaren Winternächten sinkt sie bis zu -25°, aber nur selten tiefer. Die Höhe der Niederschläge überschreitet jährlich 1,2 m. Mittlerer jährlicher Barometerstand 677 mm.
Bevölkerung:
1818 zählte Le Locle 860 Haushaltungen, was einer Bevölkerung von etwa 4500 Ew. entsprechen dürfte. Ueber die Bewegung der Bevölkerung in den folgenden Zeiten gibt uns nachfolgende Tabelle Auskunft:
Neuenburger | Schweizer | Ausländer | Total | |
---|---|---|---|---|
1826 | 4304 | 617 | 262 | 5183 |
1838 | 5113 | 1125 | 488 | 6726 |
1848 | 5858 | 1615 | 597 | 8076 |
1850 | 5335 | 1736 | 812 | 7883 |
1860 | 5647 | 2690 | 1167 | 9504 |
1870 | 5831 | 3033 | 1051 | 9915 |
1880 | 5825 | 3568 | 969 | 10362 |
1890 | 6321 | 4001 | 988 | 11310 |
1900 | 6831 | 4635 | 1093 | 12559 |
1904 | 7010 | 4760 | 2196 | 12966 |
Man zählt 11220 Reformierte, 1675 Katholiken und 2 Israeliten. Die Zahl der Geburten beträgt jährlich 32‰, die der Todesfälle 17‰ der Gesamtbevölkerung. 1902 hat das Postbureau 953134 Briefe (wovon 38557 eingeschriebene) und 129776 Postpakete mit einem deklarierten Wert von 18 Millionen Franken befördert und für 139671 Fr. Briefmarken verkauft.
Die ordentlichen Ausgaben der Stadtverwaltung beliefen sich 1903 auf 856234 Fr., die sich folgendermassen verteilen:
Fr. | |
---|---|
Zinsen und Amortisationen | 280623 |
Bauwesen | 58868 |
Armenwesen | 80869 |
Erziehungswesen und Kultus | 311442 |
Polizei und Feuerwehr | 65871 |
Verschiedenes | 58561 |
Total Fr. | 856234 |
Diese Ausgaben werden gedeckt durch die Einnahmen aus den städtischen industriellen Anlagen und Kapitalien, aus den eidgenössischen und kantonalen Subventionen für das Schulwesen und aus den Steuern. Die beträchtlichen Ausgaben für Zinsen und Amortisationen rühren noch von der Schuld her, die die Gemeinde für die Erstellung der Eisenbahn des sog. Jura Industriel eingegangen hat. Das gesellige Leben ist ein ausserordentlich reges und entspricht für die meist in sitzender Beschäftigung tätige Bevölkerung einem eigentlichen Bedürfnis. Von den zahlreichen Gesellschaften und Vereinen wollen wir nur die ¶
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bedeutendsten nennen: mehrere Schiessvereine, so z. B. die Société des Carabiniers, die 1892 das Kantonalschützenfest übernommen hat;
zwei Turnvereine, Glieder des eidgenössischen Turnvereins, deren älterer 1865 das eidgenössische Turnfest und zu wiederholten Malen das kantonale Turnfest übernommen hat;
Gesang- und Musikvereine, wie die Musique militaire, die Symphonie, die Union instrumentale und die Société chorale;
politische Vereine und «Cercles»;
Vereine, die sich mit Unterricht und Belehrung befassen, wie die Société d'Enseignement professionnel (Gewerbeverein), der Club jurassien, die Société pédagogique (Lehrerverein), die Union chrétienne (christlicher Verein junger Männer);
eine Sektion der schweizerischen Kunstgesellschaft;
gemeinnützige und wohltätige Gesellschaften, wie die Krippe (Crèche), die Volksküche, die Société fraternelle de Prévoyance (Hilfsverein), eine Freimaurerloge, Abstinenzvereine.
Den Verschönerungsverein und seine Tätigkeit werden wir später noch zu nennen Gelegenheit haben.
Handel, Gewerbe und Industrie.
Schon recht früh nutzten Mühlen und Sägen die Wasserkraft der Bäche im Thal von Le Locle aus. Berühmt war namentlich die Mühle am Col des Roches, deren Triebrad unterirdisch in einem natürlichen Felsentrichter (emposieu) angebracht war und die von vielen Fremden besucht zu werden pflegte. Als erste Industrien kamen dann Strumpfwirkerei, die Herstellung von eisernen und silbernen Schnallen, von Sicheln und von Waffen. Im 17. Jahrhundert wurden Spitzen, im 18. Jahrhundert Holzpfeifen, Indiennestoffe, Spitzen und Kämme zum Hecheln fabriziert.
Alle diese Industriezweige verschwanden jedoch mit der Einführung der Uhrenmacherei. Heute bestehen in Locle 70 Uhrengeschäfte, vom kleinen Atelier, in dem der Meister mit einigen geschickten Gehilfen die Präzisionsuhren verfertigt, bis zu der grossen Fabrik, die hunderte von Arbeitern beschäftigt. Die grösste dieser Fabriken hat zur Zeit 600 Arbeiter. Einige Etablissemente stellen die Uhren fast vollständig mit Maschinenbetrieb her. Daneben beschäftigen auch die mit der Uhrenmacherei verwandten oder ihr dienenden Gewerbe zahlreiche Werkstätten: Montage, Schalenfabrikation, Herstellung der Zifferblätter, Uhrsteinschleiferei und Bijouterie, Herstellung der Rohteile etc. In der Uhrenmacherei und den verwandten Gewerben sind in Le Locle heute 2408 Personen tätig.
Die Ausnutzung der Elektrizität als Triebkraft hat Resultate gezeitigt, wie man sie bei Einführung des Maschinenbetriebes nicht für möglich gehalten hätte. Die Uhrenindustrie von Le Locle ist weltbekannt; 1876 erhielt sie an der internationalen Ausstellung von Präzisionsuhren (Concours international de réglage) in Genf den Ehrenpreis und den ersten Preis und bei der Landesausstellung von 1896 von 20 für die Gruppe der Uhrenmacherei bestimmten Medaillen allein deren 8, wozu bei einer von derselben Jury vorgenommenen zweiten Preisverteilung noch weitere 4 kamen.
Von den 1900 in Paris auf die schweizerische Uhrenindustrie entfallenden 10 Grands Prix trug Le Locle allein 4, d. h. 40% davon. Im Zeitraum von 1889-1900 hat sich Locle ferner 69% der von der Sternwarte in Neuenburg ausgesetzten Preise und 10 mal den Prix général geholt. 1901 kamen alle diese Preise und 1902 von im Ganzen 48 deren 38, d. h. 79% nach Le Locle. Die Montage und Verzierung der Uhren erfordern zugleich künstlerisch veranlagte Arbeiter und genaue mechanische Arbeit.
Bis jetzt hat nur eine einzige Fabrik es unternommen, beide Verfahren zu gleicher Zeit einzuführen, was dem Arbeiter gestattet, sich mit den Fortschritten sowohl auf künstlerischem, wie auf mechanischem Gebiet vertraut zu machen. Ein bedeutendes Atelier beschäftigt sich mit dem Gravieren und der Prägung von Medaillen und erfreut sich bereits eines guten Rufes. Dem aufgeweckten und intelligenten Arbeiter ist in Locle Gelegenheit geboten, sein ihm von Natur gegebenes und durch den hier seit 1830 eingeführten Unterricht im beruflichen Zeichnen in feste Bahnen gelenktes Talent auch in der Bijouterie, der Goldschmiedekunst und in der Herstellung von künstlerisch ausgeführten Petschaften etc. zu erproben.
1902 hat das eidgenössische Kontrolbureau in Locle 74699 silberne und 67523 goldene, zusammen also 142222 Uhren gestempelt. Es wird in Locle jährlich Edelmetall (Gold und Silber) im Wert von 4-5 Millionen Franken verarbeitet. Neben der Uhrenindustrie blühen hier auch ¶