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welches dem Staat die Pflicht auflegte, unter Mithilfe der Gemeinden die wichtigern Flussläufe zu korrigieren, brachte auch hier eine Besserung. Nachdem die dringendsten Arbeiten an der Töss und der Glatt ausgeführt waren, wurde Anfangs 1880 die Korrektion der Limmat in Angriff genommen. Diese ist heute in der Hauptsache vollendet und erstreckt sich von der Seidenstoffweberei Höngg bis 1200 m unterhalb der Fähre Oetwil auf eine Länge von 12,7 km. Der Fluss hat ein regelmässiges Bett von 50 m Sohlenbreite mit steinernem Uferschutz erhalten; mehrere der stärksten Krümmungen wurden in Durchstichen abgeschnitten, und wo das Ufergelände zu tief liegt, ist es durch Dämme geschützt worden, welche die grössten Hochwasser zwischen sich fassen können. Die Kosten dieser Korrektion beliefen sich bis Ende 1902 auf 1622000 Fr.; bis zu ihrer Vollendung werden sie auf 2000000 Fr. ansteigen, woran der Bund Beiträge von 33 ⅓ -40% leistet.
Für die Schiffahrt besitzt blos der Flussabschnitt zwischen Walensee und Zürichsee grössere praktische Bedeutung. Der Warentransport, der schon im 17. und 18. Jahrhundert ziemlich lebhaft war, hob sich nach der Erbauung des Linthkanals, ging dann jedoch nach der Eröffnung der Eisenbahnlinie Zürich-Weesen-Chur beträchtlich zurück und beschränkt sich seither ganz auf Produkte der vom Wasserweg durchschnittenen Landesgegenden (Pflastersteine aus den Steinbrüchen bei Weesen, Holz, Streue Schieferkohlen von Uznach). Von 1891-1900 fuhren auf dem Linthkanal durchschnittlich per Jahr 435 Schiffe mit einem Warengewicht von 12530 Tonnen flussabwärts. Die unbeladen flussaufwärts fahrenden Schiffe werden gereckt (d. h. durch Pferde gezogen). In den letzten drei Jahren, seitdem der Betrieb der Steinbrüche bei Weesen fast ganz eingestellt worden ist, ist der Verkehr auf dem Linthkanal auf etwa 120 Schiffe per Jahr gesunken.
Weit grösser ist die Bedeutung des Flusses für die Industrie. Fast bei keinem andern Gewässer der Schweiz ist das Gefälle so intensiv ausgenutzt wie an der Glarner Linth. In fast ununterbrochener Kette reiht sich hier ein Etablissement an das andere. Auf ihrem 25 km langen Lauf zwischen Linthal und Mollis speist die Linth Fabrikkanäle von einer Gesamtlänge von 20,4 km, und von dem Totalgefälle dieser Strecke von 230 m werden 163 m von 46 industriellen und gewerblichen Etablissementen benutzt.
Am Escherkanal und am Linthkanal existieren keine Fabrikanlagen, dagegen ist die Wasserkraft der Limmat in ziemlich hohem Masse in den Dienst der Industrie gestellt. Ausser den Mühlen in Zürich und dem grossen städtischen Pumpwerk im Letten bei Wipkingen bestehen zur Zeit noch 8 Wasserwerksanlagen am zürcherischen Abschnitt der Limmat: die Hardmühle, die Seidenstoffweberei Höngg, das Elektrizitätswerk Höngg, die Seidenzwirnerei Altstätten, die Fabrik Oberengstringen, Kloster Fahr, das Elektrizitätswerk Dietikon, die Zwirnerei Oetwil.
Auf aargauischem Boden benutzen 14 industrielle Etablissemente die Wasserkraft der Limmat. Die wichtigsten derselben sind das Elektrizitätswerk im «Kessel» bei Spreitenbach, das einen grossen Teil seiner Kraft nach Zürich liefert, die Baumwollspinnereien in Wettingen, die Metallwarenfabrik in Rieden, das Elektrizitätswerk Baden, die chemische Fabrik in der Schiffsmühle oberhalb Turgi, die Baumwollspinnereien in Turgi, die Blechwarenfabrik in Vogelsang bei Turgi, die Spinnerei und Bleicherei im Stroppel bei der Einmündung der Limmat in die Aare.
In der Glarner Linth kommt als Nutzfisch nur die Forelle in Betracht. Bei mittlerem und hohem Wasserstand steigen Forellen aus dem Walensee in die Linth auf, und der Fischfang (mit Wurfangel und Streifgarn) ist dann ergibig. Bei niederem Wasserstand dagegen wird die Linth ihrer starken Verunreinigung durch die Fabriken wegen von diesen Fischen gemieden. Im Linthkanal spielen neben der Forelle auch die Aesche (Thymallus vulgaris) und die Trüsche (Lota vulgaris) eine Rolle. Da bei hohem Wasserstande nicht mit Netzen gefischt werden kann, eignet sich der Linthkanal den Sommer über nur für die Angelfischerei. Im Spätherbst (Oktober und November) werden auf dieser Strecke Laichforellen, welche aus dem Zürichsee aufwärts, aus dem Walensee abwärts wandern, gefangen und dabei jährlich etwa 300000 Eier gewonnen. Die aus denselben in Fischbrutanstalten aufgezogenen Jungfische werden wieder in Fluss und See eingesetzt. Die Fischerei auf diesem Gebiete ist durch ein Uebereinkommen (Konkordat) zwischen den Kantonen Zürich, Schwyz, St. Gallen und Glarus geregelt.
In der Limmat werden neben den oben genannten Nutzfischen auch Barben (Barbus fluviatilis), Nasen (Chondrostoma nasus), Alet (Squalius cephalus), Aale (Anguilla vulgaris) und Hechte (Esox lucius) gefangen. Der Lachs (Salmo salar) ist selten geworden. Während für den Fischfang in der Glarner Linth und im Linthkanal Patente abgegeben werden, ist das Fischereirecht in der Limmat, soweit es nicht Privateigentum ist, etappenweise verpachtet.
Bibliographie.
Offizielles Notizenblatt, das Linthunternehmen betreffend. Zürich 1807-1824. - Legier, G. H. Ueber das Linthunternehmen (im Jahrbuch des histor. Vereins des Kts. Glarus. Heft 4, 1868). - Legier, G. H. Summarischer Bericht über das Linthunternehmen 1862-1886. Glarus 1886. - Culmann und Legier. Gutachten über das Projekt einer Regulierung der Linth von Thierfehd bis Mollis. Glarus 1872. - Bleuler-Hüni, C. Bericht über die Wasserrechtsverhältnisse des Kts. Glarus. Glarus 1887. - Wetli, K. Die Bewegung des Wasserstandes des Zürichsees während 70 Jahren und Mittel zur Senkung seiner Hochwasser. Zürich 1885. - Botschaft des Bundesrates betreffend Zusicherung eines Bundesbeitrages für den Ausbau des Linthwerkes. 1896.
[J. Oberholzer.]