Stadt Liestal wurden die höhere Gerichtsbarkeit und das Vorschlagsrecht über die Schultheissenwahl genommen, ihre Tore
mussten offen gehalten, die Fallbrücken weggeschafft und das grobe Geschütz nach Basel
abgeliefert werden, das Stadtsiegel wurde
weggenommen und die Stadt überdies noch mit einer Geldbusse von 500 Pfund belegt. Lange noch litt Liestal an
den moralischen und materiellen Folgen dieser Züchtigung. Nach dem
Frieden von
Campo Formio 1797 reiste
Napoleon durch Liestal
und wurde von den
Bürgern begeistert begrüsst.
Das Jahr 1798 brach dann
Basels Macht und schaffte
Wandel im Untertanenverhältnis von Liestal. Es brach eine neue Revolution
aus, deren Endresultat die vollständige Gleichstellung von Stadt und Land war. Am erhob sich
der erste Freiheitsbaum der deutschen
Schweiz vor dem Rathaus zu Liestal; zu gleicher Zeit legten die Landleute die
SchlösserWaldenburg,
Farnsburg und
Homburg in Asche. Am 20. Januar wurde von der grossen Ratsversammlung zu Basel
die Gleichberechtigungsurkunde
angenommen und am 22. von drei Abgeordneten der Stadt Liestal überbracht.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts litt Liestal schwer unter den Kriegslasten, die der Durchzug der Kaiserlichen mit sich brachte.
Auch die Gleichberechtigung von Stadt- und Landbürgern stand nur auf dem Papier. Mit dem Fall der Mediationsverfassung fiel
auch wieder die Repräsentation nach der Kopfzahl: Basel
erhielt im Grossen
Rat ⅔ und das Landvolk ⅓ Vertretung.
Des fernern beklagte sich das Landvolk über die vielen Abgaben, über die nicht öffentliche Rechenschaft abgelegt wurde;
über den Zunftzwang, der nur zum Vorteil der Handwerker in Basel
gehandhabt wurde; über die Erklärung mehrerer Tausend Jucharten
Gemeindewald als Staatseigentum, sowie über die ausschliessliche Besetzung der wichtigeren und einträglicheren Amtsstellen
durch Bürger der Stadt, die sich teilweise viele Willkürlichkeiten zu Schulden kommen liessen. Am verlangte eine
Volksversammlung zu Liestal die Rechtsgleichheit.
Basel
anerkannte diese Forderung nicht und liess Liestal mit 800 Mann besetzen. Daraus entspann sich ein langwieriger
und blutiger Streit, der zur Folge hatte, dass die eidgenössische Tagsatzung am die Trennung von Stadt und Land
beschloss. Basel Stadt
behielt 21, die Landschaft 46 Gemeinden, während die übrigen 12 Gemeinden über ihre künftige Zugehörigkeit
selbst entscheiden sollten. Der Streit um diese zweifelhaften Gemeinden dauerte fort; als aber am die
Truppen der Landschaft bei
Pratteln eine schwere Niederlage erlitten hatten, sprach die Tagsatzung am 26. August die Totaltrennung
aus. Jeder Teil ist heute zu einem gesunden und wohlgeordneten Staatswesen erstarkt, die beide nebeneinander im besten Einvernehmen
leben. Vergl. den Art. Basel Land.
Liestal selbst ist seither als Kantonshauptstadt und eidgen. Waffenplatz zu einem
blühenden Gemeinwesen gediehen.
Bibliographie.
Urkundenbuch der LandschaftBasel;
hrsg. von Heinr. Boos. 2 Bde. Basel
1881 und 83. - Birmann,
Martin. Gesammelte Schriften. 2 Bde. Basel
1894. -
Liestal und seine Umgebung; hrsg. vomVerkehrs- und Verschönerungsverein. Liestal 1900. - Gauss. K.
Kirchliche Zustände in der LandschaftBaselseit der Reformation. Liestal 1899. - Gauss, K. Geschichtliches über die Kirche vonLiestal. Liestal 1903.
(Le)
(Kt. Waadt,
Bez. La Vallée).
Grosse Gemeinde, zwischen dem
Lac de Joux und
Lac de
Brenet einerseits und der Grenze
gegen Frankreich andererseits. Sie misst 3400 ha und zieht sich von 1008 m (Seespiegel) bis zum
Kamm des
Mont Risoux (1420
m) hinauf, umfasst also den
SO.-Hang dieser Kette, längs deren Fuss sich ein kleines Thälchen (1020-1070
m) anschmiegt, das vom Jouxsee durch einen schmalen und wenig hohen
Grat getrennt ist. Dessen gegen den
See zu gerichtetes
Gehänge, der sog.
Revers, ist ausserordentlich steil und stellenweise felsig.
Der im Durchschnitt 3,5 km breite Hang des
Mont Risoux trägt Felder,
Weiden und
Wald, der zum Teil der
grossen
Forêt du Risoux angehört.
Bäche fehlen fast ganz, doch sind einige
Stellen versumpft. Nahe dem Dorf Le Lieu liegt
der kleine
Lac Ter, der die
Wasser der Umgegend sammelt aber keinen sichtbaren Abfluss hat, so dass die
Höhe seines
Spiegels
sehr schwankend ist. Die Gemeinde wird ihrer ganzen Länge nach von der Strasse und Eisenhahn Le
Pont-LeLieu-LeBrassus durchzogen; eine erst vor Kurzem erbaute Strasse führt von
Les Charbonnières über die Grenze nach Mouthe.
Zahlreiche Fusswege über den
Kamm des
Mont Risoux. Die Bevölkerung ist auf verschiedene Siedelungsgruppen verteilt, wie Le Lieu,
Le Séchey,
Les Crettets, Les Charbonnières, La
Combenoire,
La Fontaine aux Allemands,
La Frasse. Daneben
finden sich auch noch zerstreut gelegene Einzelhöfe. Zusammen 182
Häuser, 1161 reform. Ew. Kirchgemeinde. Ackerbau, Viehzucht
und Milchwirtschaft, Holzhandel.
Mühle,
Säge, Küblerei, Uhrsteinschleiferei und etwas Uhrenindustrie. Die Gemeinde Le Lieu
ist die älteste der drei Gemeinden im Jouxthal und umfasste lange Zeit beide Ufer des
Sees und auch die
oberhalb desselben gelegene Gegend. Sie soll zu Ende des 14 Jahrhunderts enstanden sein. 1571 lösten sich davon
L'Abbaye
und nach langen Streitigkeiten 1646 auch
Le Chenit als selbständige Gemeinden ab. S. Reymond, Lucien.
La ValléedeJoux.
Lausanne 1887.
(Le) (Kt. Waadt,
Bez. La Vallée
Gem.
Le Lieu). 1040 m. Pfarrdorf, am SO.-Fuss des
Mont Risoux und 400 m w. vom
Lac de Joux, von dem
es ein wenig hoher
Kamm trennt; an der Strasse Le
Pont-LeSentier-LeBrassus, 6 km nö.
Le Sentier, 4 km sw.
Le Pont und
10,5 km sw.
Vallorbe. Station der Linie
Vallorbe-LePont-LeBrassus. Im Sommer Dampfschiffstation bei der
Roche Fendue. Postbureau,
Telegraph, Telephon. 63
Häuser, 414 reform. Ew. Pfarrkirche. Liegt in einer Neocommulde, die noch einen Fetzen von Süsswassereocän
enthält und vom
Lac de Joux durch ein kleines jurassisches Gewölbe getrennt ist.
Ackerbau, Viehzucht und Milchwirtschaft, Holzschlag und -handel. Küblerei. Uhrsteinschleifereien und
etwas Uhrenindustrie. Man glaubt, dass
Le Lieu die älteste Siedelung im Jouxthal sei. Die Ueberlieferung erzählt, dass sich
hier zu Beginn des 6. Jahrhunderts Pontius oder Poncet, ein
Mönch des
KlostersSaint Oyens
(Saint Claude) als Einsiedler niedergelassen
habe.
Daher der frühere Name des Dorfes «Le Lieu de dom Poncet».
Kurz nachher bildete sich eine kleine Siedelung von Kolonen, die aber zu unbekannter Zeit wieder verschwand. Als im 12. Jahrhundert
am gegenüberliegenden Seeufer das Kloster
L'Abbaye de
Joux entstand, machten die
Mönche von
Saint Oyens ihre alten Ansprüche
auf das Thal wieder geltend und gründeten in
Le Lieu Poncet (1155: Locus Pontii) auch ihrerseits wieder
eine Niederlassung. Die Religiosen beider Kloster hatten von da an langwierige Streitigkeiten miteinander,
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die sich hauptsächlich um das Fischrecht im See drehten und zu verschiedenen Malen durch Bischöfe und Erzbischöfe geschlichtet
werden mussten. 1219 kam es dann zu einer endgiltigen Verständigung, nach welcher das Kloster in L'Abbaye demjenigen in Saint
Claude jährlich eine bestimmte Summe Geldes zu entrichten hatte, wofür dieses letztere auf seine Eigentumsansprüche
im Jouxthal verzichtete. Die Zeit der Entstehung des Dorfes Le Lieu kann nicht mit Sicherheit bestimmt werden. 1304 stand
hier eine erste Herberge, die mit Erlaubnis des damaligen Abtes Peter von Joux von Perrinet Bron geführt wurde.
Der Ort war lange Zeit mit einer Reihe von drückenden Verpflichtungen belastet, so dass er sich weniger
frei entwickeln konnte als die Siedelungen am östl. Seeufer. Nachher aber erlangte er schnell eine ziemliche Bedeutung,
die er sich bis heute erhalten hat. Er litt verschiedene Male unter starker Auswanderung seiner Bewohner, unter Epidemien
und Feuersbrünsten; 1691 wurde er durch Feuer beinahe gänzlich zerstört und auch im 19. Jahrhundert
noch zweimal stark beschädigt (1858 gingen 34 Gebäulichkeiten in Flammen auf). Die Kirche zu St. Theodul war einst Pfarrkirche
für das ganze Jouxthal. Nach der Reformation wurde sie eine blosse Filiale derjenigen von L'Abbaye, ist aber nachher wieder
zur Pfarrkirche der Kirchgemeinde Le Lieu erhoben worden. Vergl. Reymond, Lucien. La ValléedeJoux. Lausanne 1887.