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Kurzem die grosse Monstranz aus dem Basler Kirchenschatz auf, die bei der Teilung an die Landschaft übergegangen war; sie ist vor wenigen Jahren leihweise an das historische Museum zu Basel übergegangen. Der alte Spital steht an der Stelle des einstigen Siechenhauses, das 1303 vom Ritter Johann von Eptingen zum Andenken an seinen am Aussatz gestorbenen Sohn erbaut wurde. 1766 legte man die alten Gebäulichkeiten nieder und ersetzte sie durch einen Neubau, der heute in Privatbesitz ist. Die frühere Bezirksschreiberei an der Nonnengasse, der sog. Olsberger Hof, war einst Eigentum des Klosters Olsberg und diente in Kriegszeiten den Aebtissinnen als Zufluchtsort.
In den Umgebungen Liestals ist bemerkenswert der auf dem Schleifenberg stehende 30 m hohe, eiserne Aussichtsturm, von dem aus ein grosser Teil der Alpen sichtbar ist. Am Fuss des Schleifenbergs führt eine gemauerte, alte römische Wasserleitung vorbei, die einst die Stadt Augusta Rauracorum mit Wasser versorgte. Auf Boden der Gemeinde Liestal liegen ferner Bad und Schloss Schauenburg, ersteres ein vielbesuchter Lufkurort. S. den Art. Schauenburg.
Geschichtlicher Ueberblick.
Man hat viele Erklärungen des Namens Liestal zu geben versucht. Die natürlichste ist wohl die, die ihn von Liesch-Thal, d. h. dem Thal, in dem viele «Lieschen» (Riedgräser) wachsen, ableitet. In der Tat muss der Boden unmittelbar unterhalb der alten Stadt, wo Oris- und Rösernbach in das breite Enundationsgebiet der Ergolz ausmünden, einst sumpfig gewesen sein. Urkundlich wird Liestal 1189 zum erstenmal genannt. Im 12. und 13. Jahrhundert stand es unter der Herrschaft der mächtigen Grafen von Frohburg, deren Stammschloss in der Nähe von Olten lag.
Durch Hartmann von Frohburg ging die Herrschaft an die den Frohburgern nahe verwandten Grafen von Homburg über. Graf Hermann von Homburg verlieh Liestal 1288 Stadtrecht und niedere Gerichtsbarkeit. 1305 verkaufte Graf Friedrich von Toggenburg namens seiner Gemahlin Ida von Homburg die Stadt Liestal und andere feste Orte dem Bischof Peter von Asphelt für die Kirche zu Basel um die Summe von 2100 Mark Silber Basler Gewichts. Am wurde Liestal gleichwie Basel und die meisten Ritterburgen der Umgegend durch das bekannte grosse Erdbeben zerstört.
Längere Zeit hindurch hiess nun Liestal nicht mehr die «Stadt», sondern nur der «Flecken», «Hof» und «Schloss» Liestal. Um den Einwohnern den Aufbau ihrer Häuser zu erleichtern, setzte Bischof Johannes Senn 1357 die Steuer bedeutend herunter und schenkte ihnen das Fischrecht in der Ergolz und Frenke. Doch siedelten viele Liestaler nach Basel über, wo sie gerne aufgenommen wurden. Der Nachfolger von Bischof Senn, Johannes von Vienne, ein «streitsüchtiger Mann, den man mehr in kriegerischer Rüstung als im bischöflichen Amtsgewande sah», geriet durch seine Fehden in grosse Schulden und verpfändete 1373 Liestal und die Herrschaften Waldenburg und Neuhomburg für ein Jahr dem Herzog Leopold von Oesterreich. 1381 verbündete sich Leopold mit der Stadt Basel, bemächtigte sich Liestals mit Waffengewalt und brannte es zum grössten Teil nieder.
Die eine neue Pfandschaft befürchtenden Liestaler liessen sich 1382 von Bischof Immer von Ramstein und später auch von seinen Nachfolgern Konrad Münch von Landskron und Humbrecht von Neuenburg ihre Rechte und Freiheiten bestätigen. Dieser letztere sah sich aber seines fürstlichen Aufwandes wegen schon 1400 genötigt, die Herrschaften Liestal, Waldenburg und Homburg um 22000 Gulden an die Stadt Basel zu verkaufen. Die Bischöfe übten ihre Hoheitsrechte über Liestal durch den Schultheissen aus, der in Gemeinschaft mit den ihm beigegebenen Ratsherren auch die Rechtspflege und bis 1363 die niedere und von da ab die hohe oder «peinliche» Gerichtsbarkeit besorgte. Ein Galgen stand auf der Anhöhe zwischen der Stadt und der Frenke, dem heutigen Galgenrain. Als Denkmal aus der Zeit der bischöflichen Herrschaft besitzt Liestal noch sein jetziges Stadtwappen, den Bischofsstab, der zum Unterschied von den gleichen Wappen von Basel, Laufen und Delsberg nach rechts gebogen und mit 7 goldenen Punkten gekrönt ist.
Soweit nun die Liestaler Gemeindeeinrichtungen dem Streben der Stadt Basel nach Befestigung ihrer Macht nicht hinderlich waren, liess sie diese bestehen; was ihr aber daran nicht recht lag, änderte sie mit der Zeit ab. Das «Mannschaftsrecht», d. h. das Recht der Aushebung von Mannschaft zu Kriegsdiensten, wurde sofort in Anwendung gebracht. So stellte Liestal 1444 eine Anzahl seiner Bürger zum Harste Hemann Seevogels, mit dem sie in der verhängnisvollen Schlacht bei St. Jakob an der Birs kämpften. 23 von ihnen blieben auf der Wahlstatt. 1449 wurde Liestal von 500 Oesterreichern angegriffen, die die Bürger aber unter grossen Verlusten zurück schlugen. 1474-1477 fochten Liestaler Bürger mit den Eidgenossen in den Burgunderkriegen.
Aus der Schlacht bei Nancy brachte der Zeugmeister Heinrich Strübin die goldene Trinkschale Karls des Kühnen als Beutestück mit heim. Gegen Willen und Weisung Basels, das neutral bleiben wollte, nahm Liestal im Schwabenkrieg Partei für die Eidgenossen und liess sie ungehindert durchziehen. Für die daraus entstehenden Feindseligkeiten bot der Rat von Bern der Stadt Liestal seinen mächtigen Schutz an. 1501 trat Basel samt seinem Gebiet in den Bund der Eidgenossen ein.
Liestal erwies den eidgenössischen Gesandten, die am 13. Juli zur Entgegennahme der Eidesleistung nach Basel zogen, die ehrenvollste Aufnahme. Mit dem Eintritt in den Schweizerbund wurden aber die Bewohner von Liestal keineswegs freie Männer. Basel herrschte nach wie vor über die Landschaft als Untertanenland. In den ersten Dezennien des 16. Jahrhunderts zogen viele Liestaler mit den Eidgenossen nach Italien, wo in der Schlacht von Marignano ihrer über 100 Mann das Leben verloren. 1525 kam es zum ersten Bauernaufstand; die Landleute forderten Erleichterung der Steuerlasten und Aufgabe der Leibeigenschaft.
Unter Vermittlung einer Anzahl eidgenössischer Stände wurde der Streit beigelegt und den Liestalern einige Vergünstigungen gewährt. Am beschloss der Rat zu Basel Abschaffung der Messe und Entfernung der Bilder aus den Kirchen: Liestal wurde reformiert. 1547 und 1548 starben 141 Personen an der Pest. 1591 veranlasste ein neues Umgeld auf Fleisch, Wein und Getreide den sog. Rappenkrieg, der aber nach langen Unterhandlungen 1593 ohne Blutvergiessen beigelegt wurde, da Liestal sich friedlichen Auseinandersetzungen geneigt zeigte. 1653 schloss sich Liestal im grossen Bauernkrieg dem Landvolk an. Schwer waren für die Stadt die Folgen dieses unglückseligen Aufstandes: 7 Männer aus der Landschaft, worunter 3 Liestaler, wurden am vor dem Steinentor zu Basel hingerichtet und ihr Vermögen zum grössten Teil eingezogen. Andere belegte der Rat zu Basel mit harten Freiheits- und Geldstrafen. Der ¶
Plan von Liestal
Lf. 101.
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Verlag von Gebr. Attinger, Neuenburg.
^[Karte: 7° 44’ O; 47° 29’ N; 1:8000]
V. Attinger sc.
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Stadt Liestal wurden die höhere Gerichtsbarkeit und das Vorschlagsrecht über die Schultheissenwahl genommen, ihre Tore mussten offen gehalten, die Fallbrücken weggeschafft und das grobe Geschütz nach Basel abgeliefert werden, das Stadtsiegel wurde weggenommen und die Stadt überdies noch mit einer Geldbusse von 500 Pfund belegt. Lange noch litt Liestal an den moralischen und materiellen Folgen dieser Züchtigung. Nach dem Frieden von Campo Formio 1797 reiste Napoleon durch Liestal und wurde von den Bürgern begeistert begrüsst.
Das Jahr 1798 brach dann Basels Macht und schaffte Wandel im Untertanenverhältnis von Liestal. Es brach eine neue Revolution aus, deren Endresultat die vollständige Gleichstellung von Stadt und Land war. Am erhob sich der erste Freiheitsbaum der deutschen Schweiz vor dem Rathaus zu Liestal; zu gleicher Zeit legten die Landleute die Schlösser Waldenburg, Farnsburg und Homburg in Asche. Am 20. Januar wurde von der grossen Ratsversammlung zu Basel die Gleichberechtigungsurkunde angenommen und am 22. von drei Abgeordneten der Stadt Liestal überbracht.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts litt Liestal schwer unter den Kriegslasten, die der Durchzug der Kaiserlichen mit sich brachte. Auch die Gleichberechtigung von Stadt- und Landbürgern stand nur auf dem Papier. Mit dem Fall der Mediationsverfassung fiel auch wieder die Repräsentation nach der Kopfzahl: Basel erhielt im Grossen Rat ⅔ und das Landvolk ⅓ Vertretung. Des fernern beklagte sich das Landvolk über die vielen Abgaben, über die nicht öffentliche Rechenschaft abgelegt wurde; über den Zunftzwang, der nur zum Vorteil der Handwerker in Basel gehandhabt wurde; über die Erklärung mehrerer Tausend Jucharten Gemeindewald als Staatseigentum, sowie über die ausschliessliche Besetzung der wichtigeren und einträglicheren Amtsstellen durch Bürger der Stadt, die sich teilweise viele Willkürlichkeiten zu Schulden kommen liessen. Am verlangte eine Volksversammlung zu Liestal die Rechtsgleichheit.
Basel anerkannte diese Forderung nicht und liess Liestal mit 800 Mann besetzen. Daraus entspann sich ein langwieriger und blutiger Streit, der zur Folge hatte, dass die eidgenössische Tagsatzung am die Trennung von Stadt und Land beschloss. Basel Stadt behielt 21, die Landschaft 46 Gemeinden, während die übrigen 12 Gemeinden über ihre künftige Zugehörigkeit selbst entscheiden sollten. Der Streit um diese zweifelhaften Gemeinden dauerte fort; als aber am die Truppen der Landschaft bei Pratteln eine schwere Niederlage erlitten hatten, sprach die Tagsatzung am 26. August die Totaltrennung aus. Jeder Teil ist heute zu einem gesunden und wohlgeordneten Staatswesen erstarkt, die beide nebeneinander im besten Einvernehmen leben. Vergl. den Art. Basel Land. Liestal selbst ist seither als Kantonshauptstadt und eidgen. Waffenplatz zu einem blühenden Gemeinwesen gediehen.
Bibliographie.
Urkundenbuch der Landschaft Basel; hrsg. von Heinr. Boos. 2 Bde. Basel 1881 und 83. - Birmann, Martin. Gesammelte Schriften. 2 Bde. Basel 1894. - Liestal und seine Umgebung; hrsg. vom Verkehrs- und Verschönerungsverein. Liestal 1900. - Gauss. K. Kirchliche Zustände in der Landschaft Basel seit der Reformation. Liestal 1899. - Gauss, K. Geschichtliches über die Kirche von Liestal. Liestal 1903.