Postbureau, Telegraph, Telephon. Gemeinde, mit
Pfin,
Feithieren,
Gampenen,
Pletschen,
Susten
(La Souste) und
Briannen: 259
Häuser, 1592 kathol.
Ew.; Städtchen: 164
Häuser, 1107 Ew. Kirchgemeinde. Hauptbeschäftigung der Bewohner sind Acker- und Weinbau und Viehzucht.
Im Sommer verdingen sich manche als Kutscher und Gasthofangestellte. Zwei Gasthöfe. Die Gemeinde ist sehr
ausgedehnt; sie umfasst beide Rhoneufer und zieht sich im S. bis zum
Corbetschgrat,
Illhorn und
Schwarzhorn, im N. bis zum obern
Rand des
Hohewaldes hinauf.
Das romantische Städtchen Leuk mit seinen mittelalterlichen Schlössern, Türmen, den zwei Kirchen und den Resten seiner
gezinnten Festungsmauern liegt auf einem nach SW. exponierten, mit
Reben und Obstbäumen bepflanzten felsigen
Hügel, von dessen
Höhe aus (140 m über der
Rhone) man das untere
Rhonethal bis nach
Martinach überblickt. Die seit den frühesten
Zeiten Leuca fortis genannte Burgschaft wird von der
Rhone im S., von der
Dala im W. und von schroffen Fels- und Waldhängen
im N. und O. eingeschlossen und diente daher in früheren Zeiten dem
Bischof und den
Herren von
Raron als
Bollwerk gegen die Einfälle der Oberwalliser, bis seine festen
Schlösser von diesen zur Zeit ihrer Kriege gegen den Adel
(1414-15) genommen und zerstört wurden.
Die eine dieser um die Mitte des 15. Jahrhunderts wieder aufgebauten Burgen - ein weithin sichtbarer,
massiger, viereckiger Bau mit Ecktürmen - wurde später zum Rathaus umgewandelt, während die andere nach ihrer Restauration
durch den
Bischof Supersaxo bis zur Zeit der Revolution den bischöflichen Beamten zum Sitz diente, die hier ihre Gerichtshoheit
ausübten. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts kaufte der Obervogt Augustini diesen von einem
Turm flankierten,
mächtigen Bau dem
BischofBlatter um einen ausserordentlich billigen Preis ab. Heute wird er nicht mehr bewohnt und geht dem
Verfall entgegen. Daneben steht ein jetzt in Privatbesitz befindlicher viereckiger
Turm, der dadurch berühmt geworden ist,
dass Anton Stockalper, Gouverneur von
Saint Maurice und Parteigänger des
Bischofes, von den aufständischen
Wallisern (den sog. francs patriotes) hier gefangen gehalten, gefoltert und als Verräter des Vaterlandes 1627 hingerichtet
wurde.
Leuk hat auch einige alte Herrenhäuser, von denen das einst der Familie de
Werra gehörende sich durch sein malerisches architektonisches
Aeussere besonders auszeichnet. In der Mitte des Städtchens steht die schöne gotische Pfarrkirche mit
romanischem
Turm, die vom
Bischof Jodocus von Silinen nach dem Vorbild der Klosterkirche zu
Saint Maurice erbaut worden ist.
Sie ist dem h. Stephan geweiht. Die zweite Kirche des
Ortes pflegte früher zu Kriegszeiten den umwohnenden Landleuten als
Zufluchtsort zu dienen.
Nahe dabei entspringt die starke St. Martinsquelle. Ein 1899 im
Pfinwald aufgestellter Obelisk erinnert an die im Freiheitskampf
gegen
die Truppen des Direktoriums (27./28. Mai 1799) gefallenen Oberwalliser. 2 km nö. davon die
EinsiedeleiTheel mit der
von Wallfahrern oft besuchten Dreifaltigkeitskapelle. Die
Herrschaft Leuk ward 517 vom König Sigismund
von Burgund der Abtei
Saint Maurice verliehen, ging später an den
Bischof von
Sitten über und fiel nachher wieder ans
Haus
Burgund zurück. Rudolf III. gab sie dann zusammen mit der
HerrschaftNaters neuerdings der Abtei, worauf sie 1138 die Herzoge
von Savoyen wiederum dem
Bischof verliehen. Dieser liess sie durch einen Vitztum (vicedominus) verwalten,
bis sie nach dem Sturz der
Raron an die Landleute der obern Zehnten kam, die im bischöflichen
Schloss (dem jetzigen Rathaus)
öfters ihren Landtag abzuhalten pflegten.
Im 12. und 13. Jahrhundert bestand in Leuk auch ein der h. Katharina geweihtes
Frauenkloster, dessen Nonnen später
in der Hoffnung auf reichere Einnahmen nach Aosta übersiedelten. In der Rhoneebene steht zwischen
Gampenen und
Susten das
Werraschloss oder
SchlossMaggeren, das zu wiederholten Malen französischen Ordensgemeinschaften als Zufluchtsstätte gedient
hat. Nachdem bis vor wenigen Jahren Liguorianer hier gewohnt hatten, kam 1901 eine Anzahl der durch das Gesetz über
die Kongregationen aus Frankreich vertriebenen Karthäuser hierher, bis sie 1902 durch einen Beschluss des Bundesrates das
Land wieder verlassen mussten.
Leuk steht mit
Varen durch eine tief unten in der
Schlucht über die
Dala gespannte malerische
Brücke in Verbindung. 515: Leuca;
1017: Luchia;
im 12. Jahrhundert: Luechia;
1276: Leucha. Vom keltischen leic, leak, leugh = Fels oder
Felswand (althochdeutsch lei, leie, leige; mittellateinisch leuca, leuga; vergl. den Art.
Lex).
Fund von Bronzegegenständen,
wie z. B. eines Schwertes; Steinplattengräber aus der Bronzezeit. Römische Ueberreste (so eine terra sigillata). Der
Ort
bestand wahrscheinlich schon zur Zeit des Einfalles der Burgunder.
oderBaden, französisch
Loèche Les Bains (Kt. Wallis,
Bez. Leuk).
1411 m. Gemeinde, Dorf und berühmtes
Heilbad,
im Thal der
Dala und am S.-Fuss der
Gemmi, 15 km n.
Leuk und 17 km n. der Station
Susten-Leuk der Simplonbahn. Postbureau,
Telegraph, Telephon; Postwagen nach der Station
Susten. Grosse Anzahl von Pensionen,Chalets und Gasthöfen,
von denen die sieben grössten der gleichen Gesellschaft gehören. Dorf und Heilbäder stehen in einem freundlichen Thalbecken
an der Stelle, wo das 15 km lange Thal aus seiner bisherigen SW.-Richtung nach S. umbiegt. Die
Dala scheidet das Thal in zwei
mit Gärten, Feldern und
Wiesen bekleidete Hälften: rechts steht das ländliche Dorf mit seiner Doppelreihe
alter, vom Wetter gebräunter
Holzhäuser, links liegt das bedeutendere neue Dorf mit der Kirche, den Bädern und Kurhäusern.
Während im O. und NO. grosse Waldungen bis ganz nahe ans Dorf hinabsteigen, wird
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mehr
das Thal im NW. und W. durch die hohen Felswände des vom Daubenhorn (2952 m) zum Rinderhorn (3457 m) ziehenden, von der Scharte
der Gemmi unterbrochenen Kammes der Plattenhörner geschlossen. Im O. lehnt sich das Thal an den Fuss des mit schönem Wald bekleideten,
aussichtsreichen Torrenthorns (3003 m) und des Majinghorns (3059 m). Das so von hohen Bergen umrahmte Dorf
entbehrt von Abends 5 Uhr an des Sonnenscheins. Mitteltemperaturen im Juni 11,6°, im Juli 13°, im August 12,7° und im
September 9,9°. 1900: 92 Häuser, 613 kathol. Ew. Diese Zahl bezieht sich aber nur auf die einheimische Bevölkerung; im
Sommer wohnen hier weit mehr Personen (Touristen, Badegäste, Gasthof- und Badangestellte etc.). Im ganzen Dorf, besonders
aber am linken Ufer der Dala zerstreut entspringen die 22 Thermen, denen der Ort seine Berühmtheit und Blüte verdankt.
Die Temperatur dieser Quellen schwankt zwischen 39,25° (die sog. Fussbadquelle) und 51,35° (Lorenzquelle oder Grosse
Quelle). Die Gesamtwassermenge ist eine so bedeutende, dass nicht alle dieser Quellen benutzt werden. Die mächtigste ist
die Lorenzquelle oder Grosse Quelle, die auf dem mit der Statue des St. Lorenz geschmückten Hauptplatz entspringt und hier
als Trinkbrunnen dient. Sie liefert in 24 Stunden 2952000 Liter Wasser, das in Kanälen zu den Piscinen
geleitet wird, in denen die Kurgäste gemeinsam baden und zugleich auf Tischen und Pulten, die auf dem Wasser schwimmen, essen,
lesen oder spielen können.
Leukerbad erfreut sich neben der Heilwirkung seiner Thermen ausserdem noch eines kräftigenden und angenehmen Höhenklimas.
Nach der von Prof. Lunge in Zürich
1885 vorgenommenen chemischen Analyse der Lorenzquelle sind in 1000 gr Wasser
1,94811 gr feste Bestandteile in gelöster Form enthalten, und zwar 0,00194 schwefelsaures Strontian;
1,42866 schwefelsaurer
Kalk;
0,26912 schwefelsaure Magnesia;
0,08715 schwefelsaures Natron;
0,09650 kohlensaurer Kalk;
0,02066 kohlensaure Magnesia;
0,00011 kohlensaures Eisenoxydul;
0,00024 kohlensaures Manganoxydul;
0,00121 Chlornatrium;
0,01127 Chlorkalium;
0,00037
Chlorlithium;
0,00017 Chlorammonium;
0,00051 Thonerde und 0,03020 Kieselsäure;
ferner als gasige Bestandteile 0,00390 Kohlensäure;
0,00094
Sauerstoff und 0,00905 Stickstoff. In unwägbarer Menge sind vorhanden Arsen, kohlensaures Kupfer, schwefelsaurer Baryt,
phosphorsaurer Kalk, Fluorcalcium und Salpetersäure.
Das Leukerwasser gehört also seinen vorwiegenden Bestandteilen nach
zu den warmen Gipsquellen ohne Schwefel. Die Thermen erhalten ihren Mineralgehalt in den in der Umgebung
des Leukerbades von mächtigen jurassischen Schichten überlagerten und daher nicht anstehenden Schichten der Trias und treten
mitten aus den quaternären Bildungen (Sturz- und Moränenschutt) zu Tage, die den Boden des weiten Erosionsbeckens überdecken.
Ihr starker Gehalt an schwefelsaurem Kalk (Gips) zeigt an, dass sie auf ihrem unterirdischen Weg den
triasischen Gips durchziehen, der von den liasischen Schichten überlagert wird, welche im O. und NO. den Bergstock des Torrenthorns
aufbauen und hier gegen N. und NW. unter die aus oberjurassischen Kalken bestehenden Wände des Rinderhorns und Balenhorns
eintauchen. Da aber hier in einer Meereshöhe von 1400 m die Temperatur des Erdinnern 30° nicht übersteigen
kann, ist eine Erklärung der hohen Temperatur der Thermen mit Schwierigkeiten verbunden. Man muss annehmen, dass das Wasser
längs den Fugen der Triasschichten bis zu etwa 1000 m und noch tiefer hinunter gelangt, wo höhere Temperaturen herrschen,
und dass es von da wieder in die Höhe steigt, auf welchem Weg es seiner grossen Menge und Abflussgeschwindigkeit
wegen sich nicht mehr stark abkühlt.
Funde von keltischen und römischen Gräbern und römischen Münzen, die man hier um die Mitte des 19. Jahrhunderts zu wiederholten
Malen gemacht hat, zeigen uns, dass die Kelten und nach ihnen die Römer die Thermen schon gekannt hatten.
Während der auf den Untergang der Römerherrschaft folgenden Zeiten der grossen Völkereinbrüche blieb aber diese Kenntnis
vergessen, bis die Quellen im 11. oder 12. Jahrhundert zum zweitenmal
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