mehr
Geisspfadsee in 2430 m). Oft liegen in solchen Karen auch schöne Alpweiden (Alpien in 1530 m,
Alpe di
Veglia in 1757 m, Kummenthal).
Am
häufigsten aber sind sie voller Sturzschutt und entbehren auch nicht eines kleinen Firn- oder Eisfeldes (schweizerische
Seite des
Furggenbaumpasses,
Kessikumme, Rote
Kumme, Rohmatten). Diese an Grösse sehr verschiedenen Felszirken
liegen oft stufenförmig übereinander (Alpien,
Furggenbaumpass) und verdanken ihre Entstehung zweifellos der ausschleifenden
Arbeit der
Gletscher, was schon daraus ersichtlich ist, dass im je höchst gelegenen solcher Kare sich meist noch ein kleines
Eisfeld findet (Alpien,
Furggenbaumpass,
Rebbio,
Mottiscia etc.). Die in den
Monte Leone- und Antigoriogneis
eingeschnittenen
Thäler haben überall ausserordentlich steile Gehänge und bilden stellenweise wirkliche
Schluchten
(Gondo,
Iselle).
Die Nebengruppe des
Pizzo Rotondo ist die Fortsetzung der Gneiszone, die bei
Lax im
Rhonethal mitten zwischen Glanzschiefern
und krystallinen Schiefern sedimentären
Ursprungs auftaucht und gegen die sich die nächsten Glieder der
Monte Leone Gruppe
anlehnen. Der höchste Punkt, der
Pizzo Rotondo (3197 m) ist ringsum vergletschert; nennenswert sind der Wyttenwasser-,
Mutten-,
Geren- und Pescioragletscher. Die benachbarten Gipfel der
Saashörner (3041 m), des
Leckihorns (3069 m),
Pizzo Pesciora (3123
m) und
Mutthorns (3103 m) stehen dem Hauptstock der Gruppe an
Höhe nur wenig nach. Am
weitesten gegen
den Gotthardpass hin vorgeschoben sind der
Pizzo
Lucendro (2959 m) und die
Fibbia (2742 m). In gleicher Weise senkt sich die
Gruppe auch nach SW. zum
Nufenenpass und nach NW. zum
Rhonethal ab. Um das Galmihorn (oder
Pizzo Gallina; 3067 m) gruppieren
sich das Mettlihorn (2709 m),
Blashorn (2781 m) und der
Pizzo Nero (2907 m). Der einzige Abschnitt dieses
der Gruppe des
Monte Leone angegliederten Gebietes, der sich ihr in natürlicher Beziehung anschliesst, ist das aus schiefrigem
Gneis aufgebaute Dreieck zwischen der Glanzschieferzone
Lax
(Rhonethal)-Eginenthal-Nufenenpass, dessen höchste Punkte das
Stockhorn (2635 m),
Brodelhorn (2798 m) und der Mannliboden (2684 m) bilden.
Geologie und Tektonik.
Die ältesten geologischen Nachrichten über die Gruppe des Monte Leone datieren aus 1846, in welchem Jahr Bernhard Studer eine geologische Uebersicht über das ganze Gebirgsgebiet zwischen Simplon- und Gotthardstrasse veröffentlichte (Mémoires de la Soc. géolog. de France. Sér. II, t. I, 1846). Vervollständigt wurden unsere Kenntnisse durch die Aufnahmen von H. Gerlach, der auch die geologische Karte dieser Gegenden (Blatt 18 der geolog. Karte der Schweiz in 1: 100000) bearbeitet hat.
Schon Gerlach unterschied folgende Gesteinsarten: Glanzschiefer (schistes lustrés), deren Unterlage von dolomitischen Kalken
mit Einlagerungen von Gips (Anhydrit) gebildet wird. Diese Schichten gehen allmählig in weissen oder
grauen Glimmermarmor (Cipollin) über, den man der Trias zuteilt. 2. Krystalline Schiefer, wie Am
phibolschiefer, granathaltige
Glimmerschiefer etc. 3.
Monte Leone
gneis. 4. Kalkhaltiger Glimmerschiefer, sog. Deveroschiefer, der älter als der Leonegneis
sein soll (untere metam
orphische Schiefer). 5. Antigoriogneis, der das älteste Gestein dieser Gegend
sein soll, obwohl die eben genannten Deveroschiefer noch z. T. unter ihm liegen.
Diese umgekehrte Lagerung schrieb Gerlach mit Recht einer Ueberschiebung zu. Mehrere geologische Expertisen, die später aus Anlass verschiedener Tunnelprojekte ausgeführt worden sind, haben dann gezeigt, dass neben der Zone der kalkhaltigen Deveroschiefer und der sie begleitenden dolomitischen Kalke in die Gneise des Monte Leone, Wasenhorns, des Kammes Valle-Carnera etc. auch noch andere Kalk- und Kalkschiefergebilde eingelagert sind. Diese Erscheinung hat man aber lange Zeit als normale Einlagerungen angesehen, obwohl die Wiederholung und Abwechslung von Gneis mit Kalkschiefern die Annahme nahe legte, dass man es hier mit Faltung oder mit Verwerfungen zu tun habe.
Die Theorie der normalen Schichtenfolge ist noch 1895 von Traverso verteidigt worden, dem man eine sehr vollständige und eingehende Untersuchung der Gegend um Ossola verdankt (Geologia dell' Ossola. 1895). Dieser Erklärung zufolge wäre der Bau des Simplongebietes einem mächtigen Gewölbe zu vergleichen, das aus miteinander abwechselnden Schichten von Gneis, krystallinen Schiefern, Kalkschiefern, Marmoren, Dolomiten etc. besteht und an das sich gegen N. die Zone der Glanzschiefer anlehnt. Gewölbekern wäre nach dieser Auffassung der schon von Gerlach unter dem Antigoriogneis entdeckte kalkhaltige Glimmerschiefer, worauf nach Aussen der Reihe nach ¶
mehr
Antigoriogneis und in konzentrischer Anordnung die ganze Serie der übrigen krystallinen Gesteine mit ihren Kalkeinlagerungen
bis hinauf zu den das Rhonethal begleitenden Glanzschiefern folgen würden. Diese Ansicht scheint sich bei einer Ueberschreitung
des Simplonpasses von Brig bis Iselle zu bestätigen, indem man auf diesem Weg, dem etwas in die Länge
gezogenen Gewölbe folgend, von den am
Rand des Rhonethales nach NW. einfallenden Schichten ganz allmählig bis zu den im
Val di Vedro (Diveria) nach SO. eintauchenden Schichten gelangt.
Doch hat schon Gerlach festgestellt, dass die unter dem Antigoriogneis liegenden kalkhaltigen Glimmerschiefer durchaus den
Deveroschiefern entsprechen, und er hat sogar - allerdings nur andeutungsweise - die Vermutung geäussert,
es könnten vielleicht diese metam
orphischen Deveroschiefer ihrerseits wieder die Fortsetzung der Glanzschiefer des Rhonethales
sein, obwohl er sie für weit älter hielt als diese. Diese Vermutung entspricht nun in der Tat den wirklichen Verhältnissen,
wie wir sie heute kennen.
Wenn man den rund um das Ofenhorn anstehenden Schiefern folgt, kann man sich überzeugen, dass die die Gruppe des Monte Leone im N. begleitenden Glanzschiefer unmittelbar in die Deveroschiefer der breiten Zone Monte Forno-Busin-Lebendun übergehen und dass diese ihrerseits wieder die direkte Fortsetzung derjenigen Schiefer sind, die unter den Antigoriogneis eintauchen. Für diese Auffassung spricht zudem noch die ebenfalls schon von Gerlach erkannte Tatsache, dass unter diesen letztgenannten Schiefern wiederum Gneis (Crodogneis) liegt.
Nach den Aufschlüssen, die die Bohrungen am
Simplontunnel geliefert haben, ist ein Zweifel heute nicht mehr möglich. Es
bildet somit dieser stete Wechsel von Kalkschiefern mit Gneisen, krystallinen Schiefern etc. nicht eine
ununterbrochene, normale Schichtenreihe, sondern das Resultat der Faltung einer ursprünglich von oben nach unten in folgender
Reihe gelagerten Gesteinsserie: tonige oder kalkige Glanzschiefer (nach den in ihnen gefundenen Belemniten der Juraformation
angehörend) - Dolomit, Marmor (Cipollin), Gips (Anhydrit), Quarzite und Chloritschiefer der Trias - krystalline Schiefer,
granatführende Glimmerschiefer, Am
phibolschiefer (Trias und Paläozoikum?) - schiefriger und faseriger
Monte Leone
gneis und dichter Antigoriogneis (Urgestein).
.
Je nach dem Profil, das man begeht, findet man in der Gneismasse bis zu sechs kalkig-schieferige Einlagerungen. Daraus folgt,
dass ebensoviele Falten vorhanden sind, an denen die vier eben genannten Formationen Anteil haben. Im
s. Abschnitt unseres Gebietes
tritt der massige Antigoriogneis an die Stelle des schiefrigen Gneises, der nur sein durch
den Gebirgsdruck stärker in Mitleidenschaft gezogenes Aequivalent darstellt, gleichwie die kalkführenden krystallinen Schiefer
am Fuss
des Monte Leone das intensiver metam
orphosierte Gegenstück zu den Glanzschiefern des Rhonethales bilden. Es bleibt
uns noch übrig, zu erklären, wie solche ausgewalzte Falten entstehen konnten, die einer Reihe von konkordant
übereinander gelagerten Schichten gleichen und gewölbeartig zum einen Teil gegen NW. und zum andern Teil gegen SO. eintauchen,
so dass man die Faltenumbiegungen mit Ausnahme an den Schiefern nördl. vom Massiv des Antigoriogneises und einer überliegenden
Falte von Kalkschiefern an der SO.-Flanke des Monte Leone nirgends sehen kann.
Ging die Richtung der faltenden Kraft von N. nach S. und liegen die Gewölbebiegungen daher nach S. über oder sind die Falten vielleicht eher von S. nach N. übereinander geschoben worden? Im ersteren Fall hätten wir normal gelagerte nach S. überliegende Falten vor uns, während im anderen Fall die Gewölbebiegungen gegen N. schauen und die gesamten Gneismassen die Glanzschiefer oder die ihnen äquivalenten metamorphen Kalkschiefer überlagern würden, sowie die kalkigschieferigen Einlagerungen gewölbeartig aufgerichtete Mulden wären, die in der Tiefe mit den gleichalterigen Schiefern der in ihrer normalen Lagerung nicht gestörten Unterlage zusammenhängen. Zu Gunsten dieser Anschauung spricht stark die schon von Gerlach erkannte Tatsache der Anordnung des Antigoriogneises in Form einer von S. nach N. über die metamorphen Schiefer aufgeschobenen Falte oder Ueberschiebung.
Seit 1900 vorgenommene neue Untersuchungen haben gezeigt, dass auch die abwechselnden Wiederholungen der Gneis- und Kalkschieferschichten (Trias und Jura) im Gebiet des Monte Leone und Wasenhorns auf diese Weise erklärt werden müssen. Die beigegebenen Profile erläutern die beiden verschiedenen Deutungsversuche dieser tektonischen Verhältnisse und sind beinahe gleichzeitig damals gezeichnet worden, als die Bohrungsarbeiten am Simplontunnel noch zu wenig weit fortgeschritten waren, um die verwickelten Lagerungsverhältnisse genau erkennen zu lassen. Je nach der einen oder andern Auffassung mussten sich im mittleren Abschnitt des Tunnels beträchtlich voneinander abweichende Konsequenzen ergeben, da im einen Fall der Tunnel durch eine 5 km lange Zone von massigem Gneis geführt hätte, während nach der andern Hypothese diese Zone aus weit leichter zu durchbrechenden Kalk- oder Glimmerschiefern bestehen würde. Seit Juni und Juli 1903 ist nun das Problem gelöst, da die ¶