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![vergrössern: Lageplan von Lenzburg. ^[Karte: 5° 50’ O; 47° 20’ N; 1:150000]. vergrössern: Lageplan von Lenzburg. ^[Karte: 5° 50’ O; 47° 20’ N; 1:150000].](/meyers/teile/43/43_0123-1.jpg)
auf dem Lint und im Lindwald. Im 11. Jahrhundert: Lenceburg = Burg des Lenzo (Deminutiv von Lando).
Die Stadt Lenzburg ist zweifellos als in Anlehnung an das Schloss Lenzburg entstanden zu denken. Schlossberg wie Umgebung der Stadt weisen zahlreiche Ueberreste römischer Niederlassungen auf. Möglicherweise hat auf dem Burghügel eine römische Specula (Wachtturm) gestanden. Die Grafen von Lenzburg gelten als eines der ältesten Adelsgeschlechter des Aargaues und sind seit dem 10. Jahrhundert nachgewiesen. Sie waren Reichsvögte von Zürich und gelangten während des Investiturstreites in den Besitz des Gaugrafenamtes des Zürichgaues.
Trotzdem das Geschlecht in zwei Linien kräftig blühte, starb es in raschem Gange 1172 und 1173 aus. In diesem Jahr erschien Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) auf Schloss Lenzburg, um die Erbschaft der Lenzburger zu ordnen. Ein Teil fiel an das Reich, ein anderer kam in die Hände der Kiburger und ein dritter in die der Habsburger, die später auch die Kiburger beerbten. Auf dem Schloss sass nun in der Folge ein habsburgischer Vogt. Anlässlich der Aechtung des Herzogs Friedrich durch Kaiser Sigismund nahmen 1415 die Berner auch Stadt und Schloss Lenzburg ein.
Das Schloss war fortan der Sitz eines bernischen Landvogtes, der für Bern die Landvogtei Lenzburg, die grösste des Aargaues, verwaltete. Bei der Gründung des Kantons Aargau ging das Schloss in der Besitz des Kantons über. Dieser gestattete hier die Errichtung eines Erziehungsinstitutes unter Lippe, der vormals in Hofwil tätig gewesen war; nachher kam da: Schloss in Privatbesitz. Die ersten Anfänge der Stadt Lenzburg sind in Dunkel gehüllt. Mit dem Schloss kam auch sie in habsburgisch-oesterreichischen Besitz und erhielt von ihren Herrn, wie die übrigen Städte im Aargau, zu wiederholten Malen Freiheiten und Rechte. Das älteste Stadtrecht von Lenzburg stammt aus dem Jahr 1306 und entspricht demjenigen vor Aarau und Brugg. Die Stadt war befestigt, wenn auch nicht sehr widerstandsfähig; denn sie litt schwer unter der Plünderung durch die Gugler 1375 und hielt auch 1415 den Bernern gegenüber nicht lange stand.
Wie den andern aargauischen Städten lies; Bern auch Lenzburg die Selbstverwaltung und eigene Gerichtsbarkeit, so dass es nicht unter dem Landvogt stand. Von jetzt an waren Lenzburgs Geschicke an dasjenige Berns geknüpft, und mit den Bernern zogen die Lenzburger wie einst mit Oesterreich in zahlreiche Feldzüge. Zur Zeit der Villmerger Kriege war Lenzburg eine wichtige Grenzgarnison Berns und zugleich Ausfallstor gegen das Freiamt, wo sich die hauptsächlichsten Ereignisse dieser Kriege abspielten.
Als der alte Staat Bern 1798 zertrümmert wurde, schloss sich Lenzburg gerne der Neugestaltung der Verhältnisse an. Unter dem neu gegründeten Kanton Aargau begann auch für Lenzburg eine Zeit ruhiger, ergibiger Entwicklung in Gewerbe und Industrie. Hier tagte am jene Versammlung, von der der erste Anstoss zu der Bewegung gegeben wurde, die im ersten Freiämterzug das aristokratische Regiment stürzte und eine demokratische Verfassung erzwang. 1836-1846 beherbergte Lenzburg das aargauische Lehrerseminar unter Augustin Keller's Leitung. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts zeichnete sich die Bürgerschaft von Lenzburg durch bedeutende dramatische und musikalische Leistungen aus, deren Ruf weit über die Grenzen des Kantons drang. Vergl. Müller, Joh. Die Stadt Lenzburg. Lenzburg 1867.