erhält einen Taglohn von 3 Fr., und die jährlichen Kosten für Reparaturen übersteigen 1600 Fr. Da diese Leitung keine
felsigen Partien zu passieren hat, ist ihre ganze Anlage auch nicht so kühn und kompliziert, wie diejenige so mancher anderer
Bisses im Wallis.
Immerhin sind die von ihr durchzogenen steilen Hänge und
Rebberge vielfachen Rutschungen unterworfen.
1230: Lentina.
Die Bewohner
beschäftigen sich hauptsächlich mit Acker-,
Wiesen-, Wein- und Obstbau (besonders Kirschen), Viehzucht und Milchwirtschaft.
Bei
OthmarsingenSteinbrüche auf Molasse. Die Bodenfläche verteilt sich folgendermassen:
(Kt. Aargau,
Bez. Lenzburg). 408 m. Gem. und kleine Stadt, an der
Aa und 10 km ö.
Aarau. Station
der Linien
Aarau-Lenzburg-Rotkreuz,
Aarau-Suhr-Wettingen und
Wildegg-Emmenbrücke (Seethalbahn). Postbureau, Telegraph, Telephon. 343
Häuser, 2588 Ew.,
wovon 2235 Reformierte, 339 Katholiken und 6 Israeliten. Reformierte und katholische Kirchgemeinde.
Bedeutende industrielle und gewerbliche Tätigkeit:
Spinnerei und Weberei, Weisswaren, Leinwand, Appretur, Baumwolldruckerei,
Strohwaren, Färberei, Schnupftabak, Zigarren, Konserven, chemische Produkte, Wurstwaren, Zuckerwaren,
Teigwaren, Bierbrauerei, Ziegelei, Etuis, Seife und Parfumerien, Essenzen, Kartonnagen, Quincailleriewaren, Rosshaarartikel,
Papier, Dampfsägerei. ^[Ergänzung: Waffen, Kinderwagen.] 4 Jahr- und 12 Viehmärkte. Bezirksschule für Knaben und Mädchen,
Gewerbeschule.
^[Berichtigung: Handwerkerschule.] Hypothekar- und Leihkasse. Reformierte Kirche mit ausgezeichneter
Orgel und den Gräbern
verschiedener 1712 bei
Villmergen gefallener
Berner; katholische Kirche in modernem Stil. ^[Ergänzung:
Stadtbibliothek mit 4500 Bänden. Bemerkenswert ist das aus dem 17. Jahrhundert stammende Rathaus.]
Ueber der Stadt steht
auf einem Molassehügel das
Schloss Lenzburg, an dem seit etwa 10 Jahren bedeutende Restaurationsarbeiten vorgenommen worden
sind.
Von hier schöne Aussicht gegen O. und N. Im
Schlosshof ein im Fels ausgehauener, 30 m tiefer
Brunnen.
An den Hängen des
Schlossbergs und des nahen
Goffersbergs wächst ein vorzüglicher Rotwein. 1858 beschloss der aargauische
Grosse
Rat den Bau eines kantonalen Zuchthauses bei Lenzburg, das nach dem modernen Zellensystem mit zentralem Pavillon eingerichtet
ist, grosse Arbeitssäle enthält und 1864 eröffnet wurde. Es gilt heute noch als vorzügliche Anstalt.
Gräber aus der
La Tène Zeit; Reste von Römersiedelungen beim Zuchthaus,^[Berichtigung:Wildenstein.] auf den Schwarzäckern,
¶
mehr
auf dem Lint und im Lindwald. Im 11. Jahrhundert: Lenceburg = Burg des Lenzo (Deminutiv von Lando).
Die Stadt Lenzburg ist zweifellos als in Anlehnung an das Schloss Lenzburg entstanden zu denken. Schlossberg wie Umgebung der
Stadt weisen zahlreiche Ueberreste römischer Niederlassungen auf. Möglicherweise hat auf dem Burghügel eine
römische Specula (Wachtturm) gestanden. Die Grafen von Lenzburg gelten als eines der ältesten Adelsgeschlechter des Aargaues
und sind seit dem 10. Jahrhundert nachgewiesen. Sie waren Reichsvögte von Zürich
und gelangten während des Investiturstreites
in den Besitz des Gaugrafenamtes des Zürichgaues.
Trotzdem das Geschlecht in zwei Linien kräftig blühte, starb es in raschem Gange 1172 und 1173 aus.
In diesem Jahr erschien Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) auf Schloss Lenzburg, um die Erbschaft der Lenzburger zu ordnen. Ein
Teil fiel an das Reich, ein anderer kam in die Hände der Kiburger und ein dritter in die der Habsburger, die später auch
die Kiburger beerbten. Auf dem Schloss sass nun in der Folge ein habsburgischer Vogt. Anlässlich der Aechtung
des Herzogs Friedrich durch Kaiser Sigismund nahmen 1415 die Berner auch Stadt und Schloss Lenzburg ein.
Das Schloss war fortan der Sitz eines bernischen Landvogtes, der für Bern
die Landvogtei Lenzburg, die grösste des
Aargaues, verwaltete. Bei der Gründung des Kantons Aargau
ging das Schloss in der Besitz des Kantons über. Dieser gestattete hier die
Errichtung eines Erziehungsinstitutes unter Lippe, der vormals in Hofwil tätig gewesen war; nachher kam da: Schloss in Privatbesitz.
Die ersten Anfänge der Stadt Lenzburg sind in Dunkel gehüllt. Mit dem Schloss kam auch sie in habsburgisch-oesterreichischen
Besitz und erhielt von ihren Herrn, wie die übrigen Städte im Aargau,
zu wiederholten Malen Freiheiten und Rechte. Das älteste
Stadtrecht von Lenzburg stammt aus dem Jahr 1306 und entspricht demjenigen vor Aarau und Brugg. Die Stadt war befestigt, wenn
auch nicht sehr widerstandsfähig; denn sie litt schwer unter der Plünderung durch die Gugler 1375 und
hielt auch 1415 den Bernern gegenüber nicht lange stand.
Wie den andern aargauischen Städten lies; Bern
auch Lenzburg die Selbstverwaltung und eigene Gerichtsbarkeit, so dass es
nicht unter dem Landvogt stand. Von jetzt an waren Lenzburgs Geschicke an dasjenige Berns geknüpft, und
mit den Bernern zogen die Lenzburger wie einst mit Oesterreich in zahlreiche Feldzüge. Zur
Zeit der Villmerger Kriege war
Lenzburg eine wichtige Grenzgarnison Berns und zugleich Ausfallstor gegen das Freiamt, wo sich die hauptsächlichsten Ereignisse
dieser Kriege abspielten.
Als der alte Staat Bern
1798 zertrümmert wurde, schloss sich Lenzburg gerne der Neugestaltung der Verhältnisse
an. Unter dem neu gegründeten Kanton Aargau
begann auch für Lenzburg eine Zeit ruhiger, ergibiger Entwicklung in Gewerbe und Industrie.
Hier tagte am jene Versammlung, von der der erste Anstoss zu der Bewegung gegeben wurde, die im ersten
Freiämterzug das aristokratische Regiment stürzte und eine demokratische Verfassung erzwang. 1836-1846 beherbergte Lenzburg
das aargauische Lehrerseminar unter Augustin Keller's Leitung. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts zeichnete sich die Bürgerschaft
von Lenzburg durch bedeutende dramatische und musikalische Leistungen aus, deren Ruf weit über die Grenzen des Kantons drang.
Vergl. Müller, Joh. Die Stadt Lenzburg. Lenzburg 1867.