(Val)(Kt. Graubünden,
Bez. Vorderrhein).
2500-1378 m. Linksseitiges Nebenthal zum
Val Somvix; steigt von der zwischen
Piz Medel und
Piz Lavaz
eingeschnittenen
Fuorcla de Lavaz steil nach O. ab und mündet 4 km oberhalb
Tenigerbad aus. Ist ein Längsthal
wie die
Greina (der oberste Abschnitt des
Somvix) und umschliesst mit dieser den östl. Abschnitt der Gruppe des
Piz Medel,
der in Pultform nach S. (gegen die
Greina hin) steilwandig abbricht und nach N. (gegen das Val Lavaz hin) in breiten Eisterrassen
sich abdacht.
Das sehr
enge Thal wird beiderseits von hohen Felswänden begleitet und hat in seiner
Sohle
keinen gangbaren
Pfad. Am linksseitigen Hang in 2300-2400 m die breite Alpweidenterrasse
Stavelatsch, die von dem stellenweise
unterbrochenen Fussweg über die
Fuorcla de Lavaz durchschnitten wird.
Unten im waldlosen Thal finden sich nur kleine Alpweiden.
(Kt. Tessin,
Bez. Mendrisio).
360-275 m. Kleiner Bach; entspringt in der Umgebung von
Stabio ganz nahe der italienischen Grenze,
fliesst zuerst nach NO., dann nach N., geht an
Mendrisio vorbei und mündet nach 10 km langem
Lauf bei
Riva San Vitale in den
Luganersee. Liefert mehreren
Mühlen, einer Hutfabrik und einer grossen Seidenspinnerei bei
Capolago die
Triebkraft.
Setzt sich
aus den verschiedensten Waldbäumen zusammen und wird von zahlreichen Schuttrunsen durchzogen, die zum Thaltransport des
geschlagenen
Holzes
benutzt werden.
Wildes und einsames Thal, dessen linksseitiges Gehänge von besonders zahlreichen Runsen,
wie sie für die Gebiete im Bündnerschiefer so charakteristisch sind, angeschnitten ist.
Der rechtsseitige Hang mit Alpenrosengestrüpp
bedeckt.
Unten stark bewaldet, in der Mitte einige Alpweiden und zu oberst grosse Block- und Schutthalden
(Serpentin), die
beinahe aller Vegetation entbehren.
Die Erklärung des sehr komplizierten geologischen Baues s. beim Art.Sinestra (Val).
985-1050 m.
Weiler, am linksseitigen Hang des
Rhonethales, rechts von der Ausmündung
des Eringerthales
(Val d'Hérens) und unterhalb der
Mayens de Sion.
(Kt. Tessin,
Bez. Locarno).
548 m. Gem. und Pfarrdorf, im
ValVerzasca; 10 km n. der Station
Gordola der Linie
Bellinzona-Locarno
der Gotthardbahn. Postablage, Telegraph; Postwagen
Locarno-Sonogno. Gemeinde, mit
Aquino, Roncone, Sambugaro,
Verzolo-Cognera und
Oviga: 156
Häuser, 658 kathol. Ew.; Dorf: 20
Häuser, 62 Ew. Viehzucht. Weinbau. Die
Rebberge stehen an den
Hängen zwischen
Locarno und
Cugnasco. Die Bewohner von Lavertezzo gelten als die besten Weinbauern des Kantons Tessin.
Steinbruch, in dem
der schönste Marmor der
Schweiz ausgebeutet wird. Lavertezzo ist Hauptort des Kreises
Verzasca. Das Dorf
am S.-Fuss des
PizzoFobbia und an der Vereinigung des aus dem
Val d'Agno kommenden starken
Wildbaches mit der
Verzasca mitten
in Kastanienhainen und schönen Wiesenhalden malerisch gelegen. Ein aus Lavertezzo stammender geschnitzter Altar in gotischem
Stil befindet sich jetzt im schweizerischen Landesmuseum zu Zürich.
Lavey gehörte seit den ältesten bekannten Zeiten zur Abtei
Saint Maurice;
1051 verleiht
Abt und Propst Burchard zu
Saint Maurice einem Theodorich und seiner Familie Ländereien zu Alaver (=
Lavey).
Auch nach der Eroberung der Waadt
verblieb dem Kloster sein Besitz zu Lavey unter Vorbehalt der Oberhoheit
Berns, bis 1671 der
Abt gegen Abtretung der
HerrschaftenOron la Ville und
Vuibroye an die
Berner sich für Lavey und
Gryon von der
Anerkennung dieser Oberhoheit loskaufte.
lesBains(Kt. Waadt,
Bez. Aigle,
Gem.
Lavey-Morcles). 420 m. Sehr bekannter Kur- und Badeort, am rechten Ufer der
Rhone und am
Fuss der mächtigen, heute mit Befestigungen gekrönten Felsabbrüche und Steilhänge von
Dailly und
Savatan; 2 km
ö. der Station
Saint Maurice der Simplonbahn. Im Sommer Postablage, Telegraph und Telephon. 9
Häuser. Wohnbevölkerung im
Sommer 63, im Winter 5-6 Personen. Paritätische reformiert-katholische
Kapelle. Der aus
Sanden¶
mehr
und steinigem Geröll bestehende Boden ist seiner leichten Durchlässigkeit wegen bemerkenswert trocken; alles Wasser fliesst
sofort zur benachbarten Rhone ab, die hier ein ziemlich starkes Gefäll aufweist und für diese Gegend gleichsam einen grossen
natürlichen Entwässerungskanal darstellt. Die Kuranstalten sind mit dem linken Rhoneufer und Saint Maurice durch eine 1876 erstellte
eiserne Brücke verbunden, die an die Stelle einer schon lange vorher von der Walliser Regierung, die hier keinen Landjägerposten
mehr unterhalten wollte, abgebrochenen Holzbrücke getreten ist.
Die Kur- und Badeanstalten bilden einen grossen Gebäudekomplex. Die Quelle von Lavey ist eine am Punkt ihres Zutagetretens
51-52° C. warme Schwefeltherme und entspringt etwa 600 m sö. der Badeetablissemente im Bett der Rhone
selbst genau an der Stelle, wo der fast vertikal geschichtete Gneis unter den Jurakalk des Rückens von Dailly taucht. Gneis
und Jurakalk werden hier (wie übrigens in diesem ganzen Gebiet) durch eine wenig mächtige triasische Zwischenlage von grünlicher
oder rosaroter Arkose, roten Schiefern und Rauchwacke von einander getrennt.
Der Quellschacht durchteuft zuerst eine Lage von Sturz- und Glazialschutt und stösst in 16 m Tiefe auf den Gneis, dem die
Therme mit mehreren Quelladern entspringt. Die Therme von Lavey unterscheidet sich somit in Bezug auf ihren Ursprung und ihre
chemische Zusammensetzung wesentlich von den übrigen Schwefelwassern der Schweiz, die meist aus gipshaltigen
Gesteinsschichten kommen. Sie ist von bedeutender therapeutischer Wirkung. Das Thermalwasser wird durch eine Pumpe aus dem
Schacht gehoben, während eine zweite Pumpe das fortwährend einsickernde kalte Wasser ausschöpft.
Beide Pumpen werden durch ein von der Rhone getriebenes grosses Wasserrad in ständiger Arbeit erhalten.
Das Wasser gelangt durch eine Leitung aus galvanisiertem Eisenblech, die isoliert und von Zementröhren umschlossen ist,
ins Badehaus, wo es noch eine Temperatur von etwa 44 °C hat. Im Winter werden die Bäder geschlossen und der Betrieb der
Pumpen eingestellt. Neben den Maschinen steht bei der Quelle selbst die Trinkhalle, wo die Kranken täglich
zwei- oder dreimal das vorgeschriebene Quantum von Thermalwasser zu sich nehmen.
Eine Spezialität von Lavey besteht in der verschiedenartigen Kombination von Trinkkuren mit Fichtennadeln- und Soolbädern.
Diese letzteren kommen zur Verwendung, seitdem sich die «Société des Bains de
Lavey» den Bezug von ⅔ des Ertrages der Saline Le Bévieux (s. den Art. Bex) an Mutterlauge gesichert hat.
Ein am Ufer der Rhone und im Flussbett selbst stehendes kleines Gebäude ist für Wellenbäder (Rhonewasser) und Duschen (mit
8° warmem Wasser aus den Quellen von Morcles) eingerichtet.
Langjährige Erfahrung hat festgestellt, dass die verschiedenen therapeutischen Agentien von Lavey ganz
besonders bei folgenden Krankheiten ausgezeichnete Resultate ergeben: Skrophulose in allen ihren Stadien; Tuberkulose der
Haut, Ganglien, Knochen oder Gelenke; lymphatischen Affektionen, Anämie, Hautkrankheiten, Dyspepsie, katarrhalischen
Affektionen der weiblichen Geschlechtsorgane und der Blase, rheumatischen Affektionen aller Art, verschiedenen Krankheiten
der Knochen und Gelenke, Paralysen etc.
Schon der Name Lavey (lateinisch Lavetum, von lavare) scheint anzudeuten,
dass die Heilquelle auch im Altertum bekannt und
benutzt worden sei. Der Historiker de Gingins vermutet, dass Lavey schon zur Römerzeit ein Badeort war. Als Zeugnis dafür
wird der Umstand angeführt, dass in Saint Maurice ein der Hygiea, der Göttin der Gesundheit, geweihter
Tempel stand. Nach dem Bergsturz von Tauretunum sollen dann die damaligen Badeanstalten beim plötzlichen Durchbruch der gestauten
Gewässer fortgerissen und die verschüttete Quelle gänzlich in Vergessenheit geraten sein.
Sicher ist übrigens, dass die Gegend um Lavey schon sehr früh besiedelt worden ist, da man im benachbarten
WeilerÈs Lex Altertümer aus der Steinzeit aufgefunden hat. Wieder entdeckt wurde dann die Mineralquelle Ende Dezember 1813 durch
einen Fischer aus Lavey, Namens Landry, der aber seinen Fund aus verschiedenen Gründen geheim hielt. Am wollte
ein anderer Fischer seine Reusen nachsehen; er watete in die Rhone hinaus, spürte aber bald im Wasser eine
intensive Wärme und erzählte darauf diese merkwürdige Erscheinung seinen Freunden.
Diese Erzählung vernahm der damals als Salinendirektor in Bex wirkende gelehrte Geologe Jean de Charpentier, der den Fall
untersuchte und bald feststellen konnte, dass an einer bei Hochwasser unter dem Flussspiegel liegenden Stelle
eine heisse Schwefelquelle aus dem Felsen heraustrete. Nachdem er seine Beobachtungen der Regierung des Kantons Waadt
mitgeteilt, wurde
er von dieser mit der Durchführung der nötigen Arbeiten zur Isolierung und Fassung der Therme beauftragt.
Diese Arbeit war 1833 vollendet, worauf das Wasser zu einem provisorischen Badehaus gebracht wurde, dem sich
bald ein erster Gasthof beigesellte. Später übergab der Staat Waadt
den Betrieb der Quelle und aller Badeeinrichtungen an eine
Aktiengesellschaft, die so zahlreiche Verbesserungen und Neuerungen vornehmen liess, dass Lavey heute eines der bekanntesten
Heilbäder Europas ist. Der Staat hat in Lavey ein unter dem Kantonsspital zu Lausanne stehendes Krankenhaus
eingerichtet, dessen von ihm gewählter Arzt zugleich als ärztlicher Leiter des ganzen Heilbades amtet. Die Aerzte Bezencenet,
Lebert, Cossy und Suchard haben dann durch ihre Arbeiten und Untersuchungen über den therapeutischen Wert und die Heilerfolge
der Thermen von Lavey sehr viel dazu beigetragen, dass diese in der ärztlichen und wissenschaftlichen
Welt bald vorteilhaft bekannt geworden sind. Vergl. Wolf, F. O. VonSaint Mauricebis zumGenfersee. (Europ. Wanderbilder. 149 und
150), wo auch verschiedene bibliographische Angaben zu finden sind.