Bedeutung sind Hotel- und Fremdenindustrie mit ihren Nebengewerben, die die Mehrzahl der Bewohner beschäftigen. Landwirtschaft,
Alpwirtschaft und Viehzucht. Als Hausindustrie wird im ganzen Thal die Spitzenklöppelei betrieben. Sekundarschule. Das am
Fuss der mächtigen Felswände der
Jungfrau und der senkrechten Felsmauer, über die der berühmte
Staubbach herunterschiesst,
gelegene Dorf ist ein Fremdenzentrum ersten Ranges. Verhältnismässig reiche Vegetation und sehr schöne
Aussicht auf die das Thal abschliessenden
Gletscher.
Die der Ueberlieferung nach aus dem
Lötschenthal stammenden Bewohner hatten sich wahrscheinlich zuerst auf den linksseitigen
Gehängeterrassen des
Thales angesiedelt. Die Freiherren von
Weissenburg vergabten 1334 dem Kloster zu
Interlaken alle ihre
imLauterbrunnenthal gelegenen Ländereien mit den darauf bezüglichen
Rechten. Die erste Kirche entstand
1487, doch wurde Lauterbrunnen erst zur Zeit der Reformation zur selbständigen Kirchgemeinde erhoben. Die heutige Kirche
ist 1832-1835 erbaut worden. Eine aus der alten Kirche stammende bemerkenswerte Glasmalerei aus dem 15. Jahrhundert befindet
sich jetzt im historischen Museum zu Bern.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Interlaken).
Weltbekanntes Querthal im nördl. Abschnitt der
Finsteraarhorn Gruppe, in der Richtung
S.-N. von der Weissen
Lütschine durchflossen. Das 18 km lange und kaum 1 km breite Thal steigt vom mächtigen
Tschingelgletscher am Fuss des n. Steilabsturzes der
Finsteraarhorn Gruppe in 3 Stufen ab, um sich bei
Zweilütschinen 7 km
ssö.
Interlaken zu öffnen. Es wird von 300-500 m hohen, fast senkrechten Kalkwänden umrahmt, die prächtige Alpweidenterrassen
tragen, und ist eines der schönsten Alpenthäler überhaupt. Die w. Thalseite wird gebildet durch die
Hänge der Schilthorngruppe, an die sich der mächtige
Stock des
Gspaltenhorns anschliesst. Südl. davon bilden die vergletscherten
Joche des
Tschingelpasses (2824 m) und der
Wetterlücke (3159 m) den Thalabschluss, während die östl. Thalwand von
der Hauptkette
Breithorn (3779
m)-Jungfrau und dem dieser vorgelagerten
Stock des
Männlichen gebildet wird.
Die grössten Nebenthäler sind das 2,5 km unterhalb
Lauterbrunnen ausmündende Thal des
Sausbaches, das zwischen
Schwalmeren
und Schwarzbirg bis an den N.-Fuss des
Schilthorns hinaufreicht; das 2,5 km oberhalb
Lauterbrunnen ausmündende Trümmelbachthal,
das tief in die N.-Flanke der
Jungfrau eingeschnitten ist; das vom wilden O.-Absturz des
Gspaltenhorns
absteigende und beim
WeilerStechelberg von links ausmündende Thal der
Sefinenlütschine.
HinterStechelberg (922 m) steigt das
Lauterbrunnenthal ziemlich steil bis zur kleinen
Ebene von
Trachsellauenen (1200 m), an, wo von O. das wilde und oben stark
vergletscherte Rotthal ausmündet. Im flachen Boden von
Ammertenthal (1365 m; 1 km hinter
Trachsellauenen)
vereinigen sich die Schmelzwasser des
Breitlauenen-, Schmadri-,
Breithorn- und
Tschingelgletschers zur Weissen
Lütschine. Links
darüber die Alp Obersteinberg (1769 m) und rechts die Oberhornalp mit dem
Oberhornsee. Das Thal ist berühmt durch seine
zahlreichen (über 20)
Wasserfälle, die über mächtige Felswände herabrauschen und ihm seinen Namen
gegeben haben.
Neben dem weltbekannten
Staubbach bei
Lauterbrunnen sind noch besonders nennenswert die Fälle des
Trümmelbaches und
Schmadribaches.
Das Klima des
Thales wird bedingt durch die tiefe Lage der Thalsohle und die Nähe der
Gletscher.
Heisse Mittagsstunden und
kühle Abend- und Morgenwinde. Ausser den Kirschbäumen sind Obstbäume selten. Dagegen gedeihen schöne
Eschen,
Linden,
Ahorne und - namentlich dem Thalwasser entlang -
Erlen. Die Thalgehänge sind vielfach mit Tannenwald bestanden.
Der Getreidebau ist von ganz geringer Bedeutung, während Kartoffeln, Hanf und
Flachs häufig angebaut werden. Schöne Alpweiden,
besonders an der w. Thalseite. DerHintergrund des
Thales ist von Granit- und Gneismassen umschlossen,
während die Thalwände weiter unten aus Kalksteinen bestehen. Nicht unbedeutend sind die Mineralvorkommnisse. Bis 1805 hat
man hinten
im Thal silberschüssigen Bleiglanz abgebaut, der in
Sichellauenen und
Trachsellauenen verhüttet wurde; ferner wurde
Eisenerz gewonnen und in
Zweilütschinen verhüttet.
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Die Siedelungen des Thales bilden zusammen die grosse Gemeinde Lauterbrunnen. Von hervorragender Bedeutung ist die Fremdenindustrie,
deren Anfänge bis zum Ende des 18. Jahrhunderts (Besuch Goethes) hinaufreichen. Als Fremdenstationen sind zu nennen Lauterbrunnen
(6 Gasthöfe), Stechelberg (1 Gasthof), Trachsellauenen (1 Gasthof), Obersteinberg (2 Gasthöfe), Wengen (30 Gasthöfe, Pensionen
und Chalets mit Raum für 2000 Personen), Mürren (8 Gasthöfe mit Raum für 1000 Personen), Gimmelwald
(2 Gasthöfe).
Lauterbrunnen ist mit seinen verschiedenen Stationen auch ein Zentrum ersten Ranges für Hochgebirgstouren. Vorzügliche
Bergführer. Schutzhütten des S. A. C.: die Guggihütte (2397 m) am rechten Ufer des Guggigletschers und am NW.-Grat des
Mönchs, die Rotthalhütte (2764 m) am rechten Ufer des Rotthalgletschers und die Mutthornhütte (2900 m) auf einer Felseninsel
des Tschingelfirns. Passübergänge: die in 12 Stunden nach dem Kienthal und Reichenbach führende Sefinenfurgge (2616 m) und
die jetzt von der Bergbahn überschrittene Kleine Scheidegg (2066 m);