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gelegener
Saal für die Soldaten), der alkoholfreie Gasthof, das Asyl
Bethesda für weibliche Alkoholiker der welschen
Schweiz,
die seit 1886 bestehende Einrichtung der zu Weihnachten erfolgenden Verabreichung von Thee und Brötchen an die Postangestellten,
die Liga vom Weissen
Kreuz (1881), das Waadtländer Comité gegen die Verbreitung unsittlicher Literatur
, die Waadtländer
Gesellschaft zur Hebung der Sittlichkeit und die ebenfalls gegen die Unsittlichkeit kämpfende Association du sou (1879).
Gemeinnützige Zwecke verschiedener Art verfolgen: der Waadtländer Friedensverein, der Waadtländer Tierschutzverein, die Waadtländer gemeinnützige Gesellschaft, der Verkehrsverein Lausanne (Société du développement de Lausanne), die Ligue pour l'action morale (1896), die Volkshausgesellschaft, der Phare (christl. Jünglingsverein; 1886), die Bibelgesellschaft des Kantons Waadt (1881), die Société biblique auxiliaire (1826), das Comité zur Verbreitung religiöser Traktate (1827), die Vereinigung zur Verteilung von Bibeln an Brautpaare (Œuvre des Bibles de mariage; 1879), die verschiedenen Missionsgesellschaften, das Waadtländer Comité zur Unterstützung der Reformierten in der Diaspora (Comité vaudois de secours en faveur des protestants disséminés), der Verein für innere Mission (1882), die Evangelisationskommission der freien Kirche (1847), die evangelische Allianz (1847), das Werk der Evangelisation unter den im Kanton Waadt lebenden Italienern, das denselben Zweck unter den Spaniern verfolgende Comité espagnol lausannois (1864), die Waadtländer Gesellschaft zur Sonntagsheiligung (1867), die Gesellschaft für die Sonntagsschulen im Kanton Waadt (1852), die christlichen Vereine für junge Männer und Mädchen, die Heilsarmee, die Concordia (1883) für junge Katholiken.
Ferner die Mission romande zur Bekehrung der Neger in Afrika, 1875 von der freien Kirche des Kantons Waadt gegründet, seit 1883 auf die ganze französische Schweiz ausgedehnt und von den freien Kirchen der Kantone Waadt, Neuenburg und Genf geleitet;
Sitz in Lausanne;
unterhält 10 Missionsstationen mit 16 Missionären, eine Schule zur Ausbildung von Missionären und Missionsärzten;
Ausgaben 1902: 172055 Fr. Zwei Freimaurerlogen: Espérance et Cordialité in der Cité (1821 gegründet) und Liberté in der Caroline (1871 gegründet), die beide der Alpina, d. h. der Vereinigung der schweizerischen Logen, und damit auch der internationalen Freimaurerallianz angehören.
Mit Erziehung, Unterricht, moralischer Hebung und allgemeinem Volkswohl befassen sich ausser den Schulanstalten der Stadt
und des Kantons: verschiedene Kleinkinderschulen privaten Charakters, die freien
Schulen
(Schulen der freien Kirche; 1851 und 1855 eingerichtet),
die
Schulen der katholischen Kirchgemeinde mit Kleinkinder- und Primarschulklassen (seit 1818), die von Schwestern geleiteten
Säle zur Aufnahme und Beschäftigung armer Kinder (1850), das Waisenhaus für Mädchen (1859), die Mädchensekundarschule
(1866) mit Vorbereitungsschule, die Studienkommission der freien Kirche (1874), die Theologenschule
der freien Kirche (1847) mit Bibliothek von 40000 Bänden (ursprünglich Bibliothek von Alexander Vinet),
die Werkstätte für erwachsene Blinde männlichen Geschlechtes, die Nähschule (1881), die vom
Gewerbe- und Handelsverein eingerichteten Abendkurse für Erwachsene (1859), die Stipendienkasse für Studierende der Theologie
(1864), sowie die dem gleichen Zweck dienenden Stipendienfonds der sog. Bourse Rochat (1840)
und Fondation Dussieur;
die seit 1885 eingerichteten Familien- und Leseabende für Kutscher, Dienstmänner, Strassenarbeiter und Laternenanzünder;
die Bibliotheken auf den Posten der Stadt- und Kantonspolizei, des Vereins der Postangestellten (Société postale), des
Vereins der Telegraphenfaktoren, des Vereins der Eisenbahnangestellten und des Vereins junger Kaufleute, diejenigen des Gewerbe-
und Handelsvereines, der natur
forschenden Gesellschaft (mit der Kantonsbibliothek vereinigt) und der
Presbyterianergemeinde, die Studentenbibliothek (70000 Bände) und die Familienbibliothek, die Bibliotheken der christlichen
Vereine junger Männer und Mädchen, der litterarischen Gesellschaft
(Cercle littéraire), mehrerer Sonntagsschulen, des
Cercle
de Beau Séjour, der Waadtländer medizinischen Gesellschaft, der geschichtsforschenden Gesellschaft der welschen
Schweiz
(Société d'histoire de la Suisse romande), des Ingenieur- und Architektenvereins der welschen
Schweiz,
der Waadtländer Gartenbaugesellschaft, der Waadtländer Vogelzuchtgesellschaft, der Gesellschaft der Spezialwaffen, des
Alpenklubs, die bulgarische Bibliothek etc. Auch Kunst und Wissenschaft werden in Lausanne eifrig gepflegt.
Neben den staatlichen Einrichtungen, wie Schulen und Museen, besteht hier eine Reihe von Gesellschaften, die sich diesen Gebieten widmen: der am gegründete Waadtländer Hochschulverein (Société académique vaudoise), der von der Elite der Bevölkerung stark besuchte Vorträge veranstaltet und deren Ertrag zu Hochschulzwecken verwendet;
die Waadtländer natur
forschende
Gesellschaft (Société vaudoise des sciences natur
elles; 1828), die seit 1841 ein Bulletin mit Sitzungsberichten und Abhandlungen
veröffentlicht;
die akademische Anatomisch-physiologische Gesellschaft;
die Waadtländer medizinische Gesellschaft;
zwei literarische und dramatische Vereine, die von Zeit zu Zeit mit einer Aufführung vor die Oeffentlichkeit treten;
die Waadtländer Kunstgesellschaft (Société vaudoise des Beaux Arts; 1859), die Gemäldeausstellungen veranstaltet und die Erhaltung und Restaurierung von Kunstdenkmälern finanziell unterstützt;
etwa 10 Gesang- und mehrere Musikvereine.
Jedes Jahr werden Konzerte mit einem auserlesenen Programm von Meisterwerken musikalischer Grössen veranstaltet. Die 1861 gegründete Musikschule lässt durch vortreffliche Lehrer theoretischen und praktischen Unterricht erteilen und veranstaltet Schülerkonzerte. Zur Zeit wird auch der Bau eines grossen Konzertsaales geplant. Das Theater steht dank den Bemühungen von kunstverständigen und uneigennützigen Freunden der dramatischen Muse auf einer achtungswerten Höhe.
Der Kursaal mit Variététheater ist das ganze Jahr geöffnet. Dem Sport huldigen mehrere Turn- und Radfahrervereine, etwa 10 Schützen- und Revolverschiessvereine, eine Sektion des Schweizer Alpenklubs, ein Fechtklub, ein Seeklub, mehrere Football- und Lawntennisklubs. Reitschulen. Neben verschiedenen grossen Photographenateliers gibt es auch mehrere Vereinigungen von Amateurphotographen. Ein Philatelistenverein. Lesesäle und Leihbibliotheken. Mehrere «Cercles», die ihren Mitgliedern verschiedene Annehmlichkeiten bieten, wie Benutzung von Gartenanlagen, Sitzungs- und Versammlungssälen, Lesesälen, Bibliotheken.
Geselliges Leben.
Die heutigen Bewohner des Waadtlandes sind das Resultat einer Vermischung der verschiedensten Rassenelemente. Es existiert somit weder ein besonderer Waadtländer noch ein Lausanner ethnischer ¶
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Typus. Immerhin haben kraniologische Studien gezeigt, dass die Mehrzahl der Bewohner des Waadtlandes keltischen Ursprungs ist. Die Bürger von Lausanne sind weniger kosmopolitisch angehaucht als diejenigen anderer grösserer Städte der Schweiz, wie hier auch die Standesunterschiede zwischen den verschiedenen Bevölkerungsschichten keine bedeutende Rolle spielen und im täglichen Verkehr ganz verschwinden. Es gibt in Lausanne weder eine sich von der übrigen Bevölkerung absondernde Aristokratie noch sehr reiche Leute. Das geistige Leben ist ein durchweg sehr reges, wovon die grosse Zahl der jedes Jahr veröffentlichten Werke und Arbeiten ein beredtes Zeugnis ablegt. Es wirken hier eine Reihe von hervorragenden Männern der Wissenschaft und Kunst, sowie mehr als ein Journalist von Ruf. Es dürfte nicht viele Städte geben, die im Verhältnis zu ihrer Einwohnerzahl einer so grossen Anzahl von Tageszeitungen sich erfreuen, wie gerade Lausanne.
Militärisches.
Lausanne ist seit 1882 Waffenplatz der 1. eidgenössischen Armeedivision. Die mit einem Aufwand von 1 Million Fr. erbaute Kaserne steht im Quartier La Pontaise, das ihr seinen Aufschwung in erster Linie zu verdanken hat. Nachdem sie 1903 vergrössert worden, bietet sie jetzt Raum für 1200 Mann und 32 Pferde und gehört mit denjenigen von Zürich, Bern und Thun zu den grössten der Schweiz. Sie umfasst etwa 60 schön eingerichtete, hohe und luftige Zimmer mit prachtvoller Aussicht auf den See und die Alpen, Schlafsäle für etwa 1000 Soldaten, ein Lazaret mit etwa 30 Krankenbetten und alle für einen Militärbau von dieser Grösse notwendigen Nebenbauten.
Der Exerzierplatz liegt auf Boden der Gemeinden Lausanne, Romanel und Le Mont und ist mit seinen 11989,91 Aren Fläche der grösste der ausschliesslich für Infanterie bestimmten Exerzierplätze der Schweiz. Dazu gesellen sich eine günstige Lage und eine allen taktischen Anforderungen entsprechende Abwechslung der Geländeformen. Der Schiessplatz befindet sich seit 1892 9 km nö. Lausanne in Mauverney (nahe dem Chalet à Gobet). Es werden in Lausanne neben verschiedenen Unteroffiziers-, Schiessschulen etc. in der Regel jährlich drei Rekrutenschulen einberufen.
Geschichte.
Reste von Pfahlbauten in Vidy und Cour;
Steingräber mit Skeleten in hockender Stellung (sog. Hockergräber) in Pierra Portay und Chamblandes;
Grab aus der Bronzezeit mit Skelet in Villars (unter Montbenon);
mehrere Grabhügel aus der Eisenzeit bei Vernand und in Vernand Dessous.
Fund einer Bronzestatuette (Gallier) und gallischer Münzen in Lausanne; Schalenstein in Vernand. Die hiesige römische Kolonie trägt auf den Inschriften den Namen Lausonna und stand zwischen Vidy, der Maladeire und dem Bois de Vaud bis gegen Malley. Man hat von, ihr Reste von Bau werken, Statuetten, Münzen, Inschriften und viele Gegenstände aller Art aufgedeckt. Römische Gräber hat man im Bois de Vaud und in Contigny, römische Inschriften im Bois de Vaud, in Vidy und Malley gefunden. Burgundergräber im Quartier La Mercerie, auf dem Champ de l'Air, in Chavannes und Vidy und namentlich in Bel Air bei Cheseaux.
Nach den Berichten alter Autoren soll die Gründung Lausanne's, wie diejenige so mancher andern Stadt, schon in uralter Zeit erfolgt sein. Neuere Untersuchungen haben dann gezeigt, dass die erste Siedelung dieser Gegend unterhalb der jetzigen Stadt in der zu beiden Seiten des Flon und nahe dem See liegenden Ebene von Vidy gestanden hat und - je nach den verschiedenen Urkunden - Lousonna, Lousena, Lausanna, Lausonium, Losonne oder Losene hiess, welcher Name bis heute noch nicht befriedigend erklärt ist. (Der Flon wurde noch 1761 «Laus» genannt).
Man vermutet, dass dieser Ort gallischen oder keltischen Ursprunges war und schon vor der Eroberung Helvetiens durch die Römer existierte. Nach Fr. Guillimann (1598) war er eine der 12 von den Helvetiern vor ihrem Auszug nach Gallien (58 v. Chr.) verbrannten Städte. Ganz ohne Stütze ist dagegen die Ansicht, die den Ort mit dem Pfahlbauerdorf vor Vidy in Beziehung setzen will. 1739 hat man in Vidy eine heute im Rathaus aufbewahrte Votivtafel mit Inschrift aufgefunden, die dieses Lousonna einen vicus nennt, d. h. eine offene Ortschaft von nicht ausgesprochen städtischem Charakter, wo etwa Reisende in einer mansio über Nacht bleiben und die Pferde wechseln konnten.
Die Bewohner waren anfangs wohl hauptsächlich Fischer und Bauern. Dieser vicus bestand mehrere Jahrhunderte, während welcher er sich derart vergrösserte, dass er schliesslich den ganzen Raum zwischen dem See, dem Flon und der jetzigen neuen Strasse nach Morges umfasste. Dass er zu dieser Zeit von einer gewissen Bedeutung war, zeigt der Umstand, dass er dem See, an dem er lag, auf eine Dauer von mehreren Jahrhunderten seinen Namen gegeben hat: Lacus Lausonius (Itinerar von Antonin 138-161), Lacus Losanne, Lacus Lausannensis (Peutingersche Tafel des 4. Jahrhunderts).
Die das Land überschwemmenden Alemannen überfielen ums Jahr 379 diesen Ort Lousonna, steckten ihn in Brand und metzelten seine Bewohner nieder. (Die Ansicht, das der Ort von der durch den Bergsturz von Tauretunum erzeugten Flutwelle des Sees zerstört worden sei, ist unhaltbar). Einige dem Gemetzel entkommene Bewohner flohen im Thal des Laus (Flon) bergaufwärts und siedelten sich auf einem der das Thal dieses Flusses beherrschenden Hügel an, einer steilwandigen natürlichen Festung, die zudem noch durch einen Sumpf (palus) geschützt war.
Diese neue Siedelung erhielt den gleichen Namen wie die eben untergegangene Stadt in der Ebene. Sie war zunächst wenig mehr als ein befestigtes Lager (castrum), entwickelte sich aber später, als der Bischof Marius oder Saint Maire ums Jahr 593 seinen Sitz von dem verwüsteten Aventicum hierher verlegte, zu einer civitas, dem ersten Vorläufer der späteren Cité. Diese Uebersiedelung beweist zugleich, dass die neue Anlage zu jener Zeit schon wieder zu einem Ort von einer gewissen Bedeutung sich aufgeschwungen hatte. Es entstanden nun Kirchen, eine Propstei und eine Kathedrale.
Die ursprünglich gallisch-helvetischen Bewohner werden von Marius in den Urkunden stets «Bürger» (cives) genannt. Das bischöfliche Schloss am N.-Ende der Cité entstand zu Ende des 14. Jahrhunderts. Unterdessen war auf einem Hügel gegenüber der Cité eine neue Siedelung (der Bourg) entstanden, die von Burgundern gegründet worden sein soll. Beide Städte waren von Mauern umgeben, aber sowohl in der Art und Zeit ihrer Gründung, als in Bezug auf ihre abweichenden Rechte, Freiheiten etc. von einander stark verschieden.
Die Cité hatte 6 Tore (Saint Etienne, Escalier de la Grande Roche, Couvaloup, Cunay oder La Barre, Saint Maire, Degrés du Marché), der Bourg deren vier: Saint Pierre, Condémine (Rive oder Rive d'Ochie), Saint François und die Porte du Pont. Es dauerte aber nicht lange, bis beide Städte über ihre Mauern hinauswuchsen: zu beiden Seiten des Flon entstanden Korn- und Walkmühlen, sowie andere Bauten, und bald war auch ein dritter Höhenrücken, der von Saint Laurent, besiedelt. Es konnte nicht ausbleiben, dass zwischen den beiden Städten viele Streitigkeiten entstanden, die oft dahin führten, dass man gegenseitig die feindlichen Aussenquartiere in Brand steckte und plünderte und ihre Bewohner niedermetzelte.
Der rührigen Handel treibende Bourg gewann immer mehr an Boden und wusste die Interessen der neuen Quartiere derart mit den seinigen zu verknüpfen, dass er sich bald zu einer 4 Panner - Bourg, Pont, Palud, Saint Laurent - umfassenden, bedeutenden Stadt auswuchs, während die Cité isoliert blieb. 1481 schloss sich dann diese zum grossen Aerger des Bischofes als fünftes Panner den andern an, sodass ein einziges grosses Gemeinwesen, die Civitas Lausannensis communitas, entstand. Es dauerte aber noch lange Zeit, bis die Unterschiede zwischen den beiden einst so verschiedenen Altstädten völlig verwischt waren.
Das Quartier der Cité, das sich als Bischofssitz zahlreicher Vorrechte und Freiheiten erfreute, behauptete von Anfang an ein gewisses Uebergewicht, das ihm nicht zu unterschätzende Vorteile bot. Der kirchliche Schutz, den der Bischofssitz gewährte, erstreckte sich nicht nur auf die Kathedrale und ihre unmittelbaren Annexe (Kloster, Friedhof), sondern auf die ganze Cité überhaupt, wo Jedermann - Diebe, Fälscher und Verräter ausgenommen - eine sichere Zuflucht fand. Die Vorrechte des Bourg waren anderer Art und bestanden hauptsächlich darin, dass ihm die eigene Gerichtsbarkeit, sowie Tavernen-, Herbergs- und Marktrecht zustanden, und dass er von allen Mess- und Marktgebühren befreit war. Seine Bürger hatten allein die Erlaubnis, auf ¶