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der laufenden Ausgaben. Mit ihrem zunehmenden Wachstum hat dann die Stadt, um allen Anforderungen der Neuzeit genügen zu können, immer schwerere Lasten übernehmen müssen. Die notwendig gewordenen Einrichtungen tragen aber z. T. jetzt schon wieder einen Reingewinn ab (z. B. Gas- und Elektrizitätswerk) oder werden dies sicherlich in naher Zukunft tun (Wasserwerk). Die Bewohner von Lausanne haben 1857 ihre erste Bekanntschaft mit derjenigen Einrichtung gemacht, die man Gemeindesteuer nennt.
Diese ergab schon 1866 eine Summe von 130000 Fr. und stieg 1903 (nach dem Budget) auf 1702000 Fr. Es werden erhoben: eine progressive Grundsteuer auf den Katasterwert aller Liegenschaften (zusammen 179071000 Fr., exkl. die dem Staat gehörenden Liegenschaften auf Stadtboden, die zu 28796708 Fr. gewertet sind) unter Abrechnung der darauf haftenden Hypothekarschulden (1902: 82876275 Fr.);
eine ohne Rücksicht auf Hypothekarschulden angesetzte Steuer auf den Verkaufswert dieser Liegenschaften, der durch eine Spezialkommission 1903 auf 229 Millionen Fr. (226 Millionen für den städtischen und 3 Millionen für den ländlichen Anteil an der Gemeinde) festgesetzt worden ist;
eine Progressivsteuer auf das bewegliche Vermögen (1902: 4226 Steuerpflichtige mit 164740860 Fr. Vermögen);
eine Einkommenssteuer (1902: 5801 Pflichtige mit 7846575 Fr.);
eine Steuer auf Renten und Nutzniessungen (1902: 558 Pflichtige mit 949275 Fr.);
eine Taxe (Mutationsgebühr) auf Käufe, Abtretungen und Teilungen (1902: 45455 Fr.);
eine Erbschafts- und Schenkungssteuer (1902: 168931 Fr.);
eine Patentsteuer auf den Verkauf geistiger Getränke (1902: 42581 Fr.);
eine Billardsteuer (2181 Fr.);
eine Luxus (Wagen) steuer, Mietwertsteuer (1902: 151047 Fr.) und Hundesteuer.
Dazu kommt seit 1903 noch eine von 3 bis 300 Fr. schwankende Kopfsteuer (240000 Fr.).
Der Katasterwert des gesamten Grundeigentums betrug 1900: 167545300 Fr. und 1902: 179071000 Fr., während die darauf lastenden Hypothekarschulden sich 1900 auf 75023500 Fr. und 1902 auf 82876275 Fr. beliefen. Das zu versteuernde bewegliche Vermögen ist von 170 Millionen Fr. im Jahr 1900 auf 164740860 Fr. im Jahr 1902 gesunken; das der Steuer unterworfene Einkommen betrug 1902 die Summe von 7846576 Fr. Der Stadtrat verwaltet auch die Armenkasse, deren Aktiven bei einem Kapital von 1938683 Fr. 35 Rp. Ende 1902 den Betrag von 2130705 Fr. 37 Rp. erreichten.
Davon wurden im genannten Jahr für Unterstützungen und Unterhalt der der Kasse gehörenden Ländereien 177158 Fr. 25 Rp. ausgegeben und als Ertrag der Domänen 127652 Fr. 11 Rp. eingenommen. Das Defizit der Armenkasse muss nach Gesetz von der Stadtkasse gedeckt werden. Dieser Armenkasse gehören u. a. die Rebberge, die den unter dem Namen «Dézaley de la Ville» berühmten Wein liefern. Die schönen Stadtwaldungen werfen jährlich einen Ertrag von 170000 Fr. ab. Landesfremde, die nicht in der Schweiz geboren sind und im Kanton Waadt keinerlei mit Einkommen verbundenen Beruf ausüben, bezahlen erst nach zweijährigem Aufenthalt Steuern und auch dann nur auf ihr Mobiliar, sofern dessen Wert die Summe von 5000 Fr. übersteigt.
Wertschriften, Guthaben, Aktien, bares Geld sind für sie auch dann steuerfrei, wenn sie im Kanton selbst angelegt werden. Erst nach mindestens 10jährigem Aufenthalt in Lausanne oder an einem andern Ort des Kantons wird der Landesfremde dem Einheimischen in Bezug auf die Steuerpflicht vollständig gleichgestellt, und dies zudem nur dann, wenn er sich zur endgiltigen Niederlassung entschliesst. Der gesamte Steuerertrag belief sich 1901 auf 1477536 Fr. und 1902 auf 1378810 Fr. und verteilte sich wie folgt:
Die Stadt verwaltet folgende Spezialfonds:
die Ruminestiftung, aus der die Universitätsgebäude erstellt worden sind;
die Pradèsstiftung (1869), aus welcher drei arme Mädchen eine sorgfältige Erziehung erhalten sollen;
die Stiftung Effinger von Wildegg (1849) zur Unterstützung bejahrter Dienstboten;
die Bugnionstiftung (1803), die armen Kranken eine Badekur in Aix ermöglichen soll;
die Joëlstiftung (1890) zur Verteilung von Preisen an die besten Volksschüler;
die Stiftung J. J. Faure (1887), die in Bedrängnis geratenen Professoren, Lehrern und Lehrerinnen helfen soll;
die Stiftung von Fräulein F. Dussieur (1721) zu Gunsten bedürftiger Studierender der Theologie;
die Stiftung J. J. Peytregnet (1893), aus der an arme Schüler Schuhwerk abgegeben wird;
die Alterskasse des Polizeikorps;
den Fonds Bippert (1897), aus dem zwei aus der Volksschule hervorgegangene Lehrlinge unterstützt werden;
die nach ihrem Gründer benannte Bad- u. Waschanstalt Haldimand;
den Fonds Bessières (1901) zum Bau einer Brücke Cité-Caroline;
den Fonds des Industriemuseums.
Gas, Wasser und Elektrizität.
Die Ende 1897 geschaffene Verwaltungsabteilung zur Versorgung der Stadt mit Gas, Wasser und Elektrizität ist der Direktion des städtischen Bauwesens unterstellt. Die städtische Beleuchtung ¶
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bestand bis 1846 aus einer Anzahl von Oellaternen, die an quer über die Strassen gespannten Drahtseilen hingen.
Der Chemiker Friedrich Loba aus Rolle machte dann auf der Place de la Riponne am die ersten Versuche mit der Gasbeleuchtung. Zu diesem Zwecke entstand darauf 1847 eine Gesellschaft, die sich nach wechselvollen Schicksalen 1857 zur «Société lausannoise d'éclairage et de chauffage par le gaz» auswuchs. Diese trat am ihren ganzen Betrieb samt allen Einrichtungen um die Summe von 592599 Fr. an die Stadt ab. Die Gasfabrik steht in Ouchy nahe dem Seeufer, da die Kohlen vor dem Bau der Bahnen auf dem Seewege hergebracht wurden. Da sie den stets wachsenden Bedürfnissen kaum mehr zu entsprechen vermag, plant man den Bau einer neuen Gasfabrik in Renens, wo schon ein dazu geeigneter Bauplatz angekauft worden ist.
Die Frage der Trinkwasserversorgung hat in Lausanne während nahezu 30 Jahren zu heftigen Debatten Veranlassung gegeben, scheint aber 1901 ihre endgiltige Lösung gefunden zu haben. In diesem Jahr übernahm die Gemeinde um die Summe von 2035385 Fr. sämtliches der «Société des eaux de Lausanne» gehörende Wasser zusammen mit allen in deren Magazinen vorrätigen Gerätschaften und Installationsmaterialien. Die damit von der Stadt erworbene Wassermenge wurde durch 50 Messungen auf durchschnittlich 3588 Minutenliter bestimmt und schwankt zwischen 2911 und 3840 Minutenlitern. 1902 betrug der tägliche Verbrauch auf einen Einwohner 135 Liter, während er vor der Aufstellung von Wasseruhren, als der Verbrauch den Abonnenten noch völlig freigegeben war, 560 Liter erreicht hatte. Im August 1903 hat die Stadt dazu noch endgiltig das Wasser übernommen, das sie durch Vertrag vom von der «Société électrique Vevey-Montreux» erworben hatte und dessen Menge vom 1. Mai bis 31. Oktober 13000 und vom 1. November bis 30. April 7000, im Mittel also 10000 Minutenliter beträgt.
Dieses Wasser stammt aus den Quellen der bei L'Étivaz (Pays d'Enhaut) sich vereinigenden Thäler der Eau Froide und Torneresse und gelangt durch eine 25 km lange Röhrenleitung (wovon etwa 12 km in Stollen) in das über Montreux in 705 m Höhe gelegene Reservoir von Sonzier, aus dem sie die Stadt Lausanne entnimmt. Die von der Gemeinde Lausanne erstellte Leitung Sonzier-Lausanne ist 28500 m lang und besteht ganz aus gusseisernen Röhren von 500 mm Durchmesser. Die Stadt verfügt jetzt über eine so bedeutende Wassermenge, dass das Reservoir von Montalègre beständig gefüllt gehalten werden kann. An der Place de l'Ours vereinigt sich dieses Quellwasser aus dem Pays d'Enhaut mit demjenigen, das vom Calvaire herabkommt.
Kommt ersteres in Ueberfülle, so genügt es den Bedürfnissen der Stadt für sich allein, staut das andere zurück und kann selbst zum Teil bis in die Brunnenstube des Calvaire hinaufgepresst werden, aus der es dann im Ueberlauf dieses Reservoirs abfliesst. Diese Fülle von reinem Quellwasser ist ein hygienischer Faktor ersten Ranges, da sie durch die Ueberläufe und Brunnen ihren Weg in die Abzugskanäle findet und diese beständig sauber ausspült. Die von zwei von einander unabhängigen grossen Wasserleitungen (Quellen des Pays d'Enhaut und von Pont de Pierre) gespiesene Stadt Lausanne scheint jetzt vor jedem Wassermangel geschützt zu sein, auch wenn etwa die eine oder andere Röhrenleitung brechen sollte.
Das Wasser ist zugleich sehr rein und sehr frisch; beim Eintritt ins Reservoir schwankt seine Temperatur zwischen 7° und 9° C. Die von der Wasserversorgung nach Lausanne geführte Menge von Trinkwasser beträgt im Maximum 19500, im Minimum 10900, im Mittel 15200 Minutenliter. Dazu kommen noch die Quellen der Société de Pierre Ozaire und der Société de Moille ès Donnes, die im Maximum 1500, im Minimum 500 und im Mittel 1000 Minutenliter liefern. Die Gesamtwassermenge, über welche die Stadt verfügen kann, beträgt somit im Maximum 21000, im Minimum 11400 und im Mittel 16200 Minutenliter, was bei einer Bevölkerung von 48000 Ew. pro Kopf und Tag im Maximum 630, im Minimum 342 und im Mittel 486 Liter ausmacht.
Diese Zahlen gelten allein für das Trinkwasser. Wie vorzüglich Lausanne in dieser Beziehung versorgt ist, ergibt sich daraus, dass man allgemein ein Wasserquantum (Trink- und Brauchwasser zusammen) von 200 Litern pro Kopf und Tag als zur Befriedigung aller Bedürfnisse notwendig und ausreichend erachtet (Zürich 243, St. Gallen 150, Basel 124 Liter). Die Stadt Lausanne war 1902 im Besitz folgender Quellen: Aeltere Quellen, deren Wasser sich im Reservoir des Calvaire sammelt (Quellen von Chalet à Gobet, Les Cases, Bas Mont, Pont de Pierre), zusammen 4727,8 Minutenliter;
Quellen des Pays d'Enhaut, deren Wasser in die Reservoire von Montalègre und Calvaire gelangt, zusammen 7000 Minutenliter;
die nach Bellevaux und Le Solitaire geführten Quellen (Le Mont, Saint Hippolyte, La Naz, Pré Marin, La Blécherette), zusammen 834,7 Minutenliter.
Mittlere Temperatur des Wassers 7,6° C., Gesamtwassermenge 1902: 3596956 m3.
Neben der städtischen Wasserversorgung müssen wir aber noch eines privaten Unternehmens gedenken, der Compagnie du Lausanne-Ouchy et des Eaux de Bret, die 1873 von J. J. Mercier in der Absicht gegründet worden ist, das Wasser des 15 km ö. der Stadt liegenden Lac de Bret nach Lausanne zu führen, um damit die Drahtseilbahn Lausanne-Ouchy zu treiben und zugleich noch Brauch- und Triebwasser für andere Zwecke zu gewinnen. Es handelte sich darum, das Wasser bis zum Reservoir in Chailly über Lausanne zu leiten und von diesem aus eine Röhrenleitung in die Stadt hinunter zu legen.
Diese Arbeiten begannen im Juli 1874 und waren am vollendet. Die seit dem regelmässig funktionierende Wasserabgabe in die Stadt hat nach und nach einen ganz beträchtlichen Umfang angenommen, sodass der Lac de Bret allein nicht mehr genügte und ein Teil des zur Broye fliessenden Grenet in ihn abgelenkt werden musste. Dieses Bretwasser findet in Lausanne Verwendung als Brauchwasser, Triebkraft für die Seilbahn und verschiedene industrielle Betriebe, sowie zur Strassenreinigung, während es in Morges und einigen Dörfern der Umgebung als Brauchwasser dient. So treibt es z. B. die Turbinen der Seilbahn Lausanne-Ouchy und Lausanne-Gare, diejenigen des Elektrizitätswerkes und die Pressen verschiedener Buchdruckereien; es speist die Lokomotiven der Bundesbahnen, eine Badanstalt, Waschanstalt und die Dampfkessel im Kantonsspital und gelangt endlich auch dm Schlachthaus zu reichlicher Verwendung. ¶