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eidgenössische und kantonale Schützenfeste) abzuhalten. Hier ist 1903 auch das Festspiel der Jahrhundertfeier aufgeführt worden. Der 1131 Aren umfassende Park von Montriond le Crêt ist von der Stadt 1894 um den Preis von 390000 Fr. angekauft worden. Hier verkündete der Bischof von Lausanne den Gottesfrieden von 1036. Das heute in ein katholisches Erziehungsinstitut umgewandelte benachbarte Landgut Montriond Dapples war 1757-59 Aufenthaltsort von Voltaire.
Bevölkerungsverhältnisse.
Einigermassen befriedigende Angaben über die Bevölkerungsverhältnisse der Stadt Lausanne besitzt man erst seit dem Ende des 18. Jahrhunderts. Den Zuwachs an Bevölkerung veranschaulicht folgende Tabelle, zu der zu bemerken ist, dass die aufgeführten Zahlen sich auf die ganze Gemeinde, Stadt und ländliche Quartiere zusammen, beziehen:
Ew. | |
---|---|
1709 | 7432 |
1780 | 7230 |
1790 | 8818 |
1803 | 9965 |
1831 | 15146 |
1850 | 17108 |
1860 | 20515 |
1870 | 25845 |
1880 | 29356 |
1890 | 34128 |
1900 | 46407 |
1903 | 49777 |
Die eidgenössische Volkszählung von 1888 ergab eine Gesamtbevölkerung von 33340 Personen, wovon 26324 auf die Stadt im engeren Sinn entfielen. Am betrug die Gesamtsumme der Bevölkerung 49777 Personen. Die Summe für 1903 verteilt sich wie folgt: 2793 Stadtbürger. 22439 übrige Waadtländer, 14137 übrige Schweizer und 9800 Landesfremde. Gegenüber dem vorhergehenden Jahr zeigt die Zahl der Waadtländer eine Zunahme um 2,4%, die der übrigen Schweizer um 3% und die der Landesfremden um 2,8%. 10303 Haushaltungen in 3055 Häusern. 1900 zählte man 22142 Personen männlichen und 25530 Personen weiblichen Geschlechtes. 29058 Personen waren ledig, 15183 verheiratet, 2692 verwitwet und 329 geschieden.
Die 9296 Landesfremden von 1900 waren meistens Italiener, Deutsche und Franzosen. Auf 1000 Stadtbürger entfallen jährlich 22, auf ebensoviel Gemeindebürger 24 eheliche Geburten; auf 100 Geburten kommen durchschnittlich 9 aussereheliche. Die jährliche Sterblichkeit beträgt (aus dem Zeitraum 1889-1897 berechnet) durchschnittlich 18,1‰, während sie z. B. 1853 auf 25‰ stieg und 1897 auf 15,2‰ sank. (Mittel der schweizerischen Städte über 10000 Ew.: 18,1‰). Die mittlere Körpergrösse der jungen Lausanner im Alter von 19 Jahren ist 1,654 m; 68% der Stellungspflichtigen sind militärdiensttauglich. Braune Haare haben 60%. Die Zählung von 1900 ergab 37145 Reformierte, 9399 Katholiken, 467 Israeliten und 521 Andere. 35956 Ew. sind französischer, 6720 deutscher, 3166 italienischer und 1666 romanischer und anderer Sprache. 1790 zählte Lausanne 997 Häuser, 1860 deren 955, 1870 deren 1974, 1895 deren 2603 und zu Beginn des Jahres 1903 deren 3055 mit 47265 Ew. in 10067 Haushaltungen.
Allgemeine Lebensverhältnisse.
Lausanne kann mit vollem Recht eine gesunde Stadt genannt werden. Es ist dies, wie André Schnetzler in seinem Rapport sur l'enquête des logements à Lausanne hervorhebt, eine Folge der «investigations minutieuses faites dans les derniers recoins des mansardes et jusque dans les profondeurs des caves». Die Wohnungen sind in Lausanne zwar billiger als z. B. in Bern, aber teurer als in Genf; so beträgt hier der Mietzins für eine gut ausgestattete Wohnung von 5 Zimmern mit Aussicht und Sonnenschein in einem der bessern Quartiere jährlich 800-1200 Fr.
Lausanne besitzt ein 1887 eröffnetes grosses Schlachthaus, das zusammen mit den seither vorgenommenen Verbesserungen mehr als eine halbe Million Franken gekostet hat. Es ist u. a. mit einer Kühlanlage nach System Raoul Pictet versehen, die auch während der heissesten Zeit das Frischhalten von Fleisch auf Wochen hinaus gestattet. Das Schlachthaus steht unter der Leitung eines wissenschaftlich gebildeten Fachmannes, der über ein vollständig eingerichtetes Laboratorium für mikroskopische und bakteriologische Untersuchungen (das einzige seiner Art in der Schweiz) verfügt.
Den grössten Teil der benötigten Eier bezieht die Stadt aus Savoyen, während die Butter von den verschiedenen Molkereien des Kantons Waadt geliefert wird. Früh- und anderes Gemüse kommt aus den grossen Gemüsegärtnereien der Stadt und ihrer Umgebung. Lausanne verbraucht jährlich etwa 4750000 Liter Wein, wovon 2370000 Liter aus dem Ausland stammen. Etwas höher stellt sich der Bedarf an Bier, der rund 5 Millionen Liter pro Jahr beträgt. Die Stadt verfügt im Ganzen über 11400-16200 Minutenliter trinkbares Quellwasser, was auf einen Einwohner pro Tag 486-630 Liter Wasser ausmacht.
Handel und Industrie.
Lausanne ist eine Stadt, die mehr Lebens- und Bedarfsartikel verbraucht als erzeugt, da hier die Pflege der verschiedensten Zweige des Erziehungs- und Unterrichtswesens aus einer Reihe von Gründen weit wichtiger ist als die industrielle Tätigkeit. Immerhin legt sich die Stadt grosse Lasten auf, um auch diese letztere zu fördern. Lausanne's hauptsächlichste Bedeutung beruht darauf, dass es sich wesentlich zu einer Instituts- und Universitätsstadt, sowie zum schweizerischen Brennpunkt der juristischen Wissenschaften entwickelt hat.
Einer grösseren Ausdehnung und Rentabilität der industriellen Tätigkeit stehen hier besonders die teuern Bodenpreise und die hohen Löhne für Handarbeit hindernd entgegen. Grosse Hoffnungen setzt man auf die vom Elektrizitätswerk an der Rhone hierher geführte elektrische Kraft. Unter den bestehenden industriellen Betrieben blühen schon seit langer Zeit die auf die Herstellung und Ausstattung von Büchern bezüglichen Gewerbe. Es bestehen in Lausanne mehrere bedeutende Verlagsfirmen.
Man zählt jetzt 6 lithographische Geschäfte (mit 80 Arbeitern) und 20 Buchdruckereien (mit zusammen nahe an 400 Arbeitern), die 85 Zeitungen und andere Periodika drucken (5 Tageszeitungen, 6 weitere politische Zeitungen; 10 literarische, 10 religiöse oder antialkoholische, 5 landwirtschaftliche, 4 technische, 3 kaufmännische, 3 staatlich-offizielle, 2 juristische, 2 historische, 2 naturwissenschaftliche Periodika, 2 Zeitschriften für Frauen und Mädchen, eine Finanzzeitung, ein militärisches Journal etc.). Die zusammen 70 Druckerpressen werden meist durch Wasserkraft getrieben, wozu als Reserve noch einige durch Gas oder Elektrizität getriebene Maschinen kommen. Es gibt 32 Buchbinderwerkstätten, von denen 5 zu Buchdruckereien gehören und mehrere sich auf künstlerischen Bucheinband verlegen.
Seit einigen Jahren entwickeln sich auch die graphischen Künste in recht erfreulicher Weise. Es bestehen photographische Ateliers ersten Ranges, und verschiedene der Lausanner Photographen sind in ihrem Fach wirkliche Künstler. Eine Spezialindustrie der Stadt ist die Zuckerbäckerei, wie auch ihre Brotwaren weitherum geschätzt werden. Wohl bekannt sind die Schokoladefabriken, deren eine allein täglich bis zu 3000 kg Schokolade herstellt. Zwei Brauereien liefern zusammen jährlich etwa 3 Millionen Liter Bier. Eines wohlverdienten Rufes erfreuen sich auch die Kunstschlosserei und Kunstschmiedearbeiten. Die einst in grosser Blüte stehende ¶
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Möbelindustrie hat unter verschiedenen Streikbewegungen ziemlich gelitten, zählt aber immer noch Firmen von gutem Ruf. Die Gerberei und Lederfabrikation, einst eine der glänzendsten Spezialindustrien von Lausanne, hat heute viel von ihrer ehemaligen Bedeutung eingebüsst, da sie trotz fortgesetzt hervorragender Produkte stark unter der Konkurrenz von billigen ausländischen (selbst amerikanischen) Lederwaren zu leiden hat. Wie Lausanne nicht als Industriestadt angesprochen werden kann, so ist es auch keine eigentliche Handelsstadt, da sein kaufmännischer Verkehr grösstenteils nur von den Bedürfnissen der Stadt selbst und des Kantons abhängt.
Immerhin befassen sich mehrere Firmen mit dem Warenexport im Grossen. Lausanne hat neben zahlreichen schönen und wohl eingerichteten Verkaufsläden auch grosse Waren- und Lagerhäuser, ferner drei Bahnhöfe und einen Seehafen; die Stadt ist der Sitz einer kantonalen Handelsschule, des Waadtländer Handels- und Gewerbevereins (Union vaudoise du commerce et de l'industrie) und der Waadtländer Handelskammer, deren Umsatz eine beträchtliche Summe erreicht. Grosse Verdienste hat sich die 1859 gegründete «Société industrielle et commerciale» erworben, die u. a. auch die unentgeltlichen kaufmännischen Fortbildungskurse geschaffen hat.
Man zählt mehrere deutende Bankinstitute. Das ursprünglich 2 Millionen Franken betragende Aktienkapital der 1845 gegründeten Waadtländer Kantonalbank ist nach und nach bis auf 12 Millionen Franken erhöht worden. Ihre verschiedenen Reservefonds erreichen jetzt mehr als 6 Millionen Franken, uni ihr Gesamtumsatz, der vor 50 Jahren 50 Millionen Franken betrug, ist heute auf eine jährliche Summe von 1½ Milliarden Franken gestiegen. Ihre Banknotenemission im Betrag von zusammen 12 Millionen Franken wird zu 60% vom Staat Waadt garantiert. Im ganzen Kanton zählt sie 22 Filialen.
Die am gegründete Hypothekarbank (Crédit foncier vaudois) verfolgt in der Hauptsache den Zweck, den Waadtländer Grundeigentümern auf Hypotheken ersten Ranges und den einzelnen Waadtländer Gemeinden auch ohne Hypothekarsicherung leihweise Geld zu verschaffen. Den von ihrem Stammkapital von 30 Millionen Franken emittierten 12 Millionen Franken garantiert der Staat Waadt einen Minimalzinsfuss von 4%. Ende 1902 betrug die Gesamtsumme der zu 4 und 4¼% ausgeliehenen Gelder 109 Millionen Franken.
Von der Hypothekarbank wird auch die durch Grossratsbeschluss vom gegründete, vom Staat garantierte und unter seiner Aufsicht stehende kantonale Sparkasse (Caisse d'épargne cantonale) verwaltet, der zu Ende 1902 62544 Einleger 57934030 Franken anvertraut hatten. Neben ihr gestehen auch noch andere Sparkassen, wie die 1817 gegründete Caisse d'épargne et de prévoyance, die 1867 gegründete Caisse populaire d'épargne et de crédit. Weitere nennenswerte Geldinstitute sind noch die 1890 mit einem Kapital von 2½ Millionen Franken gegründete Banque d'escompte et de dépôts, die hauptsächlich dem Wechsel- und Depotverkehr dient; die 1864 gegründete und auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit beruhende Union vaudoise du Crédit (mit Sparkasse); dann Filialen von Banken, die ihren Hauptsitz anderswo haben (z. B. der Eidgenössischen Bank A. G.) und endlich eine ganze Reihe von privaten Bankhäusern von z. T. altbegründetem Ruf.
Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts hat in Lausanne die Hotelindustrie einen grossen Aufschwung genommen, da die Stadt dank ihres Klimas, ihrer Lage, ihrer hygienischen Vorzüge und ihrer zahlreichen intellektuellen und natürlichen Hilfsmittel sich zu einem bevorzugten Aufenthaltsort von Fremden entwickelt hat. Neben zahlreichen Gasthöfen und Restaurants zählt man 103 Erziehungsinstitute für Mädchen, und 19 solche für Knaben, 203 Familienpensionen für Studierende und etwa 80 Privatpensionen für Fremde. In Les Figuiers bei Cour besteht eine Hotelfachschule, die theoretisch und praktisch geschultes männliches Hotelpersonal heranbildet.
Während Jahrmärkte nur noch von untergeordneter Bedeutung sind, erfreuen sich die am Mittwoch und Samstag auf der Place de la Riponne und in verschiedenen Strassen stattfindenden Wochenmärkte eines lebhaften und stets steigenden Zuspruches. Da die Stadt keine eigene Markthalle besitzt, bilden diese Märkte unter offenem Himmel ein eigentümlich anziehendes Bild im Stadtleben von Lausanne.
Verkehrsmittel.
In einer Stadt mit so unregelmässigen Terrainverhältnissen wie sie Lausanne aufweist, konnte als Triebkraft für ein rationelles Strassenbahnnetz nur die Elektrizität in Frage kommen. Nachdem am die eidgenössische Konzession dazu erwirkt worden war, bildete sich am die Société des Tramways lausannois mit einem Kapital von 960000 Fr. Am konnten das städtische Netz und die Linie nach Lutry dem Verkehr übergeben werden. An diese schlossen sich dann in der Folge die Linien nach La Pontaise, Chailly, La Sallaz, Prilly, Renens, Montoie, Ouchy und Cugy an. Ende 1904 wird das ganze Betriebsnetz eine Länge von 30000 m umfassen.
Die Strassenbahnen beförderten im Jahr 1902 3621943 Personen und nahmen dafür 439013 Fr. ein. Während der ersten Betriebsjahre wurde die erforderliche Kraft von Crossleymotoren von je 130 PS geliefert. Nachdem dann das Rhonewerk am Bois Noir bei Saint Maurice die Ueberführung von elektrischer Kraft nach Lausanne übernommen hatte, werden die Strassenbahnen seit dem von der Transformatorstation von Pierre de Plan mit Kraft versorgt. Die Drahtseilbahn Lausanne-Ouchy (die zeitlich erste der Schweiz) verbindet die Stadt in 9 Minuten mit ihrem am See gelegenen Hafenort Ouchy.
Diese 1875/76 erbaute und 1877 dem Verkehr übergebene Linie ist normalspurig und 1476 m lang; sie hat drei Zwischenstationen, unterfährt den Hügel von Montbenon und den Bahnhof der Jurasimplonbahn in einem Tunnel und weist zudem noch zahlreiche andere Kunstbauten auf. Inn Jahre 1900 beförderte sie 880796 Reisende und 40046 Tonnen Waren. Sie wird ergänzt durch die seit dem dem Betrieb übergebene Seilbahn mit Zahnrad Lausanne-Gare, die 314 m lang und ebenfalls normalspurig ist. Diese führt die Wagen vermittels eines sinnreich konstruirten und von einer Turbine getriebenen Kabelschlittens bis zu der mitten in der Stadt gelegenen Place du Flon. Sie hat 1900 98744 Personen und 76039 Tonnen Waren befördert. Die Triebkraft wird beiden Linien von den Wassern des Lac de Bret geliefert. Beide haben der Stadt seit ihrem Bestehen schon grosse Dienste ¶