mehr
Râpes und Les Vernands. Der Verkaufswert der Immobilien in der Gemeinde ist 1893 von einer Spezialkommission auf 229 Millionen Franken geschätzt worden, wovon 226 Millionen auf Stadt und Umgebung und 3 Millionen auf die Landschaft (Les Râpes und Les Vernands) entfallen. Der angebaute Boden umfasst im Ganzen eine Fläche von 382942,28 Aren und repräsentiert einen Katasterwert von 20081141 Franken. Die gegen den See zu gelegenen tiefern Gehänge tragen eine Decke von Glazialschutt und sind nicht nur der chemischen Zusammensetzung dieses Bodens wegen besonders fruchtbar und ergibig, sondern auch wegen ihres ausserordentlich grossen Reichtums an kleinen unterirdischen Wasseradern. Hier sind zudem die klimatischen Verhältnisse noch die günstigsten, so dass die Rebe und zahlreiche Bäume und Sträucher südlicher Herkunft sehr gut gedeihen und schönen Ertrag bringen. Dr. H. Christ hebt in seinem Pflanzenleben der Schweiz (2. Ausg. Zürich 1882, S. 74) hervor, dass die Gärten um Lausanne und Vevey eine Menge von südlichen Pflanzenarten enthalten, die in der zisalpinen Schweiz nur an den Seen mit Erfolg gezogen werden können. «Laurus nobilis gedeiht mit Vevey vollkommen, Rosmarinus ist bei Clarens fast verwildert; Phyllyrea und Viburnum tinus fehlen auch nicht. Aber die schönsten dieser Gewächse, die sich eines ganz besonderen Gedeihens erfreuen, sind der edle portugiesische Azareiro, der bei Ouchy in vollster Entfaltung als starker Baum wohl schon seit langen Jahren steht, und ebenso die königliche Magnolia grandiflora. Wenn sie auch nicht ihre Aeste so weit ausbreitet, wie in der insubrischen Seezone, so bringt sie es doch zu dickem Stamm, und Carrard zeigte mir Sämlinge, die im Freien, im Kies seines Garten unterhalb Lausanne ohne Zutun und unbemerkt keimten und die er zur Vermehrung des Baumes benutzte ... Alles dies sind ganz lokale Wirkungen des Schutzes, den der Hauch der Wassermasse dem nächsten Uferrand verleiht. Es sind ... deutliche Aeusserungen des Einflusses, den im Grossen der Ozean auf die W.-Küste Europas ausübt.» Die schön grünen Wiesen w. der Stadt können vom März bis November fünf- bis sechsmal geschnitten werden. Auch in den Gegenden über Lausanne lohnt sich der Landbau noch gut trotz der hier ungünstigeren Boden- und Klimaverhältnisse. 1901 haben die Reben der Gemeinde Lausanne 10435 hl weissen und 464 hl roten Wein gezeitigt. Bemerkenswert ist, dass die Reben n. und w. der Stadt sowohl wegen ihres geringeren Ertrages als auch wegen des ständigen Vorrückens der Aussenquartiere nach dieser Seite hin langsam verschwinden und Gemüsegärten oder Bauplätzen weichen müssen. Während diese Rebberge 1887 noch eine Fläche von 193 ha umfassten, bedeckten sie 1902 nur noch 160 ha.
Die Viehstatistik hat folgende Resultate ergeben:
Januar 1903 | Januar 1904 | |
---|---|---|
Rindvieh | 1308 | 1449 |
Pferde | 932 | 967 |
Esel und Maultiere | 57 | 51 |
Schweine | 1246 | 1247 |
Schafe | 127 | 128 |
Ziegen | 189 | 228 |
Das Rindvieh gehört zum grössten Teil der Rotfleckrasse an. Die Bemühungen einer Anzahl von Viehzüchtern und der staatlichen Gutsverwaltungen zur Hebung und Verbesserung der Rindviehzucht haben schöne Erfolge gezeitigt. Ein grosser Teil der von der Stadt benötigten Milch wird aus der Gemeinde Lausanne selbst geliefert. An die in der Gemeinde bestehenden sechs milchwirtschaftlichen Genossenschaften sind 1900 von 117 Mitgliedern im Ganzen 643759 Liter Milch abgeliefert worden. Die üppigen Gefilde um Lausanne, die sich vorzüglich zum Gemüsebau eignen, versorgen die Stadt mit vorzüglichem und frühzeitig reifendem Gemüse, während die schönen Baumgärten prachtvolles und ausgezeichnetes Obst liefern. Auch Blumenbau wird mit Vorliebe betrieben und gibt so hervorragende Resultate, dass die Treibhäuser und Spezialitäten verschiedener Züchter sich eines wohlverdienten Rufes erfreuen. Zweimal wöchentlich, je Mittwochs und Samstags, findet in den Gassen der Altstadt der Gemüse- und Blumenmarkt statt, an dem schmucke Bäuerinnen ihre mit viel Geschmack arrangierten Gemüse-, Obst- und Blumenvorräte zum Verkauf ausbieten. Diese Markttage geben der Stadt jeweilen ein festliches und durchaus originelles Gepräge. Der Grossgemüse- und Getreidemarkt wird auf der Place de la Riponne abgehalten.
Allgemeiner Ueberblick über das Stadtbild.
Es gibt nur wenige Städte, die auf den Freund des Malerischen und Ueberraschenden einen so starken Reiz auszuüben vermögen als gerade Lausanne. Die Altstadt steht auf 5 Hügeln und in den dazwischen eingeschnittenen kleinen Thälchen. Die in der Mitte gelegenen ältesten Quartiere bilden ein wahres Labyrinth von engen, krummen und steilen Gassen und Gässchen und von Gebäuden in allen möglichen Höhenlagen. Diese hügelige Lage von Lausanne bot einst dem Verkehr grosse Schwierigkeiten, und es gab eine Zeit, da eine Wanderung durch die Hauptstadt der Waadt ein recht mühseliges Unterfangen war. Da beschloss der Grosse Rat am 19. Dezember 1836 den Bau einer Ringstrasse, der zunächst die Ueberbrückung des zwischen dem westl. und östl. Stadtteil tiefeingeschnittenen Thales des Flon notwendig machte. Dieser nach den Plänen des Ingenieurs Adrien Pichard 1839-1844 erstellte sog. Grand Pont oder Pont Pichard hatte eine Länge von 180 m, eine Breite von 9,9 m und ruhte auf zwei übereinander folgenden Bogenöffnungen, deren tiefere Reihe zugedeckt wurde, als der Bau der Drahtseilbahn Lausanne-Ouchy und des Flon-Bahnhofes (Gare du Flon) die Auffüllung des Thaleinschnittes erforderte. Die obere Reihe besteht aus 19 Bogen, von denen drei heute durch Gebäude verdeckt werden. Die ursprüngliche Höhe der Brücke betrug 25 m, die jetzige misst nur noch 12 m. Dieses für seine Zeit monumentale Bauwerk kostete die Summe von 493623 Fr. 1892 hat man die Fahrbahn mittels eiserner Auslieger verbreitert und zugleich die Breite der Trottoirs auf 3,15 m gebracht, welche Arbeiten eine Ausgabe von 120134 Fr. erforderten. Der ebenfalls in das Ringstrassenprojekt fallende Durchbruch des Tunnel de la Barre durch die wasserreichen Molasseschichten des den Hügel der Cité vom Signal trennenden Passeinschnittes der Barre wurde am 19. Dezember 1836 beschlossen und während der Jahre 1851-1855 ausgeführt. Die Gesamtausgaben für diesen Tunnel einschliesslich der 1871 vorgenommenen bedeutenden Reparaturen und Verstärkungsarbeiten betragen 231085 Fr.
mehr
Er ist 56 m lang, hat eine 9 m breite Fahrbahn (Gewölbedurchmesser) und eine Höhe von 11,4 m. An diese beiden Hauptarbeiten schloss sich dann die Erstellung der die Stadt umziehenden Ringstrasse und zahlreicher Steintreppen an, wodurch die einzelnen Quartiere so gut als dies eben möglich ist in gegenseitige Verbindung gebracht worden sind. Die aufgefüllten tiefern Teile hat man zu öffentlichen Plätzen umgestaltet: Place de la Riponne, Place du Pont, Place Centrale, Place du Flon, Place du Tunnel. Eine nach O. ziehende breite Strasse, der nach W. eine zweite entspricht, verbindet seit 1866 den Hauptbahnhof mit der Altstadt, während eine von Montbenon ausgehende Brücke (1904-1905) vom Bahnhof zur Place de Chauderon und den westlichen Quartieren führt. Von grosser Bedeutung ist auch die erst neuerdings vollendete Strasse, die von Ouchy langsam und gleichmässig zur Stadt hinauf steigt. Sobald die Finanzlage der Stadt es gestatten wird, soll das Flonthal auch noch von der Kathedrale in der Altstadt zum Gebäude der medizinischen Fakultät und von der Realschule in der Altstadt zur Caroline hinüber überbrückt werden, womit die Altstadt mit den Quartieren Villamont, Le Bugnon und dem Spital bezw. mit der Rue de Bourg und den Quartieren Saint Pierre und Martheray in direkte Verbindung gesetzt werden wird. Ein vorzüglich kombiniertes Netz von Strassenbahnen hat die für eine solche Anlage anscheinend unüberwindlichen Schwierigkeiten glücklich überwunden und trägt nun viel dazu bei, dass viele Leute der engen Altstadt entfliehen und ihren Wohnsitz in den Luft- und lichtreicheren Aussenquartieren nehmen.
Lausanne ist reich an Punkten, die prachtvolle Ausblicke auf den See und die Alpen gestatten, und sozusagen jeder Schritt bietet uns neue Ueberraschungen, wie dies Rod. Rey (Genève et les rives du Léman. Genève 1868) sehr schön schildert: «... de gracieux jardins abritent leurs délicates végétations; au pied de hautes terrasses, de grands bouquets de noyers poussent dans les gorges, et profilent leurs sommets sur les vieux édifices; de hardies constructions pyramident au-dessus d'enfoncements obscurs, où rampent de noires ruelles. Au-dessus de ce dédale de toits pointus, de lignes brisées, de saillies, de coupures, la vieille cathédrale dessine ses clochetons et ses flèches acérées.» Gegen S. öffnet sich ein mächtig umfassender Ausblick auf den See, während sich die Stadt gegen N. an Höhen anlehnt, die reich sind an einsamen und romantischen Tobeln. Der Wald steigt bis halbwegs an den Hang hinab. Bestimmte Grenzen sind der Stadt nicht gezogen; ihre Häusermassen klingen nur ganz allmählig aus und machen einem Schwarm von Villen Platz, die bald gruppenweise auf kleinen Terrassen stehen, bald nur noch vereinzelt auftreten und Raum für schöne Baumgärten und lichte Gehölzgruppen zwischen sich lassen. Der seit einem Vierteljahrhundert sich so schnell entwickelnden Stadt ist der Raum auf den fünf Hügeln schon längst zu enge geworden, so dass sie nach allen Seiten hin ausgegriffen hat und nun bis zum See hinunter und weithin nach O. und W. sich dehnt. Diese neuen Quartiere entbehren allerdings der typischen Originalität, wie wir sie in der Altstadt noch in so reicher Fülle bewundern können. Sie setzen sich der Hauptsache nach aus einförmigen Häusern, im Grün der Gärten versteckten Villen und auch aus grossen Mietskasernen zusammen, an denen der Zement nur zu oft den soliden Steinbau verdrängt hat.
Einen besonderen, nur ihr eigentümlichen architektonischen Charakter hat die Stadt Lausanne nicht. Das ganze Häusergewirr bietet uns mit seinen verschiedenen Baumaterialien ein stets wechselndes Bild: bald treffen wir die grünlichgraue Molasse, bald die schwarzen Sandsteine von Meillerie, bald den braungeäderten roten Bruchstein von Arvel (Villeneuve) und endlich auch (z. B. am Postgebäude und dem Ruminepalast) den weissen Stein von Savonnières (Frankreich). Von der die Stadt im Mittelalter umfassenden hohen Ringmauer und ihren mit Zinnen, Schiessscharten, Mordgängen, Fallgittern und Zugbrücken bewehrten Türmen sind nur noch vereinzelte Reste erhalten geblieben, so u. a. die Tour de l'Ale, die 1903 auf Kosten einer gelehrten Gesellschaft restauriert worden ist. Auch die Vorstädte waren befestigt, ebenso viele einzelne Häuser, die sich oft an feste Türme anlehnten. Einige solcher Zeugen einer entschwundenen Zeit stehen heute noch mitten im Häusergewirr der Altstadt.
Bauten und Denkmäler.
Die Cité, der höchste der fünf