die meisten seiner Bewohner mit Handel und Gewerbe. Die Stadt hat zahlreiche Fabriken: Schokolade-, Zigarren-, Weisswaren-
und Schuhwarenfabriken, Gerbereien, Bierbrauereien etc., Giessereien, verschiedene Maschinenfabriken. In
Ouchy eine Schiffswerft,
in
Paudex eine Zement- und Gipsfabrik, in
Renens eine keramische
Fabrik, in
Épalinges und
Praz-Léchaud (bei
Les Croisettes) je
eine Ziegelei, in
La Rosiaz (über
Pully) und in
Tivoli
(Montbenon) Bierbrauereien. In Palaz die Reparaturwerkstätten
und Wagenschuppen der städtischen Strassenbahn, in
La Sallaz ein Elektrizitätswerk. Unterhalb
Belmont Kohlengruben, bei
Crissier
Molassebrüche, bei
Le Mont,
Pully und
Renens Kiesgruben. Fremden- und Hotelindustrie in
Lausanne und Umgebung, in
Sauvabelin,
Chailly,
Vennes,
Vers chez les Blancs, Le Chalet à Gobet,
La Bérallaz und Montherond. Auf Boden der Gemeinde
Prilly steht seit 1873 die kantonale Irrenheilanstalt
Cery, was die verhältnismässig hohe Bevölkerungsziffer dieser Gemeinde
erklärt.
(Kt. Waadt,
Bez. Lausanne). Hauptort des Kantons Waadt
und des Bezirkes und Kreises Lausanne. Die Mitte der
Altstadt steht
auf den Ausläufern des
Jorat, 2 km n. vom Ufer des
Genfersees; das Postgebäude 1,4 km n. vom
Hafen. Die Stadt zieht sich ohne
Unterbrechung bis zum
See hinunter, wo
Ouchy eines ihrer
Quartiere bildet. Die Kathedrale liegt in 6° 38' 6" OL. von Greenwich
und in 46° 31' 24,1" NBr.
Die mittlere Höhenlage von Lausanne beträgt 515 m, d. h. 140 m über dem
Spiegel des
Genfersees.
Die
Häuser der Stadt stehen auf fünf verschiedenen Höhenrücken, zwischen denen die beiden
WildbächeFlon und
Louve in tiefen
Tobeln sich ihren Weg gebahnt haben. Die
Louve mündet mitten in der Stadt in den
Flon. Beide flossen einst
offen durch die Stadt und verursachten bei Hochwasser manchmal verheerende Ueberschwemmungen (besonders der
Flon); heute sind
sie in langen Gewölben eingeschlossen, über denen eine Reihe von öffentlichen
Plätzen
(Place du
Tunnel,
Place de la Riponne,
Place du
Pont,
PlaceCentrale,
PlacePépinet und
Place du
Flon) geschaffen worden ist.
Unterhalb der Stadt ist der
Flon kanalisiert, hat 1892-1899 ein gepflastertes
Bett mit gemauertem Ueberfall erhalten und mündet
endlich bei der
Maladière in den
See.
Flon und
Louve sammeln jetzt alle Abwasser der Stadt. Ueber
Lausanne erhebt sich die aussichtsreiche
Höhe des
Signal, auf dessen zum
See sich senkenden südlichen Ausläufer die
Cité steht. Links vom
Flon
liegt die
Höhe des
Bourg, die sich über
Montbenon fortsetzt, und rechts der
Louve die Hohe von
Saint Laurent. Alle diese
Rücken
steigen in einzelnen Stufen zum
See ab, die zwischen sich für verschiedene Terrassenflächen Raum lassen. Nahe
Cour erhebt sich der Hügel von
Mont Riondle Crêt, der seiner Isoliertheit und abgerundeten Form wegen einst als ein von Menschenhand
aufgeschüttetes Gebilde angesehen worden ist.
Die nahezu in der Mitte des Bezirkes liegende Gemeinde Lausanne umfasst mit ihren 3885 ha etwa die Hälfte der Fläche des
Bezirkes und ist, von einigen
Berggemeinden abgesehen, die flächengrösste der Waadtländer Gemeinden.
Sie reicht vom Seeufer bis in den zentralen
Jorat hinein und ist von ihrer SW.-Ecke (Mündung der
Chamberonne, 375 m) bis zur
Montagne du Château (932 m) in der NO.-Ecke 12,3 km lang. Es sind diese beiden
Ecken zugleich die am tiefsten
und höchsten gelegenen Punkte der Gemeinde. Zu ihr gehört noch ein gegen NW. gelegenes, im Kreis
Romanel enklaviertes Landstück
mit der Siedelungsgruppe Les
Vernands.
Andererseits ist die Gemeinde
Épalinges derart in die Gemeinde Lausanne eingekeilt, dass sie diese in zwei nahezu gleich
grosse Hälften, eine untere im SW. und eine obere im NO., zerschneidet. Die Flächengrösse und unregelmässige
Form der Gemeinde sind dadurch zu erklären, dass nach der Reformation alle diese einst zum Bistum Lausanne gehörenden Ländereien
zusammen mit anderem Grundbesitz
(Wald,
Rebbergen etc.) an die Stadt kamen (vergl. die Art.
Dézaley,
Jorat).
Die Stadt Lausanne steht auf zwei nach Zusammensetzung, geologischem Alter und Entstehung von einander sehr verschiedenen
Bodenarten: Molasse und Glazialschutt. Die aus weichen Sandsteinen, mergeligen Sandsteinen (französ. grappes geheissen)
und Mergeln bestehende Molasse ist miocänen Alters (burdigalische Stufe) und hat sich im süssen Wasser
abgesetzt, das von einem aus den Alpen kommenden grossen Strom einst hierher geführt worden ist. In dieser Molasse sind zahlreiche
Fossilien gefunden worden.
Die Flora dieser entlegenen Zeiten bestand aus Palmen, Kampherbäumen, Akazien etc., was beweist, dass
in unserm Gebiet damals tropische Wärmeverhältnisse herrschten. Die hier gesammelten Knochenreste des Rhinozeros und schönen
Exemplare von Schildkröten werden im kantonalen naturhistorischen Museum zu Lausanne aufbewahrt. Sehr viel später, d. h.
erst nach der vollendeten Aufstauung des Alpengebirges, haben dann die diluvialen Gletscher diesen Molasseuntergrund mehrfach
mit einer mächtigen Decke von Oberflächen- oder auch Grundmoränenmaterial überführt.
Die Molasse tritt in zwei verschiedenen Arten der Lagerung auf, deren jede der Stadt und ihrer unmittelbaren Umgebung ihren
besonderen Stempel aufdrückt. Oestlich einer über Rosemont, den Zentralbahnhof, die schottische Kirche und Bellevue ziehenden
geraden Linie fallen die Schichten alpeneinwärts und gehören damit tektonisch noch diesem Gebirgssystem
an, während die die eigentliche Stadt tragenden Schichten westlich der genannten Linie horizontal gelagert sind.
Diese beiden Arten der Schichtenlagerung lassen sich vom Felssporn des Signal aus mit einem Blick vorzüglich überschauen.
Gegen O. sehen wir hinter dem aus horizontaler Molasse bestehenden Plateau von Béthusy und La Sallaz eine
lange Folge von mit einander abwechselnden Kämmen und kleinen Thälern, gegen W. zeigt die Landschaft dagegen die der horizontalen
Schichtung eigentümlichen grossen Flachformen, wie sie schon der Exerzierplatz der Plaine du Loup aufweist. Auf diesem Flachfeld
hat seinerzeit Karl der Kühne vor dem Aufbruch gegen Murten seine Truppen gemustert.
Dass die Molasse sicherlich bis zum Seeufer reicht, zeigt uns ihr Wiederauftreten bei Ouchy, während sie sonst zwischen dem
See und dem N.-Fuss der Höhe von Montbenon und des Bourg überall von Glazialschutt bedeckt ist und nirgends mehr frei zu Tage
ansteht. Während diese glazialen Ablagerungen in mehr oder weniger mächtigen und vereinzelten Fetzen
um und in Lausanne so ziemlich überall angetroffen werden,
sind sie südlich der Stadt noch als zusammenhängende Decke
erhalten geblieben.
Die eigenartigen topographischen Verhältnisse des Bodens, auf dem Lausanne steht, lassen sich somit auf die Wirkungen der
Gletscher und des fliessenden Wassers zurückführen. Während einer der verschiedenen Phasen der
Eiszeiten schob sich ein Arm des Rhonegletschers von Lausanne an in nördlicher Richtung gegen den Neuenburgersee hin vor.
Dieser Gletscher hat längs seines bogenförmigen Verlaufes den Boden derart aufgeschürft, dass die dadurch entstandenen
Formen auch durch die später wirkenden Kräfte nicht völlig verwischt worden sind, wie wir dies z. B.
noch an den gegen SO. gerichteten Gehängen zwischen La Pontaise, Saint Laurent und dem Flon sehen können.
Nach dem Rückzug des Gletschers sammelten sich dann die Oberflächenwasser des Jorat in zwei Flussrinnen und zerstückelten
durch Erosion allmählig die mächtige Schuttdecke aus der Glazialzeit, ohne sie jedoch völlig abtragen
zu können, so dass sich da und dort heute noch grosse Reste davon erhalten haben (so z. B. über La Pontaise). Die beiden
genannten Flüsse bildeten zunächst jeder für sich sein eigenes kleines hydrographisches System, bis ein seitlicher Zufluss
des kräftiger erodierenden Flon, einem wohlbekannten morphologischen Gesetz folgend, den wasserscheidenden
Kamm zwischen den zwei Flüssen durchschnitt und die Louve zum Flon ablenkte.
Dieser Einschnitt, La Barre oder Le Tunnel geheissen, hat den Hügel der Cité vom übrigen Gebiet des Jorat abgetrennt, so
dass er jetzt einen wirklichen Auslieger oder Zeugen bildet, wie solche an den Rändern von Tafelländern oft
angetroffen werden. Die in der n. Fortsetzung der Cité sich erhebende Höhe des Signal ist einer der südlichen Vorsprünge
der Peneplain des Jorat. Die einst in tiefen Tobeln fliessenden beiden BächeFlon und Louve vereinigen sich heute unter der Place
de Pépinet miteinander.
Von da an ging der Flon einst direkt zum Genfersee durch ein Thal, von dem heute nichts mehr erhalten geblieben
ist und das etwa in der Richtung des Eisenbahntunnels zwischen Lausanne undOuchy verlief. Reste dieser eben geschilderten
alten topographischen Verhältnisse sind also 1. das QuartierLa Pontaise und die Hänge gegen den Flon, 2. die Cité, 3. der
Sporn des Signal und 4. die sanft geböschten Quartiere Bugnion, Mont Repos und die Umgebung des Spitales. Später machte der
Rhonegletscher einen neuen, diesmal aber auf die Genferseewanne beschränkten Vorstoss, blieb hier lange Zeit stationär
und lagerte die prachtvolle Seitenmoräne ab, die heute als langgestreckter Hügelzug die QuartiereBourg,
Saint François und Montbenon trägt. Dadurch wurde
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