Der Boden ist fruchtbar und für die Landwirtschaft sehr geeignet. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat die
Industrie durch Ausnutzung der Wasserkraft der
Emme einen grossen Aufschwung genommen. In Niedergerlafingen bestand schon 1830 ein
Hammerwerk; heute befinden sich hier die grossen Eisenwerke der Aktiengesellschaft Ludwig von
Roll. 1861-63
wurde der Industriekanal von
Gerlafingen bis
Biberist und
Derendingen fortgeführt, worauf 1864 in
Biberist eine Papierfabrik
(heute mit einer Produktion von 6,5 Millionen kg Papier pro Jahr die grösste der
Schweiz) und in
Derendingen der Reihe nach
eine Baumwollspinnerei, Kammgarnspinnerei, Kammgarnweberei und andere Betriebe entstanden.
Der unweit der Emmemündung in die
Aare beginnende Kanal (sogen.
Aare-Emmekanal) speist nördlich
Luterbach ein Elektrizitätswerk,
welches einer Reihe von Ortschaften Kraft und Licht liefert. Ferner sind zu
nennen je eine Bierbrauerei in
Biberist und
Zuchwil,
je eine Branntweinbrennerei in
Lohn und
Subingen, eine grosse Schlosserei inDerendingen, bedeutende Zementfabrik
in
Luterbach, Teigwaarenfabrik in
Subingen und Parketteriefabrik in
Biberist; Uhren und Uhrenteile werden in
Biberist,
Derendingen,
Halten,
Subingen und
Deitingen hergestellt. Da die verfügbare Wasserkraft für die heutige Entwicklung der Industrie nicht
mehr ausreicht, wird von Werken ausserhalb des Bezirks elektrische Kraft bezogen und ausserdem auch noch mit
Dampfbetrieb gearbeitet.
Postwagen
Solothurn-Zuchwil. Wie der grössere Teil des heutigen Kantons überhaupt kam auch das
Wasseramt auf friedlichem
Wege, d. h. durch Ankauf von weltlichen und kirchlichen
Herrschaften an Solothurn.
Das Gebiet des
Wasseramtes gehörte 1208 Dienstleuten
der Herzoge von Zähringen und 1212 solchen der
Grafen vonKiburg. Von 1315 an stand die hohe Gerichtsbarkeit
der Stadt
Bern zu. Solothurn
kaufte 1403 den einen und 1520 den andern Teil von
Deitingen, 1466 die
Herrschaft Kriegstetten, 1501 die
kirchlichen
Güter zu
Hüniken. Da zur Zeit der Reformation sowohl Bern
als Solothurn
im
Wasseramt Eigentum und Rechte besassen, entstanden
konfessionelle Streitigkeiten. Erst 1665 wurde durch den Vertrag von
Winigen der Stadt
Solothurn die Oberhoheit
über das ganze Gebiet der
Herrschaft Kriegstetten zugesprochen, wobei sich aber Bern
den
Schutz des reformierten Gottesdienstes
und die Aufsicht über die reformierten Kirchengüter des
Bucheggbergs vorbehielt. Vergl.
Schmidlin, Ludw. R. Geschichte desSolothurnischen AmteibezirkesKriegstetten.Solothurn
1895.
(Ober) oder
Renggbach (Kt. und
Amt Luzern).
Wildbach; entspringt 4 km sw.
Kriens am
N.-Hang
des
Pilatus in 1350 m, steigt nach N. ab, durchschneidet in tiefem
Tobel eine mächtige Moräne, erhält von rechts den
Rothbach,
von links den Flötzerbach und Fischernbach und erreicht in 630 m das obere Ende des
Thales von
Kriens, um darin durch das
zwischenBlattenberg und
Sonnenberg eingeschnittene
¶
mehr
Renggloch der Kleinen Emme zuzufliessen, in die er nach 7 km langem Lauf in 465 m von rechts mündet. Heisst im untern Abschnitt
Renggbach. Der Höhenunterschied zwischen Quelle und Mündung beträgt 885 m; das Einzugsgebiet misst 1152 ha. Früher
nahm dieser Bach von der Brücke von Hergiswald an seinen Lauf durch das Thal von Kriens nach Luzern,
indem er zugleich
von Zeit zu Zeit seine Mündung auch gegen die Bucht von Winkel im Vierwaldstättersee verlegte. So kommt es, dass die Ebenen
von Kriens und Horw und der Boden der Stadt Luzern links vom See und der Reuss mit den Alluvionen des Krienbaches
und denen einiger vom Schattenberg und Sonnenberg kommenden andern Bächen ganz überführt sind.
Die Ueberlieferung erzählt, dass die erste künstliche Erweiterung des Renggloches und damit die Ablenkung des Krienbaches
in die Kleine Emme im Jahre 1223 auf Befehl der Gräfin Gutta, gekorenen von Rothenburg und verwitweten Freifrau von
Schauensee, ausgeführt worden sei, damit das von ihr gestiftete Franziskanerkloster zu Luzern
fernerhin unter den Ueberschwemmungen
des Wildbaches nicht mehr zu leiden hätte. Dies half aber nicht viel. Da im Quellgebiet des Baches häufige Gewitter niedergehen,
war dieser durch seine Hochwasser für die Gemeinden Kriens und Luzern
eine stete Gefahr.
Von seinen Ausbrüchen und Verheerungen wird uns z. B. aus den Jahren 1333, 1472, 1475, 1532, 1554, 1570, 1577, 1597, 1611,
1616, 1617, 1626, 1641 und 1643 berichtet. 1616 und 1617 riss das Wasser die Hochöfen und Hüttenwerke von Kriens mit sich,
und 1626 und 1641 mussten die Franziskanermönche zu Luzern
wegen des Hochwassers die Messe auf einem improvisierten
Bretterboden lesen. Die letzte grosse und verderbliche Ueberschwemmung in Kriens und dem links der Reuss stehenden Stadtteil
von Luzern
fand 1738 statt, während sich Hochwasser noch 1741, 1749. 1811, 1840, 1874. 1880, 1896 und 1899 wiederholten.
Bis 1880 hatte man sich damit begnügt, längs dem Mittellauf des Wildbaches Mauern zu ziehen, sein Bett
von Zeit zu Zeit zu reinigen und den Abfluss durch das Renggloch zu erleichtern. Als der Bach trotzdem immer wieder gegen
Kriens und Luzern
durchbrach oder durchzubrechen drohte, schlug Ingenieur Stirnimann 1880 vor, den Bach und seine Nebenarme
im Quellgebiet zu verbauen und ihn zugleich im Mittellauf zu korrigieren. Diese Arbeiten wurden dann
1885-1901 auf gemeinsame Kosten des Bundes, des Kantons und der Stadt Luzern, der Gemeinde Kriens und der Direktion der Jura-Simplon-Bahn
ausgeführt. Schon ums Jahr 1800 schrieb Konrad Escher von der Linth, dass kein anderer Wildbach von so
beschränktem Sammelgebiet eine solch' grosse Menge von Geschieben und Blöcken führe wie der Renggbach.
entspringt 2 km sw. Kriens in der Schwendi in 860 m, nimmt den vom Schattenberg
herabkommenden Haslebach und einen vom Oberen Krienbach abgeleiteten Kanal auf, durchfliesst Kriens und
wendet sich gegen Luzern,
wo er seit 1895 kanalisiert und zugedeckt ist.
Ist jetzt gegen früher ein ziemlich harmloser Wasserlauf.
Vor der gründlichen Verbauung des ObernKrienbaches (s. diesen Art.) pflegte dieser bei Hochwasser von Zeit zu Zeit gegen
den Untern Krienbach durchzubrechen und dann mit ihm das ganze Thal bis nach Luzern
hinunter unter Wasser zu
setzen.
Heute fliesst ein Teil des Wassers des ObernKrienbaches durch einen künstlichen Kanal zum Untern Krienbach ab und
gestattet diesem damit den regelmässigen Betrieb der Fabriken von Kriens.
Seine Wasserkraft wird
schon seit langer Zeit ausgebeutet,
und zu Beginn des 19. Jahrhunderts trieb er an seiner Mündung in die Reuss bei Obernau etwa 20 Räder.
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts legte August Bell aus Luzern
den Grund zur mächtigen industriellen Entwickelung von Kriens, indem
er an Stelle der bisherigen Stampfmühle und kleinen Säge eine mechanische Rosshaarflechterei einrichtete.