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Oesterreich zurück, lösten sie aber schon 1452 wieder aus; seit 1424 hatten sie 34350
Gulden dafür bezahlt. Zürich
blieb von nun
an im ungestörten Besitz der neuen Erwerbung. Mit ihrer Verwaltung wurden meist nur hochangesehene und verdiente Bürger
der Stadt betraut. Bis 1798 regierten auf dem stolzen Landvogteischloss 59 solcher Würdenträger. Dem
sorgfältigen Unterhalt wurde stets die grösste Aufmerksamkeit geschenkt. Unter dem städtischen Regiment war die Kiburg
nicht blos der Sitz eines angesehenen Landvogtes, sondern diente auch als Kriegsarsenal und als mächtiges Bollwerk gegen
innere und äussere Feinde.
Mehrmals drohte der Burg grosse Gefahr, so zur Zeit der Waldmann'schen Unruhen 1489, als die vor dem
Schloss tobende Menge es auf die in ihm verwahrten Reisgelder abgesehen hatte. Der Landvogt und die Besatzung verteidigten
aber die Kiburg
mit Energie und retteten sie. Die Staatsumwälzung von 1798 stürzte die Vogtherrschaften; am musste
der letzte Landvogt die Burg den anrückenden Scharen aus den benachbarten
Dörfern übergeben, die 60000
Gulden
Reisgelder abliefern und dann abziehen.
Das verlassene
Schloss erlitt nachher schändliche Plünderungen und blieb unbewohnbar, bis es 1816 mit grossen Kosten als
Sitz des Oberamtmanns restauriert wurde. Aber schon 1831, zur Zeit der Restauration, verkaufte die Regierung das
Schloss,
das nun geschleift werden sollte, um Material zu einem Fabrikbau an der
Töss zu liefern. Vereinten Anstrengungen
von Freunden der Kiburg
gelang es, sie zu erwerben und zu erhalten. 1835 kaufte sie der reiche polnische Flüchtling
Graf
Sobansky, dessen
Wittwe sie 1865 an
Oberst
Pfau von
Winterthur veräusserte, der sie in einen freundlichen
Kunsttempel umwandelte. Nach dem Tode von
Pfau blieb sie längere Zeit verwaist, bis sie 1889 von Ed.
Bodmer erworben wurde,
der eine gründliche Renovation vornahm und die Räume als wohnliches Museum historischer Kunst einrichtete.

Zur Veste Kiburg
gehörte zur Zeit der Blüte des Grafengeschlechts auch das heutige Dorf, das einstige
Städtchen, das die Wohnungen der ritterlichen Dienstleute enthielt. Es besass früher einen eigenen Schultheissen und das
Marktrecht. Die ehemaligen Festungsmauern sind vollständig verschwunden.
Schloss und
Vorburg waren ehedem durch zwei tiefe
und breite Gräben getrennt, die jetzt teilweise ausgefüllt sind. Den Eingang zum
Schloss beschatten mächtige
Linden.
Durch ein starkes Doppeltor gelangt man am Grafenhaus vorbei in den innern
Hof, wo der älteste Bestandteil der Kiburg
, der
Turm, aufragt.
Das Grafenhaus enthält im Erdgeschoss den Rittersaal, ausserdem die Wohnung des Schlossherrn. Der aus dem 10. Jahrhundert stammende Turm stand einst frei, ist aber heute vom Grafenhaus auf zwei Seiten umschlossen. Ein langer Wehrgang führt zum Ritterhaus hinüber, in welchem der Mist- und der Festsaal sich befinden. In letzterm empfing 1266 Graf Rudolf die ihn um Hilfe ersuchenden Zürcher und nahm 1442 Kaiser Friedrich III. die Huldigung der Grafschaft entgegen. Zur Landvogtszeit war er auch Gerichtssaal.
Der «schwarze
Gang» führt hinüber zum
Grauen
Turm mit der einstigen Folterkammer. An ihn schliesst sich
die romanische Burgkapelle, die wegen ihres historischen Kunstwertes das Juwel der Kiburg
ist. Mehrere
Wände sind mit Freskenmalereien
geschmückt. Die Burg hat im allgemeinen ihre ursprüngliche Gestalt beibehalten, wie sie von dem
Grafen von Dillingen zu
Ende des 11. Jahrhunderts erbaut wurde. Dagegen ist sie in ihrem Innern im Laufe der Zeiten mehrmals völlig erneuert worden.
Bibliographie:
Escher, Heinr. Ueber die Verfassung der ehemal. zürcher. Landvogtei
Grafschaft Kiburg
(Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Zürich.
1840).
Zürich
1840. -
Escher, Heinr. Geschichte der
Grafschaft Kiburg
in: Die
Schweiz in ihren Ritterburgen und Bergschlössern;
hrsg. von Gustav Schwab. Chur 1828-1839. - Bär, Emil.
Zur Geschichte der
Grafschaft Kiburg
unter den Habsburgern und ihrer
Erwerbung durch die Stadt
Zürich.
Uster 1893. - Zeller-Werdmüller, H. Mittelalterfiche Burganlagen der Ostschweiz und Zeller-Werdmüller,
H. Zürcherische Burgen 1. (beide in den Mitteilungen der Antiquar. Gesellsch. in Zürich.
57 und 58). Zürich
1893 und 1894. -
Langl,
Jos. Die Kiburg
... Wien 1898. -
Stauber, E.
Schloss Kiburg
in Vergangenheit und Gegenwart. Zürich
1902.