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die Gemmi, über die ein vorzüglich angelegter Saumweg von Kandersteg in 6 Stunden nach Leukerbad führt. Seltener überschritten werden der Lötschenpass und Petersgrat, die beide ins Lötschenthal leiten. Der Tschingelpass verbindet Kandersteg mit Lauterbrunnen und das Hohthürli mit dem obern Kienthal, von wo man entweder über die Sefinenfurgge oder über die Gamchilücke ebenfalls das Lauterbrunnenthal erreichen kann. Nach Adelboden endlich gelangt man über den Engstligengrat und die Bonderkrinde. Das Hochgebirge um das Kanderthal wird wegen seiner ausserordentlich lohnenden, im allgemeinen nicht sehr schwierigen und dazu noch durch mehrere trefflich angelegte Klubhütten erleichterten Gipfeltouren von Touristen oft besucht. Eine bedeutende Zunahme des Fremdenverkehrs brachte der Bau der Eisenbahnlinie Spiez-Frutigen, die sehr wahrscheinlich in der Lötschbergbahn ihre Fortsetzung erhalten wird.
Der landschaftliche Charakter des Kanderthales ist durch die Vereinigung grosser Gegensätze auf kleinem Raum ein höchst anziehender. Herrliche und überraschende Einblicke gewinnen wir durch die Oeffnung des Kienthales auf die majestätische Gruppe der Blümlisalp und von Frutigen durch das Kanderthal selbst auf die mächtige Gruppe Altels-Balmhorn. Viel besucht werden der tiefblaue kleine Blausee bei Mitholz und der einzigartige Oeschinensee in seinem von Eisfeldern umrahmten Felsenkar. Den besten Ueberblick über das Kanderthal und seine Berge gewährt die Pyramide des Niesen, auf dessen Gipfel in Bälde eine Drahtseilbahn geführt werden soll.
An Denkmälern vergangener Zeiten ist das Kanderthal nicht reich. Erwähnenswert sind in dieser Beziehung die Ruinen der Tellenburg und Felsenburg, deren erstere ausserhalb Frutigen den Eingang ins Thal von Kandergrund beherrscht, während die andere über dem Weiler Mitholz auf einer schwer zugänglichen Felsenkuppe steht. Man trifft häufig originelle Holzbauten aus älterer Zeit. Immer noch lebendig ist auch die Sitte, die Häuser mit frommen Sprüchen zu verzieren. Ueber die Geschichte des Kanderthales siehe die Artikel Frutigen und Gasteren. Litteratur: Müller, Ernst. Spiez und Kanderthal. (Europ. Wanderbilder. 200-202). Zürich 1892. - Stettler, Karl. Das Frutigland. Bern 1887. - Stettler Karl. Des Frutiglands Geschichte. Bern 1901. - Fellenberg, Edm. v. Die westl. Berner Kalkalpen. (Itinerarium des S. A. C. für 1882 und 1883). Bern 1882.