Die ziemlich ausgedehnte Gemeinde umfasst beide
Gehänge des das Dorf überragenden Gebirgskammes und zählt in 45
Häusern 281 reform. Ew. Dorf: 39
Häuser, 240 Ew.
Kirchgemeinde
Romainmôtier.
(Kt. Genf,
Linkes Ufer). 473 m. Gem. und Pfarrdorf, in der
Ebene w. Les Voirons, nahe der Grenze gegen Frankreich und 11 km
onö. Genf.
Beinahe die Hälfte der Gemeinde mit Eichenwald bestanden:
Le BoisDevant,
Les BoisBrûlés,
Les Grands Bois,
La Forêt etc. An den Waldrändern blüht als östlichster Vorposten einer westlichen, die Gebiete nahe am Atlantischen
Ozean bewohnenden Pflanzenart die Erica vagans. Elektrische Strassenbahn
Genf-Jussy. Postbureau, Telegraph, Telephon.
Dorf: 34
Häuser, 129 Ew. Wein-, Getreide- und Futterbau. In der sehr alten Pfarrkirche
finden sich Kirchenstühle, deren Schnitzwerk ein die Schweine hütendes Kind darstellt.
Die Ueberlieferung erzählt, dass
diese
Stühle von dem 1426 gestorbenen Kardinal
Jean de Brogny, dem
Leiter des Konziles von Konstanz, geschenkt
worden seien und eine Erinnerung an seine Jugendzeit bilden sollten, doch ist es wahrscheinlicher, dass die Darstellung einfach
die Geschichte vom verlornen Sohn zum Vorwurf hat. Jussy war Hauptort des bischöflichen Mandamentes Jussy l'Évêque, das
als Enklave mitten in savoyischem Gebiet gelegen hatte. Es ist aber nicht bekannt, zu welcher Zeit es
an den
Bischof von Genf
gekommen ist.
Reste des erst seit 1226 urkundlich erwähnten bischöflichen
Schlosses zu Jussy sind beim
WeilerLe Château heute noch sichtbar.
Seit 1469 erfreute sich der
Flecken Jussy grosser
Freiheiten und Vorrechte, die ihm vom Fürstbischof
Jean Louis de
Savoie zugestanden worden waren. Seit dem 13. Jahrhundert kennt man auch ein Edelgeschlecht derer von Jussy. Ihm gehörte
Jeanne de Jussy oder de Jussie an,
die im St. Klarakloster zu Genf
als Nonne lebte und sich nach der Einführung der Reformation
nach Annecy zurückzog.
Sie schrieb das seinerzeit viel beachtete Pamphlet Le levain du Calvinisme ou le commencement de l'hérésieàGenève. 1536 ergab sich die Besatzung des bischöflichen
Schlosses Jussy den Bernern, worauf das einstige Mandament Jussy
an die Stadt
Genf kam. Heinrich IV. von Frankreich bestätigte diesen Uebergang endgiltig, doch blieb Jussy bis zum
Turiner
Vertrag von 1816 von savoyischem Gebiet umschlossen. Durch Gesetz vom ist das Dorf
Gy mit Umgebung
von Jussy losgelöst und zur eigenen Gemeinde erhoben worden. 1181: Jussei; 1273: Jussier.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Thun).
1716-584 m. 8 km langes Thal; steigt zwischen den beiden Ketten des Sigriswilgrates und
Gemmenalphorns mit starkem Gefäll von NO. nach SW. ab und mündet bei
Merligen von rechts auf den
Thunersee aus. Vom
Grönbach durchflossen, der das Thal durch eine steilwandige und bewaldete Erosionsschlucht verlässt. Weiter oben wird
das hier 200-300 m breite Thal beiderseitz von hohen Felswänden begleitet. Zu oberst liegen schöne Alpweiden mit
den
Hütten von
Vorderberg (1243 m),
Mittelsberg (1308 m) und Hintersberg (1368 m). Von hier kann man auf ziemlich schlechtem
Fussweg über die Sichel oder den
Sulzistand (1719 m) ins Thal von
Eriz oder über die
Scharte zwischen der
Scheibe und dem
Gemmenalphorn
ins
Habkernthal hinüber gelangen.
Der Thalboden ist mit schönen
Wiesen und Alpweiden bestanden, während die Thalgehänge stark felsig
sind und der Landschaft einen strengen Charakterzug verleihen. Das w. Gehänge trägt an seinem untern Abschnitt teilweise
Wald, das ö. Gehänge aber steigt mit senkrechten
Wänden zum
Niederhorn,
Burgfeldstand und
Gemmenalphorn auf. Zahlreiche Gemsen.
In den
Wänden des Sigriswilgrates, in die man auf schlechten Schafwegen einsteigen kann, findet man zahlreiche
Höhlen, Grotten und
Löcher, deren bekanntestes das immer mit
Eis gefüllte
Schafloch ist (s. diesen Art.). Auf der Alpweide
Hintersberg entspringt eine Schwefelquelle, in deren Nähe der h. Justus, Begleiter des h. Beatus, als Einsiedler gelebt
haben soll.
Das Justisthal ist ein gut ausgeprägtes Antiklinalthal. Die Ketten des Sigriswilgrates und
Gemmenalphorns
ruhen auf einer mächtigen Unterlage von dunkeln Kalkschiefern, die bis zu den tiefsten
Stellen des
Kammes hinaufreichen. Darauf
folgt graues Neocom in verschiedener Mächtigkeit (setzt an einigen
Stellen, wie an den
Ralligstöcken, ganz aus) und endlich
Nummulitenkalk, der alle Gipfel und
Kämme bildet. Diese Nummulitenschicht besteht aus grauen, marmorähnlichen
Kalken, die über
Ralligen gebrochen werden, aus fossilreichen blauen Mergeln und endlich gelblichen oder weissen Sandsteinen,
die ebenfalls oft Petrefakten einschliessen (so am
Gemmenalphorn). Nahe der Basis der Nummulitenschichten zieht fast überall
ein ganz schmales Band von
Kohlen¶
mehr
durch, das blos an den Ralligstöcken etwas mächtiger wird. (Vergl. Rütimeyer, Ludw. Ueber das schweizer. Nummulitenterrain,mit besonderer Berücksichtigung des Gebirges zwischen demThunerseeund derEmme. Bern
1850.) Von Merligen aus führt ein bequemer
Fussweg thalaufwärts und weiterhin auf die Scheibe, das Sigriswil Rothorn oder auf den Beatenberg. Das
Justisthal wird zum erstenmal in einer Urkunde von 1253 als Eigentum der Herren von Eschenbach, Edeln von Oberhofen genannt,
die es in diesem Jahre an das Kloster Interlaken verkauften.