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Ebene von Delsberg in mehr als 80 m Tiefe regelmässig gelagerte Eocän-(Bohnerz-)schicht aus, deren Erz in den Hochöfen von Choindez bei Delsberg verhüttet und zur Herstellung von Röhren etc. verwendet wird. Vor der Verhüttung muss das stark mit braunem oder ziegelrotem Bolus verunreinigte Erz gewaschen werden. Die limonitischen Erze bestehen aus erbsenförmigen Eisenhydratkörnern, die gewöhnlich in Bolus eingeschlossen und mehr oder weniger dicht zusammengedrängt sind, oft auch traubig oder in kopfartigen Kugeln abgesondert sein können und hie und da mit Thon gemischt sind, der in zum Eisenhydrat konzentrischen Schichten sich einlagert.
Das Bohnerz ist in warmem und stagnierendem Wasser abgesetzt worden und enthält bis zu 44% reines Eisen. Beim Abbruch der alten Hochöfen des Delsbergerthales (Rondez, Undervelier) fand man die Schlote inwendig ganz mit Schlacken ausgekleidet, denen eine Menge von Eisentitanitkrystallen aufsassen; ferner inkrustierte sich das Mundloch dieser alten Hochöfen stets rasch mit Zinkoxyd als einem Sublimationsprodukt des Bohnerzes. Derjenige im Thal von Laufen enthielt manchmal auch noch Arsenik. An andern Stellen findet man manganschüssiges Eisen (Tasche an den «Zigzags» in Neuenburg). Phosphor fehlt den Eisenerzen des Jura.
Die Taschen im Jurakalk enthalten neben den eocänen Erzen auch noch feuerfeste Erden und weissen, oft sehr reinen (98% Kieselsäure) Quarzsand, sog. Glassand, die beide in verschiedenen Industrien Verwendung finden. Häufig sind sie namentlich um Münster und Souboz, im Thal von Tavannes (Court, Saicourt, Le Fuet) und in der Umgebung von Bellelay, wo sie an manchen Stellen unter offenem Himmel abgebaut werden. Bei Lengnau (Longeau) nahe Biel sind diese Sande mehr thonig (Huppererde) und füllen grosse natürliche Höhlungen im Portlandkalk aus.
Ihre Entstehung verdanken sie der lösenden Einwirkung von warmem Sauerwasser auf die Kieselkalke des Neocom und Jurasystems während der Eocänzeit (vergl. den Abschnitt Eocän), sowie zum Teil auch den zerriebenen und ausgewaschenen Sanden des Albien (Pissoux) oder vielleicht auch noch dem Buntsandstein (Hertingen bei Kandern etc.). Im Sequan finden sich solche Sande mit feuerfesten Thonen wieder bei Lausen in der Umgebung von Liestal und bei Flühen (Basel Land) und Buchsweiler (Ferrette) im Ober Elsass.
Anderswo, z. B. bei Diegten (Aargau) ist der eocäne Bolus derart reich an oker- oder blutrotem Eisenhydroxyd, dass er zur Herstellung von roter Farbe verwendet werden könnte. Die Ziegelei und Töpferei im Juragebirge bezieht ihr Rohmaterial hauptsächlich aus Gruben, die in den miocänen oder oligocänen (d. h. tertiären) Mergeln oder in den kalkfreien Lehmen der Quartärzeit geöffnet worden sind. Der Bolus würde sich vorzüglich zur Herstellung von Terracottageräten eignen. Die Steingutgeräte (Pruntrutergeschirr), die um Pruntrut («Chachelidorf» Bonfol) seit undenklichen Zeiten angefertigt werden, bestehen aus einer natürlichen Mischung von eocänem Bolus mit Vogesensanden und alpinem Deckenschotter.
Unzählbar sind im Jura die Steinbrüche. Es gibt solche auf Bausteine, fetten, magern und hydraulischen Kalk, wie auf Zement. Die erst zu Ende des vergangenen Jahrhunderts zur Ausbeute gelangten Zementbrüche sind beinahe alle wirkliche Bergwerke mit Grossbetrieb.
Die abwechselnd mergeligen und kalkigen Stufen des Jurasystems und selbst noch der untern Kreide liefern alles gewünschte Rohmaterial in grossen Mengen, und es hängt nur von der Lage der Gruben nahe oder fern von Eisenbahnstationen und von ihrer leichteren oder schwierigeren Abbaufähigkeit ab, ob sie die gewünschte Rendite ergeben oder nicht.
Alle Mergelstufen des Jura können Rohmaterial für die Zementfabrikation liefern, weil die beizumischenden Kalke stets in der Nähe vorhanden sind. Am meisten werden die Oxford- und Argovienmergel abgebaut, die aber nur in den zentralen Ketten des Berner Jura zusammen in normaler Ueberlagerung vorkommen, während sie sich im übrigen Schweizer Jura stets gegenseitig ausschliessen. Dem allgemein mit Kieselsäure durchsetzten Oxford gehören alle Zementmergel um Laufen, Delsberg, Saint Ursanne etc. an, während die Zementfabriken im Ostjura und am Fuss des Solothurner, Berner, Neuenburger und Waadtländer Jura von Baden bis Baulmes die Argovienmergel ausbeuten, deren regelmässige Schichtung die Herstellung von Zement meist begünstigt. Stratigraphisch sind die Argovienmergel jünger als das Oxford (vergl. den Abschnitt Geologie: Stratigraphie). Im Grossen werden sie abgebaut bei Wildegg, Aarau, Rondchâtel, Les Convers und Saint Sulpice. Die Zementmergel von Noiraigue (am Furcil unter der Clusette) gehören dem obern Dogger (Bathien) an.
Bausteine liefern im Jura, von unten nach oben gezählt, besonders der Muschelkalk (Balmberg, Frickthal, Umgebung von Augst und Brugg; Römerbauten in Augusta Rauracorum und Vindonissa), die ihrer grossen Druckfestigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Frost und Witterungsunbilden wegen sehr geschätzte Echinodermenbreccie (pierre à entroques) des Bajocien (Montpéreux, beim Bahnhof Les Convers), der Hauptrogenstein (Muttenz, Langenbruck, Bellerive bei Delsberg, Roches und Choindez bei Münster, Steinersberg in der Chasseralkette, La Deneyriaz w. vom Chasseron), die den besten Macadam liefernde und zu Platten und Steinmauern verwendete Dalle nacrée oder Deute (Echinodermenbreccie), welche in leicht zum Einsturz geneigten Brüchen auf den Freibergen, bei La Chaux de Fonds, La Vue des Alpes, Brot, La Clusette bei Noiraigue gewonnen wird; die stark ungleichen, oft aber sehr widerstandsfähigen Oolithe des Sequan (Laufen); die von Regensberg an im ganzen Jura abgebauten Kalke des Kimeridge mit dem Solothurner Marmor. Es ist dies das im Jura am häufigsten verbreitete Gestein, das sich aber selten in so schönen Blöcken brechen lässt wie bei Solothurn. Auch die untere Kreide (Hils) liefert Bausteine: lichte Kalke (sog. marbre bâtard des mittleren Valangien) werden von Biel bis Neuenburg (Goldberg, Rusel), bei Arzier etc. ausgebeutet;
gelbes Neocom von Neuenburg oder Hauterive (hier schon im Altertum gebrochen: Aventicum), weitere Brüche am Mont Chamblon nahe Yverdon, bei La Sarraz etc.;
weisses Urgon von Auvernier, Bevaix, La Raisse, Concise, Orbe, Entreroche etc. (die Steine von La Raisse etc. ebenfalls ¶
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von den Römern schon verwendet: Agaunum). Ferner werden abgebaut die miocänen Sandsteine der helvetischen Stufe, besonders der Muschelsandstein von La Tour de la Molière bei Estavayer, der in verschiedenen Jurathälern (Noirvaux, Péry, Court) wiederkehrt und früher sehr oft zu Mühlsteinen und Bauzwecken verwendet worden ist. Die leicht zu behauende und zu drehende (mouler, daher der Name) Molasse (pierre morte) dient zur architektonischen Ausschmückung der Bauwerke und mit Vorliebe auch zur Herstellung von Kachelöfen, wie man sie auf dem Land und in alten Bürgerhäusern noch häufig sieht.
Die oligocänen und miocänen Süsswasserkalke, die in einigen Thälern (Reconvillier) in grosser Menge auftreten, liefern nur einen wenig geschätzten magern Kalk. Im Gegensatz dazu stellt man aus den Kalksteinen des Kimeridge einen fetten Kalk her (wandernde Kalköfen). Bemerkenswert rein sind die weissen Korallenkalke (Rauracien) von Lucelle, Movelier, Saint Ursanne, Bure etc., die von gewissen Fabrikbetrieben (Calciumkarbid- und chemischen Fabriken) zur Herstellung von kohlensaurem Kalk (Calciumkarbonat) verwendet werden.
Hier und da werden mit der Säge auch Kalktuffe geschnitten und zu leichten Bausteinen geformt (Zirkus von Moron, Goumois etc.). Ziemlich selten sind im Jura harte, zu Wetzsteinen taugliche Sandsteine; besonders geschätzt ist in dieser Beziehung der sequanische Sandstein von Damvant. Blos im Jura bekannt sind die von einigen calcedonhaltigen Bänken in der Echinodermenbreccie der Chasseralkette hergestellten Wetzsteine (coticules). Zerriebene Molasse gibt Polierpulver ebenso die in einigen Alluvionen des Doubs (Soubey) enthaltenen feinen Sande, die auch beim Schleifen Verwendung finden. Walkererde endlich wird ebenfalls an einigen Stellen gewonnen, so z. B. aus den mergeligen Bänken des sog. Virgulien (Portlandstufe).
[Dr. L. Rollier.]
Flora.
Wenn auch das Pflanzenkleid des Jura der reich entwickelten und in ihren Formen unendlich abwechslungsreichen Flora der Alpen nicht gleichkommt, so ist es doch keineswegs so gleichförmig, wie ein oberflächlicher Beobachter wohl meinen möchte. Neben der Höhenlage, die hier wie überall das Vorhandensein von besonderen Vegetationszonen bedingt, beeinflussen die topographischen Formen und die verschiedenen Bodenarten (Kalksteine, Mergel und Sandsteine) die Verteilung von Wärme und Feuchtigkeit genügend, um auch hier Abwechslung und scharf umgrenzte Pflanzenformationen entstehen zu lassen.
Die Klusen oder Querthäler, die Comben, die geschlossenen Becken der höhern Plateaulandschaften mit ihren Torfmooren und Seen, die obersten Kämme mit ihren trockenen Weideflächen, die steilen Felswände und endlich auch die Sturzschuttmassen weisen alle wieder ihre eigenen Floren auf, die zusammen ein recht abwechslungsreiches Gesamtbild ergeben. Neben diesen physiognomischen Unterschieden, die im ganzen Gebirge überall die gleichen sind und gerade deshalb dem Pflanzenkleid des Jura seinen einheitlichen Charakter verleihen, können in der Artenliste beim Fortschreiten von SW. nach NO. noch Modifikationen anderer Art beobachtet werden.
Diese bestehen hauptsächlich darin, dass nach und nach eine gewisse Anzahl der südlichen Arten verschwindet und durch mitteleuropäische Typen ersetzt wird, die an manchen Stellen die Oberhand gewinnen. Diese longitudinalen Schwankungen im Bestand der Flora gestatten uns, das Gebirge vom pflanzengeographischen Standpunkt aus in einen südwestlichen, zentralen und nördlichen Jura einzuteilen. Wir müssen also bei unserer Betrachtung folgende Momente berücksichtigen:
1) die Höhenzonen oder Regionen (untere, mittlere und obere Region), 2) die Formationen (Wald, Wiese, Weide, Seen, Torfmoore, Felsen), 3) die regionalen Unterabteilungen (sw., zentraler und n. Jura) und 4) die Herkunft der jurassischen Flora, sowie ihre Beziehungen zu und Abweichungen von derjenigen der umliegenden Landschaften.
1. Die Höhenzonen oder Regionen.
Man kann im Juragebirge drei Höhenzonen oder Pflanzenregionen unterscheiden:
1) eine untere Region, 400-700 m, mit Ackerbau, Nussbäumen und Weinbau;
2) eine mittlere oder Bergregion, 700-1300 m, zum grossen Teil mit Wald, Wiesen und Torfmooren, sowie mit etwas Gersten-, Hafer- und Roggenbau;
3) eine obere oder subalpine Region, über 1300 m, mit der obern Baumgrenze, die kaum höher als bis 1400 m reicht, und den alle hohen Rücken bekleidenden Sennbergen. Jede dieser Regionen entspricht wieder bestimmten klimatischen Unterschieden. Der tiefste Teil der untern Region, der an die Randseen oder den Lauf der Aare grenzt, gehört zu den wärmsten Gebieten der Schweiz. Der Jura fällt vom Fort de l'Écluse bis Baden mit steilen und oft felsigen Hängen zum Mittelland ab. Diese erwärmen sich ihrer südlichen oder südöstlichen Exposition wegen sehr stark und brechen die Gewalt der NW.-Ende.
Dieser besonders an den Ufern des Neuenburger- und Bielersees und längs dem untern Aarelauf deutlich merkbare Einfluss verleiht dem Pflanzenkleid dieser Gegenden einen südlichen Charakter und gestattet manchen dem Mittelland fehlenden Pflanzen, bis gegen die N.-Schweiz hin zu gedeihen. Die Weinrebe wird von Orbe bis Biel in einem ununterbrochenen Streifen angepflanzt und steigt über den Seen bis zu 600 m Höhe an. Daneben haben sich längs dem Jurafuss nach NO. mehrere südl. Arten vorgeschoben, die durch einige Querschluchten oder Klusen sogar bis ins Innere des Gebirges gelangt sind.
Beispiele dafür sind der italische Ahorn (Acer italum) und die flaumige Eiche (Quercus lanuginosa), die bis in die Klusen von Münster auftreten. Ein anderer Baum des Südens, die Kastanie, findet sich sprungweise bis Neuenstadt und zur Petersinsel (Bielersee). Einer der hauptsächlichsten Charakterbäume der untern Region ist aber der Buchsbaum (Buxus sempervirens), der den Höhen am Jurafuss ihr besonderes Aussehen verleiht und einer ganzen Landschaft, dem Buchsgau, ihren Namen gegeben hat (vergl. ferner die Bezeichnungen Oberbuchsiten bei Olten und Buix bei Delle).
Dem Mittelland fehlen ganz oder fast ganz folgende (nach Christ aufgezählte) Arten, die einem wärmeren (wenn auch noch nicht dem mediterranen) Typus angehören: Glaucium flavum (Corcelettes und La Tène bei Marin), Myosurus minimus, Diplotaxis muralis, Cerastium semidecandrum var. glutinosum, Silene otites und S. gallica, Cytisus laburnum (bei Montricher), Prunus mahaleb, Rosa pimpinellifolia, R. systyla und R. Sabini, Lathyrus cicera, Asperula tinctoria (Orbe); ferner mehrere Umbelliferen wie Peucedanum carvifolia, Apium nodiflorum, Oenanthe fistulosa, Anthriscus torquata, Tordylium maximum, Eryngium campestre, Bupleurum falcatum und Trinia glauca; dann Verbascum blattaria, Filago gallica, Lactuca virosa, Aster linosyris, Orobanche hederae, Allium pulchellum u. a. Ferner die rundblätterige Münze, der gelbliche Hohlzahn (Galeopsis ochroleuca), die zipfelige Brunelle, der gemeine Andorn (Marrubium vulgare), der purpurblaue Steinsame (Lithospermum purpureo-coeruleum), der vergissmeinnichtartige Igelsame (Lappula myosotis), die europäische Sonnenwende (Heliotropium europaeum), der Wiesen-Alant (Inula britannica), die Kornelkirsche (Cornus nias), edle Schafgarbe (Achillea nobilis), stengellose Schlüsselblume (Primula acaulis), europäische Erdscheibe (Cyclaminus europaea), der unechte Dingel (Limodorum abortivum), die deutsche Schwertlilie (Iris germanica), knollentragende Lilie (Lilium bulbiferum), der hängende und pyrenäische Milchstern (Ornithogalum nutans und O. pyrenaicum), die gelbrote Taglilie (Hemerocallis fulva) etc. Neben diesen am Jurafuss ziemlich verbreiteten Typen finden sich lokal noch einige andere mediterraner Herkunft, so Corydalis lutea (häufig bei Orbe, Valeyres, Neuenburg), Adiantum capillus Veneris (Saint Aubin), Ononis rotundifolia (nördl. bis Orbe);
bis Neuenburg Helianthemum fumana, Orobanche hederae und O. brachysepala, Colutea arborescens, Bunium bulbocastanum, Hieracium lanatum (bei Noiraigue), Kœleria valesiaca, Mespilus germanica, Luzula Forsteri, Asplenum ceterach, Trifolium scabrum und T. striatum, Iberis decipiens;
bis Neuenstadt Cheiranthus cheiri, Vinca minor;
bis Biel Lactuca perennis, Dianthus inodorus var. virgineus Jacq.;
bis zum Hauenstein Asplenum halleri.
Von allen südl. Arten mit zerstreutem Verbreitungsbezirk ist aber am interessantesten der Felsen-Bauernsenf (Iberis saxatilis), eine strauchartige immergrüne Crucifere, die vom Fuss der Pyrenäen und den Basses Alpes ohne irgend welche Zwischenstation bis zur Ravellenfluh ob ¶