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Solche Flussablagerungen mit Deltastruktur finden sich in den Thälern von
Delsberg und
Laufen bis hoch hinauf
(Stollen, Saigne
Dessous); in der
Ajoie und im Elsass finden wir Vogesensande mit Dinotherium giganteum (Unterkiefer von Le Montchaibeut im
Berner Museum), Helix Steinheimensis
^[Supplement: (Campylaea) extincta] und Abdrücken von Blättern (bei
Montavon)
gleich denen von Oeningen. Die miocänen Flüsse der Oeningerstufe haben diese ihre (also nicht, wie man geglaubt hat, pliocänen)
Sedimente in den im Oligocän ausgewaschenen
Tobeln oft in etwas diskordanter Lagerung
(Courfaivre) abgesetzt.
Pliocän: Auffaltung und Erosion des Jura. Nachdem dis Miocänmeer nördl. der Schweizer und bairischen Alpen aufgefüllt worden war und es sich ins Thal der Saône und Rhone und nach Ungarn zurückgezogen hatte, traten im Jura zu gleicher Zeit wie in den Alpen mehr oder weniger rasch sich vollziehende Faltungserscheinungen auf, mit denen zugleich sofort auch die Erosion durch fliessendes Wasser und Hydrometeore ihre Arbeit begann. Diesen beiden Agentien, Erosion und Faltung, verdankt der Jura zum grössten Teil sein heutiges Relief, d. h. seine alle Sedimentsysteme in Mitleidenschaft ziehenden Gewölbe und Mulden, sowie deren Abtragung und Auswaschung in Form von Zirken, Comben, Klusen und verschiedenartigen Zerstückelungen, die auch während der Quaternärzeit fortdauerte und heute noch - wenn auch in schwächerem Masse - vor sich geht.
Dass die Auffaltung des Jura nach dem Miocän und hauptsächlich im Pliocän stattfand, geht aus den nachfolgenden Betrachtungen hervor. Alle Tertiärablagerungen im Jura sind gegen das Gebirge zu in mit diesem parallel streichenden Falten aufgerichtet. So sind im Besonderen die Oeningerkalke von Le Locle, Courtelary etc., die ursprünglich als einheitliche Decke über einem grossen Abschnitt des schweizerischen Jura lagen, heute aber nur noch mitten in den Mulden als vereinzelte Fetzen sich erhalten haben, in ihrer ursprünglich horizontalen Lagerung gestört, mehr oder weniger stark aufgerichtet und sogar dislociert worden. Es sind somit von der Jurafaltung, abgesehen von den am N.-Ufer des Tertiärmeeres festgestellten Diskordanzen, auch alle tertiären Schichten mit ergriffen worden.
Daraus geht wiederum hervor, dass diese Molasse einst als oberste Schichtlage alle jetzigen Kreide- und Juragewölbe etc. überzogen haben muss und im spätern Verlauf des Pliocän durch die starke Arbeit der Erosion wieder weggewaschen worden ist (dieser Abtrag beträgt, bis zum Lias hinunter gerechnet, etwa ⅓ der Masse des gesamten ursprünglichen Gebirges). Dass die Oberflächenformen im Jura schon zu Beginn der Quaternärzeit in Bezug auf Faltung und Erosion den heutigen Verhältnissen entsprachen, zeigt uns recht deutlich die diskordante Auflagerung des horizontal geschichteten Deckenschotters, der ältesten quaternären Geröllmassen, auf dem abradierten Gewölbe der Lägernkette zwischen Baden und Brugg (vergl. das Querprofil durch das Gebensdorferhorn).
Diese Schotter haben von der Zeit an, da sie auf einer im Niveau aller Höhenzüge des schweizerischen Mittellandes (Uetliberg etc.) sich haltenden Peneplain abgelagert worden sind, keinerlei tektonische Störung mehr erlitten, während die Faltung und nachherige Abrasion des mächtigen Gewölbes der Habsburg-Lägernkette wie bei allen andern Juraketten zeitlich zwischen den Beginn des Quaternär (Deckenschotter) und das obere Miocän, d. h. eben ins Pliocän fallen.
Die im Pliocän vom Jura und schweizerischen Mittelland abgespühlten Materialien haben u. a. das Thal der Saône und ebenso den alten Rheinlauf von Basel über Delle nach Besançon aufgefüllt. Es bedeutet somit für unser Land die Pliocänzeit eine zweite Festlandsperiode, die hier, so weit bekannt, keine Ablagerungen hinterlassen hat, aber durch die Faltung und Erosion von Jura und Alpen und durch die Ausbildung der schweizerischen Peneplain sich charakterisiert.
Quaternär: eiszeitliche Gletscher und quaternäre Erosionen. Die Wirkungen dieses geologischen Zeitabschnittes sind bis jetzt im Jura noch am wenigsten gut bekannt. Da die heutigen Ansichten über die Entstehung der Thäler und Seen, die Modellierung des Mittellandes durch die Gletscher die Anzahl der alpinen Eiszeiten etc. noch lange nicht genügend abgeklärt sind, können wir sie hier weder diskutieren noch auf die Verhältnisse im Jura anwenden. Wir wollen einzig erwähnen, dass die quaternären Ablagerungen am Jurafuss von denen im Innern des Gebirges verschiedene sind.
Längs einer Linie von Le Bullet (1150 m) über Nods (900 m) und Solothurn (620 m) nach Wangen an der Aare (502 m) zieht sich eine Zone von Seitenmoränen des einstigen Rhonegletschers aus der letzten oder vorletzten Eiszeit in absteigender Richtung hin. Diese Moränen zeichnen sich aus durch das massenhafte Auftreten von Protoginblöcken aus dem Mont Blanc, während dieses Gestein im Erratikum im Innern des Juragebirges selten ist. Hier stammen die erratischen Blöcke aus den penninischen Alpen.
Einen Beweis für die Glazialerosion und den Gletschertransport von unten nach oben bilden die bis an die Flanke der ersten Jurakette hinaufgeschobenen, vom Fuss des Jura herstammenden Blöcke aus unterer Kreide und sogar Fossilien, wie man sie z. B. bei Magglingen über Biel findet. Dazu kommen im Neuenburger Weinbaubezirk auch noch vereinzelte Drumlins vor. Im Innern des Gebirges fehlen echte alpine Moränen. Man trifft hier nur da und dort einige Anhäufungen von Blöcken und Gesteinsfragmenten aus den Walliseralpen (Arkesin, Arollagneis, Chloritschiefer etc.) die meist in einen jurassischen Glaziallehm (Grundmoräne) eingebacken sind und bis zum Dessoubre, ins Münsterthal und auf die Rheintafel (Herznach) vorkommen. Es sind dies die ältesten glazialen Zeugen im Jura, die wahllos auf allen älteren Schichten liegen und sowohl in den Comben wie auf den Kämmen oder in de ¶
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1. Quaternär.
2. Pliocän (fehlt).
3. Miocän.
4. Oligocän.
5. Eocän.
6. Kreide (Cenoman und Vraconnien).
7. Grünsandstein (Albien).
8. Aptien oder Rhodanien.
9. Urgon.
10. Neocom oder Barremien und Hauterivien.
11. Valangien.
12. Hils oder Untere Kreide.
13. Portland und Purbeck.
14. Kimeridge.
15. Sequan.
16’. Rauracien und 16. Argovien.
17. Oxford.
18. Malm oder Oberer Jura.
19. Dogger oder Mittlerer Jura.
20. Lias oder Unterer Jura.
21. Keuper.
22. Muschelkalk.
23. Anhydrit und Salz.
24. Wellendolomit.
25. Buntsandstein.
26. Trias.
27. Krystalline Schierer u. alteruptive Gesteine (Granit etc.).
tertiären Mulden angetroffen werden. Selten dagegen sind sie in den Klusen, aus denen sie die spätern Erosionen längst wieder entfernt haben. Im tief eingesenkten Doubsthal, das in einer Reihe von Klusen und Isoklinalthälern durchbricht, zeigen sich an mehreren Stellen (Biaufond, Goumois, Vaufrey) fluviatile Geröllablagerungen bis zu 30 m über dem heutigen Wasserspiegel. Diese Ueberreste einer einstigen Alluvionsterrasse enthalten neben jurassischen Geröllen aus allen Stufen hier und da auch einige Walliser Geschiebe. Im Juragebirge sieht man oft noch lokale Moränen und Breccien, die am Fuss von ehemaligen Schneehängen, Lawinenzügen oder quaternären Eismassen liegen.
Das schönste Beispiel eines solchen verschwundenen lokalen Juragletschers zeigt sich bei Champ Meusel nahe St. Immer vor der Ausmündung einer in den Hang des Sonnenbergs eingeschnittenen Halbkluse (ruz). Es liegt hier vor dem Zungenbecken des vertorften sog. Creux de Champ Meusel eine grosse Stirnmoräne mit einigen Gesteinsbrocken (Echinodermenbreccie), die von der N.-Seite des Sonnenbergs stammen. In ähnlicher Weise lagert auch dem Creux du Van eine beim Furcil die Areuse begleitende mächtige Seitenmoräne vor.
Ferner ziehen sich durch das Thal von Les Verrières gegen Les Bayards hin eine ziemliche Anzahl von Moränen, die vom Neuenburger Hochjura herab gekommen sind. Einige Thäler weisen Wildbachablagerungen oder unterseeische Deltabildungen auf (Vallée de Joux, Val de Travers, St. Immerthal etc.), die damals entstanden, als der längs dem Jurafuss bis zum Moränenamphitheater von Wangen an der Aare (unterhalb Solothurn) reichende Rhonegletscher die Juraklusen (Gorges de l'Areuse, Klus von Rondchâtel etc.) nach Aussen abschloss. Wenn, wie dies oft der Fall ist, Grundmoränen oder Seealluvionen die Sohle der Jurathäler bedecken, so wird der Boden für Wasser undurchlässig; es bilden sich dann in der Sohle der tertiären Mulden oder der Argovien- und Oxford-Comben Torfmoore (sagnes oder saignes), die sogar noch bis an die mergeligen Hänge der Comben hinaufreichen.
Bergstürze. An einzelnen Stellen haben sich von den Kämmen mächtige Blöcke von jurassischem Gestein losgelöst, die dann in die mergelige Sohle der Zirken und Comben abgeglitten sind (z. B. die sog. Roche Brisée bei Soubey). Anderswo haben Erdbeben, wie z. B. das von 1356, echte Bergstürze gezeitigt, so denjenigen von Weingreis bei Twann. Stürze und Rutschungen sind besonders häufig im Thal des Doubs (Moron, Bief d'Etoz, Goumois etc.). Der Sturz von Fulnau, zwischen Grellingen und Seewen, hat einen kleinen See aufgestaut, der durch einen unter der Staubarre hindurch getriebenen künstlichen Stollen (das sog. Seeloch) abgeflossen ist und heute wieder trocken liegt.
Rezente Bildungen, wie Kalktuff, Torf etc. sind im Jura häufig, zeichnen sich aber vor den gleichen Ablagerungen in andern Gebieten durch keine besonderen Merkmale aus. (Ueber die Torfmoore und ihr Pflanzenkleid vergl. die Abschnitte Technologie und Flora.) Fossilien finden sich in den Sedimenten des Quaternärs nicht häufig; erwähnenswert sind die Funde von Backen- und Stosszähnen des Mammut (Elephas primigenius) in den Terrassenschottern der Birs bei Grellingen, im Lehm der Ajoie bei Bellevue (nahe Pruntrut) und in demjenigen bei Les Joux Derrières nahe La Chaux de Fonds. Ein Bruchstück eines Backenzahnes des Mammut ist auch bei Les Fahys über Neuenburg entdeckt worden. Die Höhlen des ¶