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Passübergang der Staffelegg (624 m). Der scharf hervortretende und spitze Doggerkamm der Gislifluh reicht bis zum Aareknie bei Wildegg, taucht hier unter den Malm und s. vom Birrfeld auch unter die Molasse des Mittellandes.
Die letzte, bis in den Kanton Zürich (Regensberg und Dielsdorf) übergreifende Jurakette endlich reiht sich der eben erwähnten Dislokationszone im N. an und schiebt sich mit dem Linnberg, dessen geologischer Bau durch den dieses Gebiet anormalen Kontaktes querenden Tunnel entschleiert worden ist, ebenfalls über die Rheintafel, d. h. den Bötzberg, auf. Der Linnberg gehört in der Tat der Lägern- oder Habsburgkette an, die bei Schinznach (Mineralquellen) von der Aare, bei Birmensdorf s. von Brugg und Windisch (Vindonissa) von der Reuss und bei Baden (Mineralquellen und Thermen) von der Limmat in weiten Querthälern durchbrochen wird.
Diese Kette ist der Länge nach bis zur Trias hinunter geöffnet (Ruine Habsburg auf einem Muschelkalkkamm) und von Längsverwerfungen (Schambelen) durchzogen. Jenseits Baden bildet die Lägern eine hohe Falte (Burghorn 863 m, Hochwacht 856 m), deren Kamm aus Malm (Kimeridge) besteht, im Landschaftsbild scharf hervorsticht, nach N. sehr steil abfällt und auf einer wesentlich mergeligen Unterlage, die bis zum Keuper hinab ansteht, ruht. Der n. Gewölbeschenkel ist mehr oder weniger abradiert, verworfen u. sogar dislociert (Deckschollen und losgelöste Schichtfetzen). Kurz bevor die Kette unter die tertiären und quaternären Gebilde des Kantons Zürich taucht, sind in den Steinbrüchen von Regensberg die verschiedenen Stufen des hier ganz in schwäbischer Fazies ausgebildeten Malm noch einmal sehr klar aufgeschlossen.
An dieser Stelle endigt das Juragebirge mit einer einzigen spitzen Falte, ähnlich den ersten südlichen Faltenzügen, mit welchen es beginnt.
Hydrographie:
Flüsse und Seen.
Das Juragebirge wird durch den Rhein zur Nordsee und durch die Saône und Rhone zum Mittelmeer entwässert. Der wichtigste dem Gebirge selbst angehörende Fluss ist der Doubs (s. diesen Art.), der im Ganzen mehr als 430 km lang ist, wovon aber kaum 30 km des Mittellaufes ganz auf Schweizerboden liegen (Umgebung von Saint Ursanne 420 m). Ebenso gehören auch seine grössten Zuflüsse (der Dessoubre und die Loue mit dem Lison) ganz dem französischen Gebiet an. Der Doubs erhält aus dem schweizerischen Jura neben einigen ihm auf seinem tief eingeschnittenen Weg längs der Landesgrenze und auf Schweizerboden von Le Locle bis Saint Ursanne und Ocourt zugehenden kleinen Bächen und Stromquellen nur die Flüsse der Ajoie, d. h. die an den Rangiers entspringende und Asuel und Alle durchfliessende Allaine mit ihren Nebenadern, und eine Anzahl von Bächen.
Die Allaine nimmt bei Pruntrut den nur periodisch fliessenden Creux Gena oder Creugenat (s. diesen Art.) auf, der von Cheveney oder auf vermutetem unterirdischem Weg vielleicht sogar von Damvant herkommt. N. von Delle (Territorium Belfort) erhält sie die Cauvatte, in die bei Florimont die Bonfol durchfliessende und einige Weier dieser Gegend entwässernde Vendeline mündet. Nachdem sie das Wiesengelände um Montbéliard durchzogen und einen Teil ihres Wassers an den Rhein-Rhone-Kanal abgegeben hat, vereinigt sich die Allaine bei Voujaucourt mit dem Doubs.
Vom französischen Jura erhält die Rhone unmittelbar den Ain mit der Bienne und die London mit dem aus dem Felsenzirkus an der Faucille kommenden und Gex durchfliessenden Journan. Die London mündet bei La Plaine auf Genfer Boden von rechts in die Rhone. Dem Genfersee geben aus dem Waadtländer Hochjura einige Bäche und kleine Flüsse zu, wie die von Divonne kommende Versoix und der beim Schloss Bonmont entspringende und w. von Nyon mündende Boiron;
die Promenthouse, die sich aus ihren beiden Quellflüssen Cordex (mit der von Saint Cergues kommenden Colline) und Sérine (mit der am Mont Sallaz bei Arzier entspringenden Combaz) bildet;
die Aubonne, die zusammen mit ihrem Nebenarm Toleure in der Umgebung von Bière entsteht;
der Boiron und die Morges, deren Quellen in den Waldungen ö. von Bière liegen;
die am SO.-Fuss des Mont Tendre über L'Isle entspringende Venoge, die von rechts den von der Hochfläche ö. von Bière herabfliessenden Veyron und die von Vullierens kommende Senoge aufnimmt.
Mit dem zum Einzugsgebiet der Orbe gehörenden Nozon ist die Venoge durch einen über La Sarraz ziehenden Kanal verbunden.
Die Wasserscheide zwischen Rhone und Rhein quert den Schweizer Jura in stark schiefer Richtung und folgt einer Linie von Charmoille über die Rangiers, Freiberge, den Sommartel, La Brévine, Les Bayards, Jougne und den Mont Risoux nach Les Rousses. Bis hierher verläuft diese Linie ungefähr parallel der Landesgrenze zwischen der Schweiz und Frankreich, dann umschlingt sie das Jouxthal und geht über den Kamm des Mont Tendre wieder nach N. zurück, um gegen La Praz und La Sarraz abzusteigen. Es gehört somit der Schweizer Jura zum grösseren Teil dem Einzugsgebiet des Rhein an, was übrigens schon aus der Tatsache sich ergibt, dass seine Muldenthäler ganz allgemein gegen NO. zum schweizerischen Mittelland sich senken. Dieser Teil der Juragewässer geht zum Neuenburger- und Bielersee, sowie zwischen Biel und Brugg zur Aare. Den gleichen Weg nehmen auch unterirdische Flussadern, die ihr Wasser von der Oberfläche des Gebirges her erhalten haben; so die Quellen am Mont de Chamblon bei Yverdon, die Quelle des Loquiat bei Saint Blaise und die am Ufer des Bielersees sprudelnden Quellen.
Die aus dem Jura kommenden Nebenflüsse des Aaregebietes sind folgende: die Orbe, die am W.-Fuss des Noirmont, sö. vom Plateau von Les Rousses (1080 m), entspringt, zuerst den kleinen Lac des Rousses bildet, nö. von Bois d'Amont auf Schweizerboden übertritt, dann auf eine Länge von mehr als 18 km mit zahlreichen Schlingen über Le Brassus und Le Sentier das Jouxthal durchzieht und in den Lac de Joux (9 km lang, im Maximum 1,3 km breit und 33 m tief) mündet. Bei Le Pont schliesst sich an diesen der nicht ganz 2 km lange Lac Brenet an, der hauptsächlich durch den Trichter von Bonport (1009 m) unterirdisch abfliesst. Dieses Wasser tritt in der sog. Orbequelle (Source de l'Orbe), am W.-Ende des Thales von Vallorbe, wieder zu Tage und fliesst von Le Day an in tiefem Tobel bis Orbe, nachdem ihm w. von Ballaigues die vom N.-Hang des Suchet kommende und zum grössten Teil auf französischem Boden liegende Jougnenaz zugekommen. Zwischen Orbe und Chavornay ¶
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erhält die Orbe den vom Jorat herabsteigenden Talent mit dem bei Vaulion entspringenden und Romainmôtier durchziehenden Nozon. Mit der Venoge steht der Talent durch den Kanal von Entreroches in Verbindung, der vom 17. Jahrhundert bis 1829 bis zur bemerkenswerten Klus von Entreroches (durch die einst ein alter Flusslauf, vermutlich die Venoge, ging) der Schiffahrt diente. Nach der Vereinigung mit dem Talent erhält die Orbe den Namen Toile oder Thièle (Zihl) und durchzieht bis zu ihrer Mündung in den Neuenburgersee eine sumpfige Ebene, die ohne Zweifel einst den See nach SW. fortsetzte und dann durch die Geschiebe der Orbe und des Talent aufgefüllt worden ist. Oberhalb Yverdon (432 m) hat man den Flusslauf korrigiert.
Der Neuenburgersee, der grösste Randsee des Jura, ist nahe an 40 km lang und im Maximum 9 km breit. Er bildet eine doppelte Wanne, indem seinem Boden in der Längsrichtung ein unterseeischer Höhenzug, La Motte genannt, aufgesetzt ist. Maximale Tiefe (vor Bevaix) 153 m. Auf seiner dem Jura zugekehrten linken Seite erhält der Neuenburgersee mehrere Zuflüsse, deren Wasserführung, wie bei allen Juragewässern überhaupt, starken Schwankungen unterworfen ist. Wir nennen hier nur die beträchtlichsten.
Der Arnon, der schon in den Burgunderkriegen seine Rolle gespielt hat, kommt aus der Gegend von Vuitebœuf, wo er den die malerische Schlucht von Covatannaz durchziehenden Abfluss des Hochthales von Sainte Croix aufnimmt; dem Mont Aubert entspringen die grossen Quellen der Diaz und Raisse (Säge); die Tanaz oder der Bach von Vaumarcus entsteht im quaternären Längsthal von Provence (der sog. Béroche). Die Areuse endlich entspringt als starke Stromquelle, die z. T. vom Oberflächenwasser des Thales von La Brévine (Lac des Taillières in 1050 m; 6 km n. der Quelle) gespiesen wird, hinten im Zirkus von Saint Sulpice und entwässert das Val de Travers.
Sie nimmt bei Fleurier von links den Buttes auf, der die durch die Schluchten von Noirvaux und Longeaigue herabkommenden Wasser der Mulde von L'Auberson und von La Côte aux Fées sammelt; bei Couvet erhält sie von rechts den Sucre, dessen Quellbäche in den Argovienzirken der Kette des Crêt de l'Oura entspringen. Die Ortschaft Noiraigue verdankt ihren Namen den aus dem Felsen sprudelnden starken Stromquellen, deren Wasser aus dem Thal von Les Ponts durch Trichter und Klüfte im Gestein bis hierher gelangt und die sich zum kurzen Flusslauf der von links in die Areuse mündenden Noiraigue vereinigen.
Auf seinem Lauf durch die berühmten Gorges de l'Areuse bis Boudry erhält der Fluss nur noch das Wasser von einer Reihe von Quellen, die z. T. für die Wasserversorgung von Neuenburg und La Chaux de Fonds gefasst worden sind (Elektrizitäts- und Wasserwerke mit Druckpumpen). Die Areuse ist etwa 25 km lang, führt viel Geschiebe und hat ein ziemlich bedeutendes Delta in den Neuenburgersee hinaus gebaut. Die Serrières sammelt das Wasser des Val de Ruz und entspringt als starke Stromquelle kurz vor ihrer Mündung in den See hinten in einer tiefen und sehr kurzen Schlucht (Chokoladefabrik, Papierfabrik, Säge).
Oberflächlich entwässert wird das Val de Ruz durch den Seyon, der durch die schönen Gorges du Seyon von Valangin gegen Neuenburg fliesst. Der Neuenburgersee bildete in vorhistorischer Zeit mit dem Bielersee zusammen ein einziges Wasserbecken und ist heute von ihm durch eine sumpfige Ebene getrennt, die von La Tène bis Saint Jean (bei Le Landeron) von den kanalisierten Serpentinen der Thièle (Zihl) durchzogen wird. Bei Cressier mündet in diese der oben im Vallon d'Enges entspringende und in seiner Wasserführung stark schwankende Wildbach Mortruz, der in vorhistorischer Zeit am Rande der Sumpfebene einen beträchtlichen Schuttkegel angeschwemmt hat.
Der Bielersee sammelt die Wasser der Montagne de Diesse oder des Tessenbergs, der Gruppe des Chasseral und der Längsthäler von St. Immer und Péry. Die aus den Sümpfen von Lignières, Nods und Diesse kommenden Bäche stürzen in schönen, aber in malerischen Schluchten versteckten Kaskaden zum See herunter; es sind dies der Bach von Vaux zwischen Lignières und Neuenstadt und der Twannbach (Ruisseau de Douanne) oder die Arzillière zwischen Diesse und Twann, der noch durch eine Anzahl von ständig oder temporär fliessenden Quellen (Brunnmühle bei Twann) verstärkt wird.
Die Schüss oder Suze entspringt im Thal von Les Convers an je nach der Jahreszeit wechselnder Stelle und durchfliesst die industriellen Ortschaften des St. Immerthales. Bei Sonceboz bricht sie durch die kleine Klus von Tournedoz, folgt dann dem Val de Péry und tritt bei La Reuchenette in die schöne Schlucht von Rondchâtel ein, wo sie die heute von der Stadt Biel gefassten Stromquellen der Merlin erhält. Dann durcheilt sie mit vielen Stromschnellen die stark eingeengte und stetsfort sich vertiefende Klus des Taubenlochs oder Dubelochs (über Bözingen) und wendet sich endlich durch eine von ihr selbst aufgeschüttete Alluvionsebene dem N.-Ende des Bielersees zu. Sie mündet bei Nidau in die Alte Zihl, während ein kürzlich vergrösserter Kanal einen Teil ihres Wassers durch die Stadt Biel hindurch in den See leitet. In diesen Kanal mündet noch der Bielerbach, der in der Stadt selbst als Stromquelle (Römerquelle) entspringt.
Durch den Hagneckkanal (an dessen Mündung ein Wasser- und Elektrizitätswerk; rasche Deltabildung) fliessen jetzt auch die Wasser der Aare in den Bielersee, den sie zusammen mit denen der Zihl in einem grossen und gegenüber dem alten Bett um einige Meter vertieften Kanal wieder verlassen, um das Brügger Moos zu durchziehen und bei Büren in 432 m (Mittelwasserstand) sich wieder mit dem natürlichen Aarelauf zu vereinigen. Von diesem Punkt an bis zum Rhein erhält die Aare selbst alle Wasser aus dem Jura.
Vom Solothurner und Aargauer Gebirgsfuss kommen ihr ausser der Dünnern nur kleine Bäche zu. Bei Olten mündet die etwa 35 km lange Dünnern, die auf der Schattenseite des Weissensteins im sumpfigen Thal von Welschenrohr (Rosières) entspringt und das Thal von Balsthal durchfliesst, wo sie den Mümliswilerbach und den von Langenbruck kommenden Augstbach (mit dem Schönthalbach) aufnimmt, um durch die Oensinger Klus ins Mittelland auszutreten und hier der Aare parallel zu fliessen. Ihr Mündungslauf geht durch eine von einem einstigen Aarelauf aufgeschüttete Kiesterrasse.
Die Wasser des Nord- und Berner Jura gehen von der Pierre Pertuis (bei Tavannes) an durch die Birs, Ergolz, Sisseln und ihre Zuflüsse zum Rhein. Diese Flussadern gehören übrigens schon fast ganz der Rheintafel an. Die Birs tritt unterhalb der Pierre Pertuis als Stromquelle zu Tage, entwässert zunächst das Thal von Tavannes und durchbricht dann zwischen Court und Delsberg die Ketten des Berner Jura senkrecht zu ihrer Streichrichtung in den sehr malerischen und sehenswerten Klusen von Court, Münster (Moutier), Roches und Choindez. Im Delsbergerthal (Croisée) und vielleicht auch noch in andern Thälern des Birsgebietes bestanden in vorhistorischer Zeit je nach der in den Klusen mehr oder weniger gleichmässig arbeitenden Erosion zeitweise Seebecken. Von Delsberg an folgt die Birs der Sohle der Mulde selbst, in die sie sich ein tiefes und malerisches Bett eingeschnitten hat. Auf diesem Teile ihres Laufes bricht sie noch durch die ebenfalls sehr schönen Klusen der Vorburg, Liesberg-Mühle ¶