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jurassisehen (Rauracien und Sequan) Kämmen begleitet, die selbst wieder mehr oder weniger von Klusen oder halben Klusen (ruz) durch- und angeschnitten sind. Die Kette des Raimeux setzt sich bis in den Solothurner Jura fort, wo sie sich verzweigt und durch das Auftreten von sekundären Falten einen verwickelten Bau erhält. Sie zieht über die Hohe Winde (oder La Vignette 1207 m), den Passwang (Pass in 1006 m, Doggerkamm in 1207 m) und die Wasserfalle (Fussweg in 1020 m), um ö. Langenbruck wie die eben beschriebenen Ketten und zusammen mit der des Mont de Vellerat mit dem Gebirgsknoten des Hauensteins zu verschmelzen.
Die Falten des Mont Raimeux schaaren sich um die Wasserfalle so dicht zusammen, dass nur ganz enge Längsthälchen dazwischen Platz finden. Beide Ketten sind durch die Erosion in viele kleine Kämme zerstückelt worden, die Wald oder Weiden tragen und einen starken Wechsel in der Beschaffenheit des Untergrundes zeigen. In der Umgebung von Langenbruck und Eptingen linden wir endlich noch einige vorgelagerte Doggerkämme mit mehr als 1000 m Höhe, wie das Kellenköpfli (1144 m), den Bilsteinberg (1129 m) und die Belchenfluh (von Bal, Belenus herzuleiten) oder den Ballon d'Eptingen (1102 m).
Delsbergerthal. Die eben beschriebenen, verwickelten Berglandschaften des Solothurner und Basler Jura bilden einen grossen Gegensatz zu der breiten Mulde des Delsbergerthales (Val de Delémont) mit ihren ruhigen und gleichmässigen Linien. Dieses schönste Synklinalthal des Jura heisst im Lande selbst kurzweg «la Vallée» und umschliesst eine Anzahl von tertiären Hügeln mit sehr fruchtbaren Hängen und Umgebungen. Es ist mehr als 20 km lang und im Mittel 5 km breit.
Der schmälere O.-Abschnitt, das sog. Val Terbi, trägt die Dörfer Courchapoix, Corban, Montsevelier und Mervelier. Die Trapezform des Delsbergerthales wird bedingt durch die beiden Ketten von Saint Brais im W. und des Trogbergs mit dem Châtelard de Mervelier im O., die unter sich parallel nach NNO. streichen, während die beiden langen Randketten im S. und N. des Thales, die des Mont de Vellerat und der genau O.-W. ziehenden Rangiers, gegen das O.-Ende der Mulde zu konvergieren.
Kette des Lomont. Die durch ihre Länge von mehr als 140 km und ihr gleichmässiges Streichen bemerkenswerte Kette des Lomont oder der Rangiers beginnt ö. von Besançon und zieht, ganz im Gegensatz zu den Falten im Innern des Gebirges, in der Richtung nach O., wobei sie hie und da durch Einsattelungen und Ablösungen etwas gegliedert ist. Sie bildet den längs der Geosynklinalen von Montbéliard verlaufenden Aussenrand des Nordjura. (Es sind ihr allerdings noch einige untergeordnete Aussenketten vorgelagert, die den Elsässer Anteil an der oberrheinischen Tiefebene nach S. begrenzen). An Höhe bleibt sie weit hinter den Ketten des Hochjura zurück, indem ihr höchster Punkt, der Mont Gremay (mit Unrecht auch Mont Terrible genannt) s. von Cornol, nur 944 m erreicht.
Von den Vogesen aus gesehen, erscheint sie am Horizont als langer, dunkelblauer, bewaldeter Wall, woher die Namen Bleumont, Lomont, Blauen. In ihrem westl. Abschnitt ist die Kette des Lomont im Allgemeinen wenig gegliedert und nur nördl. von Saint Hippolyte (Departement Doubs) von einer Klus durchbrochen und in der Ajoie an mehreren Stellen (Bressaucourt, Cornol) von Liaszirken angeschnitten. Anders der O.-Abschnitt, der von den Malettes (800 m; Ablösung und horizontale Transversalverschiebung) an weit offenere oder verwickeltere orographische Gestaltung zeigt.
Nach dem Doggergewölbe der Chaive oder Vorburg (920 m) über Delsberg öffnet sich die Kette des Lomont oder der Rangiers am Creux du Vorburg und bei Bellerive zu einer schönen Lias-Keupercombe und wird hier zugleich von der nach SW. orientierten und von der Birs durchflossenen Klus von Vorburg-Soyhières schief durchbrochen. Von Bärswil bis Waldenburg besteht die Kette aus langen, mehr oder weniger von Malm flankierten Doggerkämmen, an deren Fuss von Erschwil bis zur Rheintafel eine fruchtbare Lias-Keupercombe in ununterbrochenem Zug sich anlehnt. Mitten in dieser Combe steht bei Meltigen dazu noch ein Muschelkalkgewölbe an, an dem weiterhin gegen Reigoldswil und um Waldenburg und Eptingen starke Lagerungsstörungen beobachtet werden. Die Kette setzt sich über den Hauenstein bis Erlinsbach w. von Aarau fort, wo sie endigt.
Nordjura (Ajoie, Laufen, Seewen). In dem an den Elsass (Pfirt oder Ferrette) grenzenden Abschnitt des nördl. Jura, sowie n. vom Thal von Laufen (Laufon) und in der Umgebung von Seewen (Kanton Solothurn) finden wir noch weitere Ketten, die der allgemeinen Streichrichtung des Lomont parallel ziehen und dem von N. kommenden Beobachter als die ersten Vorstufen des Jura erscheinen. Diese meist bemerkenswert regelmässig gebauten Falten steigen ganz allmählich aus der die Grenzzone gegen den Elsass bildenden tertiären und quaternären Decke auf. Auf der französisch-schweizerischen Grenze haben wir zunächst von Boncourt bis Bonfol die Kette des Florimont (512 m), die von der Allaine, Cauvatte und Vendeline in drei kleinen Klusen durchbrochen wird; dann kommen die schönen Malmgewölbe von Pruntrut (Fahy, Banné mit der Perche), ebenfalls mit kleinen Klusen, ferner die Kette des Morimont, n. von Miécourt, die sogleich auf deutschen Boden übertritt. Es folgen die Doggergewölbe von Movelier und des Ring, beide s. der Lützel (Lucelle), die das diese Ketten im N. begleitende Muldenthal beständig weiter austieft. Nördl. vom Thal von Laufen liegt die schöne Kette des Blauen (892 m), die bei Grellingen von einer Klus durchschnitten wird und an die sich das kleine Gewölbe von Flühen (359 m) anreiht. Dieses wird am Fuss der auf dem Rauracienkamm der Kette und ganz nahe der Landesgrenze stehenden Veste Landskron (535 m) von der Klus von Mariastein durchzogen.
Ostjura, Lägernkette. Der Untere Hauenstein bildet einen Gebirgsknoten, an dem die Ketten des Lomont, Passwang, Graitery etc. mit einander verschmelzen und der sich durch tektonische Komplikationen (Schuppenstruktur) auszeichnet, wie man beim Bau des Hauensteintunnels (s. den Art. Hauenstein) deutlich erkannt hat. Diese Zone unterer jurassischer und triasischer Gesteine, die von Eptingen über Läufelfingen und Zeglingen bis Kienberg nw. von Aarau zieht, besteht aus einer Reihe von Dogger- oder Muschelkalkkämmen, die schuppenartig über einander und über die hier aus Malm mit einer Tertiärdecke bestehende Rheintafel aufgeschoben sind. Solche Kämme sind u. a. der Wisenberg (1004 m; Muschelkalk) ö. von Läufelfingen, die Geissfluh oder Schafmatt (966 m; Dogger) an der Quelle der Ergolz, der Dottenberg (932 m), die Wasserfluh (869 m), der Asperstrichen (843 m), Gugen (804 m), Brunnenberg und die Gislifluh (774 m) ö. vom
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Passübergang der Staffelegg (624 m). Der scharf hervortretende und spitze Doggerkamm der Gislifluh reicht bis zum Aareknie bei Wildegg, taucht hier unter den Malm und s. vom Birrfeld auch unter die Molasse des Mittellandes.
Die letzte, bis in den Kanton Zürich (Regensberg und Dielsdorf) übergreifende Jurakette endlich reiht sich der eben erwähnten Dislokationszone im N. an und schiebt sich mit dem Linnberg, dessen geologischer Bau durch den dieses Gebiet anormalen Kontaktes querenden Tunnel entschleiert worden ist, ebenfalls über die Rheintafel, d. h. den Bötzberg, auf. Der Linnberg gehört in der Tat der Lägern- oder Habsburgkette an, die bei Schinznach (Mineralquellen) von der Aare, bei Birmensdorf s. von Brugg und Windisch (Vindonissa) von der Reuss und bei Baden (Mineralquellen und Thermen) von der Limmat in weiten Querthälern durchbrochen wird.
Diese Kette ist der Länge nach bis zur Trias hinunter geöffnet (Ruine Habsburg auf einem Muschelkalkkamm) und von Längsverwerfungen (Schambelen) durchzogen. Jenseits Baden bildet die Lägern eine hohe Falte (Burghorn 863 m, Hochwacht 856 m), deren Kamm aus Malm (Kimeridge) besteht, im Landschaftsbild scharf hervorsticht, nach N. sehr steil abfällt und auf einer wesentlich mergeligen Unterlage, die bis zum Keuper hinab ansteht, ruht. Der n. Gewölbeschenkel ist mehr oder weniger abradiert, verworfen u. sogar dislociert (Deckschollen und losgelöste Schichtfetzen). Kurz bevor die Kette unter die tertiären und quaternären Gebilde des Kantons Zürich taucht, sind in den Steinbrüchen von Regensberg die verschiedenen Stufen des hier ganz in schwäbischer Fazies ausgebildeten Malm noch einmal sehr klar aufgeschlossen.
An dieser Stelle endigt das Juragebirge mit einer einzigen spitzen Falte, ähnlich den ersten südlichen Faltenzügen, mit welchen es beginnt.
Hydrographie:
Flüsse und Seen.
Das Juragebirge wird durch den Rhein zur Nordsee und durch die Saône und Rhone zum Mittelmeer entwässert. Der wichtigste dem Gebirge selbst angehörende Fluss ist der Doubs (s. diesen Art.), der im Ganzen mehr als 430 km lang ist, wovon aber kaum 30 km des Mittellaufes ganz auf Schweizerboden liegen (Umgebung von Saint Ursanne 420 m). Ebenso gehören auch seine grössten Zuflüsse (der Dessoubre und die Loue mit dem Lison) ganz dem französischen Gebiet an. Der Doubs erhält aus dem schweizerischen Jura neben einigen ihm auf seinem tief eingeschnittenen Weg längs der Landesgrenze und auf Schweizerboden von Le Locle bis Saint Ursanne und Ocourt zugehenden kleinen Bächen und Stromquellen nur die Flüsse der Ajoie, d. h. die an den Rangiers entspringende und Asuel und Alle durchfliessende Allaine mit ihren Nebenadern, und eine Anzahl von Bächen.
Die Allaine nimmt bei Pruntrut den nur periodisch fliessenden Creux Gena oder Creugenat (s. diesen Art.) auf, der von Cheveney oder auf vermutetem unterirdischem Weg vielleicht sogar von Damvant herkommt. N. von Delle (Territorium Belfort) erhält sie die Cauvatte, in die bei Florimont die Bonfol durchfliessende und einige Weier dieser Gegend entwässernde Vendeline mündet. Nachdem sie das Wiesengelände um Montbéliard durchzogen und einen Teil ihres Wassers an den Rhein-Rhone-Kanal abgegeben hat, vereinigt sich die Allaine bei Voujaucourt mit dem Doubs.
Vom französischen Jura erhält die Rhone unmittelbar den Ain mit der Bienne und die London mit dem aus dem Felsenzirkus an der Faucille kommenden und Gex durchfliessenden Journan. Die London mündet bei La Plaine auf Genfer Boden von rechts in die Rhone. Dem Genfersee geben aus dem Waadtländer Hochjura einige Bäche und kleine Flüsse zu, wie die von Divonne kommende Versoix und der beim Schloss Bonmont entspringende und w. von Nyon mündende Boiron;
die Promenthouse, die sich aus ihren beiden Quellflüssen Cordex (mit der von Saint Cergues kommenden Colline) und Sérine (mit der am Mont Sallaz bei Arzier entspringenden Combaz) bildet;
die Aubonne, die zusammen mit ihrem Nebenarm Toleure in der Umgebung von Bière entsteht;
der Boiron und die Morges, deren Quellen in den Waldungen ö. von Bière liegen;
die am SO.-Fuss des Mont Tendre über L'Isle entspringende Venoge, die von rechts den von der Hochfläche ö. von Bière herabfliessenden Veyron und die von Vullierens kommende Senoge aufnimmt.
Mit dem zum Einzugsgebiet der Orbe gehörenden Nozon ist die Venoge durch einen über La Sarraz ziehenden Kanal verbunden.
Die Wasserscheide zwischen Rhone und Rhein quert den Schweizer Jura in stark schiefer Richtung und folgt einer Linie von Charmoille über die Rangiers, Freiberge, den Sommartel, La Brévine, Les Bayards, Jougne und den Mont Risoux nach Les Rousses. Bis hierher verläuft diese Linie ungefähr parallel der Landesgrenze zwischen der Schweiz und Frankreich, dann umschlingt sie das Jouxthal und geht über den Kamm des Mont Tendre wieder nach N. zurück, um gegen La Praz und La Sarraz abzusteigen. Es gehört somit der Schweizer Jura zum grösseren Teil dem Einzugsgebiet des Rhein an, was übrigens schon aus der Tatsache sich ergibt, dass seine Muldenthäler ganz allgemein gegen NO. zum schweizerischen Mittelland sich senken. Dieser Teil der Juragewässer geht zum Neuenburger- und Bielersee, sowie zwischen Biel und Brugg zur Aare. Den gleichen Weg nehmen auch unterirdische Flussadern, die ihr Wasser von der Oberfläche des Gebirges her erhalten haben; so die Quellen am Mont de Chamblon bei Yverdon, die Quelle des Loquiat bei Saint Blaise und die am Ufer des Bielersees sprudelnden Quellen.
Die aus dem Jura kommenden Nebenflüsse des Aaregebietes sind folgende: die Orbe, die am W.-Fuss des Noirmont, sö. vom Plateau von Les Rousses (1080 m), entspringt, zuerst den kleinen Lac des Rousses bildet, nö. von Bois d'Amont auf Schweizerboden übertritt, dann auf eine Länge von mehr als 18 km mit zahlreichen Schlingen über Le Brassus und Le Sentier das Jouxthal durchzieht und in den Lac de Joux (9 km lang, im Maximum 1,3 km breit und 33 m tief) mündet. Bei Le Pont schliesst sich an diesen der nicht ganz 2 km lange Lac Brenet an, der hauptsächlich durch den Trichter von Bonport (1009 m) unterirdisch abfliesst. Dieses Wasser tritt in der sog. Orbequelle (Source de l'Orbe), am W.-Ende des Thales von Vallorbe, wieder zu Tage und fliesst von Le Day an in tiefem Tobel bis Orbe, nachdem ihm w. von Ballaigues die vom N.-Hang des Suchet kommende und zum grössten Teil auf französischem Boden liegende Jougnenaz zugekommen. Zwischen Orbe und Chavornay
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erhält die Orbe den vom Jorat herabsteigenden Talent mit dem bei Vaulion entspringenden und Romainmôtier durchziehenden Nozon. Mit der Venoge steht der Talent durch den Kanal von Entreroches in Verbindung, der vom 17. Jahrhundert bis 1829 bis zur bemerkenswerten Klus von Entreroches (durch die einst ein alter Flusslauf, vermutlich die Venoge, ging) der Schiffahrt diente. Nach der Vereinigung mit dem Talent erhält die Orbe den Namen Toile oder Thièle (Zihl) und durchzieht bis zu ihrer Mündung in den Neuenburgersee eine sumpfige Ebene, die ohne Zweifel einst den See nach SW. fortsetzte und dann durch die Geschiebe der Orbe und des Talent aufgefüllt worden ist. Oberhalb Yverdon (432 m) hat man den Flusslauf korrigiert.
Der Neuenburgersee, der grösste Randsee des Jura, ist nahe an 40 km lang und im Maximum 9 km breit. Er bildet eine doppelte Wanne, indem seinem Boden in der Längsrichtung ein unterseeischer Höhenzug, La Motte genannt, aufgesetzt ist. Maximale Tiefe (vor Bevaix) 153 m. Auf seiner dem Jura zugekehrten linken Seite erhält der Neuenburgersee mehrere Zuflüsse, deren Wasserführung, wie bei allen Juragewässern überhaupt, starken Schwankungen unterworfen ist. Wir nennen hier nur die beträchtlichsten.
Der Arnon, der schon in den Burgunderkriegen seine Rolle gespielt hat, kommt aus der Gegend von Vuitebœuf, wo er den die malerische Schlucht von Covatannaz durchziehenden Abfluss des Hochthales von Sainte Croix aufnimmt; dem Mont Aubert entspringen die grossen Quellen der Diaz und Raisse (Säge); die Tanaz oder der Bach von Vaumarcus entsteht im quaternären Längsthal von Provence (der sog. Béroche). Die Areuse endlich entspringt als starke Stromquelle, die z. T. vom Oberflächenwasser des Thales von La Brévine (Lac des Taillières in 1050 m; 6 km n. der Quelle) gespiesen wird, hinten im Zirkus von Saint Sulpice und entwässert das Val de Travers.
Sie nimmt bei Fleurier von links den Buttes auf, der die durch die Schluchten von Noirvaux und Longeaigue herabkommenden Wasser der Mulde von L'Auberson und von La Côte aux Fées sammelt; bei Couvet erhält sie von rechts den Sucre, dessen Quellbäche in den Argovienzirken der Kette des Crêt de l'Oura entspringen. Die Ortschaft Noiraigue verdankt ihren Namen den aus dem Felsen sprudelnden starken Stromquellen, deren Wasser aus dem Thal von Les Ponts durch Trichter und Klüfte im Gestein bis hierher gelangt und die sich zum kurzen Flusslauf der von links in die Areuse mündenden Noiraigue vereinigen.
Auf seinem Lauf durch die berühmten Gorges de l'Areuse bis Boudry erhält der Fluss nur noch das Wasser von einer Reihe von Quellen, die z. T. für die Wasserversorgung von Neuenburg und La Chaux de Fonds gefasst worden sind (Elektrizitäts- und Wasserwerke mit Druckpumpen). Die Areuse ist etwa 25 km lang, führt viel Geschiebe und hat ein ziemlich bedeutendes Delta in den Neuenburgersee hinaus gebaut. Die Serrières sammelt das Wasser des Val de Ruz und entspringt als starke Stromquelle kurz vor ihrer Mündung in den See hinten in einer tiefen und sehr kurzen Schlucht (Chokoladefabrik, Papierfabrik, Säge).
Oberflächlich entwässert wird das Val de Ruz durch den Seyon, der durch die schönen Gorges du Seyon von Valangin gegen Neuenburg fliesst. Der Neuenburgersee bildete in vorhistorischer Zeit mit dem Bielersee zusammen ein einziges Wasserbecken und ist heute von ihm durch eine sumpfige Ebene getrennt, die von La Tène bis Saint Jean (bei Le Landeron) von den kanalisierten Serpentinen der Thièle (Zihl) durchzogen wird. Bei Cressier mündet in diese der oben im Vallon d'Enges entspringende und in seiner Wasserführung stark schwankende Wildbach Mortruz, der in vorhistorischer Zeit am Rande der Sumpfebene einen beträchtlichen Schuttkegel angeschwemmt hat.
Der Bielersee sammelt die Wasser der Montagne de Diesse oder des Tessenbergs, der Gruppe des Chasseral und der Längsthäler von St. Immer und Péry. Die aus den Sümpfen von Lignières, Nods und Diesse kommenden Bäche stürzen in schönen, aber in malerischen Schluchten versteckten Kaskaden zum See herunter; es sind dies der Bach von Vaux zwischen Lignières und Neuenstadt und der Twannbach (Ruisseau de Douanne) oder die Arzillière zwischen Diesse und Twann, der noch durch eine Anzahl von ständig oder temporär fliessenden Quellen (Brunnmühle bei Twann) verstärkt wird.
Die Schüss oder Suze entspringt im Thal von Les Convers an je nach der Jahreszeit wechselnder Stelle und durchfliesst die industriellen Ortschaften des St. Immerthales. Bei Sonceboz bricht sie durch die kleine Klus von Tournedoz, folgt dann dem Val de Péry und tritt bei La Reuchenette in die schöne Schlucht von Rondchâtel ein, wo sie die heute von der Stadt Biel gefassten Stromquellen der Merlin erhält. Dann durcheilt sie mit vielen Stromschnellen die stark eingeengte und stetsfort sich vertiefende Klus des Taubenlochs oder Dubelochs (über Bözingen) und wendet sich endlich durch eine von ihr selbst aufgeschüttete Alluvionsebene dem N.-Ende des Bielersees zu. Sie mündet bei Nidau in die Alte Zihl, während ein kürzlich vergrösserter Kanal einen Teil ihres Wassers durch die Stadt Biel hindurch in den See leitet. In diesen Kanal mündet noch der Bielerbach, der in der Stadt selbst als Stromquelle (Römerquelle) entspringt.
Durch den Hagneckkanal (an dessen Mündung ein Wasser- und Elektrizitätswerk; rasche Deltabildung) fliessen jetzt auch die Wasser der Aare in den Bielersee, den sie zusammen mit denen der Zihl in einem grossen und gegenüber dem alten Bett um einige Meter vertieften Kanal wieder verlassen, um das Brügger Moos zu durchziehen und bei Büren in 432 m (Mittelwasserstand) sich wieder mit dem natürlichen Aarelauf zu vereinigen. Von diesem Punkt an bis zum Rhein erhält die Aare selbst alle Wasser aus dem Jura.
Vom Solothurner und Aargauer Gebirgsfuss kommen ihr ausser der Dünnern nur kleine Bäche zu. Bei Olten mündet die etwa 35 km lange Dünnern, die auf der Schattenseite des Weissensteins im sumpfigen Thal von Welschenrohr (Rosières) entspringt und das Thal von Balsthal durchfliesst, wo sie den Mümliswilerbach und den von Langenbruck kommenden Augstbach (mit dem Schönthalbach) aufnimmt, um durch die Oensinger Klus ins Mittelland auszutreten und hier der Aare parallel zu fliessen. Ihr Mündungslauf geht durch eine von einem einstigen Aarelauf aufgeschüttete Kiesterrasse.
Die Wasser des Nord- und Berner Jura gehen von der Pierre Pertuis (bei Tavannes) an durch die Birs, Ergolz, Sisseln und ihre Zuflüsse zum Rhein. Diese Flussadern gehören übrigens schon fast ganz der Rheintafel an. Die Birs tritt unterhalb der Pierre Pertuis als Stromquelle zu Tage, entwässert zunächst das Thal von Tavannes und durchbricht dann zwischen Court und Delsberg die Ketten des Berner Jura senkrecht zu ihrer Streichrichtung in den sehr malerischen und sehenswerten Klusen von Court, Münster (Moutier), Roches und Choindez. Im Delsbergerthal (Croisée) und vielleicht auch noch in andern Thälern des Birsgebietes bestanden in vorhistorischer Zeit je nach der in den Klusen mehr oder weniger gleichmässig arbeitenden Erosion zeitweise Seebecken. Von Delsberg an folgt die Birs der Sohle der Mulde selbst, in die sie sich ein tiefes und malerisches Bett eingeschnitten hat. Auf diesem Teile ihres Laufes bricht sie noch durch die ebenfalls sehr schönen Klusen der Vorburg, Liesberg-Mühle
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und Glashütte (Verrerie) Bärswil. Es reihen sich also hier wie beim Doubs zahlreiche Schluchten, Tobel und Klusen derart hintereinander, dass für Wiesen- und Ackerbau nur wenig Raum übrig bleibt. Dagegen haben sich in diesen Engpässen viele industrielle Betriebe angesiedelt. Nachher durchzieht die Birs als friedlicher Fluss das breite Thal von Laufen und tritt in die Schlucht und den Zirkus von Grellingen ein, um bei Aesch das SO.-Ende der oberrheinischen Tiefebene zu erreichen und von da an wenig tief eingesenkt über Dornach, Mönchenstein und das geschichtlich denkwürdige St. Jakob dem Rhein zuzustreben, in den sie bei Birsfelden (ö. von Basel) in 250 m mündet. Auf ihrem über 71 km langen Lauf erhält sie von links die aus der Gegend von Tramelan kommende Trame (12 km lang), die die Schluchten von Le Pichoux und Undervelier sowie den w. Abschnitt des Delsbergerthales durchfliessende und bei Delsberg mündende Sorne und die bei Bourrignon entspringende Lützel (Lucelle), die beim ehemaligen Kloster Lützel (Lucelle) auf deutschen Boden übertritt, dann bis zu der wilden Schlucht, in der das im Berner Jura enklavierte Solothurner Dorf Klein Lützel (Petit Lucelle) liegt, die Grenze zwischen der Schweiz und dem Elsass bildet und wieder ganz schweizerisch wird, um - immer noch in demselben malerischen Engthal eingeschlossen - sw. von Laufen zu münden.
Von rechts erhält die Birs die am S.-Fuss der Hohen Winde entstehende Schelte, die das wilde Thalstück In der Schelten, das Val Terbi und die Ortschaften Vicques und Courroux durchfliesst, um bei Delsberg beinahe gegenüber der Sorne und vor dem Eintritt der Birs in die Klus der Vorburg zu münden; die Lüssel oder Petite Lucelle, die von der Schattenseite des Passwang kommt, durch die Ortschaft Neuhäuslein (Neuhüsli), das abgelegene Thal von Beinwil, den Zirkus von Erswil und das O.-Ende des Thales von Laufen (das sog. Schwarzbubenland) fliesst und bei Zwingen (nö. von Laufen) mündet; die in der Schlucht von Grellingen mündenden Bäche von Meltingen (Mineralquelle), Nunningen und Bretzwil-See wen. Dieser letztere hat bis zum Ende des 18. Jahrhunderts neben dem Sägeweier unterhalb Seewen einen kleinen Bergsee gebildet, der von einem zu unbestimmter, vielleicht prähistorischer Zeit von der Fulnau niedergegangenen Bergsturz aufgestaut worden war. Dann hat man die Barre mit dem Stollen des sog. «Seeloches» durchbrochen, durch den der See allmählig sich entleerte und der Bach unter dem Sturzschutt hin heute noch seinen Weg findet.
Die Ergolz entspringt an der Schafmatt (966 m; Schattenseite der Geissfluh) nw. von Aarau und durchschneidet mit ihren zahlreichen Nebenadern die Rheintafel. Sie bildet so im Basler Abschnitt der Tafel ein ganzes Netz von Erosionsthälern, die sich alle in der Richtung auf Liestal verbreitern, unter welchem Ort der Fluss ins Rheinthal (275 m) austritt. Solche von links auf die Ergolz ausmündende und entweder bis in den Nordjura hinaufreichende oder auch blos der Tafel angehörende Erosionsthäler sind, von W.-O. gezählt: das Thal von Schauenburg-Goldbrunnen, von Büren-Oristhal-Orismühle, von Reigoldswil-Bubendorf mit der an der Wasserfalle entspringenden Hinteren Frenke, von Waldenburg-Höllstein mit der von Langenbruck kommenden Vorderen Frenke und der Strasse über den Hauenstein, von Eptingen-Sissach mit dem Diegterbach, von Läufelfingen-Rümlingen mit dem Homburgerbach, von Zeglingen-Gelterkinden oder das Eithal mit dem Eibach. Dann folgt das Thal von Rothenfluh nach Ormalingen, das von der Ergolz selbst durchflossen wird, die hier von rechts noch einige unbedeutende Bäche (Hennikerbach etc.) aufnimmt.
Auch die Sisseln entspringt an der N.-Flanke des O.-Jura und durchschneidet mit ihren Nebenadern wie die Ergolz die Rheintafel in ihrem hier aargauischen Abschnitt. Das ganze Flusssystem konvergiert gegen Frick. Das schöne Frickthal wird von fruchtbaren Höhen aus Lias und Keuper umrahmt. Bei Eiken tritt die Sisseln in den Muschelkalk ein und mündet ö. von Stein in den Rhein. Folgendes sind, von W.-O. gezählt, die einzelnen Thalschaften dieses Gebietes: Kienberg (Kanton Solothurn)-Wittnau mit der Verzweigung Oberhof-Wölfliswil, Asp-Deutschbüren-Herznach-Frick mit der Strasse von Frick über die Staffelegg (624 m) nach Aarau, Niederzeihen-Hornussen, Säge Gallenkirch-Bötzen und Effingen-Bötzen in der W.-Flanke des Bötzbergs (Eisenbahntunnel). Daneben hat die Rheintafel noch drei weitere kleine Erosionsthäler, die direkt auf den Rhein ausmünden, nämlich das von Zuzgen sw. von Stein und die von Sulz und Gansingen sö. von Laufenburg, die bis auf den Muschelkalk, Buntsandstein und Vogesensandstein (die tiefsten in der N.-Schweiz anstehenden Gesteinsschichten) hinunter eingeschnitten sind.
Geologie:
Tektonik, Stratigraphie und Geogenie.
Das Juragebirge ist aus einer Reihe von sedimentären, abwechselnd kalkigen und mergeligen Gesteinsschichten und Stufen aufgebaut, die der mesozoischen (sekundären) und känozoischen (tertiären) Aera angehören. Sie erscheinen als übereinander gelagerte, gewellte und gefaltete Schalen, die durch die Tätigkeit der Erosion mehr oder weniger zerstückelt, sowie entweder der Länge nach (Comben) oder quer auf die Falten (Klusen) ausgewaschen worden sind. Diese Verhältnisse bedingen es, dass die tertiären und ein Teil der mesozoischen Schichten beinahe immer in Mulden und als einzelne Fetzen zwischen die jurassischen Ketten oder Falten eingelagert sind. Dazu ist das Gebirge noch stellenweise mit Moränenschutt überführt, der entweder (am Jurafuss) den alpinen oder (im Innern des Gebirges) den lokalen jurassischen Gletschern entstammt.
Die Gesamtheit dieser zwischen der tertiären Saôneebene im W., Rheinebene im N. und dem ebenfalls tertiären schweizerischen Mittelland im SO. liegenden Falten oder das Kettengebirge des Jura bildet einen weitgespannten Halbmond, der aus drei nach SO. konkaven Bogen besteht. Die höchsten und zahlreichsten Falten gehören dem innern - schweizerischen - Bogen an, während die beiden äussern, deren einer die Saôneebene im O. und SO. und deren anderer die Rheinebene im S. umrandet, in der auch noch durch starke Dislokationen ausgezeichneten Gegend von Salins zusammentreffen und hier gegenseitig aufeinander geschoben erscheinen.
Der ledonische Bogen setzt sich bis gegen Pontarlier ins Innere des Gebirges fort und umgrenzt zusammen mit dem Bogen des Hochjura ein dreistufiges Plateau (500-800 m), das sog. juranische Plateau. Der mandubische Bogen oder Bogen des Lomont umrandet gemeinsam mit den zwei eben genannten das von der Loue und dem
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Doubs durchschnittene dubisische Plateau. Alle drei Bogen verschmelzen miteinander im N.- und O.-Jura (Hauenstein) und bilden hier eine Reihe von unter sich übereinander geschobenen und in ihrer Gesamtheit über das nicht gefaltete Gebiet der dem Schwarzwald vorgelagerten Rheintafel aufgeschobenen Schuppen (Schuppenstruktur). Nur eine einzige Kette, die Lägern, erreicht den Kanton Zürich, wo sie als spitze Falte endigt und bei Dielsdorf unter das Tertiär des schweizerischen Mittellandes taucht.
Der Aussenrand des Jura, d. h. die beiden französischen Bogen, ist wie der N.-Fuss des Aargauer Jura von Verwerfungen und Ueberschiebungen durchschwärmt, während der innere, schweizerische, Bogen mit regelmässigerem Bau unter dem Tertiär emportaucht. Die Längsdislokationen bestehen meist aus Ueberschiebungen und Faltenverwerfungen mit losgelösten oder abgesunkenen Kämmen und mehr oder weniger zusammenhängenden Deckschollen, die immer aus einer, meist gegen den Aussenrand des Gebirges, überliegenden Falte entstanden sind.
Daneben treffen wir an einzelnen Stellen auch Dislokationen quer zu den Ketten, die stellenweise an gewisse Klusen gebunden sind und so deren Ausbildung begünstigt haben (Combe de La Ferrière, Oensinger Klus etc.). Abgesehen von diesen nur ausnahmsweise auftretenden Komplikationen besteht der normale und klassische tektonische Bau des Jura aus regelmässigen Gewölbefalten. Wir geben in Folgendem die Nomenklatur der Formen der jurassischen Orographie, wie sie sich aus der Faltung der Erdrinde und der gleichzeitig einsetzenden Erosion in den abwechselnd kalkigen und mergeligen Stufen entwickelt haben.
Am Jurafuss und in mehreren Muldenthälern sieht man Steilabfälle (Falaises) aus tertiären Süsswasserkalken oder oligocänen und miocänen Sandsteinen (Tekton. Schema Nr 1). Die obersten Gewölbedecken gehören den Stufen der untern Kreide an, d. h. dem weissen Urgon (Nr 3), dem Neocomkalk (Nr 5) und dem Valangien (Nr 7). Wo die Gewölbe durch die Erosion nach und nach bis zu den obersten Stufen der Juraformation abgetragen worden sind, bildet die Kreide noch einzelne Kämme, die durch Urgon- (Nr 4), Neocom- (Nr 6) und Purbeck-Comben (Nr 8) von einander getrennt werden.
Dann hat die weiter arbeitende Erosion auch die Malmgewölbe ausgewaschen und in der gleichen Weise Malmkalkkämme (Nr 9) mit dazwischen liegenden mergeligen Malmcomben ausgebildet (Sequan- und Rauracien-Kamm; Sequan-, Argovien- und Oxford-Comben). Später taucht aus der Sohle der Argovien- und Oxford-Comben der Dogger auf, der im Jura recht häufig als Gewölbe zu Tage ansteht (Nr 11'). Wenn die Erosion später auch noch diese Doggergewölbe halbkreis- oder zirkusförmig geöffnet hat, entstehen Doggerkämme (Nr 11) und dazwischen Lias-Keuper-Comben
Physikalische und Politische Karte des Jura
Lf. 88.
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Verlag von Gebr. Attinger. Neuenburg
^[Karte: 4° 30’ O; 46° 30’ N; 1:770000]
POLITISCHE KARTE
Hauptsächlichste Industrien und Verkehrswege
░ Uhrenfabrikation | ● Käserei |
S Seidenindustrie | ⌓ Nahrungsmittelind. |
➚ Holzindustrie | H Hôtelindustrie |
⑃ Metallindustrie | ╚ Lederindustrie |
≏ Elektrische Industrie | ◊ Textilindustrie |
⌂ C Ziegel- u. Cementfabrik | P ▬ Papierind. u. Druckerei |
╬ Musikwerkefabrik | T Tabakverarbeitung |
Projektierte Bahnen ===
PHYSIKALISCHE KARTE
Orographie und Hydrographie
Höhenstufen:
▐ von unter 400 m
▓ von 400 – 700 m
▒ von 700 – 1300 m
░ von über 1300 m
- 100 m Kurven
▓ Torfmoos
x Eishöhlen, Höhlen
v Karstquelle
MCE. BOREL & CIE, Neuchâtel
V. Attinger sc.
PHYSIKALISCHE UND POLITISCHE KARTE DES JURA
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(Nr 12 und 14) mit einem Sinemur-Kamm (Gryphiten-Kalk des unteren Lias; Nr 13). Geht endlich die Erosion noch tiefer (wie z. B. gegen Basel und im Aargau: Meltingen, Limmern etc.), so tauchen aus diesen Lias-Keuper-Comben auch noch Muschelkalkgewölbe auf (Nr 15), die selbst wieder mehr oder weniger gut erhalten, dislociert oder zerstückelt sein können. Es hat somit die Erosion im Juragebirge nicht überall gleich stark gearbeitet. Ebenso ist die ganze soeben geschilderte Schichtenfolge nicht überall vollständig und ebensowenig überall in gleichmässiger Mächtigkeit abgelagert worden. Querprofile, wie sie in unserem tektonischen Schema unter I-III gezeichnet sind, sieht man am klarsten in den die Gewölbe quer durchschneidenden Klusen aufgeschlossen.
Die Unterlage des Juragebirges bildet ohne Zweifel derselbe von Granitgängen und -adern durchsetzte Gneis, der am Fuss des Schwarzwaldes, im Rheinbett bei Laufenburg und unter dem Plateau der Ile Crémieu (bei Saint Quentin im Dauphiné) zu Tage ansteht. Darüber folgt mit Ausschluss des Paläozoikums (soweit wenigstens bis jetzt bekannt) die ganze Reihe der mesozoischen und känozoischen Stufen vom Buntsandstein bis zum Miocän, die wir nun für den ganzen Jura und die Rheintafel (exkl. Randen) in ihren wichtigsten Charakterzügen kurz besprechen wollen. Die Rheintafel zeigt diese Gesteinsfolge von den ältesten bis zu den jüngsten Schichten in ihrer normalen Ueberlagerung am schönsten. Dann tauchen sie unter die Falten und Dislokationen am Aussenrand des Gebirges, um in seinem Innern an der Sohle der Zirken und Klusen wieder zu Tage zu treten.
Triassystem.
Vogesensandstein und Buntsandstein stehen zu beiden Ufern des Rhein an, besonders schön nördl. von Riehen (bei Basel) und zwischen Rheinfelden. Stein und Laufenburg, wo sie diskordant dem Gneis oder den ihn durchschwärmenden eruptiven Adern und Gängen (Granit, Diorit, Porphyre etc.) aufliegen. Zu oberst treffen wir weisse oder bunte Sandsteine, in der Mitte rote Sandsteine mit ziegelrot gefärbten sandigen Thonen und an der Basis Konglomerate. Bei Waldshut (Baden) werden aus den dichten Bänken Mühlsteine gebrochen.
Den Uebergang zum Muschelkalk bilden dolomitische Mergel. In Riehen bei Basel hat man Labyrinthodon Rütimeyeri und da und dort einzelne Stücke von Calamites Schimperi gefunden. Etwa 30 m mächtig. Der 20-30 m mächtige Wellendolomit steht am Rheinufer zwischen Schwaderloch und Augst an. Er enthält zahlreiche Fossilien: Lima striata, L. lineata, Terebratula vulgaris u. a. Die Salzthone der Anhydritgruppe sind am Rheinufer von Rheinsulz bis Augst sichtbar und bilden den Untergrund des ganzen Gebietes, auf dem die Salinen Rheinfelden, Riburg und Baselaugst stehen.
Das erste Steinsalzlager ist 1834 vom Hofrat von Glenck angebohrt worden, und 1844 hat man ein anderes
von 12-114 m Dicke entdeckt. ^[Supplement: von 12 m Mächtigkeit, ist in einer Tiefe von 114 m im Jahre 1834 vom Hofrat von
Glenck angebohrt worden.] Heute werden hier jährlich mehr als 400000 Zentner Salz produziert. Die gleichen Thone liegen auch
unter Koblenz (Bohrung von 1858) und unter dem Dinkelberg (Bohrung von Bettingen 1890), führen an diesen
Stellen aber kein Salz. Ihr Vorhandensein ist ferner im Hauensteintunnel, dann nördl. von Rümisberg und Günsberg in der
Weissensteinkette festgestellt worden. Der beim Anstehen durch Wasseraufnahme zu Gips sich umwandelnde Anhydrit bildet hier
unregelmässige Massen, die abgebaut werden.
Der Muschelkalk, etwa 50 m mächtig, steht als erste Kalkstufe der Rheintafel am subhercynischen Steilabfall (Falaise) oft an, dann findet man ihn auch in Form von Gewölben und Schuppen in mehreren Ketten des Nordjura. Kalkstein, bankweise von Encrinus liliiformis in einzelnen Stücken durchsetzt; seltener sind Ceratites nodosus, Nautilus bidorsatus, Pemphyx Sueuri und andere Leitfossilien. Zu oberst dolomitisch und oft ausgelaugt.
Der fast ganz aus Dolomiten, Gipsmergeln und weichen Sandsteinen bestehende Keuper zeigt an seiner Basis Lettenkohle und Sandsteine mit fossilen Gefässkryptogamen (Equisetum arenaceum, Merianopteris angusta, Pterophyllum Jaegeri, Baiera furcata, Bambusium Imhoffi). Fundstellen: Neue Welt bei Basel, Passwang. An mehreren Stellen (Zeglingen, Cornol etc.) kleine Streifen von Stein- und Gagatkohle. Darüber folgen bunte Mergel mit Bänken von Würfeldolomit und Ansammlungen von gipshaltigem Alabaster, die in den Kantonen Basel, Aargau, Solothurn und Bern mehrfach abgebaut werden. Den Uebergang zum Lias bilden Sandsteine und Mergel des Rät (Infralias, Kössener Schichten) mit Knochen von grossen Reptilien, wie Belodon Plieningeri (= Gresslyosaurus ingens Rütim.) von Niederschönthal bei Liestal, und von Fischen (Saurichthys acuminatus, Sargodon tomicus etc.). Etwa 80 m mächtig.
Jurasystem.
Lias. Masse von schwarzen, schiefrigen und bituminösen Mergeln mit dunkeln Kalken oder Sandsteinen und Arkosen an der Basis.
Im Maximum 100 m mächtig. Im schweizerischen Jura nimmt der Lias an Mächtigkeit gegen NO. ab, wo sich
übrigens die schönsten Aufschlüsse finden (Basel Land,
Aargau,
Weissenstein- und Lomontkette). Im SW. steht er zum letztenmal in ^[Supplement:
der Combe des Quignets und] der Combe aux Auges unter Montpéreux (Kt. Neuenburg)
an, wo einer der Schächte des Tunnels
von Les Loges die ganze Schichtreihe des Lias bis zur Basis des Charmouthien oder mittlern Lias durchbrochen hat. Der untere
Lias oder das Sinémurien ist im allgemeinen in der Form von Gryphitenkalk weit verbreitet und hat eine Menge von Fossilien;
gegen NO. geht er in Sandstein und Arkose über (Solothurn).
Den Uebergang zum Keuper bilden die an der Schambelen
(südl. von Brugg) von Heer und Escher v. der Linth erforschten Insektenmergel.
Sie sind seither nirgends mehr mit einem solchen Reichtum an Fossilien wiedergefunden worden. Der mittlere (Charmouthien) und obere Lias (Toarcien und Aalénien) weisen im Schweizer Jura keine besondern Eigentümlichkeiten auf und bestehen aus denselben Horizonten von Ammonoiden wie anderswo. Einige Geologen lassen den Lias mit der Zone des Harpoceras (Ludwigia) Murchisonae endigen, die in ihrem petrographischen Charakter (eisenhaltiger Oolith) schon an den Dogger erinnert.
Dogger (französisch Oolithique). Er besteht überall im Jura, mit Ausnahme der Lägernkette und des O.-Abschnittes der Rheintafel (Gansingen), aus oolithischen Kalken mit einem okerfarbigen mergelig-kalkigen Bindemittel. Gegen Gansingen, Mandach und Baden, sowie im Randen werden die Oolithkalkbänke selten, da hier das ganze Gebilde im Allgemeinen mergelig wird, dunkel gefärbt ist und nur einige wenige härtere oker- oder eisenoolithartige Bänke enthält.
Trotz dieses Wechsels in der Fazies muss man doch im Dogger des ganzen Juragebirges ebenfalls die in Frankreich und England aufgestellten drei oder vier Stufen unterscheiden: das Bajocien (auch Lédonien genannt) oder die Zonen des Harpoceras (Sonninia) Sowerbyi, des Stephanoceras polyschides und des S. Humphriesianum; das Vésulien und Bathien (zusammen dem Bathonien von A. d'Orbigny entsprechend) oder die Zonen der Parkinsonia subfurcata, der P. ferraginea und der P. Würtembergica; das Callovien oder die Zonen der Oppelia aspidoides, des Stephanoceras (Macrocephalites) tumidum und des S. coronoides oder Peltoceras athleta.
Das Bajocien tritt im grössern Teil des Schweizer Jura (Gebiet sw. von Biel) in korallogener Fazies (Korallenkalk) und als Echinodermenbreccie auf, während weiter gegen N. und NO. Eisenoolithe mit Kephalopoden vorherrschen. Am innern Rand des Jura, besonders im Berner und Solothurner Jura, stehen sandsteinartige und kieselige Bänke an, die an die Zoophycos-Schichten des Dogger in den Romanischen Präalpen erinnern. Der mittlere Dogger bildet gewöhnlich eine mächtige Decke von feinkörnigen Oolithgesteinen mit sehr wenigen Kephalopoden und einigen mergeligen Einlagerungen, die weniger arm an Fossilien sind. Gleichartiger in seinem petrographischen Charakter ist im ganzen Juragebirge das Callovien, dessen obere Schichten aber gegen den Aargau hin an Mächtigkeit beträchtlich abnehmen. Ja die oberste Schicht (Zone des Peltoceras athleta und Cardioceras flexicostatum) fehlt am innern Gebirgsrand überhaupt ganz (Rückzug des Meeres in die anglo-parisische Bucht). Gesamte Mächtigkeit des Dogger im Mittel 300 m.
Malm oder oberer Jura. Der Malm ist die für das Juragebirge am meisten charakteristische Schichtengruppe. Er bildet mächtige Kalkstufen (Jurakalk), aus denen die höchsten Kämme und Gipfel des Gebirges aufgebaut sind. In den damit abwechselnden mergeligen Schichten sind die Comben ausgewaschen und Zementbänke (sog. Leberstein,
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woher der deutsche Name Leberberg für das Gebirge) eingelagert. Im Mittel 500 m mächtig. Die Stratigraphie des Malm ist ziemlich verwickelt und kann hier nur in kurzen Zügen behandelt werden. Wenn wir, wie wir bis jetzt immer getan, von unten nach oben fortschreiten, so finden wir der Reihe nach:
1) das Oxford, Mergel mit pyritischen Fossilien und mehr oder weniger kieseligen Kalkmergelkonkretionen (terrain à chailles), oder die Zonen des Cardioceras Lamberti, des C. cordatum und des C. vertebrale, die gegen den S. und O. transgredierend über den Dogger greifen. Hier nimmt das Oxford zugleich an Mächtigkeit ab und erhält, besonders zu oberst, eine eisenoolithartige Fazies, die lange Zeit dem oberen Callovien zugezählt worden ist. Die untere Zone des Oxford fehlt im Ostjura und am ganzen Innenrand des Gebirges meist ganz, während sie im Nord- und Westjura, wo sie in der gleichen mergeligen und pyritischen Fazies auftritt wie im anglo-parisischen Becken, mächtig entwickelt ist.
2) Das Argovien, bestehend aus Spongitenkalken (mit mehreren Arten von Scyphia, einem zu den Hexaktinelliden gehörenden Schwamm) Zementmergeln etc. Zone des Cardioceras alternans. Am ganzen Innenrand des Gebirges und im Aargauer Jura regelmässig vorhanden. Im Nordjura und namentlich am Vogesenfuss tritt an die Stelle des Argovien die schöne Stufe des Rauracien Korallenkalke mit kreidigen Nestern, voller Trümmer von Korallen, Krinoiden, Diceras, Nerinäen etc., aber fast ohne Kephalopoden. Diese gesamte fossile Fauna umfasst mehr als 400 verschiedene Arten. Ueber dem Argovien und Rauracien folgt 3) das Sequan in ziemlich verschiedenartiger Ausbildung. Mit seinen Oolithbänken und Okermergeln erinnert es manchmal an den Dogger. Seine fossile Fauna ist noch wenig bekannt. Zu oberst ist es überall korallogen und dem Rauracien zum Verwechseln ähnlich.
4) Das Kimeridge oder Randénien besteht aus dichten Kalken, mit einer Fauna von im Schlamm lebenden Mollusken (besonders reich in der Umgebung von Pruntrut) und Kephalopoden mit Seeigeln und Schwämmen (im Aargau und am Randen). Es ist dies die Zone der Oppelia tenuilobata. Zu oberst wiederum korallogen oder sogar kieselig (Wettingen = Nattheim). Diesem Niveau gehört der Solothurner Marmor mit seiner auf der Erde einzig dastehenden Bank mit fossilen Schildkröten (8 Arten Chelydeen und 3 Arten Emydeen) an. Es folgt 5) das Portland oder Bononien, eine Kalkmergelstufe, die nach oben oft oolithisch wird und Nerinäen führt. Es fehlt von Solothurn und Münster an dem nordöstl. Jura, während es im Neuenburger Jura und Südjura mächtig entwickelt ist. Leitfossilien: Cyprina Brongniarti, Ampullina Marcousana. Zone des Stephanoceras gigas.
6) Das Purbeck ist eine wenig mächtige Stufe von grauen Kalkmergeln, die stellenweise oolithisch werden, sowie Gipslinsen und eine Brackwasserfauna (Cyrenen, Physen, Planorben, Limnäen, Valvata, Auricula, Carychium etc.) enthalten. Es steht am Jurafuss von Biel bis Bellegarde und an der Sohle einiger Muldenthäler des Zentral- und Südjura an. Rückzugsphase des jurassischen Meeres gegen SW.
Kreidesystem.
Untere Kreide, Wealden oder Hils. Dieses Gebilde bezeichnet den Rückzug des Meeres nach NW. ^[eine Transgression des
Meeres nach NNO.] bis zur Linie La Chaux de Fonds-Biel und fehlt ganz im Nord- und Ostjura. Es verleiht dem Jurafuss um Neuenburg,
Yverdon,
Grandson, Orbe etc. seinen eigenartigen Charakter. Alle Muldenthäler sw. von der angeführten Linie enthalten
seine verschiedenen Stufen. Diese sind: das Valangien, das aus rosaroten oder braunroten Kalken mit einigen mergeligen Zwischenlagen
und einer nach oben limonitisch werdenden Eisenoolithschicht besteht.
Reiche Fauna von Schwämmen, Bryozoen, Brachiopoden, Mollusken, Acephalen und Gasteropoden, mit einigen seltenen Kephalopoden.
Zonen des Hoplites periptychus ^[Supplement: pexiptychus] und des H. Thurmanni. Diese Fauna ist zusammen
mit der der übrigen Stufen der untern Kreide von F. J. Pictet, de Loriol u. A. (in verschiedenen Bänden der Matériaux
pour la Paléontologie Suisse, Neuen Denkschriften der schweizer. Gesellschaft für die gesamten Naturwissenschaften etc.)
beschrieben worden. Fundstellen von Fossilien: Valangin (Kanton Neuenburg),
Arzier (Kanton Waadt),
L'Auberson bei Sainte Croix
etc.
Das Neocom (Hauterivien oder Barrémien) ist wie die vorhergehende Stufe sehr ungleich mächtig entwickelt; seine Mächtigkeit nimmt gegen NO. ab und gegen SW., d. h. gegen den Südjura und Dauphiné, zu, wo es normal als Hochmeerbildung auftritt, während es im schweizerischen Jura eher littorale Fazies zeigt. Es besteht aus grauen, bläulichen oder durch Oxydation gelb gewordenen Mergeln, über denen gelbe oder braunrote oolithische Kalke und Echinodermenbreccien liegen. Die in den Mergeln reichere Fauna zählt 316 verschiedene Arten. Zone des Hoplites radiatus. Typisch ausgebildet in der Stadt Neuenburg und ihren Umgebungen (Hauterive, Le Landeron).
3) Das Urgon beginnt an der Basis mit schmalen Mergelbändern (gelber Mergel von La Russille). Dann folgen gelbe Bänke mit Echinodermenbreccien, die immer noch dem Neocom gleichen, darüber schneeweisse Schichten (wie in Orgon im französ. Departement der Bouches du Rhône) mit Requienia (Caprotina) ammonia, Sphaerulites Blumenbachi etc. Im Val de Travers und in der Umgebung von Orbe endigt das Urgon zu oberst mit einer 1-2 m mächtigen Kalkbank, die Asphalt führt.
4) Das Rhodanien und die Mergel des Aptien bezeichnen eine Rückzugsphase des unteren Kreidemeeres juraeinwärts und gehen nur bis zum Val de Travers, keineswegs aber bis zum Neuenburger Hochjura. Es sind blassgrüne oder gelbe pyritische Kalke mit Harpagodes Pelagi, dann gelbe Mergel (zu oberst eisenschüssig) mit Orbitulina lenticularis, Heteraster Couloni, Plicatula placunea etc. wie bei Bellegarde. Darüber folgt scharf abgegrenzt die Transgression der grünen Sandsteine des Albien.
Mittlere und obere Kreide sind schwach entwickelt und heute nur noch in einzelnen, von der Erosion bis jetzt verschont gebliebenen Fetzen vorhanden. Wie an andern Stellen ist auch hier eine reiche fossile Fauna, besonders in den grünen Sandsteinen, vorhanden. (Vergl. die Arbeiten von F. J. Pictet in den Matériaux pour la Paléontologie Suisse: Description des fossiles de Sainte Croix, ferner in den Mémoires de la Soc. de phys. et d'histoire naturelle de Genève. 1847). Im Juragebirge sind nicht alle der im nördl. Europa beobachteten Kreidestufen vertreten, indem hier bis jetzt weder das Turon noch das Danien nachgewiesen ist.
Wohl aber findet sich das Albien mit zwei von einander stark verschiedenen Unterstufen: zu unterst Sande
mit phosphorisierten Fossilien und Acanthoceras monile (= A. mamillatum) und blauen Ziegellehmen (englischer Gault) mit pyritischen
Fossilien und Puzozia ^[Supplement: Puzosia] Mayoriana;
darüber grüne Sandsteine (Vraconnien), die bisher nur aus der Umgebung von Sainte Croix (Strasse nach La Vraconne) bekannt sind und zahlreiche Turriliten, Scaphiten, sowie Schloenbachia varians etc. enthalten.
Ueber das Albien transgrediert zusammen mit dem Vraconnien das Cenoman (dessen Basis aus der Kreide von Rouen oder dem sog. Rhotomagien besteht), das manchmal auch direkt über dem Valangien oder sogar dem Portland (Umgebung von Biel) liegt. Blassrote oder gelbe Kalkmergel mit ziemlich schlecht erhaltenen Fossilien, die man zuerst bei Souaillon nahe Cornaux (Kanton Neuenburg) gefunden hat und die denjenigen der Kreide von Rouen entsprechen: Acanthoceras Mantelli, Scaphites aequalis, Turrilites costatus etc. Das Senonien oder die Feuersteinkreide kennt man nur aus der Umgebung von Saint Amour im französischen Jura (Lains-Saint Julien), und das Danien endlich steht zusammen mit den anderen Stufen um Grenoble an. Es beweist dies, dass das Meer zu Ende der Kreideperiode sich vom ganzen jurassischen Gebiet zurückgezogen hatte.
Tertiärsystem.
Eocän oder Bohnerzbildung (Sidérolithique). Das Nummulitenmeer ist nicht bis zum Juragebirge vorgedrungen. Zu dieser Zeit war das Gebiet des jetzigen Gebirges zum erstenmal ein zwischen Vogesen und Schwarzwald einerseits und dem das Gebiet der jetzigen Voralpen (Schwyz-Appenzell-Ober Baiern) überflutenden Nummulitenmeer andererseits schwach geneigtes Festland mit tropischem Klima und Mineralquellen oder Säuerlingen. Nach und nach griff dann das Nummulitenmeer auch auf die jetzigen westl. Hochalpen über. Die Sauerwasser erodierten in den Juragesteinen Kanäle, Zuglöcher und verschieden geformte Spalten, Höhlen und Durchbohrungen aus, in die die Zersetzungsprodukte der obern (Gault) und untern Kreidegesteine, sowie auch noch solche jurassischer Schichten zusammen mit Tierleichen eindrangen. So bildeten sich die roten Thone (Bolus oder
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Bauxit) und die zur Glasbereitung verwendeten Quarzsande, die zuweilen auch noch ausgelaugte und verkieselte Fossilien des Kimeridge, Portland und Neocom, sowie eingeschwemmte Fossilien des Neocom und Alpien (Biel, Neuenburg und Le Fuet) enthalten. Diese Reste von Landtieren bestehen aus zerbrochenen Knochen und besonders aus einzelnen Unterkiefern und Zähnen und finden sich angehäuft in einigen höhlungen am Mauremont (Entreroches), bei Saint Loup (Kanton Waadt), Münster (Berner Jura), Egerkingen und Ober Gösgen (Kanton Solothurn). Vergl. darüber: Pictet, F. J. Animaux sidérolithiques du canton de Vaud. 1855; mit Supplément 1869. Ferner die Arbeiten von L. Rütimeyer in den Neuen Denkschriften... 1862 und den Abhandlungen der schweizer. paläontolog. Gesellschaft 1891. Man kennt davon heute etwa hundert Arten von Säugetieren aus den Gattungen Palaeotherium, Phenacodus, Lophiodon, Anchilophus, Hyracotherium, Hyopotamus, Dichobune, Xiphodon, Dichodon, Tetraselenodon etc. Nämlich etwa 60 Arten von Huftieren, ferner Nagetiere, älteste Fleischfresser (Pterodon, Hyaenodon, Proviverra, Quercytherium), echte Fleischfresser (Cynodon, Cynodictis, Amphicyon), Insektenfresser, Fledermäuse, 10 Arten von Halbaffen oder Lemuren (Caenopithecus, Adapis, Necrolemur, Pelycodus, Hyopsodus, Plesiadapis) und endlich den Calamodon Europaeus, eine für Europa neue Gattung, die zuerst im Eocän der westl. Vereinigten Staaten gefunden worden ist und unter anderm einen gemeinsamen Ursprung der eocänen Fauna beider Halbkugeln zeigt.
Dazu kommen noch Reste von Landschildkröten, Schlangen (darunter ein über 3 Meter langer Python), Krokodilen und Iguaniden, wie sie namentlich im Bolus des Kantons Waadt gefunden worden sind. Das Eocän ist besonders in den Mulden des Berner Jura mächtig ausgebildet, wo es in Linsen Bohnerz enthält, das heute noch in der Ebene vor Delsberg aus einer Tiefe von 80 m unter der Oberfläche heraufgeholt wird. Es schliesst oben mit einem Süsswasserkalk mit Limnäen und Planorben (Münster, Delsberg, Orbe, Val de Joux etc.) ab, wie er sich in derselben Lagerung auch im Berry und über dem Pariser Gips wieder findet. Diese Ablagerungen zeigen hier wie dort das Ende der Eocänzeit an.
Oligocän. Auf die Süsswasserseen, denen das Eocän seine Schichtung verdankt, folgte das elsässische Meer, das eine Bucht in den nördl. Abschnitt des Berner Jura (Pruntrut, Laufen, Dornach, Delsberg und bis Münster) vorschob. Hier setzten sich Konglomerate (Elsgauer oder Pruntruter Nagelfluh, französisch Gompholithe d'Ajoie geheissen) und Kalksandsteine, der sog. Pruntruter Cerithienkalk (Tongrien), ab. Dieser letztere enthält Ostrea callifera, Pholadomya Puschi (= Ph. Weissi = Ph. pectinata), Ampullina crassatina, Cerithium plicatum.
Darüber folgen blaue Mergel mit Fischen (Meletta), Foraminiferen, Cyprina rotundata, Cytherea incrassata, ferner mit Zähnen von Lamna und Knochen von Halitherium (Bonfol, Delsberg, Laufen). Von dieser Zeit an bildete sich auch eine Verbindung zwischen dem elsässischen Golf und dem Brackwassersee am N.-Fuss der Alpen, in dem sich der Flysch abgesetzt hat. Dann setzten sich oligocäne (oder alsatische) rote Molassemergel mit jurassischen Geröllen am Jurafuss ab, im Kanton Waadt (gleich wie in Baiern) sandige Mergel mit Cerithien und Cyrenen, bei Orbe und im Elsass Petrol führend; ferner im ganzen Jura Brackwasserkalke mit Helix Ramondi und H. Moguntina ab. Sehr warmes Klima, tropische Flora mit Palmen, Zimtbaum (Cinnamomum) bei Basel, Delsberg, Aarwangen etc. Fauna der Schieferkohlen von Lausanne mit Anthracotheriurn, Schildkröten etc., im Jura arm aber reich bei Mainz, in der Auvergne und der Aquitaine (Mainzer Stufe, Moguntien oder Aquitanien).
Miocän. Zu Ende der Oligocänzeit kam der helvetische Brackwassergolf über das Rhonethal und Südfrankreich mit dem Ozean in offene Verbindung. In den Alpen treten neue orogenetische Vorgänge auf; sie senden zahlreiche Gerölle in das Miocänmeer (Nagelfluh mit exotischen oder vindelizischen Geröllen, die von den im Flysch eingeschlossenen sog. exotischen Blöcken und den Klippen herstammen). Bildung der Hauptmasse der polygenen oder bunten Nagelfluh und der subalpinen Molasse. Am subjurassischen Ufer Absatz der Molasse von Lausanne und von Muschelsandstein, mit welchen beiden Gebilden das ganze Gebiet des heutigen Hochjura (Aiguilles de Baulmes, Les Verrières, La Chaux de Fonds), des Berner Jura bis Court und des Solothurner und Aargauer Jurafusses überdeckt war.
Nördl. davon Festland mittropischer Vegetation wie Palmen, Zimtbäumen (eingeschwemmt nach Lausanne, Monod, Eriz). Landfauna mit riesigen Huftieren (Mastodon, Rhinoceros, Dinotherium) und andern Bewohnern heisser Länder. (Knochen aus dieser helvetischen oder burdigalischen Stufe bei Brüttelen, Ins, Lenzburg, Würenlos etc.). Später folgte eine Transgression des Miocänmeeres bis zum Randen, der Rheintafel und den Umgebungen von Delsberg (Corban): vindobonische oder pontilevische Stufe.
Absatz des Bandengrobkalkes (mit Nerita Laffoni, Pecten Herrmannseni, P. palmatus etc.), sowie der Sandsteine und Nagelfluh mit Ostrea crassissima und Cerithium lignitarum (Girlend, Court, La Chaux de Fonds), der Aargauer Kalknagelfluh, der roten und grünen Mergel des Berner und Neuenburger Jura und endlich der Oeninger Brackwasserkalke (Le Locle, Courtelary, Tramelan, Sorvilier, Vermes etc.). Bei Le Locle hat man 150 Arten von tropischen Pflanzen gefunden, die mit denen von Oeningen übereinstimmen (beschrieben von Oswald Heer in der Flora tertiaria Helvetiae und der Urwelt der Schweiz).
Die Sande und Kalke des obern Miocän enthalten oft Helix (Macularia) Turonensis, H. (Tachea) geniculata, H. Renevieri, H. Larteti, H. (Campylaea) Steinheimensis und H. extincta mit einigen Resten von Säugetieren (bei Vermes; Fauna von Sansans oder La Grive-Saint Alban im französ. Departement Isère). Ins Miocänmeer des Nordjura haben auch Vogesen und Schwarzwald Geschiebe in Form von Sandei und Geröllen von allen sie aufbauenden Gesteinen gesandt.
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Solche Flussablagerungen mit Deltastruktur finden sich in den Thälern von Delsberg und Laufen bis hoch hinauf (Stollen, Saigne
Dessous); in der Ajoie und im Elsass finden wir Vogesensande mit Dinotherium giganteum (Unterkiefer von Le Montchaibeut im
Berner Museum), Helix Steinheimensis ^[Supplement: (Campylaea) extincta] und Abdrücken von Blättern (bei Montavon)
gleich denen von Oeningen. Die miocänen Flüsse der Oeningerstufe haben diese ihre (also nicht, wie man geglaubt hat, pliocänen)
Sedimente in den im Oligocän ausgewaschenen Tobeln oft in etwas diskordanter Lagerung (Courfaivre) abgesetzt.
Pliocän: Auffaltung und Erosion des Jura. Nachdem dis Miocänmeer nördl. der Schweizer und bairischen Alpen aufgefüllt worden war und es sich ins Thal der Saône und Rhone und nach Ungarn zurückgezogen hatte, traten im Jura zu gleicher Zeit wie in den Alpen mehr oder weniger rasch sich vollziehende Faltungserscheinungen auf, mit denen zugleich sofort auch die Erosion durch fliessendes Wasser und Hydrometeore ihre Arbeit begann. Diesen beiden Agentien, Erosion und Faltung, verdankt der Jura zum grössten Teil sein heutiges Relief, d. h. seine alle Sedimentsysteme in Mitleidenschaft ziehenden Gewölbe und Mulden, sowie deren Abtragung und Auswaschung in Form von Zirken, Comben, Klusen und verschiedenartigen Zerstückelungen, die auch während der Quaternärzeit fortdauerte und heute noch - wenn auch in schwächerem Masse - vor sich geht.
Dass die Auffaltung des Jura nach dem Miocän und hauptsächlich im Pliocän stattfand, geht aus den nachfolgenden Betrachtungen hervor. Alle Tertiärablagerungen im Jura sind gegen das Gebirge zu in mit diesem parallel streichenden Falten aufgerichtet. So sind im Besonderen die Oeningerkalke von Le Locle, Courtelary etc., die ursprünglich als einheitliche Decke über einem grossen Abschnitt des schweizerischen Jura lagen, heute aber nur noch mitten in den Mulden als vereinzelte Fetzen sich erhalten haben, in ihrer ursprünglich horizontalen Lagerung gestört, mehr oder weniger stark aufgerichtet und sogar dislociert worden. Es sind somit von der Jurafaltung, abgesehen von den am N.-Ufer des Tertiärmeeres festgestellten Diskordanzen, auch alle tertiären Schichten mit ergriffen worden.
Daraus geht wiederum hervor, dass diese Molasse einst als oberste Schichtlage alle jetzigen Kreide- und Juragewölbe etc. überzogen haben muss und im spätern Verlauf des Pliocän durch die starke Arbeit der Erosion wieder weggewaschen worden ist (dieser Abtrag beträgt, bis zum Lias hinunter gerechnet, etwa ⅓ der Masse des gesamten ursprünglichen Gebirges). Dass die Oberflächenformen im Jura schon zu Beginn der Quaternärzeit in Bezug auf Faltung und Erosion den heutigen Verhältnissen entsprachen, zeigt uns recht deutlich die diskordante Auflagerung des horizontal geschichteten Deckenschotters, der ältesten quaternären Geröllmassen, auf dem abradierten Gewölbe der Lägernkette zwischen Baden und Brugg (vergl. das Querprofil durch das Gebensdorferhorn).
Diese Schotter haben von der Zeit an, da sie auf einer im Niveau aller Höhenzüge des schweizerischen Mittellandes (Uetliberg etc.) sich haltenden Peneplain abgelagert worden sind, keinerlei tektonische Störung mehr erlitten, während die Faltung und nachherige Abrasion des mächtigen Gewölbes der Habsburg-Lägernkette wie bei allen andern Juraketten zeitlich zwischen den Beginn des Quaternär (Deckenschotter) und das obere Miocän, d. h. eben ins Pliocän fallen.
Die im Pliocän vom Jura und schweizerischen Mittelland abgespühlten Materialien haben u. a. das Thal der Saône und ebenso den alten Rheinlauf von Basel über Delle nach Besançon aufgefüllt. Es bedeutet somit für unser Land die Pliocänzeit eine zweite Festlandsperiode, die hier, so weit bekannt, keine Ablagerungen hinterlassen hat, aber durch die Faltung und Erosion von Jura und Alpen und durch die Ausbildung der schweizerischen Peneplain sich charakterisiert.
Quaternär: eiszeitliche Gletscher und quaternäre Erosionen. Die Wirkungen dieses geologischen Zeitabschnittes sind bis jetzt im Jura noch am wenigsten gut bekannt. Da die heutigen Ansichten über die Entstehung der Thäler und Seen, die Modellierung des Mittellandes durch die Gletscher die Anzahl der alpinen Eiszeiten etc. noch lange nicht genügend abgeklärt sind, können wir sie hier weder diskutieren noch auf die Verhältnisse im Jura anwenden. Wir wollen einzig erwähnen, dass die quaternären Ablagerungen am Jurafuss von denen im Innern des Gebirges verschiedene sind.
Längs einer Linie von Le Bullet (1150 m) über Nods (900 m) und Solothurn (620 m) nach Wangen an der Aare (502 m) zieht sich eine Zone von Seitenmoränen des einstigen Rhonegletschers aus der letzten oder vorletzten Eiszeit in absteigender Richtung hin. Diese Moränen zeichnen sich aus durch das massenhafte Auftreten von Protoginblöcken aus dem Mont Blanc, während dieses Gestein im Erratikum im Innern des Juragebirges selten ist. Hier stammen die erratischen Blöcke aus den penninischen Alpen.
Einen Beweis für die Glazialerosion und den Gletschertransport von unten nach oben bilden die bis an die Flanke der ersten Jurakette hinaufgeschobenen, vom Fuss des Jura herstammenden Blöcke aus unterer Kreide und sogar Fossilien, wie man sie z. B. bei Magglingen über Biel findet. Dazu kommen im Neuenburger Weinbaubezirk auch noch vereinzelte Drumlins vor. Im Innern des Gebirges fehlen echte alpine Moränen. Man trifft hier nur da und dort einige Anhäufungen von Blöcken und Gesteinsfragmenten aus den Walliseralpen (Arkesin, Arollagneis, Chloritschiefer etc.) die meist in einen jurassischen Glaziallehm (Grundmoräne) eingebacken sind und bis zum Dessoubre, ins Münsterthal und auf die Rheintafel (Herznach) vorkommen. Es sind dies die ältesten glazialen Zeugen im Jura, die wahllos auf allen älteren Schichten liegen und sowohl in den Comben wie auf den Kämmen oder in de
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1. Quaternär.
2. Pliocän (fehlt).
3. Miocän.
4. Oligocän.
5. Eocän.
6. Kreide (Cenoman und Vraconnien).
7. Grünsandstein (Albien).
8. Aptien oder Rhodanien.
9. Urgon.
10. Neocom oder Barremien und Hauterivien.
11. Valangien.
12. Hils oder Untere Kreide.
13. Portland und Purbeck.
14. Kimeridge.
15. Sequan.
16’. Rauracien und 16. Argovien.
17. Oxford.
18. Malm oder Oberer Jura.
19. Dogger oder Mittlerer Jura.
20. Lias oder Unterer Jura.
21. Keuper.
22. Muschelkalk.
23. Anhydrit und Salz.
24. Wellendolomit.
25. Buntsandstein.
26. Trias.
27. Krystalline Schierer u. alteruptive Gesteine (Granit etc.).
tertiären Mulden angetroffen werden. Selten dagegen sind sie in den Klusen, aus denen sie die spätern Erosionen längst wieder entfernt haben. Im tief eingesenkten Doubsthal, das in einer Reihe von Klusen und Isoklinalthälern durchbricht, zeigen sich an mehreren Stellen (Biaufond, Goumois, Vaufrey) fluviatile Geröllablagerungen bis zu 30 m über dem heutigen Wasserspiegel. Diese Ueberreste einer einstigen Alluvionsterrasse enthalten neben jurassischen Geröllen aus allen Stufen hier und da auch einige Walliser Geschiebe. Im Juragebirge sieht man oft noch lokale Moränen und Breccien, die am Fuss von ehemaligen Schneehängen, Lawinenzügen oder quaternären Eismassen liegen.
Das schönste Beispiel eines solchen verschwundenen lokalen Juragletschers zeigt sich bei Champ Meusel nahe St. Immer vor der Ausmündung einer in den Hang des Sonnenbergs eingeschnittenen Halbkluse (ruz). Es liegt hier vor dem Zungenbecken des vertorften sog. Creux de Champ Meusel eine grosse Stirnmoräne mit einigen Gesteinsbrocken (Echinodermenbreccie), die von der N.-Seite des Sonnenbergs stammen. In ähnlicher Weise lagert auch dem Creux du Van eine beim Furcil die Areuse begleitende mächtige Seitenmoräne vor.
Ferner ziehen sich durch das Thal von Les Verrières gegen Les Bayards hin eine ziemliche Anzahl von Moränen, die vom Neuenburger Hochjura herab gekommen sind. Einige Thäler weisen Wildbachablagerungen oder unterseeische Deltabildungen auf (Vallée de Joux, Val de Travers, St. Immerthal etc.), die damals entstanden, als der längs dem Jurafuss bis zum Moränenamphitheater von Wangen an der Aare (unterhalb Solothurn) reichende Rhonegletscher die Juraklusen (Gorges de l'Areuse, Klus von Rondchâtel etc.) nach Aussen abschloss. Wenn, wie dies oft der Fall ist, Grundmoränen oder Seealluvionen die Sohle der Jurathäler bedecken, so wird der Boden für Wasser undurchlässig; es bilden sich dann in der Sohle der tertiären Mulden oder der Argovien- und Oxford-Comben Torfmoore (sagnes oder saignes), die sogar noch bis an die mergeligen Hänge der Comben hinaufreichen.
Bergstürze. An einzelnen Stellen haben sich von den Kämmen mächtige Blöcke von jurassischem Gestein losgelöst, die dann in die mergelige Sohle der Zirken und Comben abgeglitten sind (z. B. die sog. Roche Brisée bei Soubey). Anderswo haben Erdbeben, wie z. B. das von 1356, echte Bergstürze gezeitigt, so denjenigen von Weingreis bei Twann. Stürze und Rutschungen sind besonders häufig im Thal des Doubs (Moron, Bief d'Etoz, Goumois etc.). Der Sturz von Fulnau, zwischen Grellingen und Seewen, hat einen kleinen See aufgestaut, der durch einen unter der Staubarre hindurch getriebenen künstlichen Stollen (das sog. Seeloch) abgeflossen ist und heute wieder trocken liegt.
Rezente Bildungen, wie Kalktuff, Torf etc. sind im Jura häufig, zeichnen sich aber vor den gleichen Ablagerungen in andern Gebieten durch keine besonderen Merkmale aus. (Ueber die Torfmoore und ihr Pflanzenkleid vergl. die Abschnitte Technologie und Flora.) Fossilien finden sich in den Sedimenten des Quaternärs nicht häufig; erwähnenswert sind die Funde von Backen- und Stosszähnen des Mammut (Elephas primigenius) in den Terrassenschottern der Birs bei Grellingen, im Lehm der Ajoie bei Bellevue (nahe Pruntrut) und in demjenigen bei Les Joux Derrières nahe La Chaux de Fonds. Ein Bruchstück eines Backenzahnes des Mammut ist auch bei Les Fahys über Neuenburg entdeckt worden. Die Höhlen des
mehr
Berner Jura (Liesberg, Umgebung von Laufen, Oberlarg) und in den Gorges de l'Areuse haben einige von Menschenhand bearbeitete Feuersteingeräte und Knochen des Höhlenbären (Ursus spelaeus) geliefert.
Sehr schöne und grosse Tropfsteinbildungen sieht man in den Höhlen von Reclère, Lajoux, Guldenthal etc. Eishöhlen kommen vor bei Saint Georges über Rolle (Glacière du Pré de Saint Livre nö. vom Mont de Bière und Glacière du Petit Pré de Rolle nw. von Saint Georges), in der Kette von Monlési, am Chasseral (Creux de Glace) und Sonnenberg (La Tane bei Tavannes, an der alten Römerstrasse Pierre Pertuis-Tramelan). Der Boden ist im Juragebirge überall, besonders aber in den Kalkstufen des obern Jurasystems, ausserordentlich stark ausgelaugt und nach allen Richtungen hin mit Erosionsgängen, Hohlen, Spalten, Trichtern etc. durchsetzt, die die Oberflächenwasser absorbieren und in die hydrographischen Becken der Stromquellen leiten.
Ein Teil dieser unterirdischen Kanäle ist schon in der Kontinentalphase des Jura während der Kreide- und Eocänzeit (durch Einwirkung der sauern Wasser der Bohnerzbildung auf den Malm) angelegt und im Quaternär durch die Erosion des Regenwassers erweitert und durch neue vermehrt worden. Ihnen haben sich dann in den nicht vergletscherten Teilen des Landes Karren (lapiés, lapiaz) beigesellt, die ebenfalls durch die Regenwasser entstanden sind und auf nacktem Felsboden (laves, lézines, jaluzes etc.) oder sogar im Wald oft ganze Felder (champs lapiaires) bilden. Die Jurakarren zeichnen sich durch charakteristisch tafelartige Formen (tables oder tabourets lapiaires) aus, die ihre Erklärung in den regelmässigen Absonderungsklüften der Jurakalke finden (vergl. Bulletin de la Soc. des sciences nat. de Neuchâtel. T. 18 und 22).
Technologie:
Quellen, Bergbau und Steinbreche.
Die regelmässige Tektonik des Jura gestattet ein leichtes Auffinden der Quellen und die Berechnung der Grösse und Ausdehnung ihrer unterirdischen hydographischen Becken oder Wasserreservoire. Die Mergel an den Kämmen sind gewöhnlich trocken, während umgekehrt die zwischen zwei Mergelstufen liegenden Kalkmulden immer mit Wasser durchtränkt sind, das am tiefsten Punkt der betreffenden Schicht in den grossen sog. Stromquellen (sources vauclusiennes) zu Tage tritt.
Einige dieser Quellen (Areuse, Noiraigue) beziehen ihr Wasser aus hochgelegenen Berggebieten ohne oberflächlichen Abfluss, wo es durch Spalten und Trichter (im jurassischen Dialekt emposieux, embossieux, époisats, pouches etc. genannt) im Boden verschwindet. Ausnahmsweise können auch Moränen und grössere Sturzschuttmassen wasserhaltig sein, besonders wenn ihre Unterlage mergelig ist. Die Mineralquellen und Thermen im Ostjura (Schinznach, Baden) stammen aus sehr tief gelegenen hydrographischen Becken (Trias), die von den Flüssen in ihrem Querdurchbruch durch die Lägernkette angeschnitten worden sind.
Ihren Mineralgehalt beziehen sie aus den umgebenden Schichten der Trias, und ihre hohe Temperatur verdanken sie, wie dies überall der Fall ist, ihrem Aufenthalt in grosser Tiefe (Temperaturzunahme um 1° C. auf je 33 m Tiefe). Weniger leicht lässt sich erklären, auf welchen Wegen das Oberflächen- oder gewöhnliche Quellwasser in so beträchtliche Tiefen hat gelangen können (vielleicht durch Spalten im Liegenden verschiedener über einander gelagerter Sammelbecken).
An Erzen führen die sekundären und tertiären Gesteine des Jura blos Eisen, das sich in der Bohnerzbildung und den verschiedenen jurassischen und infrakretazischen Eisenoolithen findet. Kohle, auch Schieferkohle, fehlt dem Jura auf Schweizerboden fast ganz; blos dem Keuper des Nordjura sind einige unbedeutende Kohlenflöze eingelagert. Häufig ist dagegen der oft sehr dichte und an holziger Substanz reiche Torf. In den tiefen Schichten, die wahrscheinlich sehr alt (Ende der Glazialzeit) und durch Ueberflutung mit Wasser entstanden sind, lassen sich die Föhre, Birke, Erle und sogar Eiche nachweisen, während die obern Lagen (der sog. felou) sich über Wasser als Hochmoore gebildet haben und ein filziges Gewebe von Torfmoosen, Heidekraut, Heidelbeersträuchern, Flechten (Cladonia) und Resten von Föhren und Birken (wie solche in verkümmerten Exemplaren heute noch auf den Torfmooren stehen) bilden.
Alle Torfmoore der jurassischen Hochthäler werden lebhaft abgebaut und die Ausbeute im Rohzustand («Turben») oder zu Briquettes gepresst als Heizmaterial verwendet. Am bedeutendsten ist dieser Erwerbszweig in den Thälern von La Sagne, Les Ponts, La Brévine und der Freiberge, um Bellelay, auf dem Tessenberg (Plateau de Diesse.) etc. Einer der wichtigsten bergmännischen Betriebe im Jura ist die Asphaltmine von La Presta zwischen Travers und Couvet im neuenburgischen Val de Travers.
Sie besteht aus einer stark mit Bitumen imprägnierten Bank von porösem Kalkstein (oberes Urgon), in die Stollen getrieben
werden. Durch Destillation erhält man dann aus dem geförderten Rohmaterial die kuchenförmigen sog. «pains
d'asphalte». ^[Supplement: Satz streichen.] Flüssiges Bitumen findet sich auch in kleinen Geoden der über
dieser Bank liegenden Sande des Albien, die daneben noch phosphorisierte Knollen und fossile Steinkerne enthalten. Diese
Vorkommnisse lohnen ihrer Geringfügigkeit wegen den Abbau nicht, lehren uns aber den Asphalt als eine organische und sedimentäre
Bildung kennen.
Andere Asphaltlager sind - ebenfalls im obern Urgon - auch in der Umgebung von Orbe abgebaut worden. Die
oligocänen Sandsteine um Mathod und Chavornay führen Petroleum und gleichen in Alter und Lagerung in manchen Beziehungen denen
von Pechelbronn und Sulz im Unter Elsass. Bis jetzt hat man aber noch keine Bohrungen unternommen, die einen Schluss auf
ihre Abbauwürdigkeit gestatten würden. Die Asphaltproduktion im Val de Travers betrug im Jahr 1901 nicht weniger als 30776 Tonnen;
sie bildet für den Staat Neuenburg
eine zwischen 187500 und 275000 Fr. schwankende jährliche Einnahme.
Der Gips wird im Triassystem, besonders in der sog. Anhydritgruppe (dichter Gips) und im Keuper (Fasergips) ausgebeutet. Im Keuper liegen die Gipsgruben von Cornol, Bärswil, Thalheim, Ehrendingen etc., im Anhydrit dagegen die Gruben am Balmberg, von Günsberg, Läufelfingen (Kanton Solothurn) und Zeglingen bei Sissach. Für Bauzwecke zieht man den von seinen mergeligen Bestandteilen gereinigten Gips der Anhydritgruppe vor, während die geringeren Qualitäten zur Verbesserung der Ackerkrume verwendet werden. Steinsalz findet sich ebenfalls in der Trias, aber einzig an der Basis der Anhydritgruppe, wo es unter dem Rheinthal zwischen Basel Augst und Koblenz Bänke oder Linsen von mehreren Metern Mächtigkeit aber gewöhnlich geringer Flächenausdehnung bildet. Salinen in Basel Augst, Riburg, Rheinfelden, Schweizerhalle (s. die betr. Artikel und den Abschnitt über das Triassystem in diesem Artikel).
Die Berner haben nach den Burgunderkriegen auf jetzt französischem Boden zwischen Soulce und Saint Hippolyte (Departement Doubs) aus einem bei der Lokalität La Saunerie im Doubsbett geteuften Schacht einst Salzsoole gepumpt. Diese Stelle zeigt uns, dass das Salz auch in der Trias der Lomontkette und der benachbarten schweizerischen Gebiete (Soubey) vorhanden ist. Die Bohrungen bei Cornol 1836 und 1874 sind an ungünstigen Stellen vorgenommen worden und nicht bis zur Basis der Trias hinunter gelangt. Der Keuper enthält neben dem Gips zuweilen auch noch Bittersalz (Magnesiumsulfat), das die gipsführenden Mergel in Adern durchzieht. Es wird bei Birmensdorf (Kanton Aargau) derart abgebaut, dass man durch Einführen von Quellwasser in den Schacht eine gesättigte Lösung sich bilden lässt, die nachher ausgepumpt und zur Herstellung eines guten Bitterwassers verwendet wird.
Die Minen von Eisenoolith oder Limonit im Valangien um Vallorbe werden nicht mehr abgebaut, seit ihr Betrieb durch die Konkurrenz des ausländischen Eisens zu teuer geworden ist. Dasselbe gilt für die limonitischen Erze im obern Dogger (Callovien) des Frickthales, die während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausgebeutet und in Laufenburg verhüttet worden sind. Völlig oder beinahe erschöpft sind die Vorkommnisse von Bohnerz uni Aarau, am Randen, im Thal der Dünnern (Balsthal) und Guldenthal (Kanton Solothurn), das zusammen mit Bolus, Huppererde etc. in Taschen im Malmkalk lag. Da dieses limonitische Erz ein gutes Schmiedeeisen liefert, hat man dem Bohnerz seit den Zeiten der Kelten und Römer durch das ganze Mittelalter und bis heute beständig nachgespürt. Jetzt beutet man nur noch die unter der
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Ebene von Delsberg in mehr als 80 m Tiefe regelmässig gelagerte Eocän-(Bohnerz-)schicht aus, deren Erz in den Hochöfen von Choindez bei Delsberg verhüttet und zur Herstellung von Röhren etc. verwendet wird. Vor der Verhüttung muss das stark mit braunem oder ziegelrotem Bolus verunreinigte Erz gewaschen werden. Die limonitischen Erze bestehen aus erbsenförmigen Eisenhydratkörnern, die gewöhnlich in Bolus eingeschlossen und mehr oder weniger dicht zusammengedrängt sind, oft auch traubig oder in kopfartigen Kugeln abgesondert sein können und hie und da mit Thon gemischt sind, der in zum Eisenhydrat konzentrischen Schichten sich einlagert.
Das Bohnerz ist in warmem und stagnierendem Wasser abgesetzt worden und enthält bis zu 44% reines Eisen. Beim Abbruch der alten Hochöfen des Delsbergerthales (Rondez, Undervelier) fand man die Schlote inwendig ganz mit Schlacken ausgekleidet, denen eine Menge von Eisentitanitkrystallen aufsassen; ferner inkrustierte sich das Mundloch dieser alten Hochöfen stets rasch mit Zinkoxyd als einem Sublimationsprodukt des Bohnerzes. Derjenige im Thal von Laufen enthielt manchmal auch noch Arsenik. An andern Stellen findet man manganschüssiges Eisen (Tasche an den «Zigzags» in Neuenburg). Phosphor fehlt den Eisenerzen des Jura.
Die Taschen im Jurakalk enthalten neben den eocänen Erzen auch noch feuerfeste Erden und weissen, oft sehr reinen (98% Kieselsäure) Quarzsand, sog. Glassand, die beide in verschiedenen Industrien Verwendung finden. Häufig sind sie namentlich um Münster und Souboz, im Thal von Tavannes (Court, Saicourt, Le Fuet) und in der Umgebung von Bellelay, wo sie an manchen Stellen unter offenem Himmel abgebaut werden. Bei Lengnau (Longeau) nahe Biel sind diese Sande mehr thonig (Huppererde) und füllen grosse natürliche Höhlungen im Portlandkalk aus.
Ihre Entstehung verdanken sie der lösenden Einwirkung von warmem Sauerwasser auf die Kieselkalke des Neocom und Jurasystems während der Eocänzeit (vergl. den Abschnitt Eocän), sowie zum Teil auch den zerriebenen und ausgewaschenen Sanden des Albien (Pissoux) oder vielleicht auch noch dem Buntsandstein (Hertingen bei Kandern etc.). Im Sequan finden sich solche Sande mit feuerfesten Thonen wieder bei Lausen in der Umgebung von Liestal und bei Flühen (Basel Land) und Buchsweiler (Ferrette) im Ober Elsass.
Anderswo, z. B. bei Diegten (Aargau) ist der eocäne Bolus derart reich an oker- oder blutrotem Eisenhydroxyd, dass er zur Herstellung von roter Farbe verwendet werden könnte. Die Ziegelei und Töpferei im Juragebirge bezieht ihr Rohmaterial hauptsächlich aus Gruben, die in den miocänen oder oligocänen (d. h. tertiären) Mergeln oder in den kalkfreien Lehmen der Quartärzeit geöffnet worden sind. Der Bolus würde sich vorzüglich zur Herstellung von Terracottageräten eignen. Die Steingutgeräte (Pruntrutergeschirr), die um Pruntrut («Chachelidorf» Bonfol) seit undenklichen Zeiten angefertigt werden, bestehen aus einer natürlichen Mischung von eocänem Bolus mit Vogesensanden und alpinem Deckenschotter.
Unzählbar sind im Jura die Steinbrüche. Es gibt solche auf Bausteine, fetten, magern und hydraulischen Kalk, wie auf Zement. Die erst zu Ende des vergangenen Jahrhunderts zur Ausbeute gelangten Zementbrüche sind beinahe alle wirkliche Bergwerke mit Grossbetrieb.
Die abwechselnd mergeligen und kalkigen Stufen des Jurasystems und selbst noch der untern Kreide liefern alles gewünschte Rohmaterial in grossen Mengen, und es hängt nur von der Lage der Gruben nahe oder fern von Eisenbahnstationen und von ihrer leichteren oder schwierigeren Abbaufähigkeit ab, ob sie die gewünschte Rendite ergeben oder nicht.
Alle Mergelstufen des Jura können Rohmaterial für die Zementfabrikation liefern, weil die beizumischenden Kalke stets in der Nähe vorhanden sind. Am meisten werden die Oxford- und Argovienmergel abgebaut, die aber nur in den zentralen Ketten des Berner Jura zusammen in normaler Ueberlagerung vorkommen, während sie sich im übrigen Schweizer Jura stets gegenseitig ausschliessen. Dem allgemein mit Kieselsäure durchsetzten Oxford gehören alle Zementmergel um Laufen, Delsberg, Saint Ursanne etc. an, während die Zementfabriken im Ostjura und am Fuss des Solothurner, Berner, Neuenburger und Waadtländer Jura von Baden bis Baulmes die Argovienmergel ausbeuten, deren regelmässige Schichtung die Herstellung von Zement meist begünstigt. Stratigraphisch sind die Argovienmergel jünger als das Oxford (vergl. den Abschnitt Geologie: Stratigraphie). Im Grossen werden sie abgebaut bei Wildegg, Aarau, Rondchâtel, Les Convers und Saint Sulpice. Die Zementmergel von Noiraigue (am Furcil unter der Clusette) gehören dem obern Dogger (Bathien) an.
Bausteine liefern im Jura, von unten nach oben gezählt, besonders der Muschelkalk (Balmberg, Frickthal, Umgebung von Augst und Brugg; Römerbauten in Augusta Rauracorum und Vindonissa), die ihrer grossen Druckfestigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Frost und Witterungsunbilden wegen sehr geschätzte Echinodermenbreccie (pierre à entroques) des Bajocien (Montpéreux, beim Bahnhof Les Convers), der Hauptrogenstein (Muttenz, Langenbruck, Bellerive bei Delsberg, Roches und Choindez bei Münster, Steinersberg in der Chasseralkette, La Deneyriaz w. vom Chasseron), die den besten Macadam liefernde und zu Platten und Steinmauern verwendete Dalle nacrée oder Deute (Echinodermenbreccie), welche in leicht zum Einsturz geneigten Brüchen auf den Freibergen, bei La Chaux de Fonds, La Vue des Alpes, Brot, La Clusette bei Noiraigue gewonnen wird; die stark ungleichen, oft aber sehr widerstandsfähigen Oolithe des Sequan (Laufen); die von Regensberg an im ganzen Jura abgebauten Kalke des Kimeridge mit dem Solothurner Marmor. Es ist dies das im Jura am häufigsten verbreitete Gestein, das sich aber selten in so schönen Blöcken brechen lässt wie bei Solothurn. Auch die untere Kreide (Hils) liefert Bausteine: lichte Kalke (sog. marbre bâtard des mittleren Valangien) werden von Biel bis Neuenburg (Goldberg, Rusel), bei Arzier etc. ausgebeutet;
gelbes Neocom von Neuenburg oder Hauterive (hier schon im Altertum gebrochen: Aventicum), weitere Brüche am Mont Chamblon nahe Yverdon, bei La Sarraz etc.;
weisses Urgon von Auvernier, Bevaix, La Raisse, Concise, Orbe, Entreroche etc. (die Steine von La Raisse etc. ebenfalls
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von den Römern schon verwendet: Agaunum). Ferner werden abgebaut die miocänen Sandsteine der helvetischen Stufe, besonders der Muschelsandstein von La Tour de la Molière bei Estavayer, der in verschiedenen Jurathälern (Noirvaux, Péry, Court) wiederkehrt und früher sehr oft zu Mühlsteinen und Bauzwecken verwendet worden ist. Die leicht zu behauende und zu drehende (mouler, daher der Name) Molasse (pierre morte) dient zur architektonischen Ausschmückung der Bauwerke und mit Vorliebe auch zur Herstellung von Kachelöfen, wie man sie auf dem Land und in alten Bürgerhäusern noch häufig sieht.
Die oligocänen und miocänen Süsswasserkalke, die in einigen Thälern (Reconvillier) in grosser Menge auftreten, liefern nur einen wenig geschätzten magern Kalk. Im Gegensatz dazu stellt man aus den Kalksteinen des Kimeridge einen fetten Kalk her (wandernde Kalköfen). Bemerkenswert rein sind die weissen Korallenkalke (Rauracien) von Lucelle, Movelier, Saint Ursanne, Bure etc., die von gewissen Fabrikbetrieben (Calciumkarbid- und chemischen Fabriken) zur Herstellung von kohlensaurem Kalk (Calciumkarbonat) verwendet werden.
Hier und da werden mit der Säge auch Kalktuffe geschnitten und zu leichten Bausteinen geformt (Zirkus von Moron, Goumois etc.). Ziemlich selten sind im Jura harte, zu Wetzsteinen taugliche Sandsteine; besonders geschätzt ist in dieser Beziehung der sequanische Sandstein von Damvant. Blos im Jura bekannt sind die von einigen calcedonhaltigen Bänken in der Echinodermenbreccie der Chasseralkette hergestellten Wetzsteine (coticules). Zerriebene Molasse gibt Polierpulver ebenso die in einigen Alluvionen des Doubs (Soubey) enthaltenen feinen Sande, die auch beim Schleifen Verwendung finden. Walkererde endlich wird ebenfalls an einigen Stellen gewonnen, so z. B. aus den mergeligen Bänken des sog. Virgulien (Portlandstufe).
[Dr. L. Rollier.]
Flora.
Wenn auch das Pflanzenkleid des Jura der reich entwickelten und in ihren Formen unendlich abwechslungsreichen Flora der Alpen nicht gleichkommt, so ist es doch keineswegs so gleichförmig, wie ein oberflächlicher Beobachter wohl meinen möchte. Neben der Höhenlage, die hier wie überall das Vorhandensein von besonderen Vegetationszonen bedingt, beeinflussen die topographischen Formen und die verschiedenen Bodenarten (Kalksteine, Mergel und Sandsteine) die Verteilung von Wärme und Feuchtigkeit genügend, um auch hier Abwechslung und scharf umgrenzte Pflanzenformationen entstehen zu lassen.
Die Klusen oder Querthäler, die Comben, die geschlossenen Becken der höhern Plateaulandschaften mit ihren Torfmooren und Seen, die obersten Kämme mit ihren trockenen Weideflächen, die steilen Felswände und endlich auch die Sturzschuttmassen weisen alle wieder ihre eigenen Floren auf, die zusammen ein recht abwechslungsreiches Gesamtbild ergeben. Neben diesen physiognomischen Unterschieden, die im ganzen Gebirge überall die gleichen sind und gerade deshalb dem Pflanzenkleid des Jura seinen einheitlichen Charakter verleihen, können in der Artenliste beim Fortschreiten von SW. nach NO. noch Modifikationen anderer Art beobachtet werden.
Diese bestehen hauptsächlich darin, dass nach und nach eine gewisse Anzahl der südlichen Arten verschwindet und durch mitteleuropäische Typen ersetzt wird, die an manchen Stellen die Oberhand gewinnen. Diese longitudinalen Schwankungen im Bestand der Flora gestatten uns, das Gebirge vom pflanzengeographischen Standpunkt aus in einen südwestlichen, zentralen und nördlichen Jura einzuteilen. Wir müssen also bei unserer Betrachtung folgende Momente berücksichtigen:
1) die Höhenzonen oder Regionen (untere, mittlere und obere Region), 2) die Formationen (Wald, Wiese, Weide, Seen, Torfmoore, Felsen), 3) die regionalen Unterabteilungen (sw., zentraler und n. Jura) und 4) die Herkunft der jurassischen Flora, sowie ihre Beziehungen zu und Abweichungen von derjenigen der umliegenden Landschaften.
1. Die Höhenzonen oder Regionen.
Man kann im Juragebirge drei Höhenzonen oder Pflanzenregionen unterscheiden:
1) eine untere Region, 400-700 m, mit Ackerbau, Nussbäumen und Weinbau;
2) eine mittlere oder Bergregion, 700-1300 m, zum grossen Teil mit Wald, Wiesen und Torfmooren, sowie mit etwas Gersten-, Hafer- und Roggenbau;
3) eine obere oder subalpine Region, über 1300 m, mit der obern Baumgrenze, die kaum höher als bis 1400 m reicht, und den alle hohen Rücken bekleidenden Sennbergen. Jede dieser Regionen entspricht wieder bestimmten klimatischen Unterschieden. Der tiefste Teil der untern Region, der an die Randseen oder den Lauf der Aare grenzt, gehört zu den wärmsten Gebieten der Schweiz. Der Jura fällt vom Fort de l'Écluse bis Baden mit steilen und oft felsigen Hängen zum Mittelland ab. Diese erwärmen sich ihrer südlichen oder südöstlichen Exposition wegen sehr stark und brechen die Gewalt der NW.-Ende.
Dieser besonders an den Ufern des Neuenburger- und Bielersees und längs dem untern Aarelauf deutlich merkbare Einfluss verleiht dem Pflanzenkleid dieser Gegenden einen südlichen Charakter und gestattet manchen dem Mittelland fehlenden Pflanzen, bis gegen die N.-Schweiz hin zu gedeihen. Die Weinrebe wird von Orbe bis Biel in einem ununterbrochenen Streifen angepflanzt und steigt über den Seen bis zu 600 m Höhe an. Daneben haben sich längs dem Jurafuss nach NO. mehrere südl. Arten vorgeschoben, die durch einige Querschluchten oder Klusen sogar bis ins Innere des Gebirges gelangt sind.
Beispiele dafür sind der italische Ahorn (Acer italum) und die flaumige Eiche (Quercus lanuginosa), die bis in die Klusen von Münster auftreten. Ein anderer Baum des Südens, die Kastanie, findet sich sprungweise bis Neuenstadt und zur Petersinsel (Bielersee). Einer der hauptsächlichsten Charakterbäume der untern Region ist aber der Buchsbaum (Buxus sempervirens), der den Höhen am Jurafuss ihr besonderes Aussehen verleiht und einer ganzen Landschaft, dem Buchsgau, ihren Namen gegeben hat (vergl. ferner die Bezeichnungen Oberbuchsiten bei Olten und Buix bei Delle).
Dem Mittelland fehlen ganz oder fast ganz folgende (nach Christ aufgezählte) Arten, die einem wärmeren (wenn auch noch nicht dem mediterranen) Typus angehören: Glaucium flavum (Corcelettes und La Tène bei Marin), Myosurus minimus, Diplotaxis muralis, Cerastium semidecandrum var. glutinosum, Silene otites und S. gallica, Cytisus laburnum (bei Montricher), Prunus mahaleb, Rosa pimpinellifolia, R. systyla und R. Sabini, Lathyrus cicera, Asperula tinctoria (Orbe); ferner mehrere Umbelliferen wie Peucedanum carvifolia, Apium nodiflorum, Oenanthe fistulosa, Anthriscus torquata, Tordylium maximum, Eryngium campestre, Bupleurum falcatum und Trinia glauca; dann Verbascum blattaria, Filago gallica, Lactuca virosa, Aster linosyris, Orobanche hederae, Allium pulchellum u. a. Ferner die rundblätterige Münze, der gelbliche Hohlzahn (Galeopsis ochroleuca), die zipfelige Brunelle, der gemeine Andorn (Marrubium vulgare), der purpurblaue Steinsame (Lithospermum purpureo-coeruleum), der vergissmeinnichtartige Igelsame (Lappula myosotis), die europäische Sonnenwende (Heliotropium europaeum), der Wiesen-Alant (Inula britannica), die Kornelkirsche (Cornus nias), edle Schafgarbe (Achillea nobilis), stengellose Schlüsselblume (Primula acaulis), europäische Erdscheibe (Cyclaminus europaea), der unechte Dingel (Limodorum abortivum), die deutsche Schwertlilie (Iris germanica), knollentragende Lilie (Lilium bulbiferum), der hängende und pyrenäische Milchstern (Ornithogalum nutans und O. pyrenaicum), die gelbrote Taglilie (Hemerocallis fulva) etc. Neben diesen am Jurafuss ziemlich verbreiteten Typen finden sich lokal noch einige andere mediterraner Herkunft, so Corydalis lutea (häufig bei Orbe, Valeyres, Neuenburg), Adiantum capillus Veneris (Saint Aubin), Ononis rotundifolia (nördl. bis Orbe);
bis Neuenburg Helianthemum fumana, Orobanche hederae und O. brachysepala, Colutea arborescens, Bunium bulbocastanum, Hieracium lanatum (bei Noiraigue), Kœleria valesiaca, Mespilus germanica, Luzula Forsteri, Asplenum ceterach, Trifolium scabrum und T. striatum, Iberis decipiens;
bis Neuenstadt Cheiranthus cheiri, Vinca minor;
bis Biel Lactuca perennis, Dianthus inodorus var. virgineus Jacq.;
bis zum Hauenstein Asplenum halleri.
Von allen südl. Arten mit zerstreutem Verbreitungsbezirk ist aber am interessantesten der Felsen-Bauernsenf (Iberis saxatilis), eine strauchartige immergrüne Crucifere, die vom Fuss der Pyrenäen und den Basses Alpes ohne irgend welche Zwischenstation bis zur Ravellenfluh ob