470 m. 9 Häuser, zwischen Ober und Unter Riken zerstreut gelegen, 1 km
rechts der Aare und 2 km nö. der Station Murgenthal der Linie Olten-Bern. 53 reform. Ew. Wiesenbau und Viehzucht.
555 m. Gruppe von 3 Häusern, am rechten Ufer der Glatt, 2 km s. Oberbüren und 3 km
nö. der Station Uzwil der Linie Zürich-Winterthur-St. Gallen. 21 kathol. Ew. Viehzucht.
609 m. Gruppe von 5 Häusern, über dem rechten Rand des Hertenbergertobels und
2,8 km w. der Station Arnegg der Linie Gossau-Sulgen. 22 kathol. Ew. Kirchgemeinde Niederwil.
700 m. Gruppe von 8 Häusern, 2 km s. Heimiswil und 4 km sö. der Station Burgdorf
der Linie Olten-Bern. 71 reform. Ew. Jungholz = Jungholz, als Ortsnamen häufig vorkommend.
509 m. Gruppe von 8 Häusern, auf einer Anhöhe 1 km sw. Amlikon,
an der Strasse Märstetten-Affeltrangen-Wil und 2,8 km sw. der Station Märstetten der Linie Zürich-Winterthur-Romanshorn.
Postwagen Märstetten-Affeltrangen. 46 reform. und kathol. Ew. Kirchgemeinden Leutmerken und Bussnang.
Wiesen-, Wein- und Obstbau.
Von einer einst hier stehenden Burg ist keine Spur mehr vorhanden.
(Kt. Graubünden,
Bez. Hinterrhein und Albula).
3151 m. Nachbargipfel des Piz Platta, in der Kette zwischen dem
Oberhalbstein und Avers, 4 km ö. Cresta. Mit dem Piz Platta durch einen hohen Felskamm verbunden, der nach W. sehr steil abfallt
und vom Berclajoch (2912 m) überschritten wird.
Das Jupperhorn ist wie der Mazzerspitz (3168 m), sein
ö. Nachbar, sehr schwierig zu besteigen.
Beide Gipfel zum erstenmal 1880 vom Pfarrer Caveng erreicht.
Auf seiner von Cresta
über das Berclajoch und den N.-Grat unternommenen Besteigung des Jupperhorns begleiteten ihn F. Schweizer aus Zürich
und der Führer
Hess aus Engelberg.
od. Juragebirge. Langgestrecktes Kettengebirge aus Kalkgestein, das die Schweiz als natürlicher
Grenzwall im W. und NW. abschliesst. Auf Schweizer Boden hat es von der Dôle im Kanton Waadt
bis Regensberg im Kanton Zürich
eine Länge von 216 km.
Julius Caesar nennt den Mons Jura als Grenzscheide zwischen den Helvetiern und Sequanern und lässt ihn im N. bis
zum Gebiet der Rauracer reichen; Joras bei Strabo. Jures bei Plinius, lourassos oros bei Ptolemaeus, später Mons Jurassus.
Der Name leitet sich von einer keltischen Wurzel jor her, die zu juria latinisiert wurde und «Wald» bedeutet, Jura also =
Waldgebirge. Die gleiche Wurzel findet sich noch in einer Reihe von anderen Ortsnamen der Westschweiz
(Jorat, Joux etc.) und ist vielleicht mit dem slavischen Gora verwandt. Vergl. den Art. Jeu.
Einleitung:
Allgemeine Uebersicht, Grenzen und natürliche Einteilung.
Der Jura zeichnet sich durch eine scharfe Kammlinie aus, die längs der hohen Grenzketten zwischen Frankreich und der Schweiz
verläuft. Die Gebirgsflanken diesseits und jenseits dieser Linie sind ungleich entwickelt; die sanfter
geböschte und breitere Seite gehört zu Frankreich (Departemente Ain, Jura, Doubs und ehemaliges Departement Haut Rhin oder
heutiges Territorium Belfort), während der Steilabfall auf Schweizer Boden dem Mittelland
zugekehrt ist. Hier liegt, nach NO. kulissenartig
hintereinander gereiht, eine Reihe von schmalen Längsthälern, umschlossen von Parallelketten, die sich
gegenseitig derart ablösen, dass die Kammlinie des
Gebirges mehr und mehr nach N. verschoben wird.
Aus diesem Oberflächenbau ergibt sich, dass die Wege durch den Jura staffelförmig den Ketten parallel ziehen und den Längsthälern
folgen, die wegen der Höhenabnahme der Kämme nach O. und SO. alle gegen die Schweiz zu absteigen. Hinter
und parallel der Kammlinie des Gebirges bildet der tief in die jurassischen Hochplateaus eingeschnittene Lauf des Doubs bis
Saint Ursanne noch eine wichtigere Grenzscheide zwischen Frankreich und der Schweiz als die Kammlinie selbst. Nach N. senkt
sich der Jura ganz allmählig gegen den Elsässer Anteil an der oberrheinischen Tiefebene ab, während
er nach NO. bis zu seinem Ende bei Regensberg dem S.-Rand der rheinischen Meseta oder der Rheintafel (s. diesen Art.) folgt.
Der Jura bildet einen langen Bogen, dessen konvexe Seite gegen NW. gerichtet ist, während die konkave Seite das
schweizerische Mittelland
begleitet. Das am Échaillon nahe Voiron (Departement Isère) beginnende und bei Regensberg im Kanton Zürich
endigende
Gebirge hat in seiner Gesamtheit, längs dem konkaven (schweizerischen) Innenrand gemessen, eine Länge von 360 km, längs
dem über Besançon ziehenden konvexen (französischen) Aussenrand eine solche von 420 km. Seine grösste Breite
zwischen Besançon und Orbe
beträgt 70 km. Die den Jura begrenzenden beiden Bogenlinien stossen im SO. an das tertiäre schweizerische
Mittelland,
im W. und N. an die ebenfalls tertiären Senken der Saône, des Doubs und des Rhein mit der Rheintafel (oder dem Tafeljura,
wie dieses Gebiet irrtümlicher Weise meist genannt wird).
Das Gebirge besteht aus einer Aufeinanderfolge von Ketten (Gewölben) oder Falten aus jurassischen und Kreidegesteinen, zwischen
denen in den Längsthälern (Mulden) noch Reste von tertiären Schichten eingeschlossen sind. An die erste, am Échaillon
nahe Voiron von den Alpen des Dauphiné sich loslösende Jurakette reihen sich von Les Échelles (bei Chambéry
in Savoyen) ab neue, von den Alpen unabhängige Falten (zuerst Montagne de l'Épine, Mont du Chat etc.) an, so dass im zentralen
Teil des Gebirges zwischen Besançon und Orbe oder zwischen Biel und Delle deren mehr als 20 unterschieden werden können.
Von da an nimmt gegen Solothurn
und den Aargau
die Zahl dieser Falten wieder ab, bis der Jura bei Baden wie an seinem Anfang
nur noch aus einer einzigen Kette, der Lägern, besteht, die bei Regensberg (Kanton Zürich)
unter das schweizerische Mittelland taucht.
Zum so umgrenzten Juragebirge gehören also nicht mehr das Hügelland um die obere Saône, die Basler
und Aargauer Tafelberge (Rheintafel), der Randen und die Rauhe Alb, trotzdem alle diese Gebilde ebenfalls aus Gesteinen jurassischen
Alters aufgebaut sind. Diese Landschaften gehören nach ihrem orographischen und geologischen Charakter (keine Falten
oder Ketten) den Vogesen, dem Schwarzwald etc. an und bestehen aus schwach geneigten oder gegen die Vogesen
und den Schwarzwald zu aufgerichteten jurassischen Felsarten (Steilabfälle am Fuss von Vogesen und Schwarzwald).
Wir schliessen also von unserer Betrachtung des Juragebirges die ihm fremden Gebilde des Randen, des sog. «Tafeljura» und
der oberrheinischen Tiefebene zwischen Basel
und Aesch aus. Jules Thurmann hat in seinen Werken (Esquisses orographiques, Essaide phytostatique etc.) das ganze Juragebirge in 5 nach ihrer geographischen Lage benannte Hauptabteilungen
getrennt: in den Südjura und Westjura (beide auf französischem Boden), Mitteloder Zentraljura (von der Dôle bis zum Weissenstein),
Nordjura (zwischen Saint Hippolyte und Grellingen) und Ostjura. Diese erste Einteilung ist zugleich die beste und soll hier
beibehalten werden. In der Schweiz unterscheidet man gewöhnlich einen Waadtländer, Neuenburger, Berner,
Solothurner, Basler (Waldenburg etc.), Aargauer und Zürcher (Lägern) Jura.
Orographie:
Ketten und Muldenthäler.
Den Ketten des schweizerischen Jura sind meist scharfe Gräte oder langgezogene Kämme aufgesetzt, die seine hauptsächlichen
Gipfel bilden. Durchmustert man diese Kämme von den Umgebungen von Genf
bis in den Kanton Zürich
hinein, so fällt zunächst
auf, dass sie alle mit zunehmender Zahl der Parallelfalten und mit der Verbreiterung des Gebirges
langsam aber regelmässig bis zum Weissenstein (1399 m) an Höhe abnehmen. Auch von da an werden sie, trotz der verminderten
Faltenzahl und Breite des Gebirges, immer niedriger und erreichen bei Olten nicht mehr 1000 in und bei Aarau nicht mehr 800 m.
Die letzte Kette hat ihren höchsten Punkt in 863 m. Im Süd- und Mitteljura findet man somit über den
bewaldeten Hängen noch Sennberge (Weideflächen), während die Ketten des Nord- und Ostjura bis zu oberst völlig mit Wald
bestanden sind.
Die höchsten. Gipfel des Gebirges stehen an seinem innern Rand und zwar im Südjura. Hier haben wir in
der Kette des Reculet (n. vom Pays de Gex bei Genf)
den Grand Crédo (1624 m), Reculet (1720 m), Crêt de la Neige (1723 m) und Colombier
de Gex (1691 m), alle auf französischem Boden und in der Höhenregion der Sennberge. Der höchste Juragipfel in der Schweiz
ist der Mont Tendre (1680 m). Ihm folgt die Spitze der Dôle (1678 m). Die Dôle bildet eine eigene Kette,
mit der mehrere sekundäre Falten verschmelzen und die im O. vom Mont de Bière (1528 m) und Mont Tendre (1680 m) abgelöst
wird.
Alle diese Falten zeigen von SO. her gesehen nur wenig gegliederte, nahezu horizontale und der obern
Waldgrenze parallele Kammlinien. An dieses Gebiet des Waadtländer Hochjura oder der Dôle schliesst sich im NW. eine andere
lange Kette an, die von Mijoux (nw. der Valserine, Departement Ain) her kommt und den zum Teil bewaldeten breiten Bergstock
des Noirmont sö. über dem Jouxthal bildet. Dieser verbreitert und gabelt sich südl. Vallorbe in zwei
Aeste, die zusammen das weite Hochthal von Vaulion (1000 m) umschliessen und deren nördlicher die Dent de Vaulion (1486 m)
trägt. Es endigt somit der Waadtländer Hochjura am Lac de Joux und an der Orbe.
Die breite Mulde des Jouxthales (Vallée de Joux), die vom Plateau von Les Rousses (französ. Departement
Jura) herkommt und SW.-NO. streicht, wird von der Orbe durchflossen. Diese bildet hier drei Seen, den auf französischem Boden
liegenden kleinen Lac des Rousses und den Lac de Joux mit seinem Anhängsel Lac Brenet. Die Mulde des Jouxthales, deren
tiefster Punkt in 1009 m liegt, wird ihrerseits wieder durch mehr oder weniger abradierte Faltungen niederer Ordnung gegliedert
und ist mit Moränenschutt jurassischer Herkunft überführt.
Nw. über dem Jouxthal liegt die Kette des Mont Risoux, die auf eine Länge von 33 km, parallel dem Hauptkamm des Gebirges,
die Grenze zwischen dem Kanton Waadt
und dem französischen Departement Doubs bildet. Sie erhebt sich zwischen den
Muldenthälern von Joux (Waadt)
und Mouthe (Doubs) und besteht aus drei Hauptfalten. Die zwei nördlichen vereinigen sich s. von Mouthe
zum breiten und stark bewaldeten Rücken des Noirmont (1240 m; Departement Doubs), der als einzelne Falte
sich nach NO. fortsetzt, dann gegen N. abbiegt und mit der S.-Falte des Mont Risoux zum malerischen Mont d'Or (1463 m) verschmilzt.
Dieser bildet w. vom Col de Jougne (Departement Doubs) einen von Malmwänden eingefassten halbkreisförmigen Felsenzirkus.
Die Falte des Mont Risoux, deren Kammlinie von der Roche Bernard bis zum Mont d'Or die Landesgrenze zwischen
der Schweiz und Frankreich folgt, ist ein regelmässig gestalteter Rücken mit dem Gros Crêt (1423 m) als höchstem Punkt. Am
Col de Jougne schalten sich mehrere wenig hohe und kurze Ketten ein, die vom Suchet und Chasseron zu einer neuen grossen Kette
zwischen der Orbe und Areuse abgelöst werden. Es ist somit der Col de Jougne eine Einsattelung zwischen
zwei Faltensystemen, deren einzelne Glieder sich nicht mit einander vereinigen sondern einander ablösen, da die Falten des
Risoux von der allgemeinen Richtung der Ketten in diesem Gebirgsabschnitt abweichen (vergl. die orographische
Skizze).
Er bildet ein totes Thal mit durch Erosion entstandenen Klusen, durch das der einstige Rhonegletscher zu
wiederholten Malen gegen Pontarlier und das Thal der Loue vorgerückt ist.
Die Gruppe des Mont Suchet und Chasseron besteht aus drei Hauptfalten, deren südlichste den auf der Grenze zwischen der Waadt
und
Neuenburg
zum Neuenburgersee absteigenden Mont Aubert (1342 m) bildet. Diese Falte gehört der Kette des Suchet (1596
m) und der der Aiguille de Baulmes (1563 m) zugleich an, weil diese beiden Berge zwei Sequankämme (mittlere Malmstufe) einer
und derselben Falte sind, die bis zu den untern Stufen des Dogger ausgewaschen worden ist (vergl. den Art. Aiguilles de Baulmes).
Die mittlere Falte des Systems trägt den Chasseron (1611 m), den über dem Zirkus des Creux du Van liegenden Soliat (1465 m)
und die die Areuseschlucht (Gorges de l'Areuse) beherrschende Montagne de Boudry (1388 m). Hier ist diese Kette von der Areuse
durchschnitten und von ihrer Fortsetzung, dem das Schloss Rochefort tragenden Rücken, abgetrennt worden.
Sie zieht sich von da mit langsam abnehmender Höhe weiter bis zum Wald von Serroue über Corcelles. Die dritte Falte endlich,
die N.-Kette des Chasseron, begrenzt stufenförmig das Val de Travers von Les Oeuillons, s. von Noiraigue, bis Buttes, wo sie
n. von Sainte Croix von der bis zum Mont du Miroir (997 m; s. von Les Fourgs im Departement Doubs) reichenden
Kette der Vraconnaz abgelöst wird. Die Chasseronkette als Ganzes wird im N. von der Mulde von La Côte aux Fées und ihren
Fortsetzungen Val de Travers, Gorges de l'Areuse (synklinaler Abschnitt) und Vallon de Rochefort begrenzt.
Sie steigt aus den französischen Hochflächen von Jougne zur beträchtlichen Höhe des Chasseron auf, um wie die vorhergehenden
sich gegen den Rand des schweizerischen Mittellandes, hier also gegen das Neuenburger Weinland, zu senken.
Die kleine Kette des Mont des Verrières (1246 m), die die beiden Längsthäler von La Côte aux Fées
und Les Verrières von einander trennt, gehört nur mit ihrem östlichen Ende der Schweiz an und bildet ein Glied der Faltenbündel
in der Gegend von Pontarlier und des Lac de Saint Point (Mont de Saint Sorlin 1240 m; nw. von Mouthe). Bei Saint Sulpice hat
die Areuse einen prachtvollen Erosionskessel in den Kalken u. Mergeln (Malm und Dogger) dieser Falte ausgewaschen, die sich
nördl. von Boveresse im Val de Travers an die Gruppe der Tête de Rang anschliesst.
Das Val de Travers bildet zusammen mit dem von La Côte aux Fées eine lange Mulde, die mit tertiären
und quaternären Gebilden ausgekleidet und von Gesteinen der untern Kreide (asphaltführendes Urgon) umrandet ist. Die Mulde
von La Côte aux Fées wird vom Bach von Buttes durchflossen, der in Fleurier in die aus dem Zirkus von Saint Sulpice herkommende
Areuse mündet. Diese durchzieht dann das Val de Travers bis zum Zirkus von Noiraigue und verlässt es dann,
um erst in der spitzen und ausgewaschenen Mulde des Champ du Moulin wieder auf seine Fortsetzung zu stossen. Von hier an verschmilzt
das Thal, dessen geologische Verhältnisse durch sekundäre Falten und Ueberschiebungen sich komplizieren, mit der Mulde
von Rochefort und dem Val de Ruz.
Das Val de Ruz ist eine der weitesten Mulden im Juragebirge und ganz in die regelmässig gestalteten Falten der Neuenburger
Berge mit ihren Waldhängen eingebettet. Es sind dies im N. die Kette und Gruppe der Tête de Rang, im SO. die Ketten des Chaumont
und Chasseral. Die Thalsohle bildet eine Mulde ohne Faltungen untergeordneten Ranges, aber mit zahlreichen
Moränenablagerungen und glazialen Alluvionen, die meist die tertiäre Unterlage völlig verdecken.
mehr
Die Kette des Chasseral beginnt am Rand einer Mulde, die in Stufen aus dem Mittelland aufsteigt, und folgt zuerst - vom Streichen
der vorhergehenden Ketten etwas abweichend - der Richtung NNO. (Chaumont), um dann vom Verschmelzungspunkt mit der Kette der
Tête de Rang (1425 m) an wieder zum allgemeinen Streichen nach NO. zurückkehren. Der Chaumont (1177 m)
ist eine regelmässige Falte, die im SW., wo sie noch nicht hoch ist, von der Klus des Seyon durchschnitten wird, an der Quelle
des Seyon nach NW. überliegt und bei La Dame von einer kleinen sekundären Falte abgelöst wird.
Diese beginnt kurz vor dem Col de Chuffort und verschmilzt dann mit der Kette des Chasseral. Letztere zweigt
auf dem Plateau von Les Loges von der S.-Flanke der Tête de Rang ab, trägt zunächst den Mont d'Amin (1411 m) und den Bec à l'Oiseau
(1249 m) und senkt sich dann zur Klus von Cheneau de Villiers, um nachher bei der Combe Biosse mit felsigen
oder bewaldeten Gräten rasch zu den beiden hohen Kämmen (S.- und N.-Kamm) der Kette anzusteigen. Der Sequankamm des Chasseral
bleibt mit 1610 m nur um einen Meter hinter dem Chasseron zurück, dem er in allen Beziehungen gleicht.
Die beiden Längskämme der Kette umranden ein Doggergewölbe, das im Zirkus von Steinersberg bis zum
Lias hinunter ausgewaschen und bei Rondchâtel über Biel von einer Klus durchbrochen ist. An der Gestlerfluh über Grenchen
geht die Chasseralkette in die Weissensteinkette über. Die beiden sie im S. und N. begleitenden Längsthäler (Vallon du
Pâquier und Vallon de Péry) sind somit für sich abgeschlossen und stehen nicht direkt mit dem Val de Ruz
einerseits (westlich) und mit dem Schweizer Mittelland andererseits (östlich) in Verbindung.
Die Hauptkette der Gruppe des Chasseral ist 38 km lang; an sie schliessen sich nach N. stufenförmig absteigende sekundäre
Falten an. Im S. wird sie von der plateauförmigen Mulde der mit Unrecht so genannten Montagne de Diesse
(Tessenberg, 800 m), der sehr regelmässigen sekundären Falte des Mont Sujet (1386 m) und dem in der Fortsetzung der Montagne de Diesse
gelegenen und an beiden Enden offenen Vallon d'Orvin-Vauffelin begleitet. Längs dem Neuenburger- und Bielersee
endlich umrandet den Chasseral die sog. Seekette (Chaîne du Lac), die aus den Ketten von Enges oder Serroue, sowie der von Magglingen
(Jorat) oder dem Twannberg mit dem Vorberg oder der Montagne de Boujean besteht.
Ketten des Neuenburger Hochjura. Die Ketten der Tête de Rang, des Sommartel und des Larmont-Pouillerel sind
Faltenbündel, die sich nicht vom schweizerischen Rand des Jura, sondern vom Innern des Gebirges abzweigen und regelmässig
gebaut sind. Sie schliessen gut ausgeprägte und hoch gelegene (1000 m) Muldenthäler in sich ein. Man kann alle diese Falten
zu der Gruppe des Neuenburger Hochjura zusammenfassen, der von den tiefsten und breitesten Mulden - Val de Travers,
Val de Ruz, Vallon de Morteau (Departement Doubs) - umgrenzt wird.
Die Kette der Tête de Rang verschmilzt am Crêt de Travers mit derjenigen des Sommartel; sie ist bei La Vaux von der Areuse angegriffen
worden, die hier die schöne Klus oder den Zirkus von Noiraigue (Quelle der Noiraigue) ausgewaschen hat.
Von hier an hebt sie sich mit felsigem Hang zur Tourne (Tablette, 1294 m); am Col de la Tourne (1172 m)
löst sich ein neuer
Zweig ab, der sich zur Hauptkette entwickelt und der als höchste Punkte den Mont Racine (1442 m) und
die Tête de Rang (1425 m) trägt.
Diese Kette wird durch die Senken des Col de la Vue des Alpes (1288 m), Col du Pertuis und Col du Bugnenet gegliedert. Sie
zieht über Montpéreux, La Chaux d'Amin, La Joux du Plane und den Col du Bugnenet oder Col des Pontins (1124
m), um an der Egasse oder Agasse mit der Kette des Chasseral sich zu verknüpfen. Nw. der Kette der Tête de Rang liegt das Längsthal
von La Sagne und Les Ponts (1010 m), das etwa 15 km lang ist, sich von NO.-SW. verbreitert und auf seinem tertiären
und quaternären Untergrund eine Menge von Torfmooren und sumpfigen Wiesen trägt.
Die Kette des Sommartel oder Crêt de l'Oura besteht aus zwei grossen Falten. Diejenige von Les Fontenettes begleitet die Sonnseite
(Le Droit)* [*In den NO.-SW. ziehenden Thälern des Schweizer Jura heisst der zur Sonne exponierte Hang Le Droit, L'Endroit
oder Sonnenseite, der kältere gegenüberliegende Hang L'Envers oder Schattenseite] des Vallon des Verrières, um n. von Les Ponts
mit der andern, der von Trémalmont, zu verschmelzen. Von da an streicht die Kette als breiter, mit Wald und Sennbergen bestandener
Rücken längs der Sonnenseite (Le Droit) des Vallon de La Sagne gegen NO., erreicht im Sommartel 1330 m und
im Crêt de La Sagne 1267 m, öffnet sich zu den Argoviencomben (s. später) der Umgebung von La Chaux de Fonds (Les Grandes Crosettes)
und geht endlich in die Ketten des Sonnenbergs und Weissensteins über.
Der Vallon des Verrières ist gegen Frankreich zu weit offen, nach welcher Seite hin er durch die Cluse de
Joux nach Pontarlier (800 m) leitet. In dem bis zum Quartier du Locle 28 km langen Muldenthal von La Brévine liegt der unterirdisch
abfliessende kleine Lac des Taillières, dessen Wasser u. a. auch die Quelle der Areuse bei Saint Sulpice
speisen. Dieses Thal ist das höchst gelegene (La Brévine in 1050 m) und kälteste aller Thäler des Hochjura. Es beginnt
über Les Verrières nahe Le Petit Cernet und zieht sich als langer, flacher und einförmiger Streifen über La Chaux du Milieu
bis südl. von Le Locle. In der Umgebung von Le Locle haben sich kleine Bäche, die zusammen den Bied du
Locle bilden, in die tertiäre Unterlage eingeschnitten.
Dann geht die Mulde wieder eben und einförmig vom Crêt du Locle weiter bis La Chaux de Fonds, stets über einer Höhe von 1000 m
sich haltend. Begleitet wird sie im N. von der Kette des Larmont-Pouillerel, dessen S.-Kamm die Landesgrenze
bildet. Diese Kette steigt nicht sehr hoch über die Thalsohle auf und ist wenig gegliedert, mit Ausnahme des Col des Roches
(nahe Le Locle), wo der Bied, sowie die Strasse und Eisenbahn nach Frankreich den Berg durchtunneln. Gegen NW. fällt
sie überall zu dem weit tiefer eingeschnittenen Thal des Doubs ab. Alle die genannten Längsthäler des Hochjura besitzen
nur kleine Bäche, die von den mergeligen Comben herabkommen und sich in Trichtern oder Dolinen (fondrières oder entonnoirs,
im Dialekt embossieux = emposieux, époisats, pouches) im Boden verlieren, um in den tiefer gelegenen
Thälern als starke Stromquellen (sources vauclusiennes: Areuse, Noiraigue, Biaufond etc.) wieder zu Tage zu treten.
Die scharf hervortretende Weissensteinkette löst südl. von La Ferrière die Kette des Sommartel ab und bildet zunächst den
n. vom St. Immerthal aufsteigenden Sonnenberg (oder Montagne du Droit 1266 m). Am Col de Pierre
mehr
Pertuis schliessen sich ihr sekundäre Faltenzüge an, die bei Sonceboz beginnen und im Montoz (1331 m) wieder zu einem einfachen,
etwas nach N. überliegenden und von der Erosion stark angegriffenen Malm- und Doggergewölbe sich vereinigen. Dieses wird
am O.-Ende der spitzen Mulde der Combe de Péry von einem andern abgelöst, das im Engpass der Egg sich
aufzuschliessen beginnt und dann als breiter, bis zum Dogger hinunter ausgewaschener Rücken ununterbrochen vom Untern Grenchenberg
bis zur Röthifluh (1399 m) streicht.
Bis zum Lias hinunter geöffnet ist die Weissensteinkette in den Felsenzirken am Brüggli über Grenchen, in der Oberdorfer
Klus und endlich am Balmberg bei Günsberg, wo der Wechsel von Kalkkämmen und mergeligen Comben des Lias,
Keuper und Muschelkalks dem Auftreten einer ganzen Reihe von orographischen Unregelmässigkeiten Platz macht. Die höchsten
Gipfel, die Hasenmatt (1447 m) und der nach der weissen Farbe seines Gesteins so genannte Weissenstein (1284 m) über Solothurn,
finden
sich in dem das lange Doggergewölbe im S. begleitenden Sequankamm.
Die Sonnenberg-Weissensteinkette begrenzt im N. das St. Immerthal (25 km) und den Vallon de Péry, die beide von der Schüss
(Suze) entwässert werden, obwohl sie wegen der bei Sonceboz sich einschiebenden kleinen Falte des Tourne Dos nicht einer und
derselben Synklinale angehören. Der Tourne Dos wird von der Schüss in einer kleinen Schlucht durchschnitten.
Der mit Biel durch die Schüssschlucht (Taubenloch etc.) in Verbindung stehende Vallon de Péry (12 km) engt sich nach O. allmählig
zur sog. Combe de Péry ein und geht dann in den bereits erwähnten Engpass der Egg über.
Nach N. senkt sich die Weissensteinkette zunächst langsam zur welligen Hochfläche der Freiberge ab und begleitet dann als
steiler Hang die Berner Thäler von Tramelan und Tavannes. Dieses letztere ist 20 km lang und enthält zahlreiche Dörfer; ö.
von Court setzt es sich im engen Vallon du Chaluet fort, der sich bei Gänsbrunnen (Saint Joseph) wieder erweitert
und in das schöne Solothurner Thal von Welschenrohr (Rosières) und Balsthal (20 km) übergeht. Zwischen Oensingen und Balsthal
wird die Weissensteinkette von der grossen Balsthaler- oder Oensinger Klus durchschnitten, deren Sohle (485 m) schon der Höhenlage
des Mittellandes entspricht. Es ist dies die erste Jurakluse, die ohne starke Steigung ins Herz der Kette
führt. Bei Olten verschmilzt die rasch niedriger werdende Weissensteinkette mit der S.-Flanke der Kette des Graitery. Im S.
ist ihr hier die selbständige kurze Kette Born-Engelberg vorgelagert, die von der Aare in der Klus von Aarburg durchschnitten
wird.
Plateau der Freiberge. Die wellige Berner Hochfläche der Freiberge (Franches Montagnes) ist eine im Mittel etwa 1000 m hohe Massenerhebung
und stellt eine abradierte Peneplain vor. Sie liegt zwischen der Weissensteinkette (Sonnenberg) im S. und dem tief eingeschnittenen
Erosionsthal des Doubs im NW. und besteht aus einer Reihe von wenig stark hervortretenden Faltenzügen
mit dazwischen liegenden, ebenfalls nur wenig ausgebildeten Längsthälern, die den übrigen Mulden des Berner Jura parallel
streichen.
Die bedeutendste Falte ist die mehrfach abgelöste Kette von Peu Chapatte (höchster Punkt in 1183 m) und des Rond Rochat (1141
m), die mit andern Kämmen dieses Gebietes zusammen - mit oder ohne Ablösungen - sich an die gut ausgeprägten,
regelmässigen Falten um Münster (Moutier, Berner Jura)
anschliesst. Die vom Doubs zwischen Goumois und Saint Ursanne in einer
Reihe von Klusen und Isoklinalthälern durchschnittenen Falten laufen alle gegen den Col des Rangiers (856 m) hin zusammen,
der ein sehr bemerkenswerter Knotenpunkt dieser Falten mit der Kette des Lomont und die direkte und einzige
Ursache der Umbiegung des Doubs nach W. ist. Dieser Fluss hat seinen Weg niemals über die Caquerelle quer durch die Berge von
Glovelier genommen, wie verschiedene Forscher geglaubt haben.
Gewölbe um Münster (Graitery, Raimeux) und Beinwil (Hohe Winde). Das Bergland um Münster (Berner Jura) besteht
aus bewundernswert regelmässig gebauten Gewölben, deren Struktur in den malerischen Klusen der Birs (zwischen Court, Münster
und Delsberg) und der Sorne (zwischen Bellelay und Glovelier) aufs Schönste aufgeschlossen ist. Die hauptsächlichsten Ketten
und Gipfel dieses Gebietes sind folgende: der Mont Moron (1340 m) zwischen dem tertiären Längsthal von
Tavannes im S., dem torfigen Plateau von Bellelay (950 m) im W. und der Mulde von Sornetan oder dem Petit Val im N.;
die den Mont Moron
ablösende Kette des Graitery (1272 und 1291 m), ein regelmässiges Malmgewölbe, das nahe seinen beiden, niedrigeren Enden
von zwei Klusen, der von Court im W. und der von Gänsbrunnen (Saint Joseph) im O., durchbrochen ist.
Als ein Doggerrücken,
der von mehr oder weniger zusammenhängenden oder von der Erosion zerstückelten Mahnkämmen begleitet wird, setzt sich die
Kette des Graitery nach O. in den Kanton Solothurn
mit dem Malsenberg (1241 m), Harzberg (1147 m), Probstberg (1185 m)
und Matzendorfer Sonnenberg mit dem Sangetel (1173 m) fort. Dann wird die Kette von der bis zum Lias hinunter aufgeschlossenen
Mümliswiler Klus unterbrochen, um nachher über den Beretenkopf (1093 m) noch bis zum liasischen Zirkus von Langenbruck und
zum Hauptkamm des Hauensteins weiter zu ziehen. Dieses letztgenannte Gebiet ist bis zum Muschelkalk hinunter
geöffnet und zeigt am Knotenpunkt mit den weiter n. liegenden Ketten Schuppenstruktur. Mit Ausnahme von einigen kleinen
Abweichungen streicht die Kette des Graitery bis n. von Trimbach bei Olten auf eine Länge von etwa 50 km derjenigen des Weissensteins
nahezu parallel.
Sie engt durch lokale seitliche Ausladungen oder kleine Nebenfalten im S. die Muldenthäler von Le Chaluet (ö. von Court)
und Welschenrohr-Balsthal ein, während sie im N. das schöne Thal von Münster überragt, das bei Le Cornet (ö. von Crémines)
sich verschmälert und mit der spitzen Mulde von Seehof oder Élay (ès lays = aux lacs, bei den Seen; jurassischer
Dialekt) fortsetzt. Jenseits des Passüberganges über das Solterschwand Moos (1150 m) begleitet die Kette des Graitery im
S. das langsam gegen Mümliswil umbiegende Guldenthal, dessen Bach (Guldenthal- oder Ramiswilbach) mit dem Limmernbach vereint
durch die Mümliswiler Klus in das Thal von Balsthal austritt, während die Mulde noch bis über Langenbruck
hinaus nach O. sich fortsetzt und s. vom Untern Hauenstein als Sackgasse endigt.
Nördl. von Münster entwickeln sich die beiden grossen Falten des Mont Raimeux (1305 m) und Mont de Vellerat (1033 m), die beide
auf dem Plateau der Freiberge oder, noch weiter sw., auf dem französischen Plateau von Le Russey beginnen
und sehr gute Typen von Doggergewölben sind. Sie zeigen an manchen Stellen bis auf den Lias ausgewaschene Zirken und werden
oft von
mehr
jurassisehen (Rauracien und Sequan) Kämmen begleitet, die selbst wieder mehr oder weniger von Klusen oder halben Klusen (ruz)
durch- und angeschnitten sind. Die Kette des Raimeux setzt sich bis in den Solothurner Jura fort, wo sie sich verzweigt und
durch das Auftreten von sekundären Falten einen verwickelten Bau erhält. Sie zieht über die Hohe Winde
(oder La Vignette 1207 m), den Passwang (Pass in 1006 m, Doggerkamm in 1207 m) und die Wasserfalle (Fussweg in 1020 m), um ö.
Langenbruck wie die eben beschriebenen Ketten und zusammen mit der des Mont de Vellerat mit dem Gebirgsknoten des Hauensteins
zu verschmelzen.
Die Falten des Mont Raimeux schaaren sich um die Wasserfalle so dicht zusammen, dass nur ganz enge Längsthälchen dazwischen
Platz finden. Beide Ketten sind durch die Erosion in viele kleine Kämme zerstückelt worden, die Wald oder Weiden tragen und
einen starken Wechsel in der Beschaffenheit des Untergrundes zeigen. In der Umgebung von Langenbruck und
Eptingen linden wir endlich noch einige vorgelagerte Doggerkämme mit mehr als 1000 m Höhe, wie das Kellenköpfli (1144 m),
den Bilsteinberg (1129 m) und die Belchenfluh (von Bal, Belenus herzuleiten) oder den Ballon d'Eptingen (1102 m).
Delsbergerthal. Die eben beschriebenen, verwickelten Berglandschaften des Solothurner und Basler Jura
bilden einen grossen Gegensatz zu der breiten Mulde des Delsbergerthales (Val de Delémont) mit ihren ruhigen und gleichmässigen
Linien. Dieses schönste Synklinalthal des Jura heisst im Lande selbst kurzweg «la Vallée»
und umschliesst eine Anzahl von tertiären Hügeln mit sehr fruchtbaren Hängen und Umgebungen. Es ist mehr als 20 km
lang und im Mittel 5 km breit.
Der schmälere O.-Abschnitt, das sog. Val Terbi, trägt die Dörfer Courchapoix, Corban, Montsevelier und Mervelier. Die Trapezform
des Delsbergerthales wird bedingt durch die beiden Ketten von Saint Brais im W. und des Trogbergs mit dem Châtelard de Mervelier
im O., die unter sich parallel nach NNO. streichen, während die beiden langen Randketten im S. und N.
des Thales, die des Mont de Vellerat und der genau O.-W. ziehenden Rangiers, gegen das O.-Ende der Mulde zu konvergieren.
Kette des Lomont. Die durch ihre Länge von mehr als 140 km und ihr gleichmässiges Streichen bemerkenswerte
Kette des Lomont oder der Rangiers beginnt ö. von Besançon und zieht, ganz im Gegensatz zu den Falten im Innern des Gebirges,
in der Richtung nach O., wobei sie hie und da durch Einsattelungen und Ablösungen etwas gegliedert ist. Sie bildet den längs
der Geosynklinalen von Montbéliard verlaufenden Aussenrand des Nordjura. (Es sind ihr allerdings noch
einige untergeordnete Aussenketten vorgelagert, die den Elsässer Anteil an der oberrheinischen Tiefebene nach S. begrenzen).
An Höhe bleibt sie weit hinter den Ketten des Hochjura zurück, indem ihr höchster Punkt, der Mont Gremay (mit Unrecht auch
Mont Terrible genannt) s. von Cornol, nur 944 m erreicht.
Von den Vogesen aus gesehen, erscheint sie am Horizont als langer, dunkelblauer, bewaldeter Wall, woher die Namen Bleumont,
Lomont, Blauen. In ihrem westl. Abschnitt ist die Kette des Lomont im Allgemeinen wenig gegliedert und nur nördl. von Saint
Hippolyte (Departement Doubs) von einer Klus durchbrochen und in der Ajoie an mehreren Stellen (Bressaucourt,
Cornol) von Liaszirken angeschnitten. Anders der O.-Abschnitt, der von den
Malettes (800 m; Ablösung und horizontale Transversalverschiebung)
an weit offenere oder verwickeltere orographische Gestaltung zeigt.
Nach dem Doggergewölbe der Chaive oder Vorburg (920 m) über Delsberg öffnet sich die Kette des Lomont oder
der Rangiers am Creux du Vorburg und bei Bellerive zu einer schönen Lias-Keupercombe und wird hier zugleich von der nach SW.
orientierten und von der Birs durchflossenen Klus von Vorburg-Soyhières schief durchbrochen. Von Bärswil bis Waldenburg besteht
die Kette aus langen, mehr oder weniger von Malm flankierten Doggerkämmen, an deren Fuss von Erschwil
bis zur Rheintafel eine fruchtbare Lias-Keupercombe in ununterbrochenem Zug
sich anlehnt. Mitten in dieser Combe steht bei Meltigen
dazu noch ein Muschelkalkgewölbe an, an dem weiterhin gegen Reigoldswil und um Waldenburg und Eptingen starke Lagerungsstörungen
beobachtet werden. Die Kette setzt sich über den Hauenstein bis Erlinsbach w. von Aarau fort, wo sie endigt.
Nordjura (Ajoie, Laufen, Seewen). In dem an den Elsass (Pfirt oder Ferrette) grenzenden Abschnitt des nördl. Jura, sowie n.
vom Thal von Laufen (Laufon) und in der Umgebung von Seewen (Kanton Solothurn)
finden wir noch weitere Ketten, die der allgemeinen Streichrichtung
des Lomont parallel ziehen und dem von N. kommenden Beobachter als die ersten Vorstufen des Jura erscheinen.
Diese meist bemerkenswert regelmässig gebauten Falten steigen ganz allmählich aus der die Grenzzone gegen den Elsass bildenden
tertiären und quaternären Decke auf. Auf der französisch-schweizerischen Grenze haben wir zunächst von Boncourt bis Bonfol
die Kette des Florimont (512 m), die von der Allaine, Cauvatte und Vendeline in drei kleinen Klusen durchbrochen
wird; dann kommen die schönen Malmgewölbe von Pruntrut (Fahy, Banné mit der Perche), ebenfalls mit kleinen Klusen, ferner die
Kette des Morimont, n. von Miécourt, die sogleich auf deutschen Boden übertritt. Es folgen die Doggergewölbe
von Movelier und des Ring, beide s. der Lützel (Lucelle), die das diese Ketten im N. begleitende Muldenthal beständig weiter
austieft. Nördl. vom Thal von Laufen liegt die schöne Kette des Blauen (892 m), die bei Grellingen von einer Klus durchschnitten
wird und an die sich das kleine Gewölbe von Flühen (359 m) anreiht. Dieses wird am Fuss der auf dem
Rauracienkamm der Kette und ganz nahe der Landesgrenze stehenden Veste Landskron (535 m) von der Klus von Mariastein durchzogen.
Ostjura, Lägernkette. Der Untere Hauenstein bildet einen Gebirgsknoten, an dem die Ketten des Lomont, Passwang, Graitery etc.
mit einander verschmelzen und der sich durch tektonische Komplikationen (Schuppenstruktur) auszeichnet,
wie man beim Bau des Hauensteintunnels (s. den Art. Hauenstein) deutlich erkannt hat. Diese Zone unterer jurassischer und
triasischer Gesteine, die von Eptingen über Läufelfingen und Zeglingen bis Kienberg nw. von Aarau zieht, besteht aus einer Reihe
von Dogger- oder Muschelkalkkämmen, die schuppenartig über einander und über die hier aus Malm mit
einer Tertiärdecke bestehende Rheintafel aufgeschoben sind. Solche Kämme sind u. a. der Wisenberg (1004 m; Muschelkalk) ö.
von Läufelfingen, die Geissfluh oder Schafmatt (966 m; Dogger) an der Quelle der Ergolz, der Dottenberg (932 m), die Wasserfluh
(869 m), der Asperstrichen (843 m), Gugen (804 m), Brunnenberg und die Gislifluh (774 m) ö. vom
mehr
Passübergang der Staffelegg (624 m). Der scharf hervortretende und spitze Doggerkamm der Gislifluh reicht bis zum Aareknie
bei Wildegg, taucht hier unter den Malm und s. vom Birrfeld auch unter die Molasse des Mittellandes.
Die letzte, bis in den Kanton Zürich
(Regensberg und Dielsdorf) übergreifende Jurakette endlich reiht sich der eben
erwähnten Dislokationszone im N. an und schiebt sich mit dem Linnberg, dessen geologischer Bau durch den dieses Gebiet anormalen
Kontaktes querenden Tunnel entschleiert worden ist, ebenfalls über die Rheintafel, d. h. den Bötzberg, auf. Der Linnberg gehört
in der Tat der Lägern- oder Habsburgkette an, die bei Schinznach (Mineralquellen) von der Aare, bei Birmensdorf
s. von Brugg und Windisch (Vindonissa) von der Reuss und bei Baden (Mineralquellen und Thermen) von der Limmat in weiten Querthälern
durchbrochen wird.
Diese Kette ist der Länge nach bis zur Trias hinunter geöffnet (Ruine Habsburg auf einem Muschelkalkkamm) und von Längsverwerfungen
(Schambelen) durchzogen. Jenseits Baden bildet die Lägern eine hohe Falte (Burghorn 863 m, Hochwacht 856 m),
deren Kamm aus Malm (Kimeridge) besteht, im Landschaftsbild scharf hervorsticht, nach N. sehr steil abfällt und auf einer
wesentlich mergeligen Unterlage, die bis zum Keuper hinab ansteht, ruht. Der n. Gewölbeschenkel ist mehr oder weniger abradiert,
verworfen u. sogar dislociert (Deckschollen und losgelöste Schichtfetzen). Kurz bevor die Kette unter
die tertiären und quaternären Gebilde des Kantons Zürich
taucht, sind in den Steinbrüchen von Regensberg die verschiedenen Stufen des
hier ganz in schwäbischer Fazies ausgebildeten Malm noch einmal sehr klar aufgeschlossen.
An dieser Stelle endigt das Juragebirge mit einer einzigen spitzen Falte, ähnlich den ersten südlichen
Faltenzügen, mit welchen es beginnt.
Hydrographie:
Flüsse und Seen.
Das Juragebirge wird durch den Rhein zur Nordsee und durch die Saône und Rhone zum Mittelmeer entwässert. Der wichtigste
dem Gebirge selbst angehörende Fluss ist der Doubs (s. diesen Art.), der im Ganzen mehr als 430 km lang
ist, wovon aber kaum 30 km des Mittellaufes ganz auf Schweizerboden liegen (Umgebung von Saint Ursanne 420 m). Ebenso gehören
auch seine grössten Zuflüsse (der Dessoubre und die Loue mit dem Lison) ganz dem französischen Gebiet an. Der Doubs erhält
aus dem schweizerischen Jura neben einigen ihm auf seinem tief eingeschnittenen Weg längs der Landesgrenze
und auf Schweizerboden von Le Locle bis Saint Ursanne und Ocourt zugehenden kleinen Bächen und Stromquellen nur die Flüsse
der Ajoie, d. h. die an den Rangiers entspringende und Asuel und Alle durchfliessende Allaine mit ihren Nebenadern, und eine
Anzahl von Bächen.
Die Allaine nimmt bei Pruntrut den nur periodisch fliessenden Creux Gena oder Creugenat (s. diesen Art.) auf, der von Cheveney
oder auf vermutetem unterirdischem Weg vielleicht sogar von Damvant herkommt. N. von Delle (Territorium Belfort) erhält sie
die Cauvatte, in die bei Florimont die Bonfol durchfliessende und einige Weier dieser Gegend entwässernde
Vendeline mündet. Nachdem sie das Wiesengelände um Montbéliard durchzogen und einen Teil ihres Wassers an den Rhein-Rhone-Kanal
abgegeben hat, vereinigt sich
die Allaine bei Voujaucourt mit dem Doubs.
Vom französischen Jura erhält die Rhone unmittelbar den Ain mit der Bienne und die London mit dem aus
dem Felsenzirkus an der Faucille kommenden und Gex durchfliessenden Journan. Die London mündet bei La Plaine auf Genfer Boden
von rechts in die Rhone. Dem Genfersee geben aus dem Waadtländer Hochjura einige Bäche und kleine Flüsse zu, wie die von
Divonne kommende Versoix und der beim Schloss Bonmont entspringende und w. von Nyon mündende Boiron;
die Promenthouse,
die sich aus ihren beiden Quellflüssen Cordex (mit der von Saint Cergues kommenden Colline) und Sérine (mit der am Mont Sallaz
bei Arzier entspringenden Combaz) bildet;
die Aubonne, die zusammen mit ihrem Nebenarm Toleure in der Umgebung von Bière entsteht;
der Boiron und die Morges, deren Quellen in den Waldungen ö. von Bière liegen;
die am SO.-Fuss des Mont Tendre
über L'Isle entspringende Venoge, die von rechts den von der Hochfläche ö. von Bière herabfliessenden Veyron und die von
Vullierens kommende Senoge aufnimmt.
Mit dem zum Einzugsgebiet der Orbe gehörenden Nozon ist die Venoge durch
einen über La Sarraz ziehenden Kanal verbunden.
Die Wasserscheide zwischen Rhone und Rhein quert den Schweizer Jura in stark schiefer Richtung und folgt einer Linie von Charmoille
über die Rangiers, Freiberge, den Sommartel, La Brévine, Les Bayards, Jougne und den Mont Risoux nach Les Rousses. Bis hierher
verläuft diese Linie ungefähr parallel der Landesgrenze zwischen der Schweiz und Frankreich, dann umschlingt sie das Jouxthal
und geht über den Kamm des Mont Tendre wieder nach N. zurück, um gegen La Praz und La Sarraz abzusteigen. Es gehört somit
der Schweizer Jura zum grösseren Teil dem Einzugsgebiet des Rhein an, was übrigens schon aus der Tatsache
sich ergibt, dass seine Muldenthäler ganz allgemein gegen NO. zum schweizerischen Mittelland sich senken. Dieser Teil der
Juragewässer geht zum Neuenburger- und Bielersee, sowie zwischen Biel und Brugg zur Aare. Den gleichen Weg nehmen auch unterirdische
Flussadern, die ihr Wasser von der Oberfläche des Gebirges her erhalten haben; so die Quellen am Mont de
Chamblon bei Yverdon, die Quelle des Loquiat bei Saint Blaise und die am Ufer des Bielersees sprudelnden Quellen.
Die aus dem Jura kommenden Nebenflüsse des Aaregebietes sind folgende: die Orbe, die am W.-Fuss des Noirmont, sö. vom Plateau
von Les Rousses (1080 m), entspringt, zuerst den kleinen Lac des Rousses bildet, nö. von Bois d'Amont
auf Schweizerboden übertritt, dann auf eine Länge von mehr als 18 km mit zahlreichen Schlingen über Le Brassus und Le Sentier
das Jouxthal durchzieht und in den Lac de Joux (9 km lang, im Maximum 1,3 km breit und 33 m tief) mündet.
Bei Le Pont schliesst sich an diesen der nicht ganz 2 km lange Lac Brenet an, der hauptsächlich durch den Trichter von Bonport
(1009 m) unterirdisch abfliesst. Dieses Wasser tritt in der sog. Orbequelle (Source de l'Orbe), am W.-Ende des Thales
von Vallorbe, wieder zu Tage und fliesst von Le Day an in tiefem Tobel bis Orbe, nachdem ihm w. von Ballaigues die vom N.-Hang
des Suchet kommende und zum grössten Teil auf französischem Boden liegende Jougnenaz zugekommen. Zwischen Orbe und Chavornay
mehr
erhält die Orbe den vom Jorat herabsteigenden Talent mit dem bei Vaulion entspringenden und Romainmôtier durchziehenden Nozon.
Mit der Venoge steht der Talent durch den Kanal von Entreroches in Verbindung, der vom 17. Jahrhundert bis 1829 bis zur bemerkenswerten
Klus von Entreroches (durch die einst ein alter Flusslauf, vermutlich die Venoge, ging) der Schiffahrt diente.
Nach der Vereinigung mit dem Talent erhält die Orbe den Namen Toile oder Thièle (Zihl) und durchzieht bis zu ihrer Mündung
in den Neuenburgersee eine sumpfige Ebene, die ohne Zweifel einst den See nach SW. fortsetzte und dann durch die Geschiebe der
Orbe und des Talent aufgefüllt worden ist. Oberhalb Yverdon (432 m) hat man den Flusslauf korrigiert.
Der Neuenburgersee, der grösste Randsee des Jura, ist nahe an 40 km lang und im Maximum 9 km breit. Er bildet eine doppelte
Wanne, indem seinem Boden in der Längsrichtung ein unterseeischer Höhenzug, La Motte genannt, aufgesetzt
ist. Maximale Tiefe (vor Bevaix) 153 m. Auf seiner dem Jura zugekehrten linken Seite erhält der Neuenburgersee mehrere Zuflüsse,
deren Wasserführung, wie bei allen Juragewässern überhaupt, starken Schwankungen unterworfen ist. Wir nennen hier nur
die beträchtlichsten.
Der Arnon, der schon in den Burgunderkriegen seine Rolle gespielt hat, kommt aus der Gegend von Vuitebœuf,
wo er den die malerische Schlucht von Covatannaz durchziehenden Abfluss des Hochthales von Sainte Croix aufnimmt; dem Mont Aubert
entspringen die grossen Quellen der Diaz und Raisse (Säge); die Tanaz oder der Bach von Vaumarcus entsteht im quaternären Längsthal
von Provence (der sog. Béroche). Die Areuse endlich entspringt als starke Stromquelle, die z. T. vom Oberflächenwasser
des Thales von La Brévine (Lac des Taillières in 1050 m; 6 km n. der Quelle) gespiesen wird, hinten im Zirkus von Saint Sulpice
und entwässert das Val de Travers.
Sie nimmt bei Fleurier von links den Buttes auf, der die durch die Schluchten von Noirvaux und Longeaigue
herabkommenden Wasser der Mulde von L'Auberson und von La Côte aux Fées sammelt; bei Couvet erhält sie von rechts den Sucre,
dessen Quellbäche in den Argovienzirken der Kette des Crêt de l'Oura entspringen. Die Ortschaft Noiraigue verdankt ihren
Namen den aus dem Felsen sprudelnden starken Stromquellen, deren Wasser aus dem Thal von Les Ponts durch
Trichter und Klüfte im Gestein bis hierher gelangt und die sich zum kurzen Flusslauf der von links in die Areuse mündenden
Noiraigue vereinigen.
Auf seinem Lauf durch die berühmten Gorges de l'Areuse bis Boudry erhält der Fluss nur noch das Wasser
von einer Reihe von Quellen, die z. T. für die Wasserversorgung von Neuenburg
und La Chaux de Fonds gefasst worden sind (Elektrizitäts-
und Wasserwerke mit Druckpumpen). Die Areuse ist etwa 25 km lang, führt viel Geschiebe und hat ein ziemlich bedeutendes Delta
in den Neuenburgersee hinaus gebaut. Die Serrières sammelt das Wasser des Val de Ruz und entspringt als
starke Stromquelle kurz vor ihrer Mündung in den See hinten in einer tiefen und sehr kurzen Schlucht (Chokoladefabrik, Papierfabrik,
Säge).
Oberflächlich entwässert wird das Val de Ruz durch den Seyon, der durch die schönen Gorges du Seyon von
Valangin gegen Neuenburg
fliesst. Der Neuenburgersee bildete in vorhistorischer Zeit mit dem Bielersee zusammen ein einziges Wasserbecken
und ist heute von ihm durch eine sumpfige Ebene getrennt, die von La Tène bis Saint Jean (bei Le Landeron) von den kanalisierten
Serpentinen der Thièle (Zihl) durchzogen wird. Bei Cressier mündet in diese der oben im Vallon d'Enges entspringende
und in seiner Wasserführung stark schwankende Wildbach Mortruz, der in vorhistorischer Zeit am Rande der Sumpfebene
einen beträchtlichen
Schuttkegel angeschwemmt hat.
Der Bielersee sammelt die Wasser der Montagne de Diesse oder des Tessenbergs, der Gruppe des Chasseral und der Längsthäler von
St. Immer und Péry. Die aus den Sümpfen von Lignières, Nods und Diesse kommenden Bäche stürzen in schönen,
aber in malerischen Schluchten versteckten Kaskaden zum See herunter; es sind dies der Bach von Vaux zwischen Lignières und
Neuenstadt und der Twannbach (Ruisseau de Douanne) oder die Arzillière zwischen Diesse und Twann, der noch
durch eine Anzahl von ständig oder temporär fliessenden Quellen (Brunnmühle bei Twann) verstärkt wird.
Die Schüss oder Suze entspringt im Thal von Les Convers an je nach der Jahreszeit wechselnder Stelle und durchfliesst die industriellen
Ortschaften des St. Immerthales. Bei Sonceboz bricht sie durch die kleine Klus von Tournedoz, folgt dann
dem Val de Péry und tritt bei La Reuchenette in die schöne Schlucht von Rondchâtel ein, wo sie die heute von der Stadt Biel
gefassten Stromquellen der Merlin erhält. Dann durcheilt sie mit vielen Stromschnellen die stark eingeengte und stetsfort
sich vertiefende Klus des Taubenlochs oder Dubelochs (über Bözingen) und wendet sich endlich durch eine
von ihr selbst aufgeschüttete Alluvionsebene dem N.-Ende des Bielersees zu. Sie mündet bei Nidau in die Alte Zihl, während
ein kürzlich vergrösserter Kanal einen Teil ihres Wassers durch die Stadt Biel hindurch in den See leitet. In diesen Kanal
mündet noch der Bielerbach, der in der Stadt selbst als Stromquelle (Römerquelle) entspringt.
Durch den Hagneckkanal (an dessen Mündung ein Wasser- und Elektrizitätswerk; rasche Deltabildung) fliessen jetzt auch die
Wasser der Aare in den Bielersee, den sie zusammen mit denen der Zihl in einem grossen und gegenüber dem alten Bett um einige
Meter vertieften Kanal wieder verlassen, um das Brügger Moos zu durchziehen und bei Büren in 432 m (Mittelwasserstand)
sich wieder mit dem natürlichen Aarelauf zu vereinigen. Von diesem Punkt an bis zum Rhein erhält die Aare selbst alle Wasser aus
dem Jura.
Vom Solothurner und Aargauer Gebirgsfuss kommen ihr ausser der Dünnern nur kleine Bäche zu. Bei Olten mündet
die etwa 35 km lange Dünnern, die auf der Schattenseite des Weissensteins im sumpfigen Thal von Welschenrohr (Rosières) entspringt
und das Thal von Balsthal durchfliesst, wo sie den Mümliswilerbach und den von Langenbruck kommenden Augstbach (mit dem Schönthalbach)
aufnimmt, um durch die Oensinger Klus ins Mittelland auszutreten und hier der Aare parallel zu fliessen.
Ihr Mündungslauf geht durch eine von einem einstigen Aarelauf aufgeschüttete Kiesterrasse.
Die Wasser des Nord- und Berner Jura gehen von der Pierre Pertuis (bei Tavannes) an durch die Birs, Ergolz, Sisseln und ihre Zuflüsse
zum Rhein. Diese Flussadern gehören übrigens schon fast ganz der Rheintafel an. Die Birs tritt unterhalb
der Pierre Pertuis als Stromquelle zu Tage, entwässert zunächst das Thal von Tavannes und durchbricht dann zwischen Court
und Delsberg die Ketten des Berner Jura senkrecht zu ihrer Streichrichtung in den sehr malerischen und sehenswerten Klusen von
Court, Münster (Moutier), Roches und Choindez. Im Delsbergerthal (Croisée) und vielleicht auch noch in andern
Thälern des Birsgebietes bestanden in vorhistorischer Zeit je nach der in den Klusen mehr oder weniger gleichmässig arbeitenden
Erosion zeitweise Seebecken. Von Delsberg an folgt die Birs der Sohle der Mulde selbst, in die sie sich
ein tiefes und malerisches Bett eingeschnitten hat. Auf diesem Teile ihres Laufes bricht sie noch durch die ebenfalls sehr
schönen Klusen der Vorburg, Liesberg-Mühle
mehr
und Glashütte (Verrerie) Bärswil. Es reihen sich also hier wie beim Doubs zahlreiche Schluchten, Tobel und Klusen derart hintereinander,
dass für Wiesen- und Ackerbau nur wenig Raum übrig bleibt. Dagegen haben sich in diesen Engpässen viele industrielle Betriebe
angesiedelt. Nachher durchzieht die Birs als friedlicher Fluss das breite Thal von Laufen und tritt in
die Schlucht und den Zirkus von Grellingen ein, um bei Aesch das SO.-Ende der oberrheinischen Tiefebene zu erreichen und von
da an wenig tief eingesenkt über Dornach, Mönchenstein und das geschichtlich denkwürdige St. Jakob dem Rhein zuzustreben,
in den sie bei Birsfelden (ö. von Basel)
in 250 m mündet. Auf ihrem über 71 km langen Lauf erhält sie von
links die aus der Gegend von Tramelan kommende Trame (12 km lang), die die Schluchten von Le Pichoux und Undervelier sowie den
w. Abschnitt des Delsbergerthales durchfliessende und bei Delsberg mündende Sorne und die bei Bourrignon entspringende
Lützel (Lucelle), die beim ehemaligen Kloster Lützel (Lucelle) auf deutschen Boden übertritt, dann bis zu der wilden Schlucht,
in der das im Berner Jura enklavierte Solothurner Dorf Klein Lützel (Petit Lucelle) liegt, die Grenze zwischen der Schweiz und
dem Elsass bildet und wieder ganz schweizerisch wird, um - immer noch in demselben malerischen Engthal
eingeschlossen - sw. von Laufen zu münden.
Von rechts erhält die Birs die am S.-Fuss der Hohen Winde entstehende Schelte, die das wilde Thalstück In der Schelten, das
Val Terbi und die Ortschaften Vicques und Courroux durchfliesst, um bei Delsberg beinahe gegenüber der Sorne und vor
dem Eintritt der Birs in die Klus der Vorburg zu münden; die Lüssel oder Petite Lucelle, die von der Schattenseite des Passwang
kommt, durch die Ortschaft Neuhäuslein (Neuhüsli), das abgelegene Thal von Beinwil, den Zirkus von Erswil und das O.-Ende
des Thales von Laufen (das sog. Schwarzbubenland) fliesst und bei Zwingen (nö. von Laufen) mündet; die in
der Schlucht von Grellingen mündenden Bäche von Meltingen (Mineralquelle), Nunningen und Bretzwil-See wen. Dieser letztere hat
bis zum Ende des 18. Jahrhunderts neben dem Sägeweier unterhalb Seewen einen kleinen Bergsee gebildet, der von einem zu unbestimmter,
vielleicht prähistorischer Zeit von der Fulnau niedergegangenen Bergsturz aufgestaut worden war. Dann
hat man die Barre mit dem Stollen des sog. «Seeloches» durchbrochen, durch den der See allmählig sich entleerte und der Bach unter
dem Sturzschutt hin heute noch seinen Weg findet.
Die Ergolz entspringt an der Schafmatt (966 m; Schattenseite der Geissfluh) nw. von Aarau und durchschneidet
mit ihren zahlreichen Nebenadern die Rheintafel. Sie bildet so im Basler Abschnitt der Tafel ein ganzes Netz von Erosionsthälern,
die sich alle in der Richtung auf Liestal verbreitern, unter welchem Ort der Fluss ins Rheinthal (275 m) austritt. Solche von
links auf die Ergolz ausmündende und entweder bis in den Nordjura hinaufreichende oder auch blos der
Tafel angehörende Erosionsthäler sind, von W.-O. gezählt: das Thal von Schauenburg-Goldbrunnen, von Büren-Oristhal-Orismühle,
von Reigoldswil-Bubendorf mit der an der Wasserfalle entspringenden Hinteren Frenke, von Waldenburg-Höllstein mit der von Langenbruck
kommenden Vorderen Frenke und der Strasse über den Hauenstein, von Eptingen-Sissach mit dem Diegterbach,
von
Läufelfingen-Rümlingen mit dem Homburgerbach, von Zeglingen-Gelterkinden oder das Eithal mit dem Eibach. Dann folgt das
Thal von Rothenfluh nach Ormalingen, das von der Ergolz selbst durchflossen wird, die hier von rechts noch einige unbedeutende
Bäche (Hennikerbach etc.) aufnimmt.
Auch die Sisseln entspringt an der N.-Flanke des O.-Jura und durchschneidet mit ihren Nebenadern wie die
Ergolz die Rheintafel in ihrem hier aargauischen Abschnitt. Das ganze Flusssystem konvergiert gegen Frick. Das schöne Frickthal
wird von fruchtbaren Höhen aus Lias und Keuper umrahmt. Bei Eiken tritt die Sisseln in den Muschelkalk ein und mündet ö.
von Stein in den Rhein. Folgendes sind, von W.-O. gezählt, die einzelnen Thalschaften dieses Gebietes:
Kienberg (Kanton Solothurn)-Wittnau mit der Verzweigung Oberhof-Wölfliswil, Asp-Deutschbüren-Herznach-Frick mit der Strasse
von Frick über die Staffelegg (624 m) nach Aarau, Niederzeihen-Hornussen, Säge Gallenkirch-Bötzen und Effingen-Bötzen in der
W.-Flanke des Bötzbergs (Eisenbahntunnel). Daneben hat die Rheintafel noch drei weitere kleine Erosionsthäler, die
direkt auf den Rhein ausmünden, nämlich das von Zuzgen sw. von Stein und die von Sulz und Gansingen sö. von Laufenburg, die
bis auf den Muschelkalk, Buntsandstein und Vogesensandstein (die tiefsten in der N.-Schweiz anstehenden Gesteinsschichten)
hinunter eingeschnitten sind.
Geologie:
Tektonik, Stratigraphie und Geogenie.
Das Juragebirge ist aus einer Reihe von sedimentären, abwechselnd kalkigen und mergeligen Gesteinsschichten
und Stufen aufgebaut, die der mesozoischen (sekundären) und känozoischen (tertiären) Aera angehören. Sie erscheinen als
übereinander gelagerte, gewellte und gefaltete Schalen, die durch die Tätigkeit der Erosion mehr oder weniger zerstückelt,
sowie entweder der Länge nach (Comben) oder quer auf die Falten (Klusen) ausgewaschen worden sind. Diese
Verhältnisse bedingen es, dass die tertiären und ein Teil der mesozoischen Schichten beinahe immer in Mulden und als einzelne
Fetzen zwischen die jurassischen Ketten oder Falten eingelagert sind. Dazu ist das Gebirge noch stellenweise mit Moränenschutt
überführt, der entweder (am Jurafuss) den alpinen oder (im Innern des Gebirges) den lokalen jurassischen
Gletschern entstammt.
Die Gesamtheit dieser zwischen der tertiären Saôneebene im W., Rheinebene im N. und dem ebenfalls tertiären schweizerischen
Mittelland im SO. liegenden Falten oder das Kettengebirge des Jura bildet einen weitgespannten Halbmond, der aus drei
nach SO. konkaven Bogen besteht. Die höchsten und zahlreichsten Falten gehören dem innern - schweizerischen
- Bogen an, während die beiden äussern, deren einer die Saôneebene im O. und SO. und deren anderer die Rheinebene im
S. umrandet, in der auch noch durch starke Dislokationen ausgezeichneten Gegend von Salins zusammentreffen und hier gegenseitig
aufeinander geschoben erscheinen.
Der ledonische Bogen setzt sich bis gegen Pontarlier ins Innere des Gebirges fort und umgrenzt zusammen
mit dem Bogen des Hochjura ein dreistufiges Plateau (500-800 m), das sog. juranische Plateau. Der mandubische Bogen oder Bogen
des Lomont umrandet gemeinsam mit den zwei eben genannten das von der Loue und dem
mehr
Doubs durchschnittene dubisische Plateau. Alle drei Bogen verschmelzen miteinander im N.- und O.-Jura (Hauenstein) und bilden
hier eine Reihe von unter sich übereinander geschobenen und in ihrer Gesamtheit über das nicht gefaltete Gebiet der dem
Schwarzwald vorgelagerten Rheintafel aufgeschobenen Schuppen (Schuppenstruktur). Nur eine einzige Kette, die Lägern, erreicht
den Kanton Zürich,
wo sie als spitze Falte endigt und bei Dielsdorf unter das Tertiär des schweizerischen Mittellandes
taucht.
Der Aussenrand des Jura, d. h. die beiden französischen Bogen, ist wie der N.-Fuss des Aargauer Jura von Verwerfungen und
Ueberschiebungen durchschwärmt, während der innere, schweizerische, Bogen mit regelmässigerem Bau unter dem Tertiär
emportaucht. Die Längsdislokationen bestehen meist aus Ueberschiebungen und Faltenverwerfungen mit losgelösten oder abgesunkenen
Kämmen und mehr oder weniger zusammenhängenden Deckschollen, die immer aus einer, meist gegen den Aussenrand des Gebirges,
überliegenden Falte entstanden sind.
Daneben treffen wir an einzelnen Stellen auch Dislokationen quer zu den Ketten, die stellenweise an gewisse
Klusen gebunden sind und so deren Ausbildung begünstigt haben (Combe de La Ferrière, Oensinger Klus etc.). Abgesehen von diesen
nur ausnahmsweise auftretenden Komplikationen besteht der normale und klassische tektonische Bau des Jura aus regelmässigen
Gewölbefalten.
Wir geben in Folgendem die Nomenklatur der Formen der jurassischen Orographie, wie sie sich aus
der Faltung der Erdrinde und der gleichzeitig einsetzenden Erosion in den abwechselnd kalkigen und mergeligen Stufen entwickelt
haben.
Am Jurafuss und in mehreren Muldenthälern sieht man Steilabfälle (Falaises) aus tertiären Süsswasserkalken oder oligocänen
und miocänen Sandsteinen (Tekton. Schema Nr 1). Die obersten Gewölbedecken gehören den Stufen der untern Kreide an,
d. h. dem weissen Urgon (Nr 3), dem Neocomkalk (Nr 5) und dem Valangien (Nr 7). Wo die Gewölbe durch die Erosion nach und
nach bis zu den obersten Stufen der Juraformation abgetragen worden sind, bildet die Kreide noch einzelne Kämme, die durch
Urgon- (Nr 4), Neocom- (Nr 6) und Purbeck-Comben (Nr 8) von einander getrennt werden.
Dann hat die weiter arbeitende Erosion auch die Malmgewölbe ausgewaschen und in der gleichen Weise Malmkalkkämme (Nr 9)
mit dazwischen liegenden mergeligen Malmcomben ausgebildet (Sequan- und Rauracien-Kamm; Sequan-, Argovien- und Oxford-Comben).
Später taucht aus der Sohle der Argovien- und Oxford-Comben der Dogger auf, der im Jura recht häufig
als Gewölbe zu Tage ansteht (Nr 11'). Wenn die Erosion später auch noch diese Doggergewölbe halbkreis- oder zirkusförmig
geöffnet hat, entstehen Doggerkämme (Nr 11) und dazwischen Lias-Keuper-Comben
(Nr 12 und 14) mit einem Sinemur-Kamm (Gryphiten-Kalk des unteren Lias; Nr 13). Geht endlich die Erosion noch tiefer (wie
z. B. gegen Basel
und im Aargau:
Meltingen, Limmern etc.), so tauchen aus diesen Lias-Keuper-Comben auch noch Muschelkalkgewölbe auf (Nr
15), die selbst wieder mehr oder weniger gut erhalten, dislociert oder zerstückelt sein können. Es
hat somit die Erosion im Juragebirge nicht überall gleich stark gearbeitet. Ebenso ist die ganze soeben geschilderte Schichtenfolge
nicht überall vollständig und ebensowenig überall in gleichmässiger Mächtigkeit abgelagert worden. Querprofile, wie
sie in unserem tektonischen Schema unter I-III gezeichnet sind, sieht man am klarsten in den die Gewölbe
quer durchschneidenden Klusen aufgeschlossen.
Die Unterlage des Juragebirges bildet ohne Zweifel derselbe von Granitgängen und -adern durchsetzte Gneis, der am Fuss des
Schwarzwaldes, im Rheinbett bei Laufenburg und unter dem Plateau der Ile Crémieu (bei Saint Quentin im Dauphiné) zu Tage ansteht.
Darüber folgt mit Ausschluss des Paläozoikums (soweit wenigstens bis jetzt bekannt) die ganze Reihe
der mesozoischen und känozoischen Stufen vom Buntsandstein bis zum Miocän, die wir nun für den ganzen Jura und die Rheintafel
(exkl. Randen) in ihren wichtigsten Charakterzügen kurz besprechen wollen. Die Rheintafel zeigt diese Gesteinsfolge von den
ältesten bis zu den jüngsten Schichten in ihrer normalen Ueberlagerung am schönsten. Dann tauchen
sie unter die Falten und Dislokationen am Aussenrand des Gebirges, um in seinem Innern an der Sohle der Zirken und Klusen wieder
zu Tage zu treten.
Triassystem.
Vogesensandstein und Buntsandstein stehen zu beiden Ufern des Rhein an, besonders schön nördl. von Riehen
(bei Basel)
und zwischen Rheinfelden. Stein und Laufenburg, wo sie diskordant dem Gneis oder den ihn durchschwärmenden eruptiven Adern
und Gängen (Granit, Diorit, Porphyre etc.) aufliegen. Zu oberst treffen wir weisse oder bunte Sandsteine, in der Mitte rote
Sandsteine mit ziegelrot gefärbten sandigen Thonen und an der Basis Konglomerate. Bei Waldshut (Baden)
werden aus den dichten Bänken Mühlsteine gebrochen.
Den Uebergang zum Muschelkalk bilden dolomitische Mergel. In Riehen bei Basel
hat man Labyrinthodon Rütimeyeri und da und dort
einzelne Stücke von Calamites Schimperi gefunden. Etwa 30 m mächtig. Der 20-30 m mächtige Wellendolomit steht am Rheinufer
zwischen Schwaderloch und Augst an. Er enthält zahlreiche Fossilien: Lima striata, L. lineata, Terebratulavulgaris u. a. Die Salzthone der Anhydritgruppe sind am Rheinufer von Rheinsulz bis Augst sichtbar und bilden den Untergrund
des ganzen Gebietes, auf dem die Salinen Rheinfelden, Riburg und Baselaugst stehen.
Das erste Steinsalzlager ist 1834 vom Hofrat vonGlenck angebohrt worden, und 1844 hat man ein anderesvon 12-114 m Dicke entdeckt. ^[Supplement: von 12 m Mächtigkeit, ist in einer Tiefe von 114 m im Jahre 1834 vom Hofrat von
Glenck angebohrt worden.] Heute werden hier jährlich mehr als 400000 Zentner Salz produziert. Die gleichen Thone liegen auch
unter Koblenz (Bohrung von 1858) und unter dem Dinkelberg (Bohrung von Bettingen 1890), führen an diesen
Stellen aber kein Salz. Ihr Vorhandensein ist ferner im Hauensteintunnel, dann nördl. von Rümisberg und Günsberg in der
Weissensteinkette festgestellt worden. Der beim Anstehen durch Wasseraufnahme zu Gips sich umwandelnde Anhydrit bildet hier
unregelmässige Massen, die abgebaut werden.
Der Muschelkalk, etwa 50 m mächtig, steht als erste Kalkstufe der Rheintafel am subhercynischen Steilabfall (Falaise) oft
an, dann findet man ihn auch in Form von Gewölben und Schuppen in mehreren Ketten des Nordjura. Kalkstein, bankweise von
Encrinus liliiformis in einzelnen Stücken durchsetzt; seltener sind Ceratitesnodosus, Nautilus bidorsatus,Pemphyx Sueuri und andere Leitfossilien. Zu oberst dolomitisch und oft ausgelaugt.
Der fast ganz aus Dolomiten, Gipsmergeln und weichen Sandsteinen bestehende Keuper zeigt an seiner Basis Lettenkohle und
Sandsteine mit fossilen Gefässkryptogamen (Equisetum arenaceum, Merianopteris angusta, Pterophyllum Jaegeri, Baiera furcata,Bambusium Imhoffi). Fundstellen: Neue Welt bei Basel,
Passwang. An mehreren Stellen (Zeglingen, Cornol etc.) kleine
Streifen von Stein- und Gagatkohle. Darüber folgen bunte Mergel mit Bänken von Würfeldolomit und Ansammlungen von
gipshaltigem
Alabaster, die in den Kantonen Basel,
Aargau,
Solothurn
und Bern
mehrfach abgebaut werden. Den Uebergang zum Lias bilden Sandsteine und Mergel des Rät (Infralias,
Kössener Schichten) mit Knochen von grossen Reptilien, wie Belodon Plieningeri (= Gresslyosaurus ingens
Rütim.) von Niederschönthal bei Liestal, und von Fischen (Saurichthys acuminatus, Sargodon tomicus etc.). Etwa 80 m mächtig.
Jurasystem.
Lias. Masse von schwarzen, schiefrigen und bituminösen Mergeln mit dunkeln Kalken oder Sandsteinen und Arkosen an der Basis.
Im Maximum 100 m mächtig. Im schweizerischen Jura nimmt der Lias an Mächtigkeit gegen NO. ab, wo sich
übrigens die schönsten Aufschlüsse finden (Basel Land,
Aargau,
Weissenstein- und Lomontkette). Im SW. steht er zum letztenmal in ^[Supplement:
der Combe des Quignets und] der Combe aux Auges unter Montpéreux (Kt. Neuenburg)
an, wo einer der Schächte des Tunnels
von Les Loges die ganze Schichtreihe des Lias bis zur Basis des Charmouthien oder mittlern Lias durchbrochen hat. Der untere
Lias oder das Sinémurien ist im allgemeinen in der Form von Gryphitenkalk weit verbreitet und hat eine Menge von Fossilien;
gegen NO. geht er in Sandstein und Arkose über (Solothurn).
Den Uebergang zum Keuper bilden die an der Schambelen
(südl. von Brugg) von Heer und Escher v. der Linth erforschten Insektenmergel.
Sie sind seither nirgends mehr mit einem solchen Reichtum an Fossilien wiedergefunden worden. Der mittlere (Charmouthien)
und obere Lias (Toarcien und Aalénien) weisen im Schweizer Jura keine besondern Eigentümlichkeiten
auf und bestehen aus denselben Horizonten von Ammonoiden wie anderswo. Einige Geologen lassen den Lias mit der Zone des Harpoceras
(Ludwigia) Murchisonae endigen, die in ihrem petrographischen Charakter (eisenhaltiger Oolith) schon an den Dogger erinnert.
Dogger (französisch Oolithique). Er besteht überall im Jura, mit Ausnahme der Lägernkette und des
O.-Abschnittes der Rheintafel (Gansingen), aus oolithischen Kalken mit einem okerfarbigen mergelig-kalkigen Bindemittel. Gegen
Gansingen, Mandach und Baden, sowie im Randen werden die Oolithkalkbänke selten, da hier das ganze Gebilde im Allgemeinen mergelig
wird, dunkel gefärbt ist und nur einige wenige härtere oker- oder eisenoolithartige Bänke enthält.
Trotz dieses Wechsels in der Fazies muss man doch im Dogger des ganzen Juragebirges ebenfalls die in Frankreich und England
aufgestellten drei oder vier Stufen unterscheiden: das Bajocien (auch Lédonien genannt) oder die Zonen des Harpoceras (Sonninia)
Sowerbyi, des Stephanoceras polyschides und des S. Humphriesianum; das Vésulien und Bathien (zusammen
dem Bathonien von A. d'Orbigny entsprechend) oder die Zonen der Parkinsonia subfurcata, der P. ferraginea und der P. Würtembergica;
das Callovien oder die Zonen der Oppelia aspidoides, des Stephanoceras (Macrocephalites) tumidum und des S. coronoides oder
Peltoceras athleta.
Das Bajocien tritt im grössern Teil des Schweizer Jura (Gebiet sw. von Biel) in korallogener Fazies (Korallenkalk)
und als Echinodermenbreccie auf, während weiter gegen N. und NO. Eisenoolithe mit Kephalopoden vorherrschen. Am innern Rand
des Jura, besonders im Berner und Solothurner Jura, stehen sandsteinartige und kieselige Bänke an, die an die Zoophycos-Schichten
des Dogger in den Romanischen Präalpen erinnern. Der mittlere Dogger bildet gewöhnlich eine mächtige
Decke von feinkörnigen Oolithgesteinen mit sehr wenigen Kephalopoden und einigen mergeligen Einlagerungen, die weniger arm
an Fossilien sind. Gleichartiger in seinem petrographischen Charakter ist im ganzen Juragebirge das Callovien, dessen obere
Schichten aber gegen den Aargau
hin an Mächtigkeit beträchtlich abnehmen. Ja die oberste Schicht (Zone des
Peltoceras athleta und Cardioceras flexicostatum) fehlt am innern Gebirgsrand überhaupt ganz (Rückzug des Meeres in die
anglo-parisische Bucht). Gesamte Mächtigkeit des Dogger im Mittel 300 m.
Malm oder oberer Jura. Der Malm ist die für das Juragebirge am meisten charakteristische Schichtengruppe. Er bildet mächtige
Kalkstufen (Jurakalk), aus denen die höchsten Kämme und Gipfel des Gebirges aufgebaut sind. In den damit
abwechselnden mergeligen Schichten sind die Comben ausgewaschen und Zementbänke (sog. Leberstein,
mehr
woher der deutsche Name Leberberg für das Gebirge) eingelagert. Im Mittel 500 m mächtig. Die Stratigraphie des Malm ist
ziemlich verwickelt und kann hier nur in kurzen Zügen behandelt werden. Wenn wir, wie wir bis jetzt immer getan, von unten
nach oben fortschreiten, so finden wir der Reihe nach:
1) das Oxford, Mergel mit pyritischen Fossilien und mehr oder weniger kieseligen Kalkmergelkonkretionen
(terrain à chailles), oder die Zonen des Cardioceras Lamberti, des C. cordatum und des C. vertebrale, die gegen den S. und
O. transgredierend über den Dogger greifen. Hier nimmt das Oxford zugleich an Mächtigkeit ab und erhält, besonders
zu oberst, eine eisenoolithartige Fazies, die lange Zeit dem oberen Callovien zugezählt worden ist. Die untere Zone des Oxford
fehlt im Ostjura und am ganzen Innenrand des Gebirges meist ganz, während sie im Nord- und Westjura, wo sie in der gleichen
mergeligen und pyritischen Fazies auftritt wie im anglo-parisischen Becken, mächtig entwickelt ist.
2) Das Argovien, bestehend aus Spongitenkalken (mit mehreren Arten von Scyphia, einem zu den Hexaktinelliden gehörenden
Schwamm) Zementmergeln etc. Zone des Cardioceras alternans. Am ganzen Innenrand des Gebirges und im Aargauer Jura regelmässig
vorhanden. Im Nordjura und namentlich am Vogesenfuss tritt an die Stelle des Argovien die schöne Stufe
des Rauracien Korallenkalke mit kreidigen Nestern, voller Trümmer von Korallen, Krinoiden, Diceras, Nerinäen etc., aber
fast ohne Kephalopoden. Diese gesamte fossile Fauna umfasst mehr als 400 verschiedene Arten. Ueber dem Argovien und Rauracien
folgt 3) das Sequan in ziemlich verschiedenartiger Ausbildung. Mit seinen Oolithbänken und Okermergeln erinnert es
manchmal an den Dogger. Seine fossile Fauna ist noch wenig bekannt. Zu oberst ist es überall korallogen und dem Rauracien
zum Verwechseln ähnlich.
4) Das Kimeridge oder Randénien besteht aus dichten Kalken, mit einer Fauna von im Schlamm lebenden Mollusken (besonders
reich in der Umgebung von Pruntrut) und Kephalopoden mit Seeigeln und Schwämmen (im Aargau
und am Randen). Es
ist dies die Zone der Oppelia tenuilobata. Zu oberst wiederum korallogen oder sogar kieselig (Wettingen = Nattheim). Diesem
Niveau gehört der Solothurner Marmor mit seiner auf der Erde einzig dastehenden Bank mit fossilen Schildkröten (8 Arten Chelydeen
und 3 Arten Emydeen) an. Es folgt 5) das Portland oder Bononien, eine Kalkmergelstufe, die nach
oben oft oolithisch wird und Nerinäen führt. Es fehlt von Solothurn
und Münster an dem nordöstl. Jura, während es im Neuenburger
Jura und Südjura mächtig entwickelt ist. Leitfossilien: Cyprina Brongniarti, Ampullina Marcousana. Zone des Stephanocerasgigas.
6) Das Purbeck ist eine wenig mächtige Stufe von grauen Kalkmergeln, die stellenweise oolithisch
werden, sowie Gipslinsen und eine Brackwasserfauna (Cyrenen, Physen, Planorben, Limnäen, Valvata, Auricula, Carychium etc.)
enthalten. Es steht am Jurafuss von Biel bis Bellegarde und an der Sohle einiger Muldenthäler des Zentral- und Südjura an.
Rückzugsphase des jurassischen Meeres gegen SW.
Kreidesystem.
Untere Kreide, Wealden oder Hils. Dieses Gebilde bezeichnet den Rückzug des Meeres nach NW. ^[eine Transgression des
Meeres nach NNO.] bis zur Linie La Chaux de Fonds-Biel und fehlt ganz im Nord- und Ostjura. Es verleiht dem Jurafuss um Neuenburg,
Yverdon,
Grandson, Orbe etc. seinen eigenartigen Charakter. Alle Muldenthäler sw. von der angeführten Linie enthalten
seine verschiedenen Stufen. Diese sind: das Valangien, das aus rosaroten oder braunroten Kalken mit einigen mergeligen Zwischenlagen
und einer nach oben limonitisch werdenden Eisenoolithschicht besteht.
Reiche Fauna von Schwämmen, Bryozoen, Brachiopoden, Mollusken, Acephalen und Gasteropoden, mit einigen seltenen Kephalopoden.
Zonen des Hoplitesperiptychus ^[Supplement: pexiptychus] und des H. Thurmanni. Diese Fauna ist zusammen
mit der der übrigen Stufen der untern Kreide von F. J. Pictet, de Loriol u. A. (in verschiedenen Bänden der Matériaux
pour la Paléontologie Suisse, Neuen Denkschriften der schweizer. Gesellschaft für die gesamten Naturwissenschaften etc.)
beschrieben worden. Fundstellen von Fossilien: Valangin (Kanton Neuenburg),
Arzier (Kanton Waadt),
L'Auberson bei Sainte Croix
etc.
Das Neocom (Hauterivien oder Barrémien) ist wie die vorhergehende Stufe sehr ungleich mächtig entwickelt; seine Mächtigkeit
nimmt gegen NO. ab und gegen SW., d. h. gegen den Südjura und Dauphiné, zu, wo es normal als Hochmeerbildung auftritt,
während es im schweizerischen Jura eher littorale Fazies zeigt. Es besteht aus grauen, bläulichen oder
durch Oxydation gelb gewordenen Mergeln, über denen gelbe oder braunrote oolithische Kalke und Echinodermenbreccien liegen.
Die in den Mergeln reichere Fauna zählt 316 verschiedene Arten. Zone des Hoplites radiatus. Typisch ausgebildet in der Stadt
Neuenburg und ihren Umgebungen (Hauterive, Le Landeron).
3) Das Urgon beginnt an der Basis mit schmalen Mergelbändern (gelber Mergel von La Russille). Dann folgen gelbe Bänke mit
Echinodermenbreccien, die immer noch dem Neocom gleichen, darüber schneeweisse Schichten (wie in Orgon im französ. Departement
der Bouches du Rhône) mit Requienia (Caprotina) ammonia,Sphaerulites Blumenbachi etc. Im Val de Travers
und in der Umgebung von Orbe endigt das Urgon zu oberst mit einer 1-2 m mächtigen Kalkbank, die Asphalt führt.
4) Das Rhodanien und die Mergel des Aptien bezeichnen eine Rückzugsphase des unteren Kreidemeeres juraeinwärts und
gehen nur bis zum Val de Travers, keineswegs aber bis zum Neuenburger Hochjura. Es sind blassgrüne oder
gelbe pyritische Kalke mit Harpagodes Pelagi, dann gelbe Mergel (zu oberst eisenschüssig) mit Orbitulina lenticularis, HeterasterCouloni, Plicatula placunea etc. wie bei Bellegarde. Darüber folgt scharf abgegrenzt die Transgression der grünen Sandsteine
des Albien.
Mittlere und obere Kreide sind schwach entwickelt und heute nur noch in einzelnen, von der Erosion bis
jetzt verschont gebliebenen Fetzen vorhanden. Wie an andern Stellen ist auch hier eine reiche fossile Fauna, besonders in den
grünen Sandsteinen, vorhanden. (Vergl. die Arbeiten von F. J. Pictet in den Matériaux pour la Paléontologie Suisse: Descriptiondes fossilesde Sainte Croix, ferner in den Mémoires de la Soc. de phys. et d'histoire naturelle de Genève.
1847). Im Juragebirge sind nicht alle der im nördl. Europa beobachteten Kreidestufen vertreten, indem hier bis jetzt weder
das Turon noch das Danien nachgewiesen ist.
Wohl aber findet sich das Albien mit zwei von einander stark verschiedenen Unterstufen: zu unterst Sande
mit phosphorisierten Fossilien und Acanthoceras monile (= A. mamillatum) und blauen Ziegellehmen (englischer Gault) mit pyritischen
Fossilien und Puzozia ^[Supplement: Puzosia] Mayoriana;
darüber grüne Sandsteine (Vraconnien), die bisher nur aus der Umgebung
von Sainte Croix (Strasse nach La Vraconne) bekannt sind und zahlreiche Turriliten, Scaphiten, sowie
Schloenbachia varians etc. enthalten.
Ueber das Albien transgrediert zusammen mit dem Vraconnien das Cenoman (dessen Basis
aus der Kreide von Rouen oder dem sog. Rhotomagien besteht), das manchmal auch direkt über dem Valangien oder sogar dem
Portland (Umgebung von Biel) liegt. Blassrote oder gelbe Kalkmergel mit ziemlich schlecht erhaltenen Fossilien,
die man zuerst bei Souaillon nahe Cornaux (Kanton Neuenburg)
gefunden hat und die denjenigen der Kreide von Rouen entsprechen: AcanthocerasMantelli, Scaphites aequalis, Turrilites costatus etc. Das Senonien oder die Feuersteinkreide kennt man nur aus der Umgebung
von Saint Amour im französischen Jura (Lains-Saint Julien), und das Danien endlich steht zusammen mit
den anderen Stufen um Grenoble an. Es beweist dies, dass das Meer zu Ende der Kreideperiode sich vom ganzen jurassischen
Gebiet zurückgezogen hatte.
Tertiärsystem.
Eocän oder Bohnerzbildung (Sidérolithique). Das Nummulitenmeer ist nicht bis zum Juragebirge vorgedrungen. Zu dieser Zeit
war das Gebiet des jetzigen Gebirges zum erstenmal ein zwischen Vogesen und Schwarzwald einerseits und
dem das Gebiet der jetzigen Voralpen (Schwyz-Appenzell-Ober Baiern) überflutenden Nummulitenmeer andererseits schwach geneigtes
Festland mit tropischem Klima und Mineralquellen oder Säuerlingen. Nach und nach griff dann das Nummulitenmeer auch auf die
jetzigen westl. Hochalpen über. Die Sauerwasser erodierten in den Juragesteinen Kanäle, Zuglöcher und
verschieden geformte Spalten, Höhlen und Durchbohrungen aus, in die die Zersetzungsprodukte der obern (Gault) und untern
Kreidegesteine, sowie auch noch solche jurassischer Schichten zusammen mit Tierleichen eindrangen. So bildeten sich die roten
Thone (Bolus oder
mehr
Bauxit) und die zur Glasbereitung verwendeten Quarzsande, die zuweilen auch noch ausgelaugte und verkieselte Fossilien des
Kimeridge, Portland und Neocom, sowie eingeschwemmte Fossilien des Neocom und Alpien (Biel, Neuenburg
und Le Fuet) enthalten. Diese Reste
von Landtieren bestehen aus zerbrochenen Knochen und besonders aus einzelnen Unterkiefern und Zähnen und finden
sich angehäuft in einigen höhlungen am Mauremont (Entreroches), bei Saint Loup (Kanton Waadt),
Münster (Berner Jura), Egerkingen und
Ober Gösgen (Kanton Solothurn).
Vergl. darüber: Pictet, F. J. Animaux sidérolithiques du canton de Vaud. 1855; mit Supplément 1869. Ferner
die Arbeiten von L. Rütimeyer in den Neuen Denkschriften... 1862 und den Abhandlungen der schweizer.paläontolog. Gesellschaft 1891. Man kennt davon heute etwa hundert Arten von Säugetieren aus den Gattungen Palaeotherium,Phenacodus, Lophiodon, Anchilophus, Hyracotherium, Hyopotamus, Dichobune, Xiphodon, Dichodon, Tetraselenodon etc. Nämlich
etwa 60 Arten von Huftieren, ferner Nagetiere, älteste Fleischfresser (Pterodon, Hyaenodon, Proviverra, Quercytherium),
echte Fleischfresser (Cynodon, Cynodictis, Amphicyon), Insektenfresser, Fledermäuse, 10 Arten von Halbaffen
oder Lemuren (Caenopithecus, Adapis, Necrolemur, Pelycodus, Hyopsodus, Plesiadapis) und endlich den Calamodon Europaeus,
eine für Europa neue Gattung, die zuerst im Eocän der westl. Vereinigten Staaten gefunden worden ist und unter anderm einen
gemeinsamen Ursprung der eocänen Fauna beider Halbkugeln zeigt.
Dazu kommen noch Reste von Landschildkröten, Schlangen (darunter ein über 3 Meter langer Python), Krokodilen
und Iguaniden, wie sie namentlich im Bolus des Kantons Waadt
gefunden worden sind. Das Eocän ist besonders in den Mulden des Berner Jura
mächtig ausgebildet, wo es in Linsen Bohnerz enthält, das heute noch in der Ebene vor Delsberg aus einer
Tiefe von 80 m unter der Oberfläche heraufgeholt wird. Es schliesst oben mit einem Süsswasserkalk mit Limnäen und
Planorben (Münster, Delsberg, Orbe, Val de Joux etc.) ab, wie er sich in derselben Lagerung auch im Berry und über dem Pariser
Gips wieder findet. Diese Ablagerungen zeigen hier wie dort das Ende der Eocänzeit an.
Oligocän. Auf die Süsswasserseen, denen das Eocän seine Schichtung verdankt, folgte das elsässische Meer, das eine Bucht
in den nördl. Abschnitt des Berner Jura (Pruntrut, Laufen, Dornach, Delsberg und bis Münster) vorschob. Hier setzten sich Konglomerate
(Elsgauer oder Pruntruter Nagelfluh, französisch Gompholithe d'Ajoie geheissen) und Kalksandsteine, der
sog. Pruntruter Cerithienkalk (Tongrien), ab. Dieser letztere enthält Ostrea callifera, Pholadomya Puschi (= Ph. Weissi =Ph. pectinata), Ampullina crassatina, Cerithium plicatum.
Darüber folgen blaue Mergel mit Fischen (Meletta), Foraminiferen, Cyprina rotundata, Cytherea incrassata, ferner mit Zähnen
von Lamna und Knochen von Halitherium (Bonfol, Delsberg, Laufen). Von dieser Zeit an bildete sich auch eine
Verbindung zwischen dem elsässischen
Golf und dem Brackwassersee am N.-Fuss der Alpen, in dem sich der Flysch abgesetzt hat.
Dann setzten sich oligocäne (oder alsatische) rote Molassemergel mit jurassischen Geröllen am Jurafuss ab, im Kanton Waadt
(gleich
wie in Baiern) sandige Mergel mit Cerithien und Cyrenen, bei Orbe und im Elsass Petrol führend; ferner
im ganzen Jura Brackwasserkalke mit Helix Ramondi und H. Moguntina ab. Sehr warmes Klima, tropische Flora mit Palmen, Zimtbaum
(Cinnamomum) bei Basel,
Delsberg, Aarwangen etc. Fauna der Schieferkohlen von Lausanne mit Anthracotheriurn, Schildkröten etc., im
Jura arm aber reich bei Mainz, in der Auvergne und der Aquitaine (Mainzer Stufe, Moguntien oder Aquitanien).
Miocän. Zu Ende der Oligocänzeit kam der helvetische Brackwassergolf über das Rhonethal und Südfrankreich mit dem Ozean
in offene Verbindung. In den Alpen treten neue orogenetische Vorgänge auf; sie senden zahlreiche Gerölle in das Miocänmeer
(Nagelfluh mit exotischen oder vindelizischen Geröllen, die von den im Flysch eingeschlossenen sog.
exotischen Blöcken und den Klippen herstammen). Bildung der Hauptmasse der polygenen oder bunten Nagelfluh und der subalpinen
Molasse. Am subjurassischen Ufer Absatz der Molasse von Lausanne und von Muschelsandstein, mit welchen beiden Gebilden das
ganze Gebiet des heutigen Hochjura (Aiguilles de Baulmes, Les Verrières, La Chaux de Fonds), des Berner Jura
bis Court und des Solothurner und Aargauer Jurafusses überdeckt war.
Nördl. davon Festland mittropischer Vegetation wie Palmen, Zimtbäumen (eingeschwemmt nach Lausanne, Monod, Eriz). Landfauna
mit riesigen Huftieren (Mastodon, Rhinoceros, Dinotherium) und andern Bewohnern heisser Länder. (Knochen aus dieser
helvetischen oder burdigalischen Stufe bei Brüttelen, Ins, Lenzburg, Würenlos etc.). Später folgte eine Transgression des
Miocänmeeres bis zum Randen, der Rheintafel und den Umgebungen von Delsberg (Corban): vindobonische oder pontilevische Stufe.
Absatz des Bandengrobkalkes (mit Nerita Laffoni, Pecten Herrmannseni, P. palmatus etc.), sowie der Sandsteine und Nagelfluh
mit Ostreacrassissima und Cerithium lignitarum (Girlend, Court, La Chaux de Fonds), der Aargauer Kalknagelfluh,
der roten und grünen Mergel des Berner und Neuenburger Jura und endlich der Oeninger Brackwasserkalke (Le Locle, Courtelary,
Tramelan, Sorvilier, Vermes etc.). Bei Le Locle hat man 150 Arten von tropischen Pflanzen gefunden, die mit denen von Oeningen
übereinstimmen (beschrieben von Oswald Heer in der Flora tertiaria Helvetiae und der Urwelt der Schweiz).
Die Sande und Kalke des obern Miocän enthalten oft Helix (Macularia) Turonensis, H. (Tachea) geniculata, H. Renevieri, H.Larteti, H. (Campylaea) Steinheimensis und H. extincta mit einigen Resten von Säugetieren (bei Vermes; Fauna von Sansans
oder La Grive-Saint Alban im französ. Departement Isère). Ins Miocänmeer des Nordjura haben auch Vogesen und Schwarzwald
Geschiebe in Form von Sandei und Geröllen von allen sie aufbauenden Gesteinen gesandt.
mehr
Solche Flussablagerungen mit Deltastruktur finden sich in den Thälern von Delsberg und Laufen bis hoch hinauf (Stollen, Saigne
Dessous); in der Ajoie und im Elsass finden wir Vogesensande mit Dinotherium giganteum (Unterkiefer von Le Montchaibeut im
Berner Museum), HelixSteinheimensis ^[Supplement: (Campylaea) extincta] und Abdrücken von Blättern (bei Montavon)
gleich denen von Oeningen. Die miocänen Flüsse der Oeningerstufe haben diese ihre (also nicht, wie man geglaubt hat, pliocänen)
Sedimente in den im Oligocän ausgewaschenen Tobeln oft in etwas diskordanter Lagerung (Courfaivre) abgesetzt.
Pliocän: Auffaltung und Erosion des Jura. Nachdem dis Miocänmeer nördl. der Schweizer und bairischen Alpen aufgefüllt
worden war und es sich ins Thal der Saône und Rhone und nach Ungarn zurückgezogen hatte, traten im Jura
zu gleicher Zeit wie in den Alpen mehr oder weniger rasch sich vollziehende Faltungserscheinungen auf, mit denen zugleich
sofort auch die Erosion durch fliessendes Wasser und Hydrometeore ihre Arbeit begann. Diesen beiden Agentien,
Erosion und Faltung, verdankt der Jura zum grössten Teil sein heutiges Relief, d. h. seine alle Sedimentsysteme in Mitleidenschaft
ziehenden Gewölbe und Mulden, sowie deren Abtragung und Auswaschung in Form von Zirken, Comben, Klusen und verschiedenartigen
Zerstückelungen, die auch während der Quaternärzeit fortdauerte und heute noch - wenn auch in schwächerem
Masse - vor sich geht.
Dass die Auffaltung des Jura nach dem Miocän und hauptsächlich im Pliocän stattfand, geht aus den nachfolgenden Betrachtungen
hervor. Alle Tertiärablagerungen im Jura sind gegen das Gebirge zu in mit diesem parallel streichenden Falten aufgerichtet.
So sind im Besonderen die Oeningerkalke von Le Locle, Courtelary etc., die ursprünglich als einheitliche
Decke über einem grossen Abschnitt des schweizerischen Jura lagen, heute aber nur noch mitten in den Mulden als vereinzelte
Fetzen sich erhalten haben, in ihrer ursprünglich horizontalen Lagerung gestört, mehr oder weniger stark aufgerichtet und
sogar dislociert worden. Es sind somit von der Jurafaltung, abgesehen von den am N.-Ufer des Tertiärmeeres
festgestellten Diskordanzen, auch alle tertiären Schichten mit ergriffen worden.
Daraus geht wiederum hervor, dass diese Molasse einst als oberste Schichtlage alle jetzigen Kreide- und Juragewölbe etc.
überzogen haben muss und im spätern Verlauf des Pliocän durch die starke Arbeit der Erosion wieder weggewaschen
worden ist (dieser Abtrag beträgt, bis zum Lias hinunter gerechnet, etwa ⅓ der Masse des gesamten ursprünglichen Gebirges).
Dass die Oberflächenformen im Jura schon zu Beginn der Quaternärzeit in Bezug auf Faltung und Erosion den heutigen Verhältnissen
entsprachen, zeigt uns recht deutlich die diskordante Auflagerung des horizontal geschichteten Deckenschotters, der
ältesten quaternären Geröllmassen, auf dem abradierten Gewölbe der Lägernkette zwischen Baden und Brugg (vergl. das Querprofil
durch das Gebensdorferhorn).
Diese Schotter haben von der Zeit an, da sie auf einer im Niveau aller Höhenzüge des schweizerischen Mittellandes (Uetliberg
etc.) sich haltenden Peneplain abgelagert worden sind, keinerlei tektonische Störung mehr erlitten,
während die Faltung und nachherige Abrasion des mächtigen Gewölbes der Habsburg-Lägernkette wie bei allen andern Juraketten
zeitlich zwischen den Beginn des Quaternär (Deckenschotter) und das obere Miocän, d. h. eben ins Pliocän fallen.
Die im Pliocän vom Jura und schweizerischen Mittelland abgespühlten Materialien haben u. a. das Thal der Saône und ebenso
den alten Rheinlauf von Basel
über Delle nach Besançon aufgefüllt. Es bedeutet somit für unser Land die Pliocänzeit eine zweite
Festlandsperiode, die hier, so weit bekannt, keine Ablagerungen hinterlassen hat, aber durch die Faltung und Erosion von
Jura und Alpen und durch die Ausbildung der schweizerischen Peneplain sich charakterisiert.
Quaternär: eiszeitliche Gletscher und quaternäre Erosionen. Die Wirkungen dieses geologischen Zeitabschnittes sind bis jetzt
im Jura noch am wenigsten gut bekannt. Da die heutigen Ansichten über die Entstehung der Thäler und Seen, die Modellierung
des Mittellandes durch die Gletscher die Anzahl der alpinen Eiszeiten etc. noch lange nicht genügend abgeklärt
sind, können wir sie hier weder diskutieren noch auf die Verhältnisse im Jura anwenden. Wir wollen einzig erwähnen, dass
die quaternären Ablagerungen am Jurafuss von denen im Innern des Gebirges verschiedene sind.
Längs einer Linie von Le Bullet (1150 m) über Nods (900 m) und Solothurn
(620 m) nach Wangen an der Aare (502 m)
zieht sich eine Zone von Seitenmoränen des einstigen Rhonegletschers aus der letzten oder vorletzten Eiszeit in absteigender
Richtung hin. Diese Moränen zeichnen sich aus durch das massenhafte Auftreten von Protoginblöcken aus dem Mont Blanc, während
dieses Gestein im Erratikum im Innern des Juragebirges selten ist. Hier stammen die erratischen Blöcke
aus den penninischen Alpen.
Einen Beweis für die Glazialerosion und den Gletschertransport von unten nach oben bilden die bis an die Flanke der ersten
Jurakette hinaufgeschobenen, vom Fuss des Jura herstammenden Blöcke aus unterer Kreide und sogar Fossilien, wie man sie
z. B. bei Magglingen über Biel findet. Dazu kommen im Neuenburger Weinbaubezirk auch noch vereinzelte Drumlins
vor. Im Innern des Gebirges fehlen echte alpine Moränen. Man trifft hier nur da und dort einige Anhäufungen von Blöcken
und Gesteinsfragmenten aus den Walliseralpen (Arkesin, Arollagneis, Chloritschiefer etc.) die meist in einen jurassischen
Glaziallehm (Grundmoräne) eingebacken sind und bis zum Dessoubre, ins Münsterthal und auf die Rheintafel
(Herznach) vorkommen. Es sind dies die ältesten glazialen Zeugen im Jura, die wahllos auf allen älteren Schichten liegen
und sowohl in den Comben wie auf den Kämmen oder in de