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Geologen, Physiker, Meteorologen, Hygieniker, Juristen, sowie aus mehreren Ingenieuren, hervorragenden Alpinisten etc.), die 1896 ein Preisausschreiben für die besten Lösungen einer Reihe von beim Bau der Bahn in Betracht kommenden Fragen erliess. Die wichtigste der eingegangenen Arbeiten war die des Ingenieurs E. Strub, dessen neues Zahnstangensystem bei der Jungfraubahn seine erste Anwendung gefunden hat. Das auf Grund eingehender Studien für die Bahn festgelegte Tracé ist folgendes: Die Bahn geht von der Station Kleine Scheidegg (2064 m) der Wengernalpbahn zunächst bis zum Eigergletscher.
Diese Strecke führt mit Ausnahme eines kleinen Tunnels von 87 m Länge dem Hang des begrasten Fallbodenhubels (2175 m) entlang in offener Linie zur Station Eigergletscher (2321 m; 2 km vom Ausgangspunkt), nahe dem Ende des Gletschers dieses Namens, in dem man eine künstliche Eishöhle ausgebrochen hat. Dann tritt das Tracé in den grossen Tunnel ein, um ihn von nun an nicht mehr zu verlassen. Dieser Tunnel erhält eine Länge von 10,5 km und, bei einer Breite von 3,7 und einer Höhe von 4,35 m, einen Querschnitt von rund 16 m2.
Die erste Tunnelstation ist die Station Rotstockwand (2530 m; 2,8 km von der Kleinen Scheidegg), von der aus ein mit einem Drahtseil versicherter Felsenweg auf den benachbarten (40 Minuten) Rotstock (2668 m) mit seiner schönen Aussicht auf das Grindelwaldthal erstellt wird. Es folgt in 4,4 km vom Ausgangspunkt die Station Eigerwand (Grindelwaldblick; 2867 m), die wie alle übrigen nach ihr eine Felsenstation ist. Ein grosser Raum ist hier im Berge selbst ausgehauen; seine Decke wird durch stehengelassene Felsensäulen gestützt, Wände, Decke und Boden sind mit Holz verkleidet, und der ganze Raum ist elektrisch beleuchtet und geheizt.
Neben ihm sind Schlafzimmer für Passanten, Wohnräume für den Stationsvorstand und den Restaurateur etc. vorgesehen. Der Hauptraum hat nach Aussen hin grosse fensterartige Oeffnungen (ähnlich denen an der Axenstrasse) mit zurückziehbaren Balkonen. Bis hierher wird seit Sommer 1903 die Bahn bereits betrieben. Dann geht der Tunnel dem Projekt zufolge mit einer Kurve von 550 m Radius weiter, erreicht die SO.-Seite des Eiger und zieht sich von da unter dem Eigerjoch durch in direkter SW.-Richtung bis zur Jungfrau.
Auf dieser Strecke sind folgende Stationen geplant: Eismeer (oder Kallifirn 3160 m; 5,8 km), Jungfraujoch (3420 m; 9,2 km; Doppelstation mit 2 Seitenstollen nach N. und S.) und Jungfrau (4093 m; 12,2 km; Felsenstation). ^[Supplement: Definitive Höhen der 1909 in Betrieb stehenden Stationen: Rothstock (2520 m), Eigerwand (2812 m).] Von hier aus erreicht man den Gipfel vermittels eines elektrischen Aufzuges von 73 m Höhe. Die Steigungen zwischen den einzelnen Stationen sind folgende: Kleine Scheidegg-Eigergletscher 24,1%, Eigergletscher-Rotstock 25%, Rotstock-Eigerwand 25%, Eigerwand-Eismeer 25%, Eismeer-Jungfraujoch 6,7%, Jungfraujoch-Endstation 25%.
Alle Zwischenstationen werden dem Reisenden eine prachtvolle, von Punkt zu Punkt wechselnde Aussicht bieten. Wohl am meisten Anziehungskraft wird die Station Jungfraujoch mit ihrem doppelten Ausblick auf die Berner und die Walliser Seite haben. «Nach N. sehen wir das Mittelgebirge mit seinen grünen Matten, dunkeln Wäldern, lieblichen Thälern und Seen, unmittelbar unter sich die Kleine Scheidegg mit den Häusern, die einem so klein vorkommen wie Nürnberger Spielzeug ... Nach S. hin bietet sich dem Auge ein ganz anderes Bild: eine Welt ohne Leben, die Region des ewigen Schnees und Eises. Der erste Schritt zur Station hinaus führt uns direkt auf den Jungfraufirn. Mit Bequemlichkeit und ganz ohne Gefahr erreichen wir von hier aus das Ewig Schneefeld, das wie der Jungfraufirn als Rennplatz für Skiläufer, Rennwolffahrer, überhaupt für jeden Schlittensport geradezu wie geschaffen erscheint. Leicht erreicht man über den Konkordiaplatz den Grossen Aletschgletscher ... Es wird sich voraussichtlich von Station Jungfraujoch ein nicht unbedeutender Verkehr nach dem Rhonethal entwickeln ...»
Die Gesamtlänge der Bahn beträgt 12,2 km, die gesamte zu überwindende Höhendifferenz 2102 m. Als elektrisches Betriebssystem ist dreiphasiger Wechselstrom gewählt, der von den beiden Elektrizitätswerken zu Lauterbrunnen und Burglauenen geliefert wird. Jenes beutet die Wasserkraft der Weissen Lütschine, dieses die der Schwarzen Lütschine aus. Das Gefälle beträgt dort 38, hier 150 m, ¶
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die verwertete Wassermenge an beiden Orten 6 m3 pro Sekunde. Im Ganzen stehen der Bahn über 11000 PS zur Verfügung. Nach Vollendung der Bahn wird auf der Jungfrau oder dem Mönch ein meteorologisches Observatorium errichtet werden.
Guyer-Zeller hat für die Ausführung seines Projektes 10 Millionen Franken budgetiert und die Gesamteinnahme pro Jahr zu 722000 Fr., den Einnahmenüberschuss zu 512000 Fr. berechnet. Man rechnet auf 2000 Passagiere bis zum Eismeer, 5000 bis zum Jungfraujoch und 10000 bis zum Gipfel. (Vergl. Wrubel, Friedr. Die Jungfraubahn in der Deutschen Rundschau. Jahrg. 23, 1897. - Wrubel, Friedr. Ein Winter in der Gletscherwelt; Skizzen vom Bau der Jungfraubahn. Zürich 1899).
[H. Br.]
Geologie.
Die Gebirgsgruppe der Jungfrau steht an der n. Grenze des krystallinen Aarmassives und am Kontakt mit dessen sedimentärer Randzone, die als wiederholt übereinander gelegte liegende Falten die Bergketten zu beiden Seiten der Thäler der Weissen und Schwarzen Lütschine bildet. Zwischen den krystallinen Gesteinsarten des Aarmassives und den ihm vorgelagerten Kalkketten bestehen enge tektonische Verbindungen, indem beide oft in einander übergreifen. Die Sedimente (Jura, Trias, Perm) dringen in Form von oft sehr spitzen Keilen in die stets nach S. fallenden krystallinen Gesteine (Gneis, Granitgneis, Protogin und Glimmerschiefer in verschiedener Ausbildung) ein. An der Jungfrau kennt man zwei solcher Kalkkeile, während am Gstellihorn Gneis und Kalk fünfmal miteinander abwechseln.
Der Gipfel der Jungfrau selbst besteht aus Gneis, der die Kalkmassen auf eine Breite von mehr als 3 km überlagert. Diese bestehen der Hauptsache nach aus Malm, schliessen aber in den Muldenkernen auch noch Eocän mit ein. Längs der Kontaktzone zwischen den Jurakalken und dem Gneis verläuft ein schmales Band von Dogger, Rötidolomit (Trias) und Perm (in Form von schiefrigem Sernifit, Quarzit und roten und grünen Schiefern). Vergl. Baltzer, A. Der mechanische Kontakt zwischen Gneis und Kalk in den Berner Alpen (Beiträge zur geolog. Karte der Schweiz. 20). Bern 1880.
[Dr. H. Schardt.]