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kostbare Kunst- und Schmucksachen aus dem Kloster Ittingen, u. a. ein berühmtes Prozessionskreuz. Ein Teil der Kunstschätze des Klosters ist 1524 zerstört worden. In alten Zeiten war Ittingen eine feste Burg, deren Eigentümer der Familie der Welfen angehörten und Truchsesse der Grafen von Kiburg waren. Die Burg wurde dann zur Zeit des grossen Kampfes zwischen König Heinrich IV. und Rudolf von Rheinfelden 1079 von den Truppen des dem ersteren ergebenen Abtes Ulrich von St. Gallen zerstört. Mit Zustimmung des Abtes von St. Gallen und des Grafen von Kiburg errichteten die Herren von Ittingen 1128 an dieser Stelle eine dem h. Laurentius geweihte Kirche mit einem Augustinerkloster, dessen Mönche sich der Armen- und Krankenpflege widmeten. Doch wird das Kloster erst 1155 genannt, in welchem Jahre ihm der Herzog Heinrich von Baiern im Namen des Papstes die geistliche Hoheit über Uesslingen übertrug. 1162 verliehen ihm die in dieser Gegend schon im Jahr 1000 begüterten Welfen ihre Ländereien zu Nussbaumen, Stammheim und Trüllikon, und noch im selben Jahre traten sie das Kloster mit seinem ganzen Besitz unter der Bedingung an Abt Werner von St. Gallen ab, dass es stets den Augustinermönchen als Wohnstätte dienen solle. Trotzdem gründete aber Abt Werner hier ein Kloster für Weltgeistliche und ein Frauenkloster. Ittingen verblieb dem Stift St. Gallen bis 1274, worauf Rudolf von Habsburg infolge eines Streites mit dem Abt Kuno sich zu dessen Kastvogt machte. Als im 15. Jahrhundert das Kloster verarmte und die Mönche sich zerstreuten, sah sich der Propst gezwungen, zuerst die Glocken zu verkaufen und dann das Kloster mit seinem ganzen Gut an den Orden der Karthäuser zu veräussern. Da diese innerhalb ihrer Klostermauern keine Frauen duldeten, errichteten die Nonnen sich oberhalb Warth ein eigenes Kloster mit Kapelle. Als 1524 die Bauern der umliegenden Dörfer zur Reformation übertraten und die Bilder in den Kirchen beseitigten, liessen die hier den Blutbann besitzenden katholischen Eidgenossen den reformierten Pfarrer Oechsli in Burg bei Eschenz des Nachts überfallen und nach Frauenfeld schleppen. Auf die Hilferufe des Gefangenen ertönten die Sturmglocken, die Bauern bewaffneten sich und verlangten die Freilassung ihres Pfarrers. Als diese verweigert wurde, plünderten sie das Kloster Ittingen und steckten es zuletzt in Brand. Es ist dies der sog. Ittingersturm. Nun rüsteten die V Orte zum Krieg und verlangten von Zürich die Auslieferung der Anführer des Sturmes, des Untervogtes Wirth von Stammheim, seiner beiden Söhne und des Untervogtes Rüttimann von Nussbaumen. Nachdem der Gesandte von Bern sein Wort dafür verpfändet hatte, dass diese Leute nur wegen des Ittingersturmes, aber nicht wegen ihres Glaubens verhört und bestraft werden sollten, gab sie Zürich heraus. Dennoch wurden die Unglücklichen mit Ausnahme des einen Sohnes von Wirth zu Baden gefoltert und hingerichtet und zwar hauptsächlich deshalb, weil sie die Bilder in den Kirchen ihrer Heimatgemeinden beseitigt hatten. Das zur Zeit der Gegenreformation wieder aufgebaute Kloster Ittingen gelangte bald zu grosser Macht und Reichtum, dank besonders seinem beträchtlichen Weinhandel und reicher Vergabungen von Seiten des Luzerner Patriziergeschlechtes Pfyffer. Es besass weitläufige Kellereien mit mächtigen Weinfässern, deren eines z. B. 425 hl hielt. Nachdem im Thurgau 1848 die Klöster aufgehoben worden waren, verkaufte die Regierung die Karthaus Ittingen 1856 an Privatleute. Unter den Klosterbrüdern hat sich besonders Heinrich Murer († 1638) als theologischer Schriftsteller ausgezeichnet. Die einstige feste Burg Ittingen muss unterhalb des Klosters im sog. Burgholz gestanden haben.